Der Vertrag des 18-jährigen Marcel Sabitzer läuft bis Juni 2013. Zahlreiche Klubs sind hinter dem flexiblen Admira-Offensivspieler her, auch Top-Vereine wie etwa Inter Mailand... Grün-weißer Sabitzer-Transfer eine Frage der Zeit – aber auch eine „Säule“ soll nach Hütteldorf (zurück)wechseln

Der Vertrag des 18-jährigen Marcel Sabitzer läuft bis Juni 2013. Zahlreiche Klubs sind hinter dem flexiblen Admira-Offensivspieler her, auch Top-Vereine wie etwa Inter Mailand oder Manchester United sollen am beidbeinigen Mittelfeldspieler dran sein. Nun einigte sich der Sohn des ehemaligen Nationalspielers Herfried Sabitzer mit dem SK Rapid Wien. Es soll nur noch um den Zeitpunkt des Wechsels gehen.

Die Ausgangslage ist hiermit einfach. Entweder Rapid bezahlt eine „kleine“ Ablösesumme und kauft Sabitzer damit schon im Winter aus seinem noch sechs Monate laufenden Vertrag heraus, oder der gebürtige Grazer, der im Juni sein erstes Länderspiel für Österreich bestritt, wechselt im kommenden Sommer nach Hütteldorf. Rapid dürfte es also schaffen, einen hochtalentierten, blutjungen Österreicher für die nächsten Jahre zu binden und setzt sich damit wohl auch gegen die ebenfalls interessierten Mitbewerber aus der heimischen Liga durch.

Flexibler Flügelspieler mit Überraschungsmomenten

Wie viele vorherige Neuzugänge, wäre auch Marcel Sabitzer ein Neuzugang von dem man bei Rapid wüsste, woran man ist. Für die Admira, für die er im Alter von 16 Jahren debütierte, bestritt Sabitzer bereits 73 Pflichtspiele, erzielte 15 Tore, bereitete acht vor. In den beiden typischen Systemen, die von der Admira praktiziert werden (4-4-2 und 4-2-3-1), spielte Sabitzer entweder am rechten oder linken Flügel, seltener im Angriff, insgesamt aber rechtslastiger. Die spielerische Besonderheit liegt in seinem Fall in der flexiblen Interpretation des Flügelspiels: Sabitzer kann wie ein „klassischer“ Außen agieren, aber auch invers, wie es etwa Arjen Robben prägte.

Im Grunde „nur“ zwei mögliche Positionen für Sabitzer

Geht man also davon aus, dass Peter Schöttel an einem 4-2-3-1 oder Abwandlungen davon (etwa ein 4-1-4-1) festhält, kann Sabitzer bei Rapid auf drei Positionen eingesetzt werden. Eine Setzung an vorderster Front ist unwahrscheinlich, da diese Position vor allem Terrence Boyd und Deni Alar zugestanden würde. Im zentral-offensiven Mittelfeld, also der „Zehnerposition“ spielte Sabitzer bisher auf Ligaebene nie – zudem ist diese Position ohnehin Kapitän Steffen Hofmann zugeteilt. Somit bleiben noch die Positionen am linken bzw. rechten Flügel. Rechts heißen mögliche Konkurrenten für den womöglich baldigen Rapidler Guido Burgstaller und Christopher Trimmel, eventuell Louis Schaub. Links wären es Christopher Drazan, Lukas Grozurek oder Deni Alar – unwahrscheinlicher auch Boris Prokopic.

Nicht ohne Risiko, aber auch nicht falsch

Sabitzer bekommt es somit mit relativ alt eingesessenen Spielern zu tun und bekleidet keine grundlegend kreative Position, sondern eine, die vor allem in diesem System auf Dynamik und Durchschlagskraft aufbaut. Sabitzers rasanter Aufstieg in den letzten zwei Jahren ähnelt dem von Christopher Drazan einige Jahre zuvor – Rapids 22-jähriger Linksaußen durchtaucht schon seit geraumer Zeit ein tiefes Tal. Die Verpflichtung eines Top-Talents wie Sabitzer ist demnach nicht unriskant, gleichzeitig als individuelle Entscheidung bestimmt nicht falsch.

Rapid benötigt „Säulen“

Doch bliebe es nur beim Kauf des 18-jährigen Admiraners würde man bei Rapid einmal mehr am Ziel vorbeischießen, denn nicht NOCH ein junger Hoffnungsträger ist es, der für Rapid die Kohlen aus dem Feuer holen wird. Diesen Part sollten normalerweise die Säulen einer Mannschaft übernehmen, die bei Rapid mittlerweile praktisch nicht mehr vorhanden sind. Steffen Hofmann ist die letzte große, routinierte Konstante im Kader, allerdings aktuell zu häufig verletzt. Markus Heikkinen ist kein Fußballer mehr, der eine junge Mannschaft spielerisch und mental stabilisieren kann und Markus Katzer stand in den letzten sechs Wochen nur noch einmal im Aufgebot. Die nächstroutiniertesten Akteure im Kader sind Stefan Kulovits (29), Thomas Prager (27) und Mario Sonnleitner (26).

Taktische und technische Eigeninitiative

Eines der sportlichen Grundprobleme Rapids ist die fehlende taktische Eigeninitiative der Spieler und die Unfähigkeit oder Mutlosigkeit, sich verändernde Situationen korrekt einzuschätzen und dann entsprechend zu handeln. Das Resultat dessen sind massive Probleme, wenn der Spielverlauf Grün-Weiß nicht erheblich in die Karten spielt. Eigentlich handelte es sich bei diesen Dingen um grün-weiße Stärken – zumindest als es in der Mannschaft mehr als nur einen gestandenen Spieler gab, der etwas Kreatives zum Spiel beitragen konnte. Ein weiterer Teenager wird dieses Problem allerdings nicht lösen und somit wäre ein Sabitzer-Transfer nach Wien 14 kein Heilmittel für sportliche Probleme, sondern „nur“ ein mittelfristiger Baustein für spezifische Positionen.

Der fremde American Way of Soccer Life

Bei Rapid weiß man natürlich über das Grundproblem der fehlenden Eckpfeiler im Kader Bescheid. Expliziten Klartext würde jedoch niemand darüber sprechen, schließlich will man eine junge Mannschaft in Zeiten der (heute endenden) Dreifachbelastung nicht zusätzlich unter Druck setzen. Still und heimlich streckte man jedoch bereits seine Fühler in Richtung Washington D.C. aus, wo der mittlerweile 32-jährige Branko Boskovic zwar gut spielt, aber sich jedoch dem American Way of Soccer Life nie wirklich anpassen konnte. Sein letztes Spiel für Rapid bestritt der einstige Publikumsliebling am 13.Mai 2010 in Mattersburg. Am 17.Februar beim Heimderby gegen die Austria könnte es ein Comeback des Montenegriners geben.

Heimlich laufstarker Box-to-Box-Mittelfeldspieler mit Routine

Branko Boskovic ist aufgrund seiner umsichtigen, technisch hochversierten Spielweise ein möglicher Eckpfeiler für jede junge Mannschaft. In seiner Zeit bei Rapid spielte er auf verschiedenen Positionen im offensiven, zentralen und linken Mittelfeld, beherrschte dabei vor allem das Spiel „box-to-box“. Boskovic galt, entgegen zahlreicher Annahmen, stets als einer der Spieler, die pro Partie die meisten Kilometer für das Team abspulten – und im Fall des intelligenten Ex-PSG-Kickers waren dies zumeist keine leeren.

Kreuzbandriss nach wenigen Monaten

In den USA wurde Boskovic nie richtig happy und schon sein Einstand verlief nicht nach Maß. Zwar erzielte er bereits bei seinem ersten Spiel im US Open Cup einen Treffer, doch Washington D.C. United befand sich am Ende der Saison 2010 im Tabellenkeller der Eastern Conference der Major League Soccer. Unterm Strich standen 13 Ligaspiele in seiner ersten Saison – auch im montenegrinischen Nationalteam war Boskovic da noch gesetzt. In der Saison 2011 brachte es der 32-Jährige nur auf vier Spiele, danach riss er sich im Training das vordere Kreuzband im linken Knie.

Publikumsenthusiasmierender Hurra-Fußball mit falschem Stellenwert

Seine Rückkehr in die Mannschaft von Washington D.C. United fand erst im März 2012 statt. Boskovic hatte unmittelbar nach seiner Verletzung mit Problemen zu kämpfen, da die enorm kraftaufwändige Major League ihn stark vereinnahmte. In der US-amerikanischen Profiliga legt man (noch) nicht allzu viel Wert auf höhere Taktik, sondern macht vieles mit Laufbereitschaft und Physis wett. Dies wiederum ist nicht das Spiel des Montenegriners, der sich bereits nach wenigen Spielen telefonisch bei einem Freund ausweinte: „Wir führen 3:1 und alle rennen noch immer nach vorne, anstatt den Sieg nach Hause zu spielen. Am Ende steht’s dann 3:3, weil du in der Schlussphase ins offene Messer läufst.“

Alle 111 Minuten eine Torbeteiligung

Boskovic avancierte in seiner einzigen kompletten Saison zu dem Spieler, der diese Probleme abstellte. Inklusive Cup absolvierte er 28 Spiele, davon die Hälfte von Beginn an. Washington D.C. United praktizierte mehrere Systeme: 4-1-3-2, 4-4-2 und 4-2-3-1 – Boskovic fand in jedem der Systeme einen Platz, zumeist im zentral-offensiven, aber auch im linken und sogar rechten Mittelfeld. Am Ende wurde D.C. United Zweiter in der Eastern Conference, schied im Playoff-Halbfinale aus und Boskovic hatte mit Ausnahme einer kleinen Muskelverletzung (fünf Tage Pause) und eines grippalen Infekts (3 Tage Pause) keine Verletzungs- oder Krankheitsprobleme mehr. Unterm Strich standen zwei Tore und neun Assists und angesichts seiner vielen Aus- und Einwechslungen benötigte er dafür nur 1223 Minuten. Boskovic war somit alle 111 Minuten an einem Tor beteiligt – und in den USA wurde er trotzdem in seiner Top-Zeit für seinen Fitnesszustand unmittelbar nach dem Kreuzbandriss kritisiert.

„Deal ohne Verlierer“ ist aktuell Verhandlungssache

Das taktischere Spiel findet in Österreich statt und so wäre Branko Boskovic auch 32-jährig noch ein Spieler, der als Säule für eine sehr junge – und offenbar noch jünger werdende – Rapid-Mannschaft fungieren könnte. Ein Deal ohne Verlierer wäre die Rückkehr des in Bačka Topola geborenen Kreativspielers ohnehin, denn Boskovics Vertrag in den USA ist bereits abgelaufen. Der Meisterkicker von 2008 ist also kostenlos frei – das Telefon von Berater Dejan Drobnjak klingelte in dieser Causa nicht erst einmal…

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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