Die Wiener Austria führt eine Runde vor der Winterpause die Tabelle der tipico Bundesliga an. Obwohl die Nachwuchsarbeit der Veilchen in den letzten Jahren... Form- und spielstark: Drei Ex-Austria-Talente als Hoffnungsträger bei ihren Vereinen

_Sascha Horvath (SK Sturm Graz)Die Wiener Austria führt eine Runde vor der Winterpause die Tabelle der tipico Bundesliga an. Obwohl die Nachwuchsarbeit der Veilchen in den letzten Jahren einige spielerisch starke Akteure hervorbrachte, stehen im aktuellen Kader kaum selbst ausgebildete Spieler. Diese sorgen aktuell bei anderen Teams für Furore.

Die zweite verpasste Europacup-Qualifikation in Folge ließ den Druck auf die Verantwortlichen der Wiener Austria stark anwachsen, sodass sich diese im Sommer gerade in der Offensive im Ausland umsahen und dabei auch gute Griffe tätigten. Andererseits blieb dadurch einigen Nachwuchstalenten der Durchbruch verwehrt und diese müssen sich nun über andere Wege in der Bundesliga etablieren. Drei von ihnen wollen wir uns genauer ansehen.

Srdjan Spiridonovic – Admira Wacker Mödling

Srdjan Spiridonovic verließ die Austria, bei der er seit 2009 war, schon letztes Jahr. In Italien hatte der 22-Jährige aber große Probleme, sodass er im Sommer wieder nach Österreich zurückkehrte. Dass die Admira mit ihm einen guten Transfer tätigte, schien schon damals naheliegend. Die Südstädter hatten in der letzten Saison nämlich vor allem im spielerischen Bereich Probleme und verloren Strukturgeber Konstantin Kerschbaumer an Brentford.

Nach kleineren Anlaufschwierigkeiten – erst am 13. Spieltag spielte er erstmals druch – dürfte Spiridonovic seinen Platz im Team von Ernst Baumeister gefunden haben. Am linken Flügel des 4-2-3-1 verzeichnete er in den letzten vier Spielen vier Scorerpunkte, die seinem Team fünf Punkte sicherten. Besonders herausstechend ist er aufgrund seiner spektakulären Spielweise, die Elemente beinhaltet, die die Admira in ihrem Spiel davor schmerzlich vermisste. In Eldis Bajrami hatte man nur einen Akteur, der für Überraschungsmomente sorgen konnte. Der Ex-Rapidler konnte diese Fähigkeit aber nur selten dazu nutzen, um Zählbares herauszuholen.

Spiridonovic ist ein sehr kleinräumiger Akteur, spielt nur 6,4% seiner Pässe über längere Distanzen, fordert den Ball sehr häufig und geht häufig in Eins-gegen-Eins-Duelle. Mit 1,72m ist er zwar recht klein gebaut, ist aber mit dem Oberkörper im Dribbling enorm stabil. In den letzten beiden Spielen verbuchte er zum Beispiel jeweils alleine mehr erfolgreiche Dribblings als alle seine Mitspieler zusammen. Das macht ihn aktuell zum wichtigsten Ankerpunkt im letzten Drittel, was durch 4,2 Torschussbeteiligungen pro 90 Minuten unterstrichen wird.

Seine Dynamik und Wucht bringt er jedoch auch in der Defensive ein, sodass er mit 4,5 Balleroberungen pro 90 Minuten unter den Offensivspielern ebenfalls im Spitzenfeld dabei ist. Schafft es Spiridonovic diese Form im Frühjahr zu bestätigen, wird es für die Admira schwer, den Flügelspieler zu halten.

Sascha Horvath – SK Sturm Graz

Als eines der größten Talente im violetten Nachwuchs galt Sascha Horvath, der bereits unter seinem Förderer Herbert Gager im Frühjahr 2014 bei den FAK-Profis zum Stammpersonal zählte. Nachdem es aber zu außersportlichen Konflikten kam, verbrachte er die letzte Saison hauptsächlich bei den Amateuren in der Regionalliga. Im Sommer kam er schließlich beim SK Sturm Graz unter und spielte gleich in beiden Aufeinandertreffen mit seinem Ex-Klub groß auf, erzielte jeweils ein Tor.

Ein augenscheinliches Problem sehen viele in der physischen Veranlagung Horvaths, der mit einer Körpergröße von 1,65m nach Lucas Venuto (1,64m) der kleinste Spieler der Liga ist. Dabei wird jedoch übersehen, dass dies für seine Rolle kaum von Bedeutung ist. Horvath verfügt über ein ausgezeichnetes Positions- und Bewegungsspiel, wie er im Heimspiel gegen die Austria zeigte. Dabei beschäftigte er die Gegner nicht durch unmittelbaren Kontakt, sondern durch kluge Positionierungen in den Schnittstellen.

Außerdem zeigt Horvath, wie man trotz dieses scheinbaren Handicaps, in Offensivaktionen Vorteile ziehen kann. Durch seinen geringen Körperschwerpunkt und kurze Schrittweite bringt er Gegner aus der Balance bzw. kann gerade in dynamischen Aktionen seine eigene aufrechterhalten. So konnte er bei seinem Tor am letzten Spieltag noch ein, zwei Zwischenschritte einlegen, die einem viel größer gewachsenen Spieler nicht möglich gewesen wären, und legte damit den Grundstein für den erfolgreichen Abschluss.

Ein größeres Problem scheint aktuell die Erfolgsstabilität zu sein, wodurch er sich nicht über längere Spielphasen von seinen Mitspielern abheben kann und für entscheidende Impulse sorgen kann. Mit 2,8 Torschussbeteiligungen pro 90 Minuten hat er unter allen Grazer Offensivspielern den schlechtesten Wert. Dabei würden das gruppentaktisch mäßige und Individualismus-lastige Spiel von Sturm kurzfristig gerade diese Eigenschaften benötigen um wieder in Schwung zu kommen.

Ismael Tajouri – SCR Altach

Im Vergleich zu den beiden bisher behandelten Spielern konnte Ismael Tajouri bereits in der letzten Saison seine Bundesligatauglichkeit beweisen. Das war wohl auch der Grund dafür, dass ihn die Wiener Austria im Sommer aus Altach wieder zurückholte und mit ihm zunächst für die aktuelle Saison plante. Diese Entscheidung wurde jedoch noch vor dem Ende der Transferzeit revidiert und so wurde der 21-Jährige erneut an die Vorarlberger ausgeliehen.

Im Team von Damir Canadi nimmt der flexible Offensivspieler heuer taktisch eine ähnliche Rolle wie im letzten Jahr ein. Er kam in der laufenden Saison bereits auf beiden Flügeln, im zentralen offensiven Mittelfeld und im Angriff zum Zug. Das ist auch der markanteste Unterschied zu Spiridonovic und Horvath, die beide technisch ebenfalls sehr stark sind, aber ihre Eigenschaften prinzipiell nur in einer Rolle optimal einbringen können.

Tajouri hingegen ist in seinem Passspiel ein wenig variabler und streut mehr lange Pässe ein, die im Kontext der Teamtaktik meist verlagernde oder spielbeschleunigende Bälle sind. Außerdem hat er eine größere Balance in der Aufteilung der Offensivaktionen, liegt sowohl bei den Torschussvorbereitungen als auch –beteiligungen im oberen Drittel. Analoges gilt für die Scorerpunkte und Torvorlagen, bei denen er zudem die anderen beiden Ex-Veilchen aussticht. Mit dieser Variabilität nimmt er zusehends eine tragende Rolle im Altacher Spiel ein. Doch wie an anderer Stelle bereits ausgeführt, könnte gerade das Fehlen einer klaren Spielidentität ein Grund für das Straucheln der Vorarlberger sein.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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