An diesem Sonntag lautete das Spitzenspiel der österreichischen Bundesliga Red Bull Salzburg gegen den FK Austria Wien. Um an der Spitzengruppe dranzubleiben, benötigte die... in-depth-Analyse: Red Bull Salzburg – Austria Wien (1) – Die Spieldynamik

Red Bull Salzburg (Logo, Wappen)An diesem Sonntag lautete das Spitzenspiel der österreichischen Bundesliga Red Bull Salzburg gegen den FK Austria Wien. Um an der Spitzengruppe dranzubleiben, benötigte die Wiener Austria in Salzburg einen Sieg. Die Hausherren wollten den Vorsprung hingegen weiter ausbauen, denn drei Punkte in dieser Partie, bedeuten auch den nächsten wichtiger Schritt zur Meisterschaft. In einem interessanten Spiel dominierten die Salzburger spätestens nach der Führung nach Belieben und konnten sich durch individuelle wie kollektive Überlegenheit absetzen.

In unserer Analyse wollen wir diese Partie in drei Teile segmentieren, um einen genauen Einblick in die jeweiligen Mannschaften und ihre Ausrichtung zu bekommen. Im ersten Teil befassen wir uns dabei mit dem Spielgeschehen an sich und wie es entstand, im zweiten Teil wollen wir uns einzelne taktische Aspekte der Bullen ansehen und im letzten Teil einen kleinen Ausblick auf die Austria wagen: Was hätte besser sein müssen, woran haperte es?

Die Aufstellungen der beiden Mannschaften

RB Salzburg - AufstellungAusAuf

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Dynamische Partie mit Vorteilen für die Salzburger

Der grundlegende Rhythmus in dieser Partie war das lange Zeit anhaltende hohe Tempo, mit dem der Ball auf und ab gespielt wurde. Es gab viele horizontale und vertikale Seitenwechsel. Dabei kamen letztere deutlich öfter vor, weil die Austria nach Balleroberungen schnelle Konter versuchte, diese allerdings meistens an der schwachen Staffelung im offensiven Umschaltmoment scheiterten.

Problematisch war dabei auch, dass die Aufrückbewegungen selten schnell genug stattfanden. Weder die Flügelstürmer noch die Außenverteidiger kamen schnell genug nach vorne, um die offenen Räume zu bespielen. Schwegler und Ulmer rückten nur situativ mit nach vorne auf und verharrten oftmals in einer Zwischenposition im zweiten Drittel, wodurch die Bullen gut abgesichert waren.

Im Verbund mit dem Gegenpressing hatten die Veilchen kaum ordentliche Chancen zur Ballzirkulation: Entweder sie spielten direkt nach vorne und erzeugten einen Fehlpass oder sie versuchten sich aus dem Gegenpressing der Bullen spielerisch zu befreien und den Ball zu behaupten, was aber oft in Ballverlusten endete.

Diese Ballverluste waren die Quelle des Salzburger Angriffsspiels. Dies zeigte sich sogar im Aufbauspiel der Salzburger.

Die Austria kann nur selten kontern

Die Gastgeber waren im Aufbauspiel von hinten heraus gar nicht so stark, wie man es in Anbetracht des Ergebnisses und der Leistung der Austria hätte erwarten können. Dabei ist der Begriff stark eventuell unpassend gewählt. Gerieten sie unter Druck und spielten konstruktiv heraus, dann waren sie dabei auch ohne Ausnahmen sehr gut. Es war aber eher so, dass sie diese Spielweise nur selten praktizierten. Sie konzentrierten sich lieber auf einen schnellen Angriffsvortrag und möglichst frühe Einbindung der Flügelstürmer.

Etwas überraschend agierten die Austrianer nämlich in einem 4-1-4-1. Schon rein formativ gesehen gibt es in einem solchen 4-1-4-1 offene Halbräume neben dem alleinigen Sechser, den James Holland in dieser Partie über weite Strecken gab. In diese Halbräume gingen die Flügelstürmer der Bullen immer wieder und das Ziel des Aufbauspiels war es natürlich die hervorragenden Kevin Kampl und Sadio Mané dort einzubinden. Allerdings hatten diese dort zumindest in der Anfangsphase und bisweilen auch im späteren Spielverlauf ein paar Probleme.

Gingen sie in diese offenen Räume, dann versuchte sich die Austria in der Mitte zusammenzuziehen. Die Flügelstürmer rückten ein bisschen ein, die Achter fielen zurück und erzeugten Kompaktheit. Dies sorgte dafür, dass die Salzburger nach ihren Aktionen aus dem Aufbauspiel oft den Ball hier verloren. Der große Vorteil war jedoch die sofortige Ballrückeroberung. Selbst nach Ballverlusten gab es wie schon am Ende des ersten Absatzes angedeutet direkte Ballgewinne, wodurch die Austria nicht kontern konnte.

Nach diesen Ballgewinnen im Gegenpressing konnten die Bullen schnelle Angriffe über offene Räume fahren oder neue Angriffe aufbauen. Dennoch hatten sie hier ähnliche Probleme.

Die Salzburger verbarrikadieren sich selbst

Das mangelnde Aufrücken und Umschalten der Austria wie auch das Gegenpressing der Bullen hatten allerdings einen weiteren Nebenaspekt. Die Hausherren bespielten gerne die kleinen offenen Räume auf den Seiten und in den Halbräumen bei der Austria, womit sie auf engem Raum kombinieren mussten. Wenn die Austria den Ball eroberte, ihn aber schnell wieder verlor, spielten die Salzburger meist sofort wieder nach vorne. Geschah dies, dann befanden sie sich aber wieder in sehr engen Räumen und es entstand eine extreme Dynamik im Offensivspiel, mit der selbst die hervorragend aufgelegten Offensivspieler nicht immer klar kamen.

Phasenweise wurden auch die Kombinationen von Kampl und Co. unpräzise, womit sie in ihren Angriffen zwar bis an den Strafraum kamen, dort aber in der eigenen Geschwindigkeit und der extremen provozierten Enge untergingen. Die einfachsten Angriffe mit erfolgreichem Abschluss hatten sie darum über einzelne Flügelaktionen, wo der Raum noch etwas größer war, und wenn die Austria zumindest ein bisschen höher aufrücken konnte, bevor sie den Ball verloren.

Dann waren die Räume nicht mehr so kompakt, weil die Gäste aufgefächert waren, wodurch die Bullen nach Balleroberungen und bei den darauffolgenden Angriffen mehr Platz hatten. Dank ihrer individuellen Klasse und dem tollen Bewegungsspiel konnten die Salzburger aber natürlich auch in den engen Räumen und bei längerer tiefer Ausrichtung der Austria Chancen kreieren. Insbesondere Dribblings sorgten dann für Chaos bei den Veilchen, besonders der variable Mané hatte hier eine Schlüsselrolle und war wohl einer der wichtigsten Akteure des Abends.

Fazit zur Spieldynamik

Dieses Spiel zeigte deutlich, dass es zwei Arten von Schnelligkeit und Dynamik gibt. Die Austria versuchte sehr schnell nach vorne zu kommen und tat dies über lange Bälle, über raumgreifende Pässe und Konterversuche. Diese zerschellten aber an der Gegenpressingmauer der Bullen. Die Hausherren zeigten die andere Art der Dynamik: Sehr geringe Ballkontaktzeiten (wenn nötig) und Kurzpasskombinationen auf engem Raum. Diese Spielweise sorgte zwar phasenweise für mangelnde Durchschlagskraft, funktionierte aber sehr gut und besonders nach der Führung war daran kaum etwas auszusetzen.

Beim nächsten Mal nehmen wir uns Roger Schmids taktische Anpassungen und Ideen für diese Partie wie auch die Leistung der Bullen vor. Dort wollen wir die jeweiligen Ursachen für das Entstehen dieser Spieldynamik genauer unter die Lupe nehmen, beispielweise die Bewegungen von Mané oder generell das Spiel im letzten Drittel. Auch das Unterbinden der Konter der Austria wird noch betrachtet.

René Maric, www.abseits.at

Rene Maric

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