Formstarke Wolfsberger: Die Zahlen zur Trendwende unter Heimo Pfeifenberger
Bundesliga 20.März.2016 Alexander Semeliker 0
Zum Auftakt des letzten Saisonviertels trennte sich die Wiener Austria und der Wolfsberger AC mit einem torlosen Remis. Während die kritischen Diskussionen rund um die Veilchen dadurch intensiviert wurden, bestätigten die Kärntner den Aufwärtstrend seit dem Trainerwechsel im Herbst. Wir haben die Zahlen dazu.
„Es war heute extrem viel Kampf“, beschrieb WAC-Akteur Boris Hüttenbrenner das Spiel in der Generali-Arena. Ein Zitat, das allerdings auch zur generellen Ausrichtung der Lavanttaler unter Heimo Pfeifenberger passt. Der 49-Jährige setzt auf keine besonderen taktischen Mittel, sondern auf die klassischen Tugenden und hat damit bisher Erfolg. Nur Red Bull Salzburg und der SK Rapid holten seit Pfeifenbergers Amtsantritt mehr Punkte. Das Hauptaugenmerk dieses Artikels liegt jedoch auf dem Vergleich mit seinem Vorgänger.
Weniger Ballbesitz, mehr lange Bälle
Unter Didi Kühbauer überließ der WAC dem Gegner meist den Ball und spielte sehr reaktiv. Man stand tief und wurde hauptsächlich über Konter gefährlich. Im Spielaufbau gab es meist lange Bälle. Dass diese Spielweise auf lange Sicht nicht wirklich erfolgsstabil ist, zeigte vor allem das Jahr 2015. Kurzfristig konnte Pfeifenberger damit jedoch einiges bewirken. Wie man in den nachfolgenden Diagrammen sieht, wurde diese Spielweise nämlich noch stärker intensiviert. Zu sehen ist jeweils der gleitende Mittelwert über die letzten fünf Spiele.
In den ersten 16 Runden der aktuellen Saison, als noch Kühbauer auf der Trainerbank saß, hatte der WAC durchschnittlich 47% Ballbesitz. Unter Pfeifenberger hat der WAC im Schnitt nur mehr eine 41%igen Anteil an den Pässen in den Spielen. Während man nur zweimal man mehr Pässe als der Gegner spielte, waren es in gleich sieben Begegnungen unter 40%. Der Trend wurde – wie man der obigen Grafik entnehmen kann – jedoch bereits unter Kühbauer gestartet.
Auch der Anteil an langen Bälle nahm unter dem Burgenländer seit Saisonbeginn regelmäßig zu. Pfeifenberger setzte diese Entwicklung fort und prägte seinem Team einen noch stärkeren Fokus auf lange Bälle ein. Schon in der 26. Runde gegen die Admira wurde jeder vierte Pass über eine Distanz von mindestens 25 Yards gespielt. Gegen Salzburg (26,9%) und Austria (28,8%) waren es noch mehr.
Schnellere Abschlüsse
Eine Folge der Bolzvariante ist, dass man bei den Konter in aller Regel große Räume vorfindet. Der WAC hat hierfür in der Offensive auch die passenden Spieler. Auch in diesem Bereich konnten sich die Kärntner unter Pfeifenberger verbessern. Gestartet wurde der Trend allerdings abermals vor seiner Zeit.
Nachdem die Wolfsberger in den ersten fünf Spielen offensiv überhaupt nicht zwingend werden konnten und nur ein Tor erzielten, wurde die Anzahl an gespielten Pässen pro Schuss stetig weniger. Nach der Übernahme Pfeifenbergers ist der Trend weiterhin positiv, der Anstieg jedoch flacher. Kritisch ist das insbesondere deshalb, weil die Gegner ebenfalls schneller zum Abschluss kommen.
Diskutable Effizienz in der Defensive
Eigentlich möchte man meinen, dass der WAC gerade in der Defensive einen deutlichen Entwicklungsschritt gemacht hat. In sieben von zwölf Spielen kassierte man unter Pfeifenberger nämlich kein Gegentor. Bei näherer Betrachtung der Daten spiegeln sich jedoch die gruppentaktischen Probleme, die weiterhin vorhanden sind, wider.
In diesem Diagramm sieht man, dass die Gegner des WAC in den Kühbauer-Spielen immer mehr Pässe spielen mussten um zum Abschluss zu kommen. Unter Pfeifenberger gab es in den ersten Spielen ebenfalls einen positiven Schub, der jedoch schnell verpuffte. In den letzten neun Spielen ließ der WAC im Schnitt 15,3 Schüsse zu.
In der Winterpause nahmen wir das Pressing der österreichischen Bundesligisten statistisch unter die Lupe. Der WAC schnitt dabei vor allem hinsichtlich der Erfolgsquote unterdurchschnittlich ab. Unter Kühbauer folgte im Schnitt nach 10,6 Pässen des Gegners ein erfolgreiches Tacklings oder ein abgefangener Ball. In den Spielen unter Pfeifenberger ist dies es nur unwesentlich öfter der Fall (10,3).
Gute Strafraumverteidigung und hoher Einsatz
Dass die Wolfsberger selten den Ball aus dem eigenen Tor holen mussten, lag in erster Linie daran, dass es ihnen gelang, die Strafraumverteidigung wieder zu stabilisieren und dem noch stärkeren Fokus auf die kämpferische Komponente.
In ihrer defensiven 4-4-2-Grundordnung agieren sie sehr mannorientiert, führen viele Zweikämpfe und haben so viele erfassbare Defensivaktionen. Die Zahl der Tackles, abgefangenen Bällen und Fouls pro Spiel stieg sowohl absolut als auch effektiv an, wie die obenstehende Grafik unterstreicht.
Den markantesten Schritt machten die Wolfsberger bei den Kategorien der klassischen Strafraumverteidigung. Zwar gab es über die 16 Spiele der heurigen Kühbauer-Ära gesehen ebenfalls einen Anstieg an klärenden Aktionen und geblockten Schüssen, jedoch gab es kurz vor seiner Entlassung einen Einbruch – möglicherweise das Zünglein an der Waage. Unter Pfeifenberger blieben die Werte zunächst ebenfalls niedrig, seit der Winterpause gibt es allerdings einen starken Anstieg – analog zur Punkteausbeute.
Alexander Semeliker, abseits.at
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