Flexible Austria tat gegen verbesserte Admira das Nötigste – und gewann 4:0!
Bundesliga 24.Februar.2013 Rene Maric 1
Mit einem klaren 4:0 zwang Tabellenführer und Meisterschaftsfavorit Austria Wien die Admira Wacker Mödling in die Knie. Der Sieg war nie gefährdet und lässt die Gäste weiterhin kriselnd am Tabellenende zurück. Ihr Negativtrend scheint noch keinen Einhalt zu finden, obwohl Trainer Didi Kühbauer seine Mannschaft anpasste; was allerdings gegen starke Austrianer fehlschlug.
Der Matchplan der Admira
Punkt 1)
Die Admira positionierte sich mit einem Mittelfeldpressing und einem 4-4-2/4-4-1-1 in der eigenen Hälfte beziehungsweise startete das Pressing nur ein paar Meter davor. Die zwei Stürmer spielten enorm eng an das Mittelfeld und wollten damit auch dabei helfen, die Halbräume zu verschließen. Die Austria kommt mit ihren starken, einrückenden Flügelstürmern oftmals in diese Halbräume und greift dann den Zwischenlinienraum an. Die Außenverteidiger der Veilchen spielen ziemlich hoch und geben die Breite. Dadurch haben die Gastgeber viele Spieler in den Halbräumen und in den Zwischenlinienräumen, was sehr gefährlich werden kann. Dieser Spielweise wollte Kühbauers Elf mit dem 4-4-2, was man fast als 4-4-2-0 deklarieren könnte, entgegen wirken.
Punkt 2)
Aus dieser Spielweise heraus hatte die Admira eine enorme Kompaktheit im Mittelfeld. Diese Kompaktheit wollten sie im Verbund mit der Ausrichtung und Formation nutzen, um Dynamik im Konterspiel aufzunehmen. Durch die tiefe Formation lockten sie die Austria noch weiter nach vorne. Dank des offenen Raumes zwischen den offensiven Spielern und den beiden Innenverteidiger der Hausherren konnten sie nach Balleroberungen im Mittelfeld an Fahrt aufnehmen und mit einem Geschwindigkeitsvorteil nach vorne spielen. Ziel war es die offene Formation möglichst schnell anzugreifen. Mit dem bewusst provozierten offenen Raum wollten sie diesen Effekt hervorrufen beziehungsweise noch verstärken.
Punkt 3)
Mit dem situativ entstehenden 4-4-1-1 hatten sie auch eine Manndeckung auf James Holland. Damit wollten sie die primäre Anspielstation der Innenverteidiger versperren. Indem sie Holland aus dem Spiel nahmen, so hatten sie zumindest theoretisch sämtliche Schnittstellen und Passoptionen für die Innenverteidiger versperrt. Meistens orientierte sich also einer der beiden Stürmer nach vorne und lief bogenartig den Innenverteidiger an. Damit versperrte er ihm den zweiten Innenverteidiger als Anspielstation. Durch die hohe Stellung der Austria war ein Rückpass zum Torhüter nicht möglich. Mit der Manndeckung auf Holland wurde dann die zweite Option des ballführenden Innenverteidigers versperrt.
Punkt 4)
Zu guter Letzt wollte man den gefährlichen Flügelstürmern mit einrückenden und mannorientiert verfolgenden Außenverteidigern beikommen. Die inversen Läufe von Alexander Gorgon und Marko Stankovic sollten auch dann verfolgt werden, wenn diese beiden den Ball nicht hatten. Das zu Grunde liegende Motiv ist die raumöffnende und sich für Vertikalpässe anbietende Wirkung dieser off-the-ball-Läufe, welche man neutralisieren wollte.
Wieso klappte es nicht?
Die Austria spielte ihrerseits mit einem 4-1-4-1/4-3-3-Pressing, welches aber Anflüge eines 4-4-2 hatte. Soll heißen: sehr flexibel. Bei den paar 4-4-2-Anordnungen rückte einer der Achter, zumeist Alexander Grünwald, nach vorne und unterstützte Mittelstürmer Philipp Hosiner. Beim 4-3-3 waren die Außenstürmer hoch und versuchten die Außenverteidiger zu versperren, während Hosiner meistens auf einer Linie mit ihnen agierte und nur situativ Druck auf die Innenverteidiger ausübte. Beim 4-1-4-1 stand man tiefer, passiver und überließ somit der Admira die Last des Spielaufbaus.
Mit diesem flexiblen Pressing konnten sie das Offensivspiel der Admira auf die Seiten lenken. Dort gab es Mannorientierungen der Außenverteidiger auf die gegnerischen Flügelstürmer. Die drei zentralen Mittelfeldspieler verschoben dann aggressiv auf die Seite und stellten den Raum zu. Dadurch kesselte die Admira die Flügelstürmer und isolierte sie von der Mitte. Ohnehin hatte die Admira dort ein Problem.
Wegen ihres 4-4-2 mit flacher Mittelfeldvier fehlte den Admiranern ein Verbindungsspieler zu den Mittelstürmern und zwischen den beiden Außenstürmern. Diesen Mangel wollten sie durch einen situativ entweder zurückfallenden oder ausweichenden Mittelstürmer sowie den aufrückenden Patrick Mevoungou beheben. Allerdings konnte die Austria die Seitwärtsläufe und das Zurücklaufen der Mittelstürmer durch eine mannorientierte Verfolgung neutralisieren. Das Einkesseln der Flügelstürmer machte den Rest.
Gleichzeitig zeigte sich die Austria nach Balleroberungen und im Aufbauspiel sehr pressingresistent. Auch der eigentlich gute Plan der Admira schlug fehl, denn viele Pässe konnten auch unter Druck verarbeitet und weitergespielt werden. Danach konnten die offenen Räume bespielt werden, in welche insbesondere Hosiner gut hineinfand; dem Torschützenlistenführenden mangelte es aber an der Abschlussstärke, um seine zahlreichen Chancen zu nutzen.
Diese intelligente Raumnutzung im Aufrücken gepaart mit der technischen Stärke der Veilchen sorgte letztlich dafür, dass das Defensivkonzept der Admira scheiterte. Nach dem Rückstand mussten sie ihre Spielweise ohnehin anpassen, was ihnen jedoch partout nicht gelang.
Fazit
Ein gutes Spiel der Austria, die ihre Tabellenführung mit dieser guten Leistung und dem daraus resultierenden souveränen Sieg ausbauen können. Bei der Admira geht der Trend trotz nomineller Veränderungen und einer guten Anpassung nach unten. Abermals verloren sie und dieses Mal war es sogar eine deftige Klatsche. Die Admira kann aktuell zu einfach ausgespielt werden, die Balleroberung klappt nicht ordentlich und das Umschaltspiel kommt nicht so zu tragen, wie früher noch; ob Segovia die erhoffte Verstärkung wird, bleibt abzuwarten. Das Potenzial scheint er zu besitzen, doch die Admira benötigt auch Veränderungen auf anderen Positionen und auch in der spieltaktischen Art der Anpassung an den Gegner.
Rene Maric, abseits.at
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