Was die Spatzen eigentlich schon seit Monaten bis Jahren von den Dächern pfeifen, ist seit heute Morgen Gewissheit: Österreich hat in Veli Kavlak einen weiteren Legionär – allerdings nicht auf den ganz großen Fußballbühnen Europas, sondern in der eurasischen Riesenstadt Istanbul.
Im Sommer 2008 wechselte Kavlaks Freund Ümit Korkmaz für eine stolze Ablösesumme von etwa drei Millionen Euro von Rapid zu Eintracht Frankfurt, nachdem er eine fulminante Meistersaison hinlegte und mit seinem explosiven Spielstil und bescheidenem Auftreten die Menge verzückte. Korkmaz bestritt vor seinem Auslandstransfer nur 55 Ligaspiele für Rapid, in denen er drei Treffer erzielte. Zum selben Zeitpunkt war der drei Jahre jüngere Kavlak bereits fast ein „Alteingesessener“, absolvierte 72 Ligaspiele, erzielte sieben Tore, spielte zudem fünfmal im Europacup. Während Korkmaz bei Rapids „Tag der offenen Tür“ unter Tränen seinen Abgang gen Frankfurt ankündigte, flirtete Kavlak mit der unter Lucien Favre aufblühenden Hertha aus Berlin. Etwa 2,5 Millionen Euro soll der damals 20jährige Kavlak den Berlinern wert gewesen sein. Doch Rapids Nummer 17 durfte nicht wechseln.
ZÖGERLICHER AUSBILDUNGSVEREIN
Heute wissen Rapids Verantwortliche wohl, dass sie damals falsch handelten. Nachdem aus dem Nichts mehrere Spieler in der internationalen Auslage standen, reihenweise um Ablösesummen den Verein wechselten, von denen man wenige Jahre zuvor nur träumen konnte, musste der Klub sich zügeln keinen totalen Sommerschlussverkauf zu veranstalten. Korkmaz durfte gerade noch weg, Kavlak wäre des Guten zu viel gewesen. Das wollte man der eigenen Kaderplanung, aber auch den eigenen Fans nicht antun. Doch Rapid hätte gut daran getan, Kavlak keine Steine in den Weg zu legen. Nicht nur wegen eines nicht zu verachtenden siebenstelligen Geldbetrags, der Rapid heute – fast drei Jahre später – durch die Finger rieselt, sondern auch wegen der Entwicklung eines der talentiertesten Eigenbauspieler des letzten Jahrzehnts.
WENN KREATIVSPIELER VERKRAMPFEN
Kavlak war unglücklich über die verpasste Berlin-Gelegenheit, begann zu überlegen, versuchte starke Leistungen zu erzwingen. Passiert ist das Gegenteil. Kavlak spielte immer verkrampfter, sein Spiel verlor an Esprit, die Überraschungsmomente, die ihn früher auszeichneten wurden weniger, dafür die Verletzungen häufiger. Zu allem Überfluss wurde er von Peter Pacult in ein nicht mehr zeitgemäßes Muster gepresst und für seine Fähigkeiten mit zu geringem Aktionsradius bedacht. Kavlak wurde aus taktischen Überlegungen auf den linken Flügel „geklebt“, durfte die Mittelfeldzentrale nur aus sicherem Abstand beobachten. Pacults Rechtfertigung: „Der Veli darennt des net, in der Mitt’n.“ Auf Verkrampftheit und mangelndes Selbstvertrauen folgt Unzufriedenheit und die ist bei Rapid zur Zeit spürbar.
STRIKTE AUSLÄNDERREGELUNG IN DER SÜPER LIG
Peter Schöttel hätte eine Veränderung für Veli Kavlak bei Rapid bedeutet. Ein beruhigender, diplomatischer Trainer, der auf Spieler wie Kavlak einredet, sich um sie kümmert. In diesem Fall ein Spieler, der bereits im Alter von 22 Jahren sieben Saisonen oder 181 Pflichtspiele bestritt und 16 Tore erzielte, aber trotzdem die oft sehr scharfe Kurve zum Führungsspieler nicht nehmen konnte. Kavlak entschied sich legitimerweise für einen wahrscheinlich fälligen Tapetenwechsel und wechselt ins Land seiner Eltern. Was ihn dort erwartet ist ein zweischneidiges Schwert: Einerseits darf Kavlak mit Klassespielern wie Ricardo Quaresma, Hugo Almeida oder Simao – möglicherweise sogar mit Weltfußballer Diego Forlán, mit dem Besiktas derzeit in Verhandlungen stehen soll – zusammenspielen, andererseits ist es nicht unwahrscheinlich, dass Kavlak für Besiktas nur Kaderfüllstoff ist. In der Türkei wurde nämlich vor geraumer Zeit eine Regelung eingeführt, die besagt, dass von 18 Spielern im Matchkader 10 türkischstämmig sein müssen. Sechs Ausländer dürfen in der Startelf stehen, zwei weitere auf der Bank Platz nehmen. Von aktuell 21 türkischen oder türkischstämmigen Fußballern im Kader von Besiktas Istanbul sind 13 U21-berechtigt. Der Verein sucht demnach plötzlich Spieler, die eine positive Auswirkung auf die Ausländerregelung der türkischen Süper Lig haben und zugleich ein paar mehr Profispiele in den Beinen haben, als die Eigengewächse des Klubs. Genau dafür kommt der 22jährige Veli Kavlak wie gerufen, aber ob er nur „pro forma“ verpflichtet wird oder tatsächlich zu einer Alternative im Mittelfeld des türkischen Cup-Siegers wird, bleibt noch abzuwarten.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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