Fehlende Bindung zwischen Mannschaftsteilen: Red Bull Salzburg von der Admira mit einfachen Mitteln abmontiert!
Bundesliga 26.September.2011 Daniel Mandl 0
Acht Bundesliga-Spiele in Folge ungeschlagen: Die Admira ist momentan einfach nicht zu stoppen – auch nicht von Ligakrösus Red Bull Salzburg. Wenn man die letzten Wochen als Referenz nimmt, ist die starke Leistung der Südstädter keine Verwunderung. Ganz im Gegensatz zur miserablen Leistung der Moniz-Elf, die sich vom Aufsteiger die Schneid abkaufen ließ.
Der Transfer von Stefan Maierhofer nach Salzburg brachte den Vizemeister einmal mehr in die Schlagzeilen. Immerhin erwartete man sich vom 29-jährigen Angreifer, dass er einer ist, der seinen Mitspielern in faulen Momenten in den Hintern tritt. Ist er wohl auch – nur wurden ihm, so wie den anderen „Antreibern“ der Salzburger, gegen die Admira die Grenzen aufgezeigt. Die Admira kontrollierte Salzburg, als würde man jeden Tag gegen eine Mannschaft solchen Kalibers spielen. Doch wie kam das zustande?
Leonardo und Maierhofer statt Tchoyi und Janko
Die Zeiten eines Somen Tchoyi, der am Flügel im Alleingang Spiele entscheiden konnte, sind vorbei. Ebenso die großen Stunden eines Marc Janko, eines in Topform agierenden Alexander Zickler oder eines alles abräumenden Ezequiel Carboni. Die Realität heißt Leonardo, Maierhofer, Lindgren und Pasanen. Allesamt Fußballer, die in der Vergangenheit bewiesen Verstärkungen für ihr Team zu sein – aber eben nicht dermaßen unfehlbar und unkontrollierbar wie es damals Tchoyi oder Janko waren. Den heute bei West Bromwich Albion angestellten Kameruner konnte man an guten Tagen kaum stoppen – heutzutage haben die Gegner beim zweidimensionaleren Spiel eines Leonardo de Vitor Santiago Mittel und Wege um als Punktesieger vom Feld zu gehen. Ein Marc Janko machte an guten Tagen schon mal zwei, drei Tore und war eine fordernde, auffällige Figur im Offensivspiel der Roten Bullen – heute montiert man Stefan Maierhofer ab, indem man nah an ihm steht und ihn zu Ballfehlern zwingt, und die zentrale Offensivachse der Salzburger verwandelt sich umgehend in ein Lüftchen.
Kein „Rausreißer“
Trainer Ricardo Moniz machte die mangelnde Einstellung für die Niederlage gegen die Admira verantwortlich. Was er damit meinte war wohl unter anderem, dass seine Spieler nahezu alle wichtigen Zweikämpfe verloren und bei den berühmten „zweiten Bällen“ stets das Nachsehen gegenüber der Kühbauer-Elf hatte. Die Admira ließ Salzburg nicht munter drauf los spielen – und wenn man nicht spielen kann, sollte man als Profifußballer zumindest kämpfen, bis einem jeder Knochen schmerzt. Doch auch das wird schwer, wenn es zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen keine Bindung gibt (so wie es gestern bei Red Bull Salzburg der Fall war) und auch niemand das organisatorische und psychologische Potential hat, eine solche Bindung herzustellen. Vor allem wenn es während (!) einer Partie schlecht läuft. Die drei offensivsten Spieler Jantscher, Maierhofer und Leonardo spielten „jeder für sich“. Sie halfen den Mittelfeldspielern zu wenig und wurden andersrum selbst kaum von diesen unterstützt. Es entsteht eine Kluft zwischen Mannschaftsteilen, die Spieler stehen zu weit auseinander – und so kann man kein taktisch anspruchsvolles Offensivspiel aufziehen. Der gemeine Zuschauer würde es „Hundskick“ nennen.
Einige Lindgrens in heimischen Akademien
Hinzu gesellen sich zwei Schwachstellen über die man sich in Salzburg ärgern muss. ORF-Experte Frenkie Schinkels – als Experte eine Art „Anti-Zsak“ – sagte es frei raus: Um einen Rasmus Lindgren nach Salzburg zu holen, braucht man nicht extra nach Amsterdam jetten – jeder Akademie-Spieler hat mehr Esprit als der 26-jährige Schwede, über dessen Verpflichtung abseits.at bereits im Juli kritisch berichtete. Klar bringt Lindgren ein gewisses Maß an Erfahrung mit, aber in einem verhältnismäßig (im Vergleich zu den letzten Jahren) gesichtslosen Mittelfeld braucht Salzburg eher einen Antreiber, einen so genannten „Box-to-Box“-Mann, der vom eigenen bis zum gegnerischen Sechzehnmeterraum Bälle erkämpft, behauptet und effizient weiterverarbeiten kann. Dieses Gesamtpaket bietet Lindgren nicht – während sich auf der Bank der Salzburger der vielversprechende Georg Teigl langweilt. Und nur vom Herumsitzen wird der Junge nicht besser…
Pasanen als wackeliger Fels
Über den 31-jährigen Finnen Petri Pasanen verlor Schinkels ebenfalls kaum positive Worte. Er stelle sich an wie ein „Anfänger“, obwohl er zuvor sieben Jahre für den SV Werder Bremen spielte. Damit nimmt Schinkels vor allem auf den katastrophalen Stellungsfehler vor dem 0:1 aus Salzburgs Sicht Bezug, aber auch auf so manche unglücklich aussehende Situation, wo es um banale Dinge, wie die korrekte Ballannahme und flüssige Weiterverarbeitung geht. Zudem machte Pasanen bisher nie den Eindruck, dass er eine Führungsrolle im Team der Salzburger einnehmen könnte. Im Gegenteil: Beim 1:0-Heimsieg über Omonia Nikosia sah der aktuelle finnische Teamspieler eine der dümmsten roten Karten der bisherigen Saison. Zuvor war er über drei Wochen verletzt, gestern präsentierte er sich nicht zum ersten Mal als Unsicherheitsfaktor.
Red Bull Salzburg dennoch im Plan
Natürlich darf man nach einem schwachen Spiel des Meisterschaftsfavoriten nicht den Teufel an die Wand malen. Salzburg verlor in Runde 9 erstmals ein Ligaspiel – was natürlich irgendwann passieren musste. Die Art und Weise sollte allerdings zum Nachdenken anregen und vielleicht auch wieder eine Anspruchsdiskussion entfachen. Klar kann sich der Klub für österreichische Verhältnisse einiges leisten, Top-Leute an die Salzach locken – aber bei der Niederlage in der Südstadt hatte man den Eindruck, dass die richtige Mischung weiterhin nicht gefunden wurde. Sorgen muss man sich um Salzburg dennoch keine machen: Wer Spieler wie Sekagya und Zárate oder auch Talente wie Teigl oder Offenbacher von der Bank bringen kann, hat noch genug Substanz um weiterhin an der Feinabstimmung der richtigen Mixtur zu tüfteln. Der nächste Gegner ist Slovan Bratislava in der Europa League, danach folgt das Auswärtsspiel bei der Wiener Austria. Zwei erfolgreiche Ausgänge und niemand spricht mehr über das Endresultat aus der Südstadt. Wo viele Erwartungen sind, macht sich aber naturgemäß Ungeduld breit und so wird dies nicht der letzte kritische Artikel über Fehlleistungen der Millionärself bleiben…
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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