Mit der Verpflichtung des Brasilianers Galvao hat Rapid nicht nur einen Vorgriff auf die kommenden Saison gemacht, sondern angesichts der aktuellen Situation auch zwei... Instinktspieler für mehrere Positionen: Rapid verpflichtet Galvao

Mit der Verpflichtung des Brasilianers Galvao hat Rapid nicht nur einen Vorgriff auf die kommenden Saison gemacht, sondern angesichts der aktuellen Situation auch zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Einerseits hat man schon jetzt ein Backup für Thomas Schrammel ab Sommer 2018, andererseits verpflichtete man eine Alternative für die Innenverteidigung.

Galvao Lucas da Costa Souza ist 26 Jahre alt und spielt bereits seit über vier Jahren in Österreich. Aus dem „Ländle“ kam er dabei aber nicht heraus. Knappe zwei Jahre kickte der Defensivallrounder für Austria Lustenau, danach zwei weitere Jahre für Altach, das ihn damals um 100.000 Euro vom Lokalrivalen holte. In Brasilien hatte der der man aus São José do Rio Preto für Ponte Preta, Piricicaba, RB Brasil und Caxias do Sul gespielt. Das bedeutet, dass Galvao ausschließlich in Staatsmeisterschaften, vergleichbar mit unseren Regionalligen, spielte und nur in jungen Jahren zu drei Einsätzen in der brasilianischen Serie B kam.

Äußerst flexibel

In Österreich erarbeitete sich der Südamerikaner aber bald ein hohes Standing, weil er ein äußerst flexibler Instinktspieler ist, der sich schnell an unterschiedliche Matchsituationen anpassen kann. Auch wenn es in den letzten Jahren nicht so wirkte, spielte Galvao in Österreich nur in 57% seiner Spiele auf der linken Seite, entweder als Außenverteidiger, oder etwas offensiver. Er kam zusätzlich auch als Innenverteidiger, Sechser, Zehner und sogar Stürmer zum Einsatz. Die eindrucksvolle Statistik seiner offensivsten Einsätze: In sieben Partien als Zehner oder Angreifer erzielte er vier Tore und bereitete zwei vor. Galvao ist also tatsächlich ein Kicker, der dort agiert, wo er gebraucht wird.

Frühes Backup

Bei Rapid ist man von den Qualitäten von Boli Bolingoli sehr überzeugt, weshalb das Nachrüsten auf der Position des linken Verteidigers nicht zwingend nötig gewesen wäre. Allerdings läuft der Vertrag von Thomas Schrammel, der zwar immer wieder effiziente Momente hat, aber auch körperlich abbaute, im nächsten Sommer aus. Da anzunehmen ist, dass sein Vertrag nicht verlängert wird, tätigte Bickel mit der Verpflichtung Galvaos eine frühe Umbesetzung und gibt dem Spätzünder vom Zuckerhut die Möglichkeit, sich ein Jahr einzugewöhnen und die Mechanismen bei Rapid kennenzulernen.

Wichtiger Ersatzmann auch für die Zentrale

Gleichzeitig wird Galvao bei Rapid aber auch eine nicht unwesentliche Rolle in der Innenverteidigung spielen. Dibon wird die gesamte Saison verletzungsbedingt fehlen und Wöber wurde an Ajax Amsterdam verkauft. Die letzten verbleibenden Innenverteidiger sind nun Sonnleitner und Maximilian Hofmann. Zwar wird Rapid noch einen nominellen Innenverteidiger dazuverpflichten, der auch tatsächlich ausschließlich für die Abwehrzentrale eingeplant ist, aber im Zweifelsfall kann auch der 181cm große Brasilianer den Part im Herzstück der Abwehr übernehmen.

Gesamte links-defensive Zone

Auch die Verletzungen von Tamas Szanto und  Philipp Malicsek, sowie die noch nicht perfekte Matchfitness von Ivan Mocinic rufen Galvao auf den Plan. Nach momentanem Stand ist der 26-Jährige damit auch das erste Defensivbackup für Schwab und Auer. Steffen Hofmann wird für diese defensiv-geprägte Position, wie einst unter Peter Schöttel geprobt, nicht mehr in Frage kommen und mit Ljubicic ist ein vielversprechender Kandidat für die Sechs an Wiener Neustadt verliehen. Auch Dibon steht durch seine langwierige Hüftverletzung nicht als Option für die Sechs bereit. Würde man das Spielfeld in nur vier Zonen aufteilen, wäre Galvao nun also eine Option für die gesamte links-defensive Zone, inklusive Innenverteidigung und Mittelfeld.

Verletzungssorgen

Im Juni wurde Galvao 26 Jahre alt, allerdings hatte der Brasilianer in den letzten drei Jahren schon massiv mit Verletzungen zu kämpfen, weshalb er insgesamt knapp 13 Monate ausfiel, 47 Partien verpasste. Im Herbst 2014 erlitt er, damals noch für Austria Lustenau spielend, einen Kreuzbandriss, der ihn fast sieben Monate außer Gefecht setzte. Später fehlte er unter anderem mit Bänder- und Schulterverletzungen, einem Ellenbruch und Beckenproblemen. Für Rapid bleibt zu hoffen, dass sich Galvaos Verletzungspech nicht fortführt bzw. auch die neuen Trainingsreize in Wien-Hütteldorf keine zu große Auswirkung auf seine Gesundheit haben.

Ein „anderer“ Spielertyp

Der Königstransfer des Sommers ist Galvao freilich nicht. Der Defensivspieler ist einer der Kicker, die man „sowieso“ holen musste. Sein Potential hatte der Altach-Spieler bereits mehrfach aufblitzen lassen und so ist Galvao als wertvoller Transfer für die Kaderdichte zu bewerten. Außerdem dürfte seine instinktlastige Spielweise auch dabei helfen, Druck auf die ersten Elf, in seinem Fall sogar Spieler auf verschiedenen Positionen auszuüben. Bei Rapid gibt es derzeit keinen vergleichbaren Spieler und so ist es wahrscheinlich, dass der 26-Jährige den Hütteldorfern einen nicht zu verachtenden „Effet“ bringen könnte. Dass es damit mit den Verstärkungen erledigt ist, darf aber natürlich auch nicht sein.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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