Three (quarters) down, one to go. 27 Spieltage, 135 Partien sind in der österreichischen Bundesliga absolviert, und wie zum Abschluss des ersten Saisonviertels und der Halbzeit werden wieder die Tabellenstände im Vergleich zu den Vorsaisonen untersucht. Ist die Wiener Austria de facto Meister? Welche Rekorde brechen die Violetten diesmal? Ist die Abstiegsfrage schon entschieden? Wer kann bereits für den Europacup planen? Analysiert wurden wieder die Heim-, Auswärts- und Gesamttabellenstände zur Saisonhälfte seit der Saison 2000/2001.
Der Blick aufs Ganze: weiterhin wenig Remis, weiterhin beste Auswärtsbilanz
31 Punkteteilungen bedeuten nach den Saisonen 08/09 und 04/05 die weiterhin drittbeste Bilanz des Jahrtausends. Zum Vergleich wieder das Vorjahr: hier gab es nach 27 Spieltagen unglaubliche 49 Remis, was weiterhin Negativrekord bedeutet. Entsprechend sind die 104 eingefahrenen Siege ebenfalls der drittbeste Wert in der Bilanz, erst zum sechsten Mal und zum ersten Mal seit 09/10 wurde wieder die Marke von 100 Siegen nach drei Saisonvierteln geknackt.
Weitere neue Rekorde gibt es – nicht nur aufgrund der beeindruckenden Serie der Wiener Austria – in der Auswärtsbilanz: 46 Auswärtssiege übertreffen die bisherige Bestmarke von 40 Erfolgen in der Fremde aus der Saison 10/11 deutlich. Als Ergebnis sind 169 geholte Auswärtspunkte ebenfalls ein neuer Rekord, mit 179 geschossenen Toren wurde die bisherige Bestmarke von 167 Toren aus der Saison 08/09 auch noch überboten. Entsprechend umgekehrt ist die Heimbilanz zu sehen: wenigste Heimsiege, meiste Heimniederlagen, meiste Heimgegentore, wenigste Heimpunkte.
Auch der Blick auf die besten drei Auswärtsteams offenbart die aktuelle Stärke auf fremden Plätzen: mit 84 Auswärtspunkten wurde nicht nur der bisherige Rekord aus 09/10 (69 Punkte) pulverisiert, erstmals holten die drei besten Auswärtsteams auch mehr Punkte als die drei besten Heimteams (79 Punkte).
Austria Wien bricht Rekorde beinahe nach Belieben
Der überlegene Tabellenführer Austria Wien stellt weiterhin einen Rekord nach dem anderen auf und ist auch auf dem besten Weg, zum Saisonende neben dem Meistertitel noch weitere Bestmarken abzustauben. 20 Siege in 27 Spielen egalisieren die Bestmarke von Innsbruck aus der Fabelsaison 01/02, nur 2 Niederlagen egalisieren Salzburgs Spitzenwert aus 09/10. Eine Tordifferenz von +47 überbietet ebenso die Tiroler aus 01/02 (+43) wie der neue Punkterekord mit 65 geholten Zählern (63 Punkte).
Die Auswärtsbilanz der Violetten ist nach 27 Spielen mit einer Ausnahme sowieso eine Ansammlung von Bestmarken: 11 Auswärtssiege (erstmals mehr als 9), keine einzige Niederlage, 36 erzielte Tore (bisher Rapid 08/09 mit 30 Toren), Tordifferenz +24 (Austria 04/05 +17), 36 Punkte in der Fremde (Innsbruck und FAK 10/11 je 28 Punkte). Will man ein Haar in der Suppe finden, die 12 Gegentore sind „nur“ der sechstbeste Wert, Spitzenreiter bleibt hier Innsbruck, die 01/02 nur 6 Gegentore auf fremden Plätzen hinnehmen mussten. Weiters erzielten die Violetten erstmals auswärts mehr Tore als in Favoriten (36:30), holten erstmals mehr als 30 Auswärtspunkte und egalisierten noch einen eigenen Rekord aus der Saison 10/11: auch damals wurden 7 Punkte mehr in der Fremde geholt als auf heimischem Rasen.
Weiter starke Torbilanz
Im Tor-Ranking bleibt wie zur Halbzeit Platz 3: 405 Treffer wurden erzielt und auch bekommen (2008: 435 Tore, 2009: 412 Tore). Die Auswärtstore wurden bereits weiter oben behandelt, ein Auswärts-Torverhältnis von -47 bedeutet nach 2010 mit -35 weiter den zweitbesten Wert in dieser Kategorie. In der Heimbilanz gab es zur Halbzeit eine leichte Verbesserung auf Rang 5 mit 226 Treffern (2008: 268 Tore).
Zwei weitere beeindruckende Erkenntnisse ergeben sich aus den Torverhältnissen der einzelnen Mannschaften. Die Top-4 der Auswärtstabelle Austria Wien, Salzburg, WAC und Rapid haben allesamt ein positives Torverhältnis, was es in den letzten 13 Saisonen noch nicht gab. Überhaupt erst dreimal konnten wenigstens 3 Mannschaften auswärts in einer Spielzeit ein positives Torverhältnis erspielen (Austria, Sturm und Ried 10/11, Salzburg, Sturm, und Rapid 09/10, Austria, Rapid und GAK 04/05). Ein Negativrekord ist auf der anderen Seite, dass daheim erstmals nur 5 Mannschaften ein positives Torverhältnis haben (bisher mindestens 7 Vereine). In den Jahren 05/06 und 07/08 hatten sogar 9 Heimmannschaften einen positiven Torsaldo, nur die Admira bzw. Kärnten schnitten negativ ab.
Blick in den Tabellenkeller
Der spannendste Abstiegskampf des dritten Jahrtausends bahnt sich an, wenn man in die unteren Tabellenregionen blickt. 4 Mannschaften befinden sich innerhalb von 4 Punkten, diese Dichte im Tabellenkeller gab es noch nie. Nach 27 Spieltagen war der Abstiegskampf in der Mehrzahl der Fälle de facto entschieden, zu groß war der Abstand des Letzten auf den Vorletzten. Ausnahmen (weniger als 5 Punkte Rückstand) waren nur die Saisonen 08/09 (Absteiger Altach lag 2 Punkte vor Mattersburg), 07/08 (Absteiger Innsbruck lag 3 Punkte vor Kärnten), 02/03 (Bregenz lag 2 Punkte hinter der Admira und 3 Punkte hinter Kärnten, abgestiegen ist allerdings Ried, das 12 Punkte Vorsprung hatte) und 2000/01 (Absteiger LASK lag 1 Punkt vor Bregenz bzw. 1 Punkt hinter Admira). Nur in den beiden letztgenannten Saisonen befanden sich nach drei Saisonvierteln drei Mannschaften im Abstiegskampf im „engeren Sinn“.
Innsbruck als Tabellenletzter darf sich zwar freuen, dass noch kein Letztplatzierter mehr Siege (7) oder Heimsiege (5) auf der Habenseite hatte, das ist aber derzeit nur ein schwacher Trost. Die Verbesserung auf Platz 9 in der Auswärtstabelle (neuer Letzter ist Mattersburg) verheißt einen kleinen Hoffnungsschimmer, stiegen doch bisher (und wie auch zur Halbzeit) alle 4 Mannschaften ab, die nach 27 Spielen die schlechteste Heim- und Auswärtsbilanz hatten. In den letzten 3 Jahren stieg die schlechteste Heimmannschaft nach 27 Spieltagen ab, aber in den letzten 5 Jahren die schlechteste Auswärtsmannschaft. Da können die Tiroler leichten Mut schöpfen und die Mattersburger etwas zu zittern beginnen.
Einen traurigen Rekord einstellen durfte auch Wr. Neustadt: mickrige 9 erzielte Heimtore in 13 Spielen egalisiert die Marke von Kärnten aus der Saison 07/08.
Prognosen Meister, Absteiger, Europacup
9 Mal war der spätere Meister auch Tabellenführer, wenn noch 9 Spiele zu absolvieren waren, nur in den Saisonen 10/11 (Sturm 3 Punkte hinter FAK), 07/08 (Rapid 1 Punkt hinter Salzburg) und 03/04 (GAK punktgleich mit FAK) war dies nicht der Fall. Mehr als 3 Punkte hat noch keine Mannschaft im letzten Saisonviertel aufgeholt. Der durchschnittliche Vorsprung, wenn vorne, lag wie zur Halbzeit bei 6,7 Punkten. Die Austria ist auch Tabellenführer in der Heim- und der Auswärtstabelle, dies gelang nach 27 Spieltagen zuvor nur 4 Mannschaften (Innsbruck 01/02, FAK 02/03, Salzburg 06/07, 08/09), spätestens bei dieser Statistik kann am Verteilerkreis der Champagner gekühlt werden.
Bei den Absteigern hat sich im dritten Saisonviertel das zur Halbzeit eher klare Bild wieder komplett verwaschen (siehe oben). Innsbruck hat zwar weiterhin die schlechtesten Karten, auch, weil man bei Punktegleichstand aufgrund des Spielabbruchs gegen Sturm Graz ungeachtet des Torverhältnisses jedenfalls rückgereiht wird. Die Tiroler haben die mit Abstand meisten Niederlagen der letzten Vier (19), die meisten Gegentore kassiert (58) und das schlechteste Torverhältnis (-33). Außer Kärnten 07/08 stieg jede Mannschaft ab, die in allen diesen Kategorien Letzter war, was immerhin siebenmal vorgekommen ist und zuletzt mit Kapfenberg, LASK, Kärnten und Altach viermal in Folge der Fall war. Wink des Schicksals, dass 07/08 ausgerechnet die Tiroler abgestiegen sind.
Neu diesmal der Blick auf die Europacup-Plätze. Erstmals seit der Saison 08/09 können sich die ersten Vier der Tabelle für das internationale Geschäft qualifizieren. 26 EC-Plätze neben dem Meistertitel wurden seit 2000 vergeben, 17 Mal (65%) standen Mannschaften schon nach 27 Spielen auf einem solchen Platz und verteidigten selbigen bis zum Saisonende. Mit 2 Ausnahmen wurden nie mehr als 3 Punkte Rückstand aufgeholt, beide Male war Pasching der Leidtragende: 2002/03 holte Salzburg 8 Punkte auf, 2005/06 konnte der GAK 7 Punkte auf die Oberösterreicher gutmachen. Angesichts der 13 Punkte Vorsprung auf einen Nicht-EC-Platz kann Salzburg schon mal für die EL-Qualifikation planen, für Sturm und Rapid gilt dies aber auf keinen Fall. Der WAC ist mit 3 Punkten Rückstand jedenfalls noch nicht aus dem Rennen um das internationale Geschäft, und sollte sich eine solche Ausnahme wie zweimal mit Pasching heuer wiederholen, kann sich sogar Ried mit aktuell 7 Punkten Rückstand auf Rapid noch Hoffnung machen.
Christian Ditz, abseits.at
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