In Hütteldorf macht’s wieder Spaß – Umfeld- und Taktikanalyse SK Rapid Wien
Bundesliga 1.August.2012 Daniel Mandl 1
Die Saison 2011/12 verlief für den SK Rapid Wien turbulent. Die Nachwehen des unsäglichen Platzsturms vom 22.Mai 2011 waren tief in die Saison hinein spürbar. Die Spielzeit startete mit einem Geisterspiel, gefolgt von Stimmungsboykott durch die Fanblocks – die Rapid-Familie schien zerrüttet, machte eine schwere Zeit durch. Doch die Saison wurde relativ erfolgreich beschlossen und ist heute als Übergangsjahr zu werten.
Peter Schöttel hatte ein Jahr Zeit mit der Mannschaft zu arbeiten und gegen Ende der vergangenen Saison bekam das Rapid-Urgestein die Gelegenheit das Team nach seinen Wünschen und Vorstellungen zu verändern. Mit Gerson wurde ein stabiler Innenverteidiger gefunden, Muhammed Ildiz soll das kreative Loch im Mittelfeldzentrum stopfen und Terrence Boyd soll langfristig für die Tore in Grün-Weiß sorgen. Der vereinstreue Schöttel hatte somit ein Jahr Zeit sich wieder in Wien 14 zu akklimatisieren und kann nun im ersten Jahr mit „eigener Planung“ mit einer konkurrenzfähigen Mannschaft auf nationaler und internationaler Ebene durchstarten.
Rapid macht wieder Spaß
Immer wieder äußerte sich der Rapid-Trainer in seiner ersten Saison enttäuscht über die Probleme mit den Fans, meinte, dass die verjüngte, neue Rapid-Elf sich Support verdient hätte. Nachdem Rapid durch dieses tiefe Tal tauchte, scheint nun wieder alles eitel Wonne zu sein. In Wien-Hütteldorf herrscht Aufbruchsstimmung, es wurden wieder „Typen“ in der Mannschaft des Rekordmeisters angesiedelt. Das Publikum identifiziert sich wieder mit Rapid.
Edlinger mit unglücklicher Vorgehensweise
Für kleinere Nebengeräusche sorgt allerdings das Präsidium rund um Rudolf Edlinger. Thema ist dabei der Stadionumbau, der – wenn es nach dem Rapid-Präsidenten geht – ein Ausbau werden soll. Einzig die Planung stockt, Rapid präsentiert sich vorerst hilf- und planlos, was diese wichtige Thematik angeht. Auch die Außendarstellung und so manches Interview von oberster Ebene fiel unglücklich aus. Dies kann dem Rapid-Fan jedoch nichts anhaben, solange es auf dem Platz gut läuft.
Revolutionäre Schöttel-Philosophie
Mit seinem taktischen Konzept überraschte Schöttel alle Kritiker. Rapid präsentiert sich zu Beginn der Saison mit einer neuen Spielidee und einem enorm fluiden Mittelfeld. Das neue System ist ein Garant dafür, dass das Team noch weiter in den Vordergrund rückt. Spieler, die einst fürs Grobe zuständig waren – bestes Beispiel ist Stefan Kulovits – nehmen nun wichtige Positionen im Aufbauspiel des SK Rapid ein. Auf dem Papier ist das neue Rapid-System eine Mischung aus 4-4-2, 4-2-3-1 und 4-1-3-2, auf dem Platz sieht dies jedoch ganz anders aus. Durch das hohe Maß an Flexibilität und geringer Positionstreue greift Rapid praktisch in einem 2-7-1 an und lebt dabei von den enorm offensiven Außenverteidigern. Den gelernten Stürmer Christopher Trimmel an eine neue Position in der rechten Verteidigung zu gewöhnen war dabei ein ebenso cleverer Schachzug, wie die tiefe Spielmacherposition für den spielstarken Muhammed Ildiz, der im Auswärtsspiel gegen Wiener Neustadt Ballbesitz- und Passrekorde brach.
Team will den Titel
Was letzte Saison immer wieder erwartet wurde, tritt in der neuen Spielzeit ein: Rapid-Spieler reden offen über den Meistertitel. Wenn man im Vorjahr Zweiter wurde, muss schließlich eine weitere Steigerung das Ziel sein. In den Europacup muss Rapid mit dieser Mannschaft mindestens kommen, alles Weitere wäre Draufgabe – aber eine, mit der mittlerweile auch nach außen hin liebäugelt wird. Ob Rapid reif für den Titel ist werden erst die nächsten Spiele zeigen, wenn es gegen die direkten Konkurrenten Austria, Salzburg und Sturm geht. Der erste Eindruck bescheinigt Rapid allerdings eine deutliche Steigerung in den Bereichen Technik, Lauf- und Antizipationsspiel, sowie auch auf taktischer Ebene.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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