Vier Viertel, 180 Spiele wurden in der österreichischen Bundesliga in der Saison 2012/13 ein weiteres Mal absolviert, und wie zum Abschluss des ersten Saisonviertels,... Für Statistikfreaks: Die Bilanz zur Bundesligasaison 2012/2013

BundesligaVier Viertel, 180 Spiele wurden in der österreichischen Bundesliga in der Saison 2012/13 ein weiteres Mal absolviert, und wie zum Abschluss des ersten Saisonviertels, der Halbzeit und des dritten Saisonviertels werden wieder die Tabellenstände im Vergleich zu den Vorsaisonen untersucht. Ist die Wiener Austria ein in allen Belangen verdienter Meister? Welche Rekorde wurden den Violetten zum Abschluss aufgestellt? Ist Mattersburg ein logischer oder ein überraschender (jedenfalls ein überraschter) Absteiger? Analysiert wurden wieder die Heim-, Auswärts- und Gesamttabellenstände seit der Saison 2000/01.

Der Blick aufs Ganze: zweitwenigste Remis, tolle Auswärtsbilanz

41 Punkteteilungen bedeuten nach der Saison 2008/09 die zweitbeste Bilanz des Jahrtausends. Im Vergleich zum unrühmlichen Vorjahr mit unglaublichen 63 Remis, was weiterhin einen Negativrekord darstellt, ist dies eine deutliche Verbesserung. Als logische Konsequenz sind die 139 eingefahrenen Siege ebenfalls der zweitbeste Wert in der Bilanz, Offensivgeist und der wiederentdeckte Drang auf den Sieg zeugen von einer hoffentlich dauerhaften Trendwende. Als weiterer Beleg für die Hausse des Torschießens dienen 550 erzielte Treffer, ebenfalls Platz 2 nach der Saison 2008/09 (588) und erst das dritte Mal, dass mehr als 500 Tore erzielt wurden (Platz 3 die Saison 2009/10 mit 528 Toren).

Weitere neue Rekorde gibt es – nicht nur aufgrund der beeindruckenden Serie der Wiener Austria – in der Auswärtsbilanz: 59 Auswärtssiege übertreffen die bisherige Bestmarke von 57 Erfolgen in der Fremde aus der Saison 2010/11 nur noch knapp, aber doch. Im Vergleich zur Bilanz nach drei Saisonvierteln zwar eine Abschwächung, aber vor allem durch den verrückten letzten Spieltag mit drei Auswärtssiegen wurde der Rekord gebrochen. 218 geholte Auswärtspunkte bedeuten aufgrund der wenigen Unentschieden hingegen nur Platz 2 nach 2010/11 (222 Punkte), mit 241 geschossenen Toren wurde wiederum die bisherige Bestmarke von 227 Toren aus der Saison 2008/09 deutlich überboten. Entsprechend umgekehrt ist die Heimbilanz zu sehen: wenigste Heimsiege, meiste Heimniederlagen, meiste Heimgegentore, zweitwenigste Heimpunkte. Nur fünf Mannschaften konnten ein positives Heimtorverhältnis erzielen, so schwach traten die Heimteams noch nie in diesem Jahrtausend auf. Das Auswärtstorverhältnis in der Folge ist mit -68 das Drittbeste nach 2010/11 (-31) und 2002/03 (-57).

Auch der Blick auf die besten drei Auswärtsteams offenbart die aktuelle Stärke auf fremden Plätzen: mit 106 Auswärtspunkten wurde der bisherige Rekord aus 2010/11 (96 Punkte) pulverisiert, im Vergleich zu den drei besten Heimteams (110 Punkte) konnte das Ergebnis nach drei Vierteln (erstmals mehr Auswärtspunkte als Heimpunkte der jeweiligen Top 3) aber nicht mehr gehalten werden.

Meister Austria Wien: eine denkwürdige Saison voller Rekorde

Der lange Zeit überlegene Tabellenführer und mehr als verdiente Meister Austria Wien krönte eine fabelhafte Saison mit jeder Menge neuer Rekorde: Meiste Siege (25), wenigste Niederlagen (4, ex aequo mit Salzburg 2009/10), meiste Punkte (82), beste Tordifferenz (+53), meiste Auswärtssiege (13), wenigste Auswärtsniederlagen (eine – am letzten Spieltag in Salzburg), meiste Auswärtspunkte (43, damit um zwei Punkte mehr als in Favoriten; erstmals mehr als 40 Punkte), meiste Auswärtstore geschossen (42), beste Auswärtstordifferenz (+26). Bereits 2002/03 gelang der Austria das Kunststück, als Meister mehr Punkte in der Fremde als auf heimischem Platz geholt zu haben (37:33), selbiges auch 2010/11 als Drittplatzierter mit 34:27 Punkten. Einzig 16 Gegentore bedeuten einen verschmerzbaren Rang 10 im Ranking.

Unglaubliches Abstiegsdrama bis zur letzten Sekunde

Der wohl spannendste Abstiegskampf aller Zeiten gipfelte in jener wohl einzigartigen Situation vor dem letzten Spieltag, dass noch vier Mannschaften absteigen konnten, drei davon auswärts spielten und ausgerechnet die am besten platzierten und daheim antretenden Mattersburger den Gang in Liga 2 antreten mussten. Betrachtet man aufgrund der abgelaufenen Saison die Heimbilanzen von Mattersburg, WAC und Sturm die Wahrscheinlichkeit, dass alle drei zur selben Zeit verlieren, lag die Chance bei etwa 1:30. Noch extremer fällt das Ergebnis aus, wenn man die Auswärtsbilanzen von Admira, Innsbruck und Wr. Neustadt heranzieht, die naturgemäß deutlich schlechter sind als die Heimbilanzen ihrer Gegner am finalen Spieltag. Die Chance für drei Auswärtssiege dieser Mannschaften liegt bei unglaublichen 1:400, das heißt bei der vorliegenden Konstellation kommt es alle 400 Jahre dazu, dass Mattersburg absteigen würde – das nächste Mal also wieder im Jahr 2413.

Angesichts dieses statistischen Ausreißers ist man auf den ersten Blick geneigt, das Schicksal der Burgenländer als pures Pech abzutun, dies greift aber zu kurz. An den Auftritten im Pappelstadion lag es schon mal nicht, Mattersburg hatte die sechstbeste Heimbilanz, nur Ried 2002/03 war als Fünfter in der Heimtabelle besser platziert und musste trotzdem absteigen. Es ist auch erst das zweite Mal, dass eine Mannschaft absteigt, die in der Heimtabelle nicht zumindest Vorletzter ist. Die Auswärtsbilanz ist allerdings ganz düster und belegt die Erkenntnis über die Absteiger, dass auf fremden Plätzen zu viele Punkte liegengelassen werden. Mattersburg bewegt sich fast genau im Durchschnitt der Absteiger des 3. Jahrtausends mit nur einem Sieg, sechs Remis und elf Niederlagen, als Konsequenz mageren neun Punkten in der Fremde mit einem Torverhältnis von 12:42. Keiner dieser Werte für sich genommen ist ein neuer Negativrekord, in der Kombination hingegen reicht das für Platz 10 in der Tabelle. Auch die Rieder 2002/03 hatten eine vergleichbar miserable Auswärtsbilanz, auch hier konnten die starken Heimauftritte den Abstieg nicht verhindern.

Weitere Erkenntnisse zu Meister, Absteiger, Europacup

Die Austria verabsäumte es durch die Niederlage in Salzburg am letzten Spieltag, sich als erstsechstes Team damit zu krönen, neben dem Meistertitel auch das beste Heim- und Auswärtsteam zu sein. Insgesamt wurde zum neunten Mal die beste Auswärtsmannschaft Meister, das beste Heimteam hält bei acht Titeln. Salzburg holte zwar beeindruckende sieben Punkte im letzten Saisonviertel auf die Veilchen auf, es bleibt aber dabei, dass in den letzten neun Spielen noch nie mehr als drei Punkte im Titelkampf wettgemacht wurden.

Der Absteiger ist auch zum achten Mal das schlechteste Auswärtsteam, nur siebenmal musste das schlechteste Heimteam absteigen. Innsbruck sah fast die gesamte Saison wie der sichere Absteiger aus und hat auch nach 36 Spielen von den vier Mannschaften im Tabellenkeller großteils die schlechtesten Ergebnisse: 22 Niederlagen, 75 Gegentore, -34 Torverhältnis – aber eben um diesen einen Punkt mehr als Mattersburg.

Mit Salzburg, Rapid und Sturm blieben jene Mannschaften auf den Europacup-Plätzen, die diese auch nach 27 Spieltagen belegt hatten. Insbesondere aufgrund der grottenschlechten Auftritte Rapids (15 Punkte) und vor allem Sturms (nur fünf Punkte) im letzten Saisonviertel eine kleine Sensation, aber sowohl der WAC mit nur acht Punkten als auch Ried mit nur elf Punkten konnten daraus aber kein Kapital schlagen.

Christian Ditz, abseits.at

Christian Ditz

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