Zuhause empfingen die Admiraner die SV Mattersburg. Mit einer beeindruckenden Leistung konnten sie einen 5:1-Erfolg feiern, welcher auch in dieser Höhe absolut verdient ausfiel.... In allen Belangen überlegen – Admira schickt Matterburg mit fünf Treffern nach Hause

Zuhause empfingen die Admiraner die SV Mattersburg. Mit einer beeindruckenden Leistung konnten sie einen 5:1-Erfolg feiern, welcher auch in dieser Höhe absolut verdient ausfiel. Die Hausherren waren aggressiver, kombinierten besser und schossen unglaubliche 15 Mal auf den Kasten von Gäste-Keeper Thomas Borenitsch. Alleine dadurch war dieser Sieg verdient. Doch die Gastgeber waren nicht nur statistisch überlegen, sondern zeigten sich taktisch in eigentlich allen relevanten Belangen besser. Zwar ließen auch sie einige Torchancen zu, was letztlich an der offensiven und aggressiven Spielweise lag. Insgesamt hatten sie das Spiel bereits früh entschieden und konnten sich eine solche riskante Ausrichtung über die gesamte Spielzeit erlauben.

Kurz angeschnitten: die Aufstellungen

Auf dem Papier waren die beiden Mannschaften von den Formationen her sehr ähnlich aufgestellt. Beide hatten einen spielstarken hängenden Stürmer in Marcel Sabitzer respektive Ilco Naumoski, welcher einen laufstarken Partner hatte, nämlich Patrick Bürger bei den Mattersburgern und Issiaka Quédraogo bei der Admira. Allerdings hatten die Mattersburger auf den offensiven Flügeln mit Marvin Potzmann und Thorsten Röcher individuell etwas schwächere Spieler als die Admira, des Weiteren sollten sich auch Manuel Prietl und Manuel Seidl nicht so stark an der kollektiven Arbeit beteiligen, wie ihre Pendants dies vorbildlich taten.

Das war das interessante an dieser Admira-Mannschaft: mit Patrik Jezek und Thorsten Schick auf den Außen sowie Bernhard Schachner und Lukas Thürauer, welcher schon als hängender Stürmer agiert hatte, waren sie sehr offensiv ausgerichtet. Die dadurch entstehende vermeintliche Defensivschwäche machten sie dann mit einer Kompaktheit im Offensivspiel und im defensiven Umschalten wett, indem sie den Matterburgern kaum Räume gewährten. Das spiegelte sich im Ballbesitz wieder: die Admira hatte trotz ihrer schnellen Angriffe dank des guten Pressings fast 60% der Spielanteile.

Flexibilität und Fluidität

Eine weitere positive Auswirkung der bevorzugten Aufstellung von offensivorientierten Spielern in den beiden Mannschaftsteilen war die Möglichkeit, dass jeder Spieler jede Position zumindest kurzzeitig übernehmen oder gar durchgehend bekleiden konnte. Beispielsweise hatte Jezek sofort zu Beginn eine gute Chance, als er sich halbrechts mit Quédraogo auf engstem Raum durchkombinierte. In der zweiten Minute erhielt er dann schon einen weiten Ball auf links, zog an einem Spieler vorbei und brachte die Flanke zum ersten Treffer hinein.

Generell bewegten sich die Offensivakteure viel – Quédraogo war zum Beispiel bei seiner Auflage zu Schicks Tor auch weit auf links zu finden, wodurch er Räume in der Mitte öffnete. Den Gästen fehlte es dadurch oftmals an der Zuteilung und es wirkte immer so, als ob sie einen Tick zu spät dran waren. Eine solche Spielweise ist auch deswegen so schwer zu verteidigen, weil sich die meisten Spieler kommunikativ beim Übergeben schwer tun und dadurch Räume oder Gegner öffnen. Insbesondere bei der gängigen Spielweise einer gegnerorientierten Raumdeckung ist dies gefährlich, weswegen solche Rochaden und Rotationen auch verstärkt wieder gespielt werden.

Admiras Höhe und offensive Kompaktheit: riskant …

Beim Ausgleichstreffer, dem 1:1, sieht man, was eine hohe Kompaktheit im Offensivbereich an Risiko bedeutet: Naumoski muss den Ball nur halten, bereits drei Spieler bewegen sich nach vorne. Die Mattersburger Außenverteidiger sind auch sehr dynamisch im Vorwärtsgang und generell offensiv ausgerichtet, weswegen sie bei einer solchen Spielweise Gefahr ausrichten können. Beim Gegentreffer brachte Farkas dann den Ball an den langen Pfosten, wo Linksaußen Potzmann freistand.

Außerdem hatten sie bei diesem Konter eine Überzahl von vier gegen drei und es zeigte sich, wie technisch starke Spieler vom Schlage eines Naumoskis auch ein gutes und aggressives Pressing aushebeln können. Er setzte sich trotz Bedrängnis von mehreren Gegenspielern durch und konnte einen intelligenten Pass in die weit geöffneten Räume spielen. Linksverteidiger Stephan Palla konnte den Mattersburger Patrick Farkas nicht mehr am Flanken hindern, wodurch Mattersburg ausgleichen konnte.

… und erfolgreich

Allerdings ist eine solche offensive Spielweise meistens sehr effektiv. Durch die Vielzahl an Akteuren im letzten Spielfelddrittel kann gut gepresst werden, viele Passwege werden zugestellt und die Wege zum ballführenden Gegenspieler sind gering, was die Laufarbeit begrenzt. Insbesondere das Kombinationsspiel, welches meist durch Kurzpässe auf engem Raum funktioniert, ist nach Ballverlusten meist von Erfolg im Gegenpressing geprägt. Durch das Drillen einer Mannschaft auf sofortige Arbeit gegen den Ball wird das Risiko von einer solchen offensiven Spielweise aufgefangen und ermöglicht bei gleichbleibender defensiver Sicherheit einen erhöhten Fokus auf die Offensive und ihre Erfolgswahrscheinlichkeit sowie das Nutzen von Offensivspielern als Raumöffnern.

Inwiefern eine solche Spielweise in nächster Zeit gegen die Austria, Rapid und Red Bull Salzburg möglich sein wird, dürfte abzuwarten sein. Oftmals versucht sich die Admira in einem etwas tieferen, wenn auch nicht weniger kompakten Pressing, um die Räume dahinter zu schließen. Ein höheres Pressing könnte aber ebenfalls eine Option werden, wenn es gelingt, gezielt die Schwachstellen der individuell stärker besetzten Gegner anzuvisieren und zu pressen. Die Entwicklung der Admira wird jedoch eine interessante Personalie in den nächsten Jahren werden.

Fazit

Dietmar Kühbauer gebührt hierzu – trotz seines Platzverweises in der 13. Minute – Lob für die interessante Ausrichtung seiner Mannschaft, welche in der Liga für ihr schnelles Umschalten in beide Richtungen und gute Arbeit gegen den Ball gefürchtet werden. Sie konnten zwar in den letzten fünf Partien keinen Erfolg feiern, doch dieser Negativtrend ist eindrucksvoll gestoppt worden; sollten die Admiraner so weiterspielen, dürfte er auch nicht wieder zurückkehren. Beeindruckend war es, dass sie sich nicht nur eine Vielzahl von Chancen herausspielten (19), sondern die Chancenqualität hoch gehalten wurden – 15 der 19 Versuche kamen letztlich auf das Tor. Bei den Gästen war es weniger als die Hälfte, was allerdings sogar noch eine akzeptable Quote ist.

Rene Maric, www.abseits.at

Rene Maric

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