Rapid trifft heute Abend auswärts auf den LASK und möchte nach zwei schwachen Spielen in Folge einiges gutmachen. Nachdem Didi Kühbauer zuletzt ein probates Rezept gegen die Linzer entdeckte und die Hütteldorfer seither fünfmal hintereinander gegen den LASK gewannen, stehen die Chancen für eine Wiedergutmachung recht gut.
Beim 0:3 gegen Red Bull Salzburg und beim 0:0 gegen Sturm Graz schoss Rapid jeweils kein einziges Mal auf das gegnerische Tor. Es war das erste Mal in der laufenden Saison, sowohl in der Liga, als auch bewerbsübergreifend, dass Rapid in zwei aufeinanderfolgenden Spielen keinen Treffer erzielen konnte. Und das obwohl man gegen Sturm Graz fast eine Stunde in Überzahl spielte. Das letzte Mal, dass dies der Fall war, liegt bereits einige Zeit zurück: Im Oktober 2018 verlor Rapid hintereinander mit 0:3 in Hartberg und mit 0:5 bei Villarreal. Drei torlose Spiele hintereinander gab es übrigens das letzte Mal im März 2016, damals noch unter Trainer Zoran Barisic. Das 0:0 in Altach, das 0:4 gegen die Admira mit zwei Knasmüllner-Toren und ein 0:1 in Ried läuteten damals auch den Anfang vom Ende der Titelträume ein.
LASK-Code langsam entschlüsselt
Mit dem fehlenden Killerinstinkt der letzten beiden Runden ist Rapid aber in guter Gesellschaft: Der LASK erzielte in den letzten vier Spielen nur zwei Treffer, davon einen aus einem Elfmeter. Beide Tore wurden von etatmäßigen Verteidigern, Ranftl und Wiesinger, beim hart erarbeiteten 2:1-Sieg über Wolfsberg erzielt. Darüber hinaus gab es zwei Niederlagen gegen Salzburg und eine bei der WSG Tirol – jeweils ohne eigenen Torerfolg. Die Thalhammer-Elf hat ihre Leichtigkeit aus Glasner- und Ismael-Zeiten ein wenig verloren und die Gegner stellten sich auf das Spiel der Linzer besser ein. Dazu gehört auch, defensiv nicht lange zu fackeln, nicht immer die spielerische Lösung zu suchen, sondern Bälle auch mal auszuputzen, um die Linzer auch im defensiven Umschaltverhalten ständig in Bewegung zu halten. Der LASK hat momentan Probleme, sich rund um den gegnerischen Sechzehner festzusetzen, sowohl mit Ball, als auch im hohen Pressing. Eines der Resultate daraus: Das letzte Stürmer-Tor der Oberösterreicher durch Johannes Eggestein bei der 1:2-Heimniederlage gegen Hartberg liegt bereits über 750 Pflichtspielminuten zurück.
Rapid wieder in Bestbesetzung, LASK muss Renner ersetzen
Personell dürfte Rapid im Vorteil sein: Leo Greiml holte sich seine fünfte gelbe Karte ab, wird aber durch Abwehrchef Maximilian Hofmann ersetzt werden, der von seiner Sperre zurückkehrt. Auch Mateo Barac sollte wieder fit genug für die Startelf sein. Auf der anderen Seite fehlen mit Gruber, Karamoko und Raguz drei äußerst torgefährliche Langzeitverletzte, deren Fehlen sich doch immer wieder auf die Durchschlagskraft der Linzer in der laufenden Saison auswirkten. Hinzu kommt nun aber auch die Gelbsperre des formstarken René Renner, der zuletzt als linker Flügelverteidiger im 3-4-3/5-4-1-System Thalhammers gute Partien abspulte. Statt ihm könnte Ex-Rapidler Marvin Potzmann zu seinem Startelf-Comeback nach über sechs Wochen kommen.
Fortsetzung des „Ping-Pong-Spiels“?
LASK-Coach Thalhammer prägte den Begriff des „Ping-Pong-Spiels“, mit dem Rapid seine Mannschaft zuletzt sehr erfolgreich bespielte. In gewisser Weise schlug Rapid den LASK zuletzt mit den eigenen Waffen – aber in völlig anderen Zonen. Rapid versuchte mit Mittelfeldüberbrückungen, für die häufig die Innenverteidiger zuständig waren, Ercan Kara in möglichst viele Duelle zu verwickeln. Allerdings nicht in der unmittelbaren Gefahrenzone, sondern vielmehr im zweiten Drittel, um dann mit den schnellen Nachrückenden und Außenspielern die Räume hinter der hochstehenden LASK-Abwehr zu attackieren. Dass die Linzer diesmal etwas tiefer stehen könnten als sonst, wäre die erste naheliegende Veränderung im Vergleich mit den letzten Duellen. Die Räume hinter der Dreierkette und vor allem die Schnittstellen zu den Flügelverteidigern dürfen nicht entblößt werden, zumal Rapid hier mit Fountas, Arase, aber auch Linksverteidiger Ullmann starke Tiefgänger in den eigenen Reihen hat. Gegen den LASK ging das Konzept zuletzt verlässlich auf, gegen Salzburg biss sich Rapid allerdings mit einer ähnlichen Spielidee die Zähne aus.
Physische Dominanz im Mittelfeld als Schlüssel
Rapid wiederum muss gegen den LASK nach mehr Zugriff in den Mittelfeldzweikämpfen trachten. Es ist unwahrscheinlich, dass feines Passspiel der Schlüssel zum Erfolg sein wird. Vielmehr werden die Wiener ihre physische Präsenz in der Zentrale massiv steigern müssen. Das Spiel gegen Salzburg war diesbezüglich ein Schuss vor den Bug und der Klassenunterschied machte sich vor allem in Körpersprache und Kampfkraft in dieser Zone bemerkbar. Gegen Sturm war das Problem speziell nach der roten Karte für Kelvin Yeboah ein anderes: Hier fand Rapid gegen eine gut defensiv umschaltende und somit tiefstehende Sturm-Elf keine spielerischen Lösungen. Sturm trat dabei in einer (tiefen) Kompaktheit auf, die der LASK als Heimmannschaft, die auf Sieg spielen wird, so nicht entgegensetzen wird. Rapid sollte also prinzipiell Räume vorfinden, nur ob diese auch gut bespielbar sind, hängt von der physischen Dominanz und auch von der Qualität der Ballsicherungen im zentralen Mittelfeld ab. Wenn Rapid diese Zone wieder gut überladen kann, sollte man gegen die offensiv schwächelnden Linzer gute Karten haben.
Chance auf längste Siegesserie seit 27 Jahren
Übrigens: Wenn Rapid auch das heutige Spiel gegen den LASK gewinnt, würde man die Siegesserie ausbauen und damit zur längsten seit etwa 27 Jahren gegen die Linzer machen. Zwischen 1987 und 1994 gewann Rapid gegen den LASK acht Spiele hintereinander – bei einem zwischenzeitlichen Abstieg der Schwarz-Weißen. Für Dominik Thalhammer ist es das siebente Spiel gegen Rapid: Nur im Jahr 2004 ging er mit der Admira als 1:0-Sieger vom Platz. Alle anderen Spiele verlor der LASK-Trainer – mit einer Tordifferenz 2:15.
Die bisherigen Saisonduelle zwischen Rapid und dem LASK. Auf overlyzer.com könnt ihr auch den Spielverlauf des heutigen Duells live in Graphenform mitverfolgen!
Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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