Seit seinem Wechsel aus der zweiten deutschen Bundesliga avancierte Kevin Kampl zum Star der österreichischen Liga. Für viele ist er unumstritten der stärkste Spieler... Kevin Kampl unter der Lupe (2) | Starke Ballannahmen, intelligente Laufwege und Abschlussstärke

Kevin Kampl - Red Bull SalzburgSeit seinem Wechsel aus der zweiten deutschen Bundesliga avancierte Kevin Kampl zum Star der österreichischen Liga. Für viele ist er unumstritten der stärkste Spieler im Lande und, ob man dem zustimmt oder nicht, so ist zumindest seine grundlegende Qualität für alle unstrittig. Kampl besticht kontant im Trikot der Bullen, überzeugt durch tolle Aktionen und scheint für Größeres bestimmt zu sein. Er verbindet Spektakel, Umsetzung moderner Taktiken, Effektivität und strategischen Nutzen.

Wie schafft er das? Welche Eigenschaften zeichnen ihn aus? Wie besonders sind seine Aktionen und Bewegungen wirklich? All diesen Fragen wollen wir in einer zweiteiligen Spieleranalyse näher auf den Grund gehen.

Der Kombinator und Dauerbrenner – Teil 2

Im letzten Teil haben wir die Stärke von Kampls Kombinationen und seine Unermüdlichkeit erwähnt. Fast nie bleibt Kampl stehen, bietet sich unaufhörlich an und versucht seine Mitspieler in nahezu jeder Situation zu unterstützen.

Im Verbund mit seiner Technik und Dynamik ist das eine gewaltige Kombination. Er ist sehr schwer zu pressen, kombiniert sich nicht nur durch enge Räume, sondern kann sich auch darin positionieren und als Nadelspieler fungieren. Erhält er schwierige Zuspiele, ist er im Stande sie zu verarbeiten und kann auch unter Druck Dribblings gewinnen.

Meistens leitet er sich nach Ballannahmen den Ball in einen freien Raum und reagiert dann auf gegnerische Bewegungen. Wird er nicht verfolgt, dann läuft er weiter, dreht sich und zieht in offene Räume oder spielt vertikale oder diagonale Pässe zum Raumgewinn. Wird er verfolgt, sucht er den schnellen Pass und startet dann entweder in das von ihm und dem Gegenspieler entstandene oder von einem Mitspieler entstandene Loch. Um das zu verdeutlichen, gibt es hier wieder ein Beispiel in Videoformat.

Zuerst wird Kampl angelaufen und spielt einen einfachen Pass zur Seite. Der Pass kommt zurück und sein Mitspieler läuft sich nach hinten frei, während Kampl gepresst wird. Daraufhin kommt der Rückpass von Kampl, der sofort in das offene Loch geht und dorthin zieht, um die Mitte zu öffnen. In dieser Szene brachte das freilich nichts – der Ball wird nach hinten gespielt.

Dennoch zeigt es ein klassisches Bewegungsmuster Kampls. Mit diesen Bewegungen öffnet er in der Mitte oft Räume, bietet sich dann in den Halbräumen oder auf dem Flügel an und kann dort die Bälle erhalten oder eben seinen Mitspielern Räume gewähren; woraufhin er aber oft über Umwege wieder im Halbraum angespielt wird und dann mit seinen engen und vielfachen Ballberührungen im Dribbling wieder in die Mitte zieht.

Dort wirkt er dann als Torschütze, Vorbereiter und Vorvorbereiter. Kaum ein Spieler ist direkt und indirekt an so vielen Toren wie Kampl beteiligt, obwohl vieles nicht einmal in die Statistik kommt, weil er die Situation „nur“ eingeleitet hat.

Der Einfädler und Vollender

Als Nadelspieler und Kombinationsspieler steht Kampl nämlich oftmals nicht am Ende der Angriffskette. Sehr oft zieht er die Aufmerksamkeit im Mittelfeld auf sich, lockt ein, zwei oder sogar drei Gegenspieler an und spielt dann in die entstehenden Räume. Seine Mitspieler können dann in diesen offeneren Räumen einfacher kombinieren. Sie erzielen oft mit schnellen Kombinationen in diesen einfacher zu bespielenden Räumen Tore nach zwei bis drei Pässen, die ihnen Kampl zuvor erst mit seiner raumöffnenden Wirkung ermöglicht hat.

Kampl ist aber nicht nur darum ein wichtiger Baustein in der Offensive, sondern auch wegen seiner Fähigkeiten im Beenden von Angriffen. Er beherrscht nicht nur schnelle Kombinationen und gute Dribblings, sondern hat auch ein feines Füßchen im Passspiel. Schnittstellenpässe befinden sich ebenso wie Lupfer in Kampls Repertoire. Ein sehenswertes Beispiel findet sich in folgendem Video:

Kampl erhält in der Mitte den Ball und ist unbedrängt. Mancher reine Dribbler hätte hier seine Probleme und würde einen einfachen Pass spielen, um sich auf eine passendere Position zu begeben, oder würde in Richtung der Gegenspieler laufen. Kampl ist aber wie dargelegt keiner davon – und auch kein reiner aufs Kombinationsspiel fokussierter Akteur. Er nutzt stattdessen die viele Zeit und den offenen Raum, um die Bewegungen seiner Mitspieler zu verfolgen und einen intelligenten Pass zu spielen.

Dieser Pass ist sehr präzise und empathisch gespielt. Mit einem Lupfer überwindet Kampl die drei Rieder Verteidiger und spielt Mané direkt in den Lauf. Dieser hat natürlich einen körperlichen und einen taktischen Geschwindigkeitsvorteil gegenüber seinen Gegenspielern. Dank des guten Passes erhält er fast die direkte Möglichkeit zum Abschluss. Im letzten Moment kann er aber noch daran gehindert werden, was aber eher an Manés Mitnahme, als an Kampls Pass liegt.

Wir haben nun gesehen, dass Kampl sowohl als Einleiter als auch Vorbereiter eine wichtige Rolle spielt. Aber sogar im Angriffsabschluss überzeugt Kampl.

Diese Situation zeigt eindrucksvoll Kampls Athletik, Intelligenz und Ballmitnahme. Schon an der Mittellinie startet er seinen Sprint und überrennt seine Gegenspieler einfach. Er attackiert den offenen Raum hinter der Abwehr und erhält dort den Ball in einem schwierigen Laufduell, welches er entscheiden kann. Trotz der Bedrängnis legt er die Kugel perfekt am Torwart vorbei und schließt im erstbesten Moment ab. In der gleichen Partie legte er noch einen Treffer nach.

Auf dem rechten Flügel erhält Kampl in einer undankbaren Position den Ball. Viele würden hier direkt abschließen oder in die Mitte ablegen. Kampl lässt aber selbstbewusst einen Gegenspieler stehen und zirkelt den Ball ins lange Eck. Eines von sieben Toren in der Liga bislang.

Fazit

Kampl gehört nicht umsonst zu den besten Spielern der Liga. Er überzeugt nicht nur offensiv, sondern auch defensiv und besticht durch hohe Präsenz und Beweglichkeit. Seine offensiven Statistiken stechen dennoch heraus: Im Schnitt kommt der Slowene in dieser Saison auf fünf erfolgreiche Dribblings pro Spiel, drei Torschussvorlagen, zwei Abschlüsse und 83% Passgenauigkeit bei 50 Pässen pro 90 Minuten.

Für alle, die Kampl auch mal über ein gesamtes Spiel hinweg sehen möchten, gibt es folgendes Video von seiner Leistung gegen Wacker, die einer seiner besten Saisonleistungen bisher war:

Rene Maric, www.abseits.at

Rene Maric

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