Frühjahrsvorschau: Überlebt Grödig mit konservativer Schöttel-Taktik weiterhin?
Bundesliga 3.Februar.2016 Alexander Semeliker 0
Am kommenden Samstag startet die Frühjahrssaison in der tipico Bundesliga. abseits.at nimmt daher jede Mannschaft unter die Lupe, wirft einen Blick auf die Probleme im Herbst, das Transferfenster, die Spielweise, die Schlüsselspieler und die Form. In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit dem SV Grödig.
Vier Punkte Vorsprung auf den Tabellenletzten, deren sechs Rückstand auf einen internationalen Startplatz. Faktisch gesehen ist für die Grödiger im Frühjahr noch alles möglich. Nüchtern betrachtet werden die nächsten 16 Bundesligarunden jedoch vermutlich noch härter als die ersten 20.
Die Probleme im Herbst
Besser als von vielen zugetraut schlug sich das Team von Peter Schöttel im Herbst. Trotz komplett eines umgekrempelten Kaders steht man auf Platz acht. Die Zahlen lassen nicht darauf schließen, dass dies hauptsächlich dem Glück zuzuschreiben ist, dennoch hatte man selten das Gefühl, dass die Grödiger in ihren Spielen die Kontrolle hatten. Nur die Hälfte der Duelle, in denen man bereits mit 2:0 führte, wurde tatsächlich gewonnen, ein Drittel sogar noch verloren.
Die Spielweise
Seit Schöttel das Traineramt übernommen hat, hat sich der Spielstil der Grödiger um 180 Grad geändert. Es wird nicht mehr riskant nach vorne gespielt und hoch gepresst, sondern man erwartet meist tief in der eigenen Hälfte. Die Pressingintensität der Salzburger ist so niedrig wie bei keinem anderen Team, ihre Konter bringen sie aber schnell zum Abschluss. Diese konservative Spielweise zeigt sich auch in den Zahlen, denn mit 615 klärenden Aktionen haben die Grödiger nicht nur absolut die häufigsten unkontrollierten Defensivaktionen, sondern diese nehmen mit 32% auch einen so großen Anteil aller Defensivaktionen ein wie bei keinem anderen Team.
Das Transferfenster
Nach Philipp Zulechner und Yordy Reyna in den letzten beiden Jahren verlor Grödig mit Lucas Venuto wieder einmal den torgefährlichsten Spieler im Winter. Den Abgang des Brasilianers beantworteten die Grödiger mit der Verpflichtung von Reagy Ofosu. Der 24-Jährige, der vom Chemnitzer FC kommt, ist ebenfalls ein enorm antrittsschneller, kleingewachsener Wühler. Im Vergleich mit Venuto muss er zwar hinsichtlich Dynamikfähigkeit und Technik Abstriche machen, ist aber körperlich um einiges wuchtiger. Auf den Wechsel von Stürmer Bernd Gschweidl nach St. Pölten hatte mit Valentin Grubeck ebenfalls eine passende Reaktion.
Die Schlüsselspieler
Martin Rasner: Auch wenn der Nachwuchsteamspieler weitestgehend unter dem Radar der breiten Öffentlichkeit spielte, war er neben Venuto der wichtigste Spieler im System von Schöttel und wohl ligaweit einer der besten Transfers im letzten Sommer. Ein verlässlicher Balleroberer, eine sichere Anspielstation sowie ab und an eine torgefährliche Aktion. Hält Rasner diesen Level, wird er wohl bald den nächsten Karriereschritt machen.
Matthias Maak: Auch beim 23-Jährigen mussten die Grödiger um einen Verbleib zittern, denn er stand angeblich bei Sturm Graz am Zettel. Defensiv verkörpert Maak die Spielweise unter Schöttel perfekt. Kein Verteidiger mit mindestens 20% der möglichen Einsatzzeit verzeichnete im Herbst pro 90 Minuten mehr klärende Aktionen und kein anderer Grödiger gewann prozentuell mehr Zweikämpfe.
Die Spieler unter Druck
Christian Derflinger: Der Ex-Bayern- und HSV-Nachwuchsspieler ließ seine hohen Anlagen im Herbst phasenweise aufblitzen, ist nach Venutos Abgang immerhin drittbester Scorer, spielte aber keine einzige Partie durch. Schafft es der 21-Jährige sein Potenzial konstant abzurufen, könnte er eventuell noch einmal durchstarten.
Pascal Itter: Im Sommer schien der SV Grödig mit Itter einen weiteren guten Griff gemacht zu haben, immerhin war dieser ein fester Bestand der DFB-Nachwuchsnationalteams, holte einst die Fritz-Walter-Medaille in Bronze und wurde U19-Europameister. In Grödig kam der Rechtsverteidiger jedoch nicht an Tobias Kainz, der eigentlich Mittelfeldspieler ist, vorbei.
Die Testspiele
2:0 gegen Union St. Florian – Tore: Sulimani (2)
0:2 gegen 1. FC Nürnberg
1:1 gegen Arminia Bielefeld – Tor: Djuric
3:0 gegen FC St. Gallen – Tore: Djuric (2), Goiginger
Alexander Semeliker, abseits.at
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