Fluide Austria besiegt mannorientierten SVM – Standards und Hosiner entscheiden
Bundesliga 18.März.2013 Alexander Semeliker 0
Der FK Austria Wien stürmt unaufhaltsam in Richtung Meistertitel Nummer 24. Nachdem Red Bull Salzburg gegen die SV Ried am Samstag Punkte liegen ließ, vergrößerten die Hauptstädter ihren Vorsprung auf 13 Punkte. Dem SV Mattersburg ließ der überlegene Tabellenführer im Sonntagspiel keine Chance. Die entscheidenden Faktoren: Fluidität und zwei Standards. Dafür, dass es letztlich eine 0:4-Packung für die Heimischen wurde, war Philipp Hosiner zuständig.
Nachdem der Eisenstädter in den beiden bisherigen Duellen mit den Mattersburgern bereits jeweils einen Doppelpack schnürte, netzte er auch in diesem Spiel zweimal. Als Hosiner seine Saisontore 26 und 27 erzielte hatte man aber ohnehin nicht mehr das Gefühl, dass das Team von Franz Lederer Punkte holen könnte. Alexander Gorgon per Freistoß und Alexander Grünwald mit einem Robben-Gedächtnisvolley nach einem Eckball brachten die Gäste in der ersten Halbzeit in Führung. Danach kontrollierten sie das Spiel ohne große Torchancen zuzulassen.
Mannorientierte Hausherren
In der letzten Woche kratzte der SV Mattersburg gegen Rapid am Sieg, reiste letztlich aber nur mit einem Punkt nach Hause und musste zudem eine Verletzung eines Schlüsselspielers hinnehmen. Manuel Seidl erlitt einen Kreuzbandriss und fällt für die restliche Saison aus. Seinen Part im rechten Mittelfeld übernahm Alois Höller, der sich in den letzten Spielen auf der Außenverteidigerposition etablierte. Zentral rutschte Christian Gartner in die Mannschaft. Auch auf der linken Seite agierte mit Patrick Farkas ein geübter Außenverteidiger.
Der 20-Jährige brachte sich allerdings effizienter ins Spiel nach vorne ein, da er zum einem über besseres taktisches Grunddenken verfügt und zum anderen auch technisch bessere Anlagen mitbringt. Im Angriff vertraute Lederer auf das Duo Ilco Naumoski und Patrick Bürger, das aufgrund seiner statischen Spielanlage im Offensivspiel aber weitestgehend in der Luft hing. Defensiv vertrauten die Hausherren auf die gewohnten Tugenden: Großer Einsatz und hoher Mannfokus. Der Plan ging allerdings gegen die fluiden Favoritner nicht auf.
Fluide Gäste
Unter Peter Stöger hat sich der FAK nämlich zu einem schwer zu verteidigenden Offensivmonster entwickelt. Dies ist nicht nur auf die Explosion von Hosiner zurückzuführen, sondern auch auf die Linien dahinter. Auf dem rechten Flügel rückte Gorgon immer wieder in den Halbraum ein und entging so seinem Bewacher Adnan Mravac, der ursprünglich im Abwehrzentrum beheimatet ist. Links erwischte Tomas Jun zwar nicht seinen besten Tag; dass sein Ersatzmann Marko Stankovic nach seiner Einwechslung eine Torvorlage verzeichnete zeigt aber, dass bei den Veilchen auch die Kadertiefe gegeben ist.
Im zentralen Mittelfeld spielten James Holland, Alexander Grünwald und Florian Mader wieder extrem dominant auf, dahinter ließ das Innenverteidiger-Duo kaum was durch. Manuel Ortlechner jagte seinen Gegenspieler in Manndeckung über den Rasen, Kaja Rogulj agierte abwartender, aber nicht weniger wirksam. Von 36 Zweikämpfen gewannen die beiden 25.
Probleme in der Raumnutzung
Von Beginn an konnte man die unterschiedlichen Spielphilosophien der beiden Mannschaften wahrnehmen. Die spielerisch limitierten Burgenländer überließen den offensivstarken Wienern den Ball und wollten ihnen mit Zweikampfstärke zusetzen und über lange Bälle zum Erfolg kommen. So rückte auch Höller immer wieder ins Zentrum ein, da er aufgrund seiner Körpergröße eine verlässliche Anspielstation für hohe Bälle ist. Zwar gewann man diese meist, konnte aber mit den zweiten Bällen nichts anfangen.Die Austria war hinsichtlich der gruppentaktischen Aspekte klar überlegen und konnte mit kurzen Wegen den Ball erobern.
Die SVM-Kicker orientierten sich weniger am Ball, sondern nahmen ihren jeweiligen Gegenspieler in Manndeckung. Verließ dieser den Zuständigkeitsbereich, wurde er an den entsprechenden Mitspieler übergeben. Prinzipiell spricht nicht viel gegen diesen Ansatz,das Problem dabei war jedoch, dass die Austrianer diesen Mechanismus abnützten. Sie bewegten sich viel, Mattersburg musste ständig übergeben und bekam so keinen Zugriff, konnte keinen Druck auf den Ballführenden ausüben. Auch offensiv kamen Mängel in der kollektiven Raumnutzung zum Vorschein. Ein paar Spieler drängten direkt nach vorne, andere orientierten sich in der Horizontalen. Aufgrund dieser Diskrepanz mussten die Grünen früher oder später den Ball verlieren.
Austria mit Vorteilen im Zentrum
Am augenscheinlichsten waren diese Effekte auf der Zentralachse. Im Mittelfeld begannen für Mattersburg dort die unerfahrenen Manuel Prietl und Christian Gartner. Beide haben zweifellos Potenzial, konnten aber die anspruchsvollen Aufgaben nicht bewältigen. Die beiden sollten als zentrale Verbindung nach vorne fungieren, was angesichts der erwähnten Faktoren – statische Spielanlage der Stürmer zusammen mit dem souveränen Auftreten der FAK-Abwehr – genauso schwer zu bewältigen war wie das Zusammenhalten des Zentrums gegen das dort starke Trio der Violetten.
Dies lag allerdings nicht nur an der numerischen Unterzahl in dieser Zone, die von der mangelnden Unterstützung der Stürmer rührt, sondern am Spiel der FAK-Achter. Mader suchte immer wieder den Weg auf die Seiten. So ließ sich beispielsweise Jun ungewöhnlich oft nach hinten fallen, woraufhin Mader im Rückraum des SVM-Außenverteidigers Platz vorfand. Grünwald blieb mehr in einer zentralen und vor allem horizontalen Rolle. So konnte er die Ausweichbewegungen seines Kollegen ausnutzen, da diesen die Mattersburger folgen mussten.
Mattersburg auch individuell unterlegen
Zu den taktischen Mängeln, zu deren Aufdeckung allerdings eine entsprechend starke Spielweise des Gegners dazugehört, gesellte sich die Unterlegenheit im individuellen Bereich. Vergleicht man die beiden Kaderlisten ist dies aber nicht verwunderlich. Zu sehen waren die Unterschiede vor allem bei den Toren. Einen Freistoß mag zwar auch ein Spieler des Tabellensiebenten direkt versenken können, bei einer Volleyabnahme eines Eckballs sieht dies aber wohl anders aus.
Zudem bestätige Hosiner einmal mehr seine außergewöhnliche Spielweise.Besonders das 4:0 sei herausgestrichen, als er einmal mehr den Abwehrspieler direkt anlief und dann den folgenden Pass richtig antizipierte. Diese nadelstichartigen Impulse sorgen gerade bei derartigen Gegnern, die individuell unterlegen sind, für kurzfristigen Stress, wie man auch in weiteren Szenen sehen konnte. Jedoch muss man diese Anfälligkeiten erst aus dem Gegner herauskitzeln – wie es eben die Austria in diesem Spiel erfolgreich gemacht hat.
Alexander Semeliker, abseits.at
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