Fußballimperium Red Bull – die „Qual der Wahl“ zwischen Leipzig und Salzburg
BundesligaDeutschland 17.August.2014 Lukas Emberger 1
Das Imperium Red Bull – Warum sich Red Bull mittlerweile eine eigene kleine Fußballwelt aufgebaut hat und warum für die „Filiale“ in Salzburg die nächste Saison die allerwichtigste seit der Gründung sein könnte.
Alle gegen Red Bull
Die beiden europäischen Fußballteams des österreichischen Getränkeherstellers sind derzeit in aller Munde. Mit schlauen aber auch teils scharf kritisierten Transfers umgeht das Milliardenunternehmen diverse Hindernisse wie Auslandsausstiegsklauseln geschickt. Konkret war es der Transfer von Marcel Sabitzer, für den nur ein Wechsel ins Ausland möglich war und der deswegen von Leipzig gekauft wurde und an Salzburg weiterverliehen wurde. Ein weiteres Beispiel ist das Talent Massimo Bruno, das ebenfalls den Weg über die deutsche Red Bull-Mannschaft fand und der aufgrund der Zweitklassigkeit der Liga wohl nicht „direkt“ wechselte. Für beide Transfers musste der sportliche Leiter Ralf Rangnick harsche Kritik einstecken. Dieser konterte aber damit, dass er und sein Team nur schlau handeln würden und dass alles rechtlich in Ordnung sei – und Recht hat er.
Das globale Fußballnetzwerk
Die Zukunft für die Fußballabteilung von Red Bull könnte rosiger nicht sein. Nach langen Jahren voller Trainerwechsel, Mannschaftsrochaden und Massentransfers scheinen es die Mozartstädter mit Kontinuität geschafft zu haben, sich die Spitze des österreichischen Klubfußballs für die nächsten Jahre zu sichern. Auch in den europäischen Bewerben läuft es immer besser. Nach der letztjährigen Supersaison in der Europa League mit dem eindrucksvollen Siegen gegen Ajax Amsterdam winkt heuer im siebten Anlauf die erste Teilnahme in der Königsklasse. Parallel dazu spielen auch die Leipziger Kicker aus dem ostdeutschen Bundesland Sachsen tollen Fußball. Nach dem Durchmarsch durch die 3. Liga in der vergangenen Spielzeit soll dieses Jahr selbiger in der 2. deutschen Bundesliga gelingen. Mit punktuellen Verstärkungen scheint dieser Durchmarsch auch für Außenstehende sehr realistisch.
Von Amerika bis nach Afrika-Der Bulle ist fast überall vertreten
Die beiden europäischen Teams sind aber nicht die einzigen Aushängeschilder Red Bulls. In den USA spielt das New Yorker Team rund um „Oldie“ Thierry Henry eine gute Saison und liegt auf Platz 4 der Eastern Conference der Major League Soccer. In diesem Red-Bull-Team spielt sicher auch die Vermarktung des Fußballs (und der Marke Red Bull) in Nordamerika eine große Rolle, aber sollte sich auch in diesem Team einmal ein Jungspund als Zukunftshoffnung erweisen, lässt der Transfer nach Europa sicher nicht lange auf sich warten.
Wenn man den Blick auf der Landkarte etwas Richtung Süden schweifen lässt, wird man Brasilien entdecken. Auch im Austragungsland der Weltmeisterschaft hinterlässt das Red-Bull-Imperium seine Spuren. Mit der Mannschaft aus der Millionenstadt Campinas spielen die Bullen aus Brasilien in der zweithöchsten Spielklasse Sao Paulos, der Campeonato Paulista Série A-2.
Neben den Profiteams gibt es auch Jugendakademien in den einzelnen Ländern – auch in Ghana, wo es zwar keine A-Mannschaft im Ligabetrieb gibt, aber auch hier finden jugendliche Talente eine Chance vor, sich für den europäischen Fußball zu empfehlen.
Viele Wege führen in die Champions League
Wie man sieht hat Red Bull mithilfe dieses globalen Netzwerkes die Möglichkeit, Spieler aus der ganzen Welt zu holen, bis auf Asien und Ozeanien ist auch jede Region der Welt vertreten. Mit diesen Spielernetzwerk hat Red Bull einen immensen Vorteil gegenüber anderen Teams. Rund um die Welt gibt es die Chance für die Fußballer, in einem Profiteam von Red Bull zu spielen. Ist man dort gut genug, kann der Weg nach Europa führen, wo mit Spielern von anderen europäischen Klubs sowie den Talenten aus Salzburg und Leipzig bärenstarke Teams geformt werden, die reif für die ganz großen Turniere im Klubfußball werden sollen. Noch dazu hat man nun auch strukturell die richtigen Schritte gesetzt. Der gemeinsame Sportdirektor von Leipzig und Salzburg scheint wie geboren für die Philosophie zu sein und mit seinem geschulten Auge für junge Talente, überrascht er immer wieder die Fußballwelt. Gemeinsam mit dem Global Sports Director Gérard Houllier bildet Rangnick augenscheinlich das perfekte Team.
Leipzig oder Salzburg? Wer wird das Team Nummer 1 für Didi Mateschitz?
Der Red-Bull-Inhaber Didi Mateschitz beteuerte immer wieder, Salzburg nicht als Ausbildungsverein für den potentiellen Bundesligisten Leipzig zu missbrauchen. Fakt ist aber, dass früher oder später eine Entscheidung getroffen werden muss, wer denn nun das Team werden soll, dem höchste Priorität zugesprochen werden soll. Denn spätestens wenn beide Mannschaften im Europacup spielen sollten, würde es zu Problemen kommen, denn zwei Teams eines Besitzers sind in den europäischen Bewerben verboten. Falls Didi Mateschitz oder seinen Mitarbeitern nicht wieder eine Finte einfällt, mit dem Red Bull diverse Reglements umgehen kann, wäre spätestens hier eine Entscheidung zu treffen.
Leipzig auf dem Vormarsch
Indiz dafür, dass Leipzig in Zukunft die erste Geige im „Bullenstall“ spielt, ist die Tatsache, dass die Bundesliga in Deutschland mehr Qualität, mehr Ansehen und mehr Chancen bietet, Spieler zu entwickeln, anzulocken und auch zu verkaufen. Auch, dass viele Talente ins Imperium geholt werden und dann nach Salzburg verliehen werden, wäre ein Zeichen dafür, dass diese solange bei den Mozartstädtern geparkt werden sollen, bis sie „reif für das 1. Liga-Leipzig“ sind. Angeblich sind auch gestandene Stars wie Kampl und Mané künftig für die Mission „höchste Spielklasse“ der Leipziger geplant. Ebenfalls ein Indiz wäre ein Wunsch Didi Mateschitzs vor einigen Jahren, die Salzburger einmal in die deutsche Bundesliga „umzusiedeln“, da in der österreichischen Bundesliga zu wenig Konkurrenz herrsche. Damals wurde er aber aufgrund der mäßigen Leistungen der Salzburger belächelt.
Die Anhänger in Salzburg wären über eine „Machtübernahme“ durch die Ostdeutschen sicher nicht glücklich. Didi Mateschitz würde wohl bei den meisten Fans in Ungnade fallen, würde er das Team aus seinem Heimatland zu „Mannschaft 2“ im Imperium degradieren. Angesichts dessen, dass Red Bull in erster Linie darauf erpicht ist, das Produkt zu platzieren und Red Bull als junge, dynamische Marke auf dem Weltmarkt auszubreiten, wäre der Fokus auf das Nachbarland mit zehnmal mehr Einwohnern ein logischer Schritt – den auch kaum jemand bezweifelt.
Richtungweisende Saison für Salzburg
Wichtig ist diese Saison für die Salzburger allemal, da nach ihr der große Ausverkauf droht. Auch wenn man den Einzug in die Champions League endlich schafft, haben die Spieler am Ende der Saison wohl alles erreicht, was man mit einer österreichischen Mannschaft erreichen kann. Spieler wie Soriano, Alan, Kampl, Mane oder Hinteregger, die ohnehin schon von europäischen Top-Klubs gejagt werden, werden nach dieser Saison wohl eine neue Herausforderung in einer attraktiveren Liga suchen. Deshalb sollte das Team um Adi Hütter heuer so viel erreichen wie nur möglich, um den FC Salzburg für andere Spieler aus Europa nicht nur finanziell, sondern auch sportlich attraktiv zu machen. Denn eines ist klar: Alleine mit Talenten wird man nicht auf diesem Niveau weiterspielen können. Transfers wie Kampl oder Mane sind für österreichische Verhältnisse wohl einzigartig und solche wird es sicher nicht mehr so schnell geben. Deshalb wird es notwendig sein, auch Spieler aus starken europäischen Ligen zu holen, die als fertige und erfahrene Spieler nach Salzburg kommen und das Team verstärken können. Im Rahmen des Möglichen – wenn nicht Leipzig die Salzburger Bullen schon in dieser Spielzeit „überholt“.
Lukas Emberger, abseits.at
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