Rapid verpflichtet Taxiarchis Fountas ab Sommer für drei Jahre. Der Grieche kommt ablösefrei aus St.Pölten und galt als Wunschspieler von Didi Kühbauer. Wir analysieren... Flexibler Arbeiter: Darum war Fountas Kühbauers Wunschspieler!

Rapid verpflichtet Taxiarchis Fountas ab Sommer für drei Jahre. Der Grieche kommt ablösefrei aus St.Pölten und galt als Wunschspieler von Didi Kühbauer. Wir analysieren die Gründe, warum ausgerechnet Fountas Kühbauers erster Wunschspieler ist.

„Taxi“ Fountas war gerademal 17 Jahre alt, als er gegen eine Ausbildungsentschädigung von AEK Athen zu Red Bull Salzburg wechselte. Zuvor war er Stammspieler bei AEK Athen, für das er 16-jährig debütierte. 35 Partien absolvierte er für die Hauptstädter, wobei er hauptsächlich als Rechtsaußen und als Zehner bzw. auf einer Freigeistposition hinter einer Solospitze zum Einsatz kam.

Positionsfindung

Seine Anfangszeit in Österreich war nicht unbedingt von Erfolg gekrönt: Eine Cup-Partie für Salzburg, dann sechs Spiele für Liefering und sieben für Grödig. Schon in diesen wenigen Spielen war große Flexibilität auszumachen: Fountas kam in der Offensive praktisch auf allen Positionen zum Einsatz, wurde gelegentlich auch als Achter und als Flügelverteidiger ausprobiert.

Verletzungen stören den Rhythmus

Verletzungen sorgten dafür, dass er in seinen jungen Fußballerjahren nicht mehr spielte: Der Übergang von AEK Athen nach Salzburg war von einer Schambeinentzündung überschattet, in Grödig erlitt er eine Bänderdehnung im Knie, fiel einen Monat aus und kam in keinen Rhythmus.

Stammspieler in Griechenland

Im Herbst 2014 kehrte Fountas nach Griechenland zurück, verbrachte eine Saison bei Panionios Athen, danach ein Jahr bei Asteras Tripolis und schließlich eine weitere Saison bei Panionios. Bei Panionios war er weitgehend Stammspieler, bei Asteras hatte er ein ähnliches Problem wie in Österreich und fand nach zwei Monaten Ausfallzeit aufgrund einer schweren Prellung, die nicht abklingen wollte, in keinen Spielrhythmus.

Drei Jahre nur Flügelspieler

Allerdings wurden in Griechenland die Positionsexperimente weniger: Fountas kam immer an den Flügeln zum Einsatz und spielte praktisch gleichermaßen häufig als Linksaußen und Rechtsaußen. In seinen drei Jahren in Griechenlands höchster Spielklasse bestritt er 77 Spiele, erzielte zehn Tore und bereitete zehn weitere vor.

Neustart in Deutschlands 3.Liga

Über diese drei Jahre gehörte Fountas weiterhin Red Bull Salzburg, das aber nach seinem zweiten Aus bei Panionios den Vertrag nicht verlängerte. Zu diesem Zeitpunkt hatte der heute 23-Jährige bereits drei Länderspiele für Griechenland in den Beinen und dennoch stand der Offensivspieler danach 2 ½ Monate vereinslos da, ehe er nach Deutschland in die 3.Liga zu Sonnenhof Großaspach wechselte.

Halbspitze in Großaspach

Auch in Großaspach spielte Fountas auf beiden Flügeln, vor allem wurde er aber als zweiter, antizipierender Stürmer in einem 4-4-2-System eingesetzt, der dem Wandspieler bzw. Mittelstürmer zuarbeiten und Räume öffnen sollte. In 16 Spielen erzielte er einen Treffer und vier Assists, wobei er aber insgesamt nur 751 Minuten zum Einsatz kam und damit beim Mittelständler immerhin auf eine Torbeteiligung pro 150 Minuten kam.

Kühbauer ändert Fountas‘ Aufgaben

Im Sommer 2018 ging es weiter nach St.Pölten und damit zu Trainer Didi Kühbauer, der die Rolle von Fountas nun deutlich veränderte. In den Jahren davor war der Grieche eher ein Flügelspieler bzw. ein offensiver Zuarbeiter. Kühbauer setzte ihn aber vermehrt im offensiven Mittelfeld ein, was Fountas‘ Einsatzbereich aufgrund der allgemeinen St.Pöltner Spielweise deutlich defensiver machte.

Fountas lernt unter Kühbauer Defensive

Durch das defensive, teils auch destruktive Spiel der St.Pöltner mit fünf Verteidigern und einer mannschaftlich sehr tiefen Spielhöhe, war Fountas nun speziell in Rückwärtsbewegung eher ein Achter. Die Dreier-Mittelfeldzentrale wurde häufig so gewählt, dass sich der Mann fürs Grobe – zumeist Mislov – in den Zwischenlinienraum vor der Abwehr fallen ließ und somit gegen den Ball einen klassischen Sechser gab. Davor bildeten Robert Ljubicic und Fountas gemeinsam eine Doppelacht, die situativ und abwechselnd auf den ballführenden Gegner schob.

Abweichungen gegen stärkere Gegner

Offensivere Positionen, etwa als Halbspitze, wie er es schon in Großaspach regelmäßig spielte, bekleidete Fountas hauptsächlich gegen sehr starke Gegner. Gegen Salzburg spielte er einmal als Halbspitze neben Pak und einmal als Linksaußen in einem flachen 3-4-3, um die Flügel für Konter zu nützen. Da Fountas unter Kühbauer seinen Defensivaufwand sukzessive erhöhte, konnte St.Pölten bereits in etwas höheren Zonen besser verteidigen, wodurch man sich nicht so einfach hinten reindrücken ließ. Dies war mitverantwortlich für den herbstlichen Erfolgsrun der Niederösterreicher.

Gut fürs Pressing, einsetzbar auf mehreren Positionen

Die Verbesserung des Rapid-Neuzugangs gegen den Ball ist wohl auch einer der Hauptgründe dafür, dass Kühbauer ihn zu seinem Wunschspieler auserkoren hat. Fountas kann nicht nur wertvoll für Rapids eindeutig verbesserungswürdiges Pressing sein, sondern auch für eine höhere Arbeitsrate in bestimmten Zonen sorgen. Hierbei ist Kühbauer in der Positionsfrage nicht in ein Korsett gezwängt, sondern hat mehrere Optionen.

Offensivste Variante nur auf dem Papier

Die auf dem Papier theoretisch offensivste Variante ist praktisch die defensivste. Wenn Fountas in einem Zweistürmersystem als Halbspitze bzw. antizipative Spitze aufgestellt wird, dann kann Rapid mit einem gegen den Ball soliden Spieler hoch verteidigen. Die Überwindung der ersten Pressinginstanz ist damit für den Gegner sicher schwieriger, als wenn etwa Pavlovic oder Schobesberger als zweite Spitze aufgestellt wird.

Mehrere Optionen im Mittelfeld

Die kompakteste Variante ist eine mit Fountas am Flügel bzw. im äußeren Mittelfeld. Das kann etwa eine Halbposition in einer Raute, eine klassische Flügelposition, aber auch die Position als Achter oder Zehner sein, wobei Letzteres wegen Knasmüllner eher unwahrscheinlich bzw. stark systemabhängig ist. Im 4-2-3-1, wie es Rapid derzeit praktiziert, wäre Fountas am besten auf einer Flügelposition aufgehoben. Da die Neuerwerbung aber auch Zentrumspositionen gewöhnt ist, kann er mit leichten Einrückbewegungen gegen den Ball die Mitte stabilisieren, was beispielsweise Ivan oder Schobesberger, aber auch Murg meist mangelhaft mach(t)en.

Effizienzsteigerung als Herausforderung

Die möglichen Gruppenbildungen durch den hart arbeitenden Fountas sind nicht zu unterschätzen und können Rapid vor allem im Spiel gegen den Ball, im Gegenpressing und im Kampf um den zweiten Ball kompakter machen. Allerdings sind die Anforderung mit dem Ball für Fountas andere als zuletzt in St.Pölten oder auch zuvor in Griechenland. Wertvoll für das Gefüge wird der Grieche mit hoher Wahrscheinlichkeit sein, aber an seiner Effizienz im Spiel nach vorne muss er praktisch auf jeder denkbaren Offensivposition arbeiten.

Notnagel für die Defensive

Fountas bringt aber sogar noch weitere Optionen mit, wenn Not am Mann ist. Selbst auf der Achterposition vor einem klassischen Sechser wie Grahovac wäre er denkbar und die hohe Intensität in seinem Laufspiel erlaubt ihm auch das Ausweichen auf eine der beiden Außenverteidigerpositionen. Diese Varianten sind aber nur im Notfall realistisch.

Details hängen von der weiteren Kaderplanung ab

Rapid erhält mit Taxiarchis Fountas einen sehr flexiblen Spieler, der die Intensität im Spiel der Hütteldorfer verbessern wird. Gegen den Ball auf alle Fälle und mit dem Ball wird vieles davon abhängen, wie schnell er sich an die neuen technischen Gegebenheiten anpasst. Das meiste wird aber daran hängen, für welches System bzw. welche Systeme sich Kühbauer in der nächsten Saison entscheiden wird und welche Transfers zusätzlich zu Fountas getätigt werden. Erst wenn das klar ist, kann die angedachte Rolle des nach Lagonikakis und Petsos dritten Griechen im Rapid-Trikot bis ins letzte Detail analysiert werden.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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