Wer beim SV Mattersburg zu Gast ist, kann sich auf eine harte Partie einstellen. Vor allem der SK Rapid weiß das – bis gestern... Kartenspiele in Mattersburg: Rapid dreht die Partie dank Hofmann, Königshofer und einer starken 2.Halbzeit!

Wer beim SV Mattersburg zu Gast ist, kann sich auf eine harte Partie einstellen. Vor allem der SK Rapid weiß das – bis gestern konnten die Grün-Weißen nur vier von 16 Spielen in Mattersburg gewinnen – doch die Art und Weise wie Rapid Samstagabend das Spiel gegen die Burgenländer drehte, lässt die Fans jubeln.

Die Spiele gegen Red Bull Salzburg und den SV Mattersburg waren für Rapid Schlüsselspiele. Wenn man diese Partien gewinnen könnte, müsste ausreichend Selbstvertrauen vorhanden sein, um auch die letzten drei Spiele des Herbsts zu gewinnen. Die Basis ist mit dem 4:2 gegen die Roten Bullen und dem 2:1 in Mattersburg hergestellt – wenn nun auch die Pflichtsiege gegen Kapfenberg (a), Wacker Innsbruck (h) und die Admira (h) eingefahren werden, überwintert Rapid mit hoher Wahrscheinlichkeit als Tabellenführer.

Erste Chancen für Mörz

Dabei erinnerte die erste Halbzeit in Mattersburg an eine der vielen Partien, die Rapid im Burgenland unglücklich aus der Hand gab. Die Grün-Weißen hatten deutlich mehr Ballbesitz, drängten Mattersburg prinzipiell gut in die Defensive – aber Zählbares sah der Zuschauer in der ersten Halbzeit kaum. Mattersburg wirkte ebenfalls recht ballsicher, gewann mehr Zweikämpfe im Mittelfeld und präsentierte sich zunächst zwingender als Rapid. Ein Abseitstor von Michael Mörz wurde zu Recht nicht anerkannt, ein weiterer Abschluss des Mattersburg-Kapitäns wurde von Rapid-Torhüter Lukas Königshofer an die Stange abgelenkt.

Payer degradiert – Ende einer Ära in Grün-Weiß?

Apropos Lukas Königshofer: Der 22-jährige Torhüter bekam von Trainer Peter Schöttel den Vorzug gegenüber Helge Payer, der damit einen neuen Karrieretiefpunkt erlebt. Normalerweise ist Königshofer nur Rapids Nummer Drei, auch hinter dem momentan verletzten Jan Novota. Der 191cm große Tormann ist zudem nicht unbedingt für starke Leistungen berüchtigt: In 30 Ligaspielen für die Rapid Amateure segelte der junge Keeper nicht nur einmal unglücklich am Ball vorbei. In Mattersburg wurde Königshofer, der zuletzt seine Chance im Rapid-Tor forderte, ins kalte Wasser geworfen. Kein schlechtes Timing von Peter Schöttel, dem Payers Katastrophenleistungen der letzten Wochen und Monate nicht verborgen blieben. Zunächst wirkte Königshofer etwas nervös, seine Körpersprache gezwungen – der parierte Ball aus der fünften Minute verhalf ihm aber zu mehr Selbstvertrauen. Und in der Nachspielzeit wurde er sogar noch zum Matchwinner für den SK Rapid…

Fehlerkette vor Naumoskis Tor

In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit sah Königshofer jedoch schlecht aus. Ebenso wie seine Mitspieler Michael Schimpelsberger und Markus Heikkinen. Ein Abschlag von Mattersburg-Goalie Borenitsch fand Ilco Naumoski und der besorgte dank einer Fehlerkette in der Rapid-Hintermannschaft das 1:0 für die Burgenländer. (Klicken zum Vergrößern)

Fehler 1: Markus Heikkinen orientiert sich zu Michael Mörz, obwohl dieser eindeutig von Harald Pichler gedeckt ist. Deshalb berechnet er den weiten Abschlag von Borenitsch falsch und verabsäumt es ihn aus der Gefahrenzone zu köpfen.

Fehler 2: Michael Schimpelsberger verlässt sich zu stark auf seine Mitspieler. Der 20-Jährige hatte mehrere Möglichkeiten den Ball auf die Tribüne oder ins Tor-Out zu dreschen, lässt ihn jedoch zweimal zu oft aufspringen und lädt den abgebrühten Naumoski damit zum Torschuss ein.

Fehler 3: Lukas Königshofer muss, nachdem der Ball zum zweiten Mal aufsprang, aus seinem Tor laufen, um ihn zu holen. Auch er hatte mehrfach Gelegenheit dazu. Jedoch ergab sich ein Missverständnis der beiden jungen Spieler Königshofer und Schimpelsberger. Der Abwehrspieler wartete darauf, dass sein Keeper ihm zu Hilfe eilt – der Torhüter hoffte auf einen gewonnenen Schimpelsberger-Zweikampf.

Rapid in der 2.Halbzeit verbessert

Rapid erholte sich in der zweiten Halbzeit von diesem vermeidbaren Tor und wurde vor allem auf einzelnen Positionen klar stärker. Steffen Hofmann, der in der ersten Halbzeit schon zeitweise frustriert wirkte, spielte eine starke zweite Halbzeit, auch Drazan und vor allem Burgstaller hatten plötzlich ihre hellen Momente. Durch die Einwechslung von Nuhiu wurde Rapid zentral offensiv präsenter und es gelang die Mattersburger tiefer in die eigene Hälfte zu drängen. Es benötigte jedoch eine Schiedsrichterfehlentscheidung, um den Ausgleich zu besorgen. Überlegter Assist von Heikkinen für Hofmann, der scheitert zunächst an Borenitsch, aber Atdhe Nuhiu erzielt mit seinem 5.Saisontor das 1:1 – aus knapper Abseitsposition.

Zweimal Foul, zweimal Gelb = Rot

Es war der Startschuss für eine hitzige, harte Schlussphase mit zwei gelb-roten und acht gelben Karten. Im Zuge eines Rapid-Konters kommt Christopher Drazan zentral an den Ball und legt sich den Ball, von der Mittellinie weg, sehr weit vor, um seine Schnelligkeit für einen „Slalomsprint“ an den Mattersburg-Abwehrspielern zu nutzen. Dies ist an sich ein gutes Mittel, wenn man zur seltenen Freude kommt, dass Mattersburgs Viererkette sehr hoch steht. Die meisten Defensivakteure der Burgenländer sind nicht für ihre Schnelligkeit berühmt und durch derartige „Vorlegen und Nachlaufen“-Varianten wird man von den kompakten Burgenländern seltener in Zweikämpfe gezwungen. Was jedoch Christopher Drazan nicht behaupten konnte – Martin Rodler ließ den Rapid-Flügelspieler auflaufen und sah dafür Gelb-Rot. Hart, weil Rodler sich kaum in Richtung Drazan orientierte und sich nicht in Luft auflösen kann, aber regeltechnisch absolut vertretbar. Kurios: Es war Rodlers zweites Foul im Spiel. Für jedes der beiden sah er Gelb…

Erstmals seit 1 ½ Jahren von „außerhalb“

Christopher Drazan sollte im Mittelpunkt bleiben: Wenige Minuten später startet der 21-Jährige einen Sprint über 70 Meter auf der linken Seite. Der Kroate Ivan Parlov kann zwar geschwindigkeitstechnisch mithalten, verfolgt Drazan aber nur, anstatt ihn zu attackieren. Der Rapid-Mittelfeldmann legt den Ball schließlich clever flach nach hinten und Steffen Hofmann zieht erfolgreich aufs kurze Kreuzeck ab – 2:1 für Rapid. Der Grund für das Tor: Drazan sprintete mit dem Ball schneller als alle in der Zentrale auf Defensive umschaltenden Mattersburg-Spieler ohne. Der junge Rapidler verzeichnete in wenigen Sekunden großen Raumgewinn und Steffen Hofmann stand ebenso wie Guido Burgstaller in der Zentrale komplett frei. Die Mattersburger machten den Eindruck, dass sie sich auf einen gewonnenen Zweikampf von Ivan Parlov verlassen würden. Damit ist ein grün-weißer Bann gebrochen: Das Tor von Steffen Hofmann war das erste Tor seit dem 9.Mai 2010, das Rapid aus dem Spiel heraus außerhalb des Strafraums erzielte. Damals traf Hofmann beim 4:1 gegen Sturm zweimal von „außerhalb“.

Geht Prager zu Boden, geht Malic duschen

Und Drazan verschwand weiterhin nicht von der Bildfläche: Nachdem er Patrick Farkas knapp hinter der Mittellinie stoppte, dabei aber eigentlich den Ball spielte, flog er mit Gelb-Rot vom Platz. Die gelbe Karte sah er wenige Minuten zuvor, weil er den Schiedsrichter in einer unübersichtlichen Szene, unabsichtlich attackierte. Das Gesamtpaket „Gelb-Rot für Drazan“ war definitiv zu hart. Vom Platz fliegen hätte allerdings der Mattersburger Innenverteidiger Nedeljko Malic müssen. Nach einem Sensenfoul gegen Thomas Prager, bei dem dieser noch rechtzeitig wegspringen konnte, attackierte Malic den Gefoulten tätlich. Wenn Prager zu Boden geht, geht Malic duschen – doch Prager blieb stehen und Malic sah Gelb.

Heldentat von Königshofer

In der 95.Minute lenkte Lukas Königshofer einen Freistoß von Patrick Bürger bravourös über die Latte und rettete Rapid damit den 2:1-Erfolg. Die grün-weißen Jubelbilder nach dem Spiel lassen die Fans hoffen – selten zuvor in den letzten 1 ½ Jahren sah man etwa Steffen Hofmann, der sein Dress einem Fan schenkte, so erleichtert, wie nach dem erst fünften Rapid-Erfolg im Burgenland. Kommende Woche geht‘s auswärts nach Kapfenberg – ohne die gesperrten Drazan (Gelb-Rot) und Heikkinen (5.gelbe Karte).

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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