Nature versus nurture: Was macht uns zu dem Menschen der wir sind? Wer bestimmt unsere Neigungen, Interesse, Geschicke und Talente? Der Gen-Pool oder unsere Lebenssituation? Fest steht, dass wir dann und wann die Berufe unserer Eltern ergreifen. Auch Fußballer haben Söhne und werden oft mit der Frage konfrontiert, ob diese in ihre Fußstapfen treten werden. Ist Ballgefühl erblich oder weckt die tägliche Konfrontation mit dem Sport die Lust dem Papa nachzueifern? Geben Väter ihren Jungspunden wertvolle Tipps oder haben diese es schwerer weil sie die Bürde des Namens ihres Vaters tragen?
Die Verhaltensgenetik erforscht die Übertragung von Talent und Begabung. Doch grundsätzlich ist es egal wie Fußballersöhne ihre Leidenschaft für den Ball mitbekommen. Tatsache ist, es gibt weltweit einige Spieler deren Väter schon auf dem Rasen aktiv waren: Frank Lampard sen. und jun., Cesare und Paolo Maldini, Miguel und „Pepe“ Reina sind als erfolgreiche Beispiele zu nennen. Aber auch in der Alpenrepublik haben so manche Vater-Sohn-Gespanne den Rasen betreten. Einige waren bedeutend, andere Söhne machten dem Herrn Papa wenig Ehre. Auf einzelne dürfen sich die rot-weiß-roten Fußballfans noch freuen: So manches Juwel kickt zurzeit in einer Jugendmannschaft. Hier wird- ohne Anspruch auf Vollständigkeit- eine kleine Auswahl österreichischer Fußballfamilien präsentiert:
Die Unvollendeten – Fred und Louis
Fred Schaub verlor sein Leben im Jahre 2003 bei einem tragischen Autounfall. Er war erst 42 Jahre alt. Sein Sohn Louis steht heute am Anfang seiner Karriere: Am 29. Dezember wird er seinen 19. Geburtstag feiern. Beide haben sie den gleichen Beruf: Sie sind Fußballprofis. Doch während Fred für Eintracht Frankfurt, Borussia Dortmund, Hannover 96 und Greuther Fürth aktiv war, ist Louis erst bei seiner zweiten Vereinsstation angelangt: Der Jungspund ist aus dem Nachwuchs von Admira Wacker Mödling zu Rapid Wien gewechselt.
Am 21. Mai 1980 erzielte der damals 19 Jahre alte Fred Schaub das 1:0 gegen Borussia Mönchengladbach im zweiten Finalspiel um den UEFA-Pokal. Frankfurt holte damit den Titel. Doch dieses Tor hat Schaub kein Glück gebracht. Bei keinem Verein konnte er sich richtig durchsetzen, die Klubs verpflichteten einen Finaltorschützen und bekamen einen durchschnittlichen Rechtsfuß. Und einen sehr netten, intelligenten und bescheidenen Menschen. Aber Fußballvereine präferieren in der Regel nun mal eher Unsympathler mit gutem Ballgefühl.
Der aus Fulda stammende Stürmer Schaub beendete 1996 seine Karriere und träumte von einem Posten als Cheftrainer. Zunächst wurde er Jugendtrainer bei Admira Wacker Mödling, bei jenem Verein für den er sein letztes Spiel als Profi absolviert hatte. Im April vor zehn Jahren wollte er seine Mutter, die in Kalbach (Kreis Fulda) lebt, besuchen und verunglückte auf der Rückfahrt tödlich.
Gegen 7:00 Uhr morgens prallte der Ex-Stürmer aus ungeklärter Ursache mit seinem Auto gegen einen LKW. Fred Schaub war sofort tot, Sohn Louis überlebte schwer verletzt. Der damals 8-Jährige wurde mit Kopf- und Beinblessuren ins Krankenhaus eingeliefert. Die Fuldaer Zeitung berichtete über den tragischen Unglückstod des berühmten Sohnes der Stadt.
Über zehn Jahre später kann sie aber wieder eine positive Schlagzeile mit dem Namen Schaub herausbringen: „Schaub schießt Wien weiter“ heißt es am 8.8. 2013. Louis‘ Tore gegen Asteras Tripolis in der EL-Qualifikation werden lobend erwähnt. Berücksichtigung finden im Artikel natürlich auch Querverweise auf Vater Fred und Bruder Fabian. Letzterer kickt als Stürmer beim SV Buchonia Flieden in der Hessenliga. Der dreiundzwanzigjährige Spieler ist also zurück nach Deutschland gegangen, während sein 18-jähriger Bruder als Offensivkraft beim SK Rapid Wien wirkt. „Wir haben einen guten Kontakt zueinander“, verrät Fabian, „Louis ist oft in Heubach.“
Seit August 2011 spielte Louis Schaub bei den grün-weißen Amateuren, unter Trainer Peter Schöttel gab er am 18. August 2012 sein Debüt für die Kampfmannschaft. In 16 Spielen konnte er bisher zwei Treffer für die Hütteldorfer erzielen und gehört zu den großen Hoffnungsträgern in Zoran Barisics „Kindergarten“. Schwer vorstellbar, dass ein 18-Jähriger bereits in einem Großklub Verantwortung übernehmen muss: Die finanziell-prekäre Situation bei den West-Wienern macht dies aber notwendig. Louis wurde einfach ins kalte Wasser geschmissen.
Von allen Seiten wird dem zentralen Mittelfeldspieler großes Talent bescheinigt. „Er ist extrem schlau auf dem Feld, ich spiele seit dem ersten Tag gerne mit ihm zusammen.“, sagt etwa der grün-weiße Fußballgott und Kapitän Steffen Hofmann über seinen jungen Kameraden. Der technische Kreativspieler mit der großen Ausdauer wird überall gelobt. Er soll der künftige Denker und Lenker bei Rapid werden, seinen Vertrag konnte die Vereinsführung aber bisher nur um ein Jahr verlängern. Auch Louis strebt einen Transfer ins Ausland an. Wohin ihn sein Weg führt, steht allerdings noch in den Sternen. Er befindet sich gerade in der entscheidenden Phase seiner Karriere.
In manchen Fankreisen wird der U19-Teamspieler schon als Nachfolger Hofmanns gehandelt. Da passt es auch, dass Louis Lieblingszahl die 11 ist. „Schon mit zwei Jahren hat er sich zu Weihnachten ein Trikot mit dieser Nummer gewünscht, da konnte er die Zahl noch gar nicht aussprechen, sie war für ihn zwei Mal die Eins“, erzählt Louis‘ Mutter.
Die Nummer 11 bei Rapid gehört derzeit aber Steffen Hofmann. Noch.
Der Vater, der Sohn und das heilige Tor – Wolfgang und Roman
Die Trinität aus Vater und Sohn, die beide nur eines im Sinn haben – Tore schießen- muss bei der Familie Kienast noch um den Bruder bzw. Onkel ergänzt werden. Reinhard, Wolfgang und Roman waren alle drei für den SK Rapid Wien tätig. „Reini“ gilt als der Erfolgreichste, das Vater-Sohn-Gespann Wolfgang und Roman war bei den Grün-Weißen eher mäßig glücklich.
Wolfgang absolvierte ganze 48 Bundesligaspiele, davon fünf für Rapid Wien. Cupsieger 1976 darf er sich trotzdem nennen. Admira Wacker, Wiener Sport-Club, Austria Salzburg, SC Eisenstadt, Vienna, Krems und VSE St. Pölten hießen seine weiteren Stationen. 1989 beendete der Verteidiger seine Karriere und arbeitete als Trainer (u.a. Rapid Amateure, SV Schwechat etc.).
Sohn Roman wurde seit 1999 im Nachwuchs der Hütteldorfer ausgebildet. 2002 debütierte er in der Kampfmannschaft. In seiner ersten Profisaison kam Kienast zu elf Einsätzen, die bis 2006 auf 55 anwachsen sollten. Ein richtiger Leistungsträger war der Stürmer jedoch nie. Seine drei Torerfolge sprechen Bände.
Kienast zog es anschließend nach Norwegen: Zuerst war er für Ham Kam tätig, dann folgte ein Intermezzo in Helsingborg, Schweden. Im Jänner 2010 wechselte der Offensivmann zu Sturm Graz und konnte dort in der Saison 2010/2011 Entscheidendes zum Meistertitel der „Schwoazen“ beitragen. Kienast schoss mit 19 Treffern in 31 Spielen die Grazer an die Spitze. Der 189cm große Angreifer wurde damit zum zweiten Mal nach 2005 Meister.
In der Winterpause 2012 wechselte er zu Austria Wien. Tomas Šimkovič kam aus Wiener Neustadt und Roman Kienast aus Graz um die abgewanderten Spieler Nacer Barazite und Zlatko Junuzovic zu ersetzen. Sein Trikot im Fanshop war bald ausverkauft, vieles wurde vom kopfballstarken Offensivmann erwartet. Bis heute ist Roman trotzdem meist Ersatzspieler. Auch Kollege Šimkovič glänzte eher mit Flanken für den zweiten Rang, als für seine Mitspieler. Die „Feinspitze“ „Junu“ und „Bara“ konnten die beiden nicht gebührlich vertreten.
In der Meistersaison 2012/13 hatte Kienast abermals seinen Stammplatz auf der Bank. Den Motivationsfähigkeiten eines Peter Stögers ist zuzuschreiben, dass er den gebürtigen Salzburger bei Laune halten konnte: In einem Testspiel gegen MFK Ruzomberok während der Winterpause zeigte Roman Kienast beispielsweise mit vier Toren auf. Am Ende der Saison erreichte Kienast seinen persönlichen Triple-Pack: Er holte zum dritten Mal die Bundesliga-Schale. Dreimal Meister mit drei verschiedenen Vereinen. Hut ab, Roman, das schaffen nicht viele.
Aber richtig viel beigetragen hat der Stümer nur bei seinem Titelgewinn mit den Grazern. Weltfußballer Pelé kennt dieses Gefühl von der WM 1962.
Für die Veilchen hat der Stürmer bis jetzt nur neun Tore in 42 Spielen gemacht. Seine gesamte Ablöse spielte Roman Kienast aber mit einem Tor wieder ein: Er erzielte den entscheidenden Treffer im Rückspiel gegen Dinamo Zagreb. Die Austria zog so in die Gruppenphase der Champions League ein und badet in Millionen. Roman ist der Goldesel der Veilchen. Sein Tor war wie so oft kein Glanzstück. Roman war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Auch das ist ein Talent.
„Scheitern“ wie Fred Schaub an seinem besonderen Tor wird Kienast wahrscheinlich nicht. Glück und Fügung waren an jenem Spätsommerabend auf seiner Seite und das weiß jeder. Kienasts Fähigkeiten sind hinreichend bekannt und zurzeit reichen diese nicht für einen Stammplatz in der Veilchen-Offensive. Auch nach seinem wichtigen Goal, wurde der Stürmer also wieder zum „Bankbeamten“ verdammt.
Schon im Rapid-Nachwuchs munkelten viele, dass dem gebürtigen Salzburger nur wegen seines familiären Hintergrundes ein Platz in den Jugendteams zugestanden wurde. Schon möglich. Bei Rapid versucht man ja oft Positionen mit Leute zu besetzen, die im Verein involviert waren.
Marie Samstag, abseits.at
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