Heinz Fuchsbichler, 44-jähriger gebürtiger Voitsberger, soll die SV Ried in der Spielzeit 2012/13 betreuen. Der ehemalige Defensivspieler ist den meisten wohl noch als jener Trainer des SCR Altach bekannt, der im August 2008 den damals Tabellenletzten verlassen musste, inklusive 2:7-Niederlage gegen Rapid Wien.
Name: Heinz Fuchsbichler
Nationalität: Österreich
Geburtsdatum: 7. November 1967
Alter: 44
Position als Spieler: Mittelfeld/Verteidigung
Vereine als Spieler: GAK (Jugend), DSV Leoben, Vorwärts Steyr, VSE St. Pölten, Schwarz-Weiß Bregenz, FC Hard, USV Eschen-Mauren
Vereine als Trainer: U15-Auswahl Vorarlberg, FC Lustenau, Austria Lustenau, SCR Altach, FC Wolfurt, Liechtensteiner Verband (U21), Al Wahda (Co-Trainer)
Die Jahre als Kicker und das Privatleben
Nach seiner Zeit in der Jugend des GAK ging Fuchsbichler zum Donawitzer Sportverein nach Leoben. In der Saison 1990/91 verbuchte er seine ersten paar Einsätze in der Bundesliga, in der kommenden Spielzeit schaffte er den Durchbruch jedoch nicht. Daraufhin wechselte er nach Oberösterreich zu Vorwärts Steyr. Zwischen 1992 und 1996 absolvierte er 114 Spiele für Vorwärts, erzielte dabei ein Tor. Zur Saison 1996/97 wurde er auf Leihbasis an St. Pölten abgegeben, wo er allerdings nur auf fünf Einsätze kam. Für Schwarz-Weiß Bregenz absolvierte er in den nächsten zwei Jahren noch insgesamt 42 Spiele, in der letzten Spielzeit als Profi kam er allerdings nur auf acht Einsätze über die volle Distanz. Danach ließ er seine Karriere im Unterhaus ausklingen.
Heinz Fuchsbichler erlernte den Beruf des Radio- und Fernsehtechnikers. Später holte er in der Abendform die Matura für die Handelsakademie nach. Er ist mit seiner Frau Manuela verheiratet und hat zwei Kinder, Michelle und Marko.
Lehrjahre im Ländle
Nach seiner aktiven Karriere heuerte er gleich in Vorarlberg an und betreute die Landesauswahl in der Altersklasse U15. Am 12. Spieltag der Zweitligasaison 2003/04 verpflichtete der FC Lustenau den Mittdreißiger als Nachfolger von Srdan Gemaljevic. Nachdem Franz Resch das Team interimistisch eine Runde betreut hatte, übernahm Fuchsbichler und feierte mit einem 0:0 im Derby gegen die Austria seinen Einstand. Er konnte das abstiegsbedrohte Team halbwegs stabilisieren, am Ende schaute aber mit dem neunten derselbe Platz heraus, auf dem Lustenau lag, als Gemaljevic geschasst wurde. Lustenau musste in die Relegation, die jeweils mit 2:3 gegen den SCR Altach verloren wurde. Zur Saison 2005/06 unterzeichnete er beim Lokalrivalen Austria Lustenau einen Vertrag. Beim SC lief es im Grunde genommen recht gut. Mit der guten Bilanz von 17 Siegen, 11 Unentschieden und nur acht Niederlagen landeten die Vorarlberger auf dem dritten Tabellenlatz, letztlich fehlten sechs Punkte auf Aufsteiger Altach, der LASK landete auf dem zweiten Rang. Fuchsbichlers Team konnte vor allem in der Defensive überzeugen, kassierte in 36 Runden nur 32 Tore und war in dieser Statistik Zweiter hinter den Linzern.
Rein von der Tabelle her lief es im zweiten Jahr bei der Austria nicht viel schlechter, man wurde Vierter. Allerdings fiel die Torstatistik schlechter aus. In 33 statt 36 Runden – bedingt durch die Aufstockung auf zwölf Teams – kassierten die Lustenauer mit 50 Gegentreffern um satte 18 mehr als in der Vorsaison. Statt sechs Punkte wie im Vorjahr fehlten 26 Zähler auf den Meister LASK und es kam zur Trennung. Hans Kleer folgte ihm nach.
Sportdirektor, dann Trainer in Altach
Fuchsbichler blieb im Ländle und unterschrieb am 12. November 2007 beim Bundesligisten SCR Altach, an dem er in entscheidenden Phasen bereits zwei Mal scheiterte, einen Vertrag als Sportdirektor. Unter seiner Ägide kam im Winter unter anderem Nate Jaqua nach Vorarlberg, der aufgrund seiner guten Leistungen im Sommer 2008 zwei Minuten für das US-amerikanische Nationalteam gegen England spielen durfte. Keine zwei Monate nach seinem Amtsantritt als Sportdirektor entließ das Management nach 23 Spieltagen Manfred Bender. Altach befand sich zu dem Zeitpunkt zur Winterpause 2008 – durch die Euro im Frühsommer gab es eine sehr lange Hinrunde – mit drei Punkten Vorsprung auf den Tabellenletzten auf Rang acht. Dort verblieben die Vorarlberger, der Vorsprung auf den Abstiegsplatz betrug nie weniger als fünf Punkte, wie es am 31. Spieltag der Fall war. Letztlich schaffte Fuchsbichler den Klassenerhalt trotz zum Teil hoher Niederlagen souverän.
Der Start in die nächste Saison verlief schlecht. Nach drei Niederlagen in Folge konnte ein 1:0-Heimsieg gegen den SK Sturm Graz erreicht werden, dann folgte eine Niederlage in Mattersburg und ein vernichtendes 2:7 daheim gegen Rapid. Nach zwei weiteren Nullpunktespielen gegen die Mitabstiegskandidaten Austria Kärnten und den Kapfenberger SV hatte die Vereinsleitung genug. Am Abstieg konnten aber auch die Nachfolger Urs Schöneberger und Georg Zellhofer nichts ändern, auch nicht an hohen Niederlagen, wie das 1:8 und das 2:5 gegen Rapid bzw. Kärnten zeigten.
Neu-Orientierung
In der Saison 2010/11 betreute der Steirer den FC Wolfurt in der Vorarlbergliga, musste aber nach der 15. Runde den Sessel räumen. Parallel dazu gehörte er dem Trainerstab des U21-Teams aus Liechtenstein an. Im Grunde genommen hatte er mehr oder weniger mit dem Trainerberuf abgeschlossen, der UEFA-Pro-Lizenz-Trainer kümmerte sich um seine Handelsagentur. Im Frühjahr 2011 meldete sich plötzlich Klaus Schmidt, Co-Trainer von Josef Hickersberger bei Bahrain und Al Wahda bei ihm. Schmidt, Weggefährte aus der Jugendzeit beim Grazer AK, wollte den nach dem Rauswurf bei Altach geschmähten Fußballlehrer in die Wüste holen, um dort die zweite Mannschaft und den Nachwuchs zu betreuen. Fuchsbichler sagte zu und folgte dem Ruf in die Wüste. Für Nicht-Insider kam die Verpflichtung zum 1. Juni 2012 im Innviertel überraschend, nicht so für den Manager Stefan Reiter. „Ich hatte Heinz Fuchsbichler schon sehr lange in Beobachtung. Er ist ein Teamplayer und Entwickler und passt zu 100 Prozent in unser vorgegebenes Profil“, wird der Manager auf der offiziellen Homepage zitiert.
Fuchsbichlers Philosophie
Die Karriere eines 44-jährigen Trainers über das Knie zu brechen wäre falsch. Ihm hängt der Makel aus der schlechten Schlusszeit bei Altach an. Auf der Misserfolgsseite steht darüber hinaus noch der verpasste Klassenerhalt mit dem FC Lustenau. Die Habenseite sieht mit dem geschafften Klassenerhalt 2008 und den zwei Plätzen im oberen Mittelfeld der Ersten Liga mit Austria Lustenau aber nicht so schlecht aus. Eine Pattsituation. In Ried wird er sich auf das Coaching konzentrieren können, für die Kaderzusammenstellung sind andere zuständig. Im Interview mit den Oberösterreichischen Nachrichten sieht er das Traineramt allerdings pragmatisch: „Die alte Garde bringt die Erfahrung ins Spiel, die Jungen arbeiten vielleicht etwas wissenschaftlicher. Beide Wege können zum Erfolg führen – oder auch nicht.“ Selbst beschreibt er sich als Mensch, der „alles aufsaugt, was neu ist.“ Grundsätzlich besteht natürlich die Möglichkeit, dass Ried einen Mann für die Medien suchte und Gerhard Schweitzer im Hintergrund die Philosophie der Innviertler fortführen soll. Zumindest offiziell erteilte er dieser Annahme eine Absage: „Gerhard ist ein sehr guter Mann, ich freue mich auf die Zusammenarbeit. Die Frage, wer da unter wem arbeitet, stellt sich nicht. Wir werden als Team auftreten, und ich bin davon überzeugt, dass das funktionieren wird.“ Der eingangs erwähnte „klassische Innviertler“ sei er, da er „nicht von einem Großklub kommt und keine großen Sprüche klopft. Ich stehe eher für akribische Arbeit und Bodenständigkeit.“ Das sind gern gesehene Attribute und passen zu dem Verein, der aus dem 5,2 Millionen Euro Budget viel macht, immer wieder Spieler entwickelt.
Taktische Vorstellungen
In seiner Zeit als Altach-Coach, der letzten längeren Periode als Headcoach, setzte Fuchsbichler auf ein anderes System, als es Ried in den letzten Jahren praktizierte. Er ließ oft eine Viererkette spielen und variierte ein System mit Viererkette und zwei Sechsern je nachdem mit einer oder mit zwei Spitzen. In der für ihn erfolgreichsten Spielzeit, 2005/06 in Lustenau, ließ er auch des Öfteren ein 4-3-3 spielen. Der Punkteschnitt von 1,13 Punkten pro Spiel als Profitrainer ist nicht schlecht, angesichts der Tatsache, dass der FCL und Altach Abstiegskandidaten waren. Allerdings fehlte im Schnitt eine gesunde Gewichtung zwischen Offensive und Defensive. 1,78 Gegentoren pro Spiel stehen nur 1,27 erzielte Treffer gegenüber. Einberechnet sind in etwa gleich viele Spiele von Auf- und Abstiegskandidaten. Im Rieder-System wird demnach vor allem auf Defensive wert gelegt werden müssen. Die Ergebnisverteilung beträgt rund ein Drittel pro möglichem Ausgang eines Spieles, damit wäre man in Österreich im Mittelfeld gelandet. Bei einer genauen, der Statistik gemäßen, Hochrechnung, würde das 47,3 Punkte ergeben. Die SV Ried landete mit 48 Zählern auf Rang sechs.
abseits.at-Fazit
Möglicherweise liegen die Oberösterreichischen Nachrichten nicht so falsch mit der Einschätzung, dass Heinz Fuchsbichler für die Medien geholt wurde und das Team Schweitzer/Angerschmied/Pentz in Wahrheit das Training leitet. Doch das ist an und für sich keine verkehrte Sache, da somit die Fortführung der sehr erfolgreichen Vereinsphilosophie gesichert ist. Darüber hinaus hat Fuchsbichler vor allem im Nachwuchsbereich einen großen Erfahrungsschatz und kennt, wie Schweitzer, auch das Leben außerhalb des Fußballzirkus’ sehr gut. Das könnte eine entscheidende psychologische Komponente in den Rieder Vorstellungen gespielt haben. Immerhin braucht man im Innviertel genau diese menschliche Komponente, da der Klub auf gute, eigentlich außergewöhnliche, Spieler sportlich und wirtschaftlich angewiesen ist. Des Weiteren ist, sollte das „Showtrainertum“ tatsächlich ein ausschlaggebender Faktor gewesen sein, es ist eine willkommene Abwechslung, dass dafür kein Krankl oder Polster geholt wurde. Die stehen exemplarisch für die `78- und `98-Partie mit allen negativen Begleiterscheinungen des Schaumschlagens, „Experten-Daseins“ und Seitenblicke-Auftauchens. Und das ist Heinz Fuchsbichler mit Sicherheit nicht.
Georg Sander, abseits.at
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Georg Sander
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