Die „Probezeit“ für Franco Foda ist vorbei. Der 45-jährige Mainzer wird den SK Sturm Graz zum Saisonende verlassen und eine neue Herausforderung annehmen. Damit... Foda geht! Eine Ära neigt sich ihrem Ende zu – wie geht es nun in Graz weiter?

Die „Probezeit“ für Franco Foda ist vorbei. Der 45-jährige Mainzer wird den SK Sturm Graz zum Saisonende verlassen und eine neue Herausforderung annehmen. Damit endet beim SK Sturm eine Ära, die mittlerweile zehn Jahre anhält und über die Amateurmannschaft und den Co-Trainerposten bis hin zum Meistertitel führte. Inklusive seiner Spielertätigkeit verbrachte Foda 14 Jahre in Graz.

Dadurch, dass Franco Foda seinen Abgang von Sturm Graz bereits im Dezember ankündigte, wird sein Abschied nach einem langen, bewegten Karriereabschnitt beim SK Sturm ein verhältnismäßig einfacher. Der deutsche Trainer hat durch sein klares Statement den Verein im Sommer verlassen zu wollen, mehr Zeit sich auf seinen Abgang und seine Zukunft bei einem anderen Klub vorzubereiten. An Angeboten kann es dem Meistercoach nicht mangeln – andernfalls hätte er diesen Schritt nicht dermaßen früh angekündigt.

Große Erfolge als Spieler in Graz

Als Spieler holte Foda mit den Grazern zwei Meistertiteln, zwei Cupsiege und qualifizierte sich dreimal für die UEFA Champions League, in der sogar einmal sensationell die Zwischenrunde der besten 16 Teams erreicht wurde. Der Abwehrspieler absolvierte dabei fast 150 Spiele für Sturm, beendete schließlich auch seine Karriere in Graz. Über die Umwege Nachwuchstrainer und Co-Trainer beerbte Foda den großen Ivica Osim als Cheftrainer des SK Sturm Graz, wurde jedoch nach einer interimistischen Zeit als Trainer von Gilbert Gress abgelöst. Nachdem der erfolglose Gress durch Michael Petrovic ersetzt wurde und Foda zeitgleich erfolgreich die Amateure coachte, wurde er im Sommer 2006 erneut zum Cheftrainer bestellt. Petrovic ging zum FC Kärnten, nachdem er Sturm 2005/06 nur auf den achten Tabellenplatz führte. Foda übernahm einen Scherbenhaufen – und machte aus diesem innerhalb von fünf Jahren ein meisterliches Kollektiv.

Mit wenigen Mitteln

In der verrückten Saison 2006/07, Fodas erster kompletter Spielzeit als Sturm-Trainer, holte er 54 Punkte, von denen dem SK Sturm allerdings aus bekannten Gründen 13 abgezogen wurden. Statt des vierten wurde es damit der siebte Platz in der Abschlusstabelle. Es folgten drei vierte Plätze und der Cupsieg 2010, der schließlich vom überraschenden Meistertitel 2011 übertroffen wurde. Diese Erfolge holte Sturm mit relativ geringen Mitteln und gezielten Transfers. Spieler wie Kienast, Schildenfeld oder auch Lavric wurden nicht im Voraus als große Stars angekündigt, schlugen in Graz dennoch frei von Druck ein. Zudem errichtete Foda in Graz ein nicht zu verachtendes Nachwuchsfundament, aus dem in den letzten Jahren Spieler wie Jakob Jantscher, Daniel Beichler, Mario Kienzl oder Marko Stankovic hervorkamen. Das System wird auch in der aktuellen Saison erfolgreich weitergeführt und junge Spieler wie Darko Bodul oder Christian Klem spielen bisher beachtliche Saisonen.

Sturm am Zenit

Franco Foda weiß, dass er mit dem SK Sturm Graz alles Erreichbare erreichte. Auf nationaler Ebene holte er beide Titel, international nahm er mit seiner Mannschaft zweimal an der Europa League Gruppenphase teil. Dass der Champions League Einzug gegen ein nicht übermächtiges Team wie BATE Borisov knapp verbockt wurde, ist ein Zeichen dafür, dass der Plafond für den SK Sturm vorerst erreicht ist. Dafür spricht auch das bisher bescheidene Abschneiden in der aktuellen Gruppenphase. Sturm Graz ist zumindest vorerst auf seinem Zenit angekommen und der Zeitpunkt für einen Tapetenwechsel scheint ein richtiger zu sein. Auch wenn Fodas Gesprächsbereitschaft bezüglich eines neuen Vertrags durchaus gegeben war.

Ab nach Deutschland?

Es ist unwahrscheinlich, dass Foda den SK Sturm zugunsten eines anderen österreichischen Klubs verlässt. Was wiederum bedeutet, dass der 45-Jährige alles daran setzen wird, in Deutschland unterzukommen. In seiner aktiven Karriere kickte Foda unter anderem für den VfB Stuttgart, den 1.FC Kaiserslautern und Bayer 04 Leverkusen. Den Spieler Franco Foda kennt man in Deutschland, den Trainer beobachtete man stets mit Argusaugen. Welche Art von Klub Foda auf der großen deutschen Fußballbühne liegen würde, ist schwer zu sagen. Höchstwahrscheinlich am ehesten einer, dessen Philosophie der des SK Sturm nahekommt; ein Team mit hungrigen Jungen und pflegeleichten Routiniers. Auch wenn Foda sich über die Jahre medial und diplomatisch verbesserte, ist eine Schlangengrube nicht die richtige Destination für sein erstes Deutschland-Abenteuer als Trainer. Zudem muss der Meistertrainer damit zurechtkommen, dass bei seinem neuen Klub die Kompetenzverteilung anders konzipiert ist, als beim SK Sturm, wo er quasi an allen Ecken und Enden arbeitete – und dies stets gut machte. Bei jedem möglichen neuen Arbeitgeber würden deutlich mehr Mitarbeiter am Werk sein, als in Graz – dies kann für Foda einerseits gut sein, weil er sich so auf seine Arbeit als Trainer konzentrieren könnte, andererseits schlecht, weil er in seinem Handlungsspielraum eingeschränkt ist. Eine andere Möglichkeit: Auch in der Schweiz braucht man ambitionierte Trainer und Franco Foda ist auch im Land unserer Eidgenossen nach einem einjährigen Engagement als Spieler beim FC Basel kein Unbekannter.

Wer wird neuer Sturm-Trainer?

Wie geht es nun aber mit dem SK Sturm weiter? Auch der Verein hat nun ausreichend Zeit sich auf Trainersuche zu begeben – sollte allerdings von seiner, von den Fans häufig kritisierten, Vorgehensweise erst auf den letzten Drücker zu handeln, abweichen. Die logischen Kandidaten finden sich in den heimischen Profiligen wieder: Ried-Erfolgstrainer Paul Gludovatz, WAC/St.Andrä-Übungsleiter Nenad Bjelica, sowie Sturm-Legende Ivica Vastic, der bei der Austria offenbar weiterhin nicht zum Zug kommt, obwohl Karl Daxbacher in Fankreisen bereits angezählt ist. Der größte Favorit aus dem Ausland dürfte NK-Maribor-Trainer Darko Milanic sein, der selbst sieben Jahre lang für den SK Sturm spielte. Als aktuell vereinslose Kandidaten werden wohl Werner Gregoritsch oder Didi Constantini ins Rennen geworfen werden. Trainer wie Kraft, Zellhofer, Jara oder Krankl werden in Graz wohl aus verschiedenen Gründen (Finanzen und/oder Erfolglosigkeit) kein Thema werden. Vorerst ist dies allerdings nur Name-Dropping auf logischer Basis – es bleibt daher abzuwarten, in welcher Form sich der Verein über die Zukunft des selbigen äußern wird; und im Sinne einer nachhaltigen Planung, auch was die bevorstehende Wintertransferzeit betrifft, in der die Weichen für die nächsten Spielzeiten gestellt werden, WANN der Klub sich äußert…

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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