Nach Pascal Grünwalds Verletzung wurde die Wiener Austria noch einmal am Transfermarkt tätig und sicherte sich die Dienste des 24-jährigen kroatischen Tormanns Ivan Kardum.... Ivan Kardum – Der Neo-Austrianer träumt vom kroatischen Team

Nach Pascal Grünwalds Verletzung wurde die Wiener Austria noch einmal am Transfermarkt tätig und sicherte sich die Dienste des 24-jährigen kroatischen Tormanns Ivan Kardum. Der Goalie unterschrieb einen Vertrag bis 2014, wobei der Verein die Option auf zwei weitere Jahre besitzt.

 

Name: Ivan Kardum
Nationalität: Kroatien
Geburtsdatum: 18. Juli 1987
Alter: 24
Position: Tormann
Größe: 186cm
Gewicht: 84kg
Starker Fuß: rechts
Momentaner Verein: FK Austria Wien
Bisherige Vereine: NK Osijek, HNK Vukovar ´91, NK Grafičar Vodovod

Seine  ersten Schritte

Ivan Kardum wurde vor 24 Jahren,  am 18. Juli 1987, in Osijek, der viertgrößten kroatischen Stadt, geboren.  Der Tormann durchlief die Jugendmannschaften seines Heimatvereins NK Osijek, bei dem unter anderem etwa Stürmerstar Davor Šuker seine ersten Schritte machte. Kardum galt als eines der größten Talente seines Jahrgangs und spielte 2004 eine Partie für die kroatische U18-Nationalmannschaft. In den beiden Jahren darauf kam er zehn Mal im U19-Team zum Einsatz.

Marin Skender – sein größter Konkurrent in den Anfangsjahren

Im Verein hatte er zunächst trotz seines großen Talents ein Problem, welches Marin Skender hieß und 1.88m groß war. Marin Skender, der wie Kardum ebenfalls in den Jugendmannschaften von NK Osijek groß wurde,  erkämpfe sich in der Saison 2003/04 einen Stammplatz in der Kampfmannschaft und gab diesen bis zu seinem Wechsel zu NK Zagreb in der Saison 2008/09 nicht mehr her. Skender absolvierte 175 Meisterschaftsspiele für den Klub, der in Kroatien meistens im Mittelfeld der Tabelle platziert ist. Die beste Saison in den letzten zehn Jahren spielte der Verein ein Jahr vor Skenders Abgang, als der Klub hinter Dinamo Zagreb an der zweiten Stelle landete. Der Rückstand auf den Meister aus Zagreb betrug allerdings stolze 28 Punkte! Ansonsten fand man den Klub in den letzten Jahren immer zwischen dem vierten und den achten Platz, wobei die 1. HNL bis zur Saison 2008/09 in einer Zwölferliga ausgetragen wurde. Mit seinen soliden Leistungen drängte sich Skender auch für die kroatische Nationalmannschaft auf. Im November 2006 saß er im Europameisterschafts-Qualifikationsspiel gegen Israel auf der Ersatzbank, kam aber nie über die Rolle des dritten Nationaltormanns hinaus. Stipe Pletikosa und Vedran Runje waren außer Reichweite.

Leihgeschäfte

Um trotzdem an Spielpraxis zu gelangen wurde Ivan Kardum zwei Mal verliehen. Zuerst wechselte er in der Saison 2007/08 zu HNK Vukovar ´91, ein Jahr später sammelte er bei NK Grafičar Vodovod Spielpraxis. Er war bei beiden Teams gesetzt und hatte vor allem bei HNK Vukovar ´91 jede Menge zu tun, da die Mannschaft in der zweiten Liga einen hoffnungslosen Kampf gegen den Abstieg focht. In 30 Meisterschaftsspielen verlor der Verein 18 Mal und ging nur sechs Mal als Sieger vom Platz. Insgesamt kassierte der Klub in dieser Saison 53 Gegentreffer, wobei Ivan Kardum 26 von 30 Spielen bestritt.

Ein Jahr später spielte er abermals in der dritten Liga, diesmal bei NK Grafičar Vodovod. Der Verein schaffte zwar aus sportlicher Sicht eine Saison davor den Aufstieg in die zweite Liga, bekam dann aber wegen infrastrukturellen Problemen keine Lizenz für die zweithöchste Spielklasse. Auch wenn Kardum alle 30 Spiele bestritt muss man doch sagen, dass diese beiden Jahre in der dritten Liga nicht hundertprozentig optimal für seine Entwicklung waren, da er von der Spielstärke und besonders von seinem Talent her auch schon in jüngeren Jahren in der ersten kroatischen Liga bestehen hätte können. Da aber Marin Skender unumstritten war, waren diese Leihgeschäfte immerhin eine Lösung, mit der man leben konnte. Eine Leihe innerhalb der 1. HNL wäre sicherlich zielführender gewesen.

Skender geht – Kardum übernimmt

In der Saison 2009/10 ist es dann endlich soweit – Skender verlässt den Verein und Kardum wird Stammtormann. Ab diesem Zeitpunkt verpasste Kardum bis zu seinem Austria-Transfer kein einziges Meisterschaftsspiel und absolvierte in zweieinhalb Jahren 77 Partien für den Klub. In diesen 77 Spielen erhielt er 86 Gegentore, also im Schnitt 1,12 Treffer pro Partie. Zum Vergleich: in der aktuellen Saison kassierte die Wiener Austria in 19 Partien 30 Treffer, also 1,57 pro Spiel. Im ersten Jahr erreichte er mit NK Osijek den sechsten Platz in der Endtabelle, in seiner zweiten Saison beendete der Klub die Meisterschaft an achter Stelle. Momentan liegt sein Ex-Verein am fünften Tabellenplatz.

NK Osijek und der Schuldenberg

Auch wenn der Verein aus sportlicher Sicht ganz gut da steht, sind die meisten Spieler des Klubs unglücklich, da absolut kein Geld in den Vereinskassen ist und dem Verein sogar die Insolvenz droht. Teilweise bekamen die Spieler in den vergangenen Jahren für kroatische Verhältnisse recht gute Verträge, die der Verein nun nicht mehr bezahlen kann. Der Klub braucht jeden Kuna und muss praktisch alles zu Geld machen, was nur irgendwie möglich ist. Dino Spehar war der erste Spieler, denn der Verein schweren Herzens um 500.000€ an Dinamo Zagreb „verscherbelte“. Der erst 17-jährige beidbeinige Mittelstürmer erzielte mit 16 Jahren sein erstes Meisterschaftstor und gilt als eines der größten Talente im kroatischen Fußball. Spehar ist in ein paar Jahren ein Kandidat für einen absoluten Spitzenklub und Dinamo Zagreb darf in den kommenden Jahren mit einer Millionen-Ablöse rechnen, falls seine Entwicklung so wie bisher verläuft. Den Namen sollte man sich auf alle Fälle im Gedächtnis behalten.

Die meisten Spieler wollen den kroatischen Traditionsverein, der jahrelang ausgezeichnete Nachwuchsarbeit betrieb, verlassen, da den Klub 14 Millionen Euro Schulden drücken. Im schlimmsten Fall droht die Liquidation. Nur durch Spielerverkäufe wird der Verein den Schuldenberg jedenfalls nicht abbauen können. In dieser Hinsicht war die Wiener Austria sicher in einer guten Verhandlungsposition, da der Verein sich den Verbleib von Kardum gar nicht leisten hätte können. Hätte die Austria nicht zugeschlagen, wäre der Kroate aufgrund der finanziellen Situation vielleicht sogar innerhalb der Liga zu einem schwächeren Konkurrenten gewechselt. In kroatischen Zeitungen war zu lesen, dass ein Wechsel zum aktuellen Tabellenzwölften NK Istra 1961 zur Diskussion stand.

Seine Stärken und Schwächen

Ivan Kardum ist ein Torhüter der mitspielt, nicht auf der Linie picken bleibt und schnell aus dem Tor hinauskommt. Im Prinzip ist er ein guter Allrounder, der keine augenscheinlichen Schwächen hat. Wenn man etwas hervorheben kann, dann seine Stärke beim Hinauslaufen bei Eins-zu-Eins-Situationen. Auch auf der Linie verfügt der Schlussmann über starke Reflexe.

Ivan Kardum galt in seiner Jugend als riesiges Talent, da er dann aber nicht an Skender vorbeikam verschwand er in der dritten Liga einige Zeit aus dem Blickfeld. In den letzten zweieinhalb Jahren zeigte er aber, dass er über viel Talent und ein großes Potential verfügt. Trotzdem ist er noch lange kein fertiger Tormann und die Austria-Fans dürfen sich keinen abgeklärten Routinier erwarten. Kardum ist im Moment nicht nur für spektakuläre Paraden, sondern auch für Fehler gut. Ein Osijek-Fan aus Kroatien meinte etwa, dass er einige Male den Ball nach einer Parade unnötiger Weise in die Mitte abprallen ließ – anstelle den Ball auf die Seite zu fausten. In manchen Situationen fehlt im sicherlich noch die Erfahrung und die Austria-Fans sollten Geduld haben und ihm etwaige Fehler zu Beginn verzeihen.

Anhand des Vertrags merkt man aber, dass sein neuer Verein langfristig mit dem Tormann planen will. Der Vertrag läuft bis Sommer 2014, danach kann der Verein einseitig um zwei weitere Jahre verlängern. Kardum darf nicht als kurzfristiger Ersatz für Grünwald angesehen werden, sondern als Spieler mit großem Potential für die Zukunft der in den nächsten Jahren zu einem richtig starken Schlussmann reifen könnte. Kardum träumt von der kroatischen Nationalmannschaft und vom Potential her ist dieser Traum sicherlich nicht unrealistisch. Sein Berater Mato Jurkic schwärmt jedenfalls (logischerweise) in höchsten Tönen von seinem Schützling und versicherte uns, dass er vom Charakter her einer der umgänglichsten Profifußballer sei, die ihm jemals untergekommen wären. Jurkic betonte, dass Austria-Trainer Vastic absolut überzeugt von Kardum war und den Spieler unbedingt haben wollte – im Kampf ums Einserleiberl mit Heinz Lindner wird das sicherlich kein Nachteil sein.

Stefan Karger, www.abseits.at

Stefan Karger

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