Klarer 3:0-Sieg nach Wutrede – Wiener Neustadt rennt umgekrempelter Austria nur hinterher
Bundesliga 4.November.2013 Alexander Semeliker 0
Im Sonntagspiel der 14. Bundesligarunde trat die Wiener Austria beim SC Wiener Neustadt an. Viele waren gespannt, ob und wie FAK-Trainer Nenad Bjelica auf die Derby-Niederlage reagieren würde. Der Kroate fand harte Worte und hielt diese auch. Er krempelte sein Team um, was in einem klaren und verdienten 3:0-Sieg mündete.
Zu keinem Zeitpunkt des Spiels hatte man das Gefühl, dass der SC Wiener Neustadt dieses Spiel im Griff hatte, verzeichnete nur 38,9 Prozent Ballbesitz. Bereits in der achten Minute brachte Roman Kienast die Gäste in Führung und stelle vor dem Seitenwechsel per Elfmeter noch auf 2:0. In dieser Situation sah zudem Thomas Vollnhofer Rot, woraufhin die Austria den ersten Sieg seit Ende September sachlich nach Hause spielte.
Zurück zum 4-1-4-1
Nachdem Bjelicas 4-4-2-Experiment im Derby auf allen Ebenen daneben ging, kehrte er wieder zur ursprünglichen 4-1-4-1-Grundordnung zurück. Personell stellte er ebenfalls um. So begann links hinten Marin Leovac anstelle von Markus Suttner und davor Thomas Murg. Der Youngster spielte äußerst flexibel, rochierte mit seinen Mitspielern und spielte seine gute Technik im Zwischenlinienraum aus. In der Innenverteidigung kam Christian Ramsebner zu seinem zweiten Saisoneinsatz und im Sturm ersetzte Roman Kienast, der alle drei Tore erzielte, Philipp Hosiner.
Wiener Neustadt begann in der gewohnten 4-4-2-Formation mit dem Ex-Austrianer Thomas Pichlmann und Herbert Rauter an vorderster Front. Die beiden ereilte dabei aber das gleiche Schicksal wie dem Angriffsduo von Sturm Graz gegen Red Bull Salzburg. Aufgrund der tiefen und defensiven Grundordnung des restlichen Teams traten sie kaum in Erscheinung. Die wenigen Konter, die sich ergaben, spielten sie nicht konsequent aus.
Wiener Neustadt ohne Zugriff
Am letzten Wochenende konnte Wiener Neustadt noch gegen die SV Ried die Oberhand im Pressing übernehmen, in diesem Spiel traten die Gastgeber aber äußerst passiv auf. In zwei Viererketten formierten sie sich tief am eigenen Strafraum, allerdings übte man als Mannschaft keinen Druck auf den Ball aus und hinterließ oft Lücken, die die Austria gut besetzte. So fanden Murg und Tomas Simkovic vor dem 1:0 Platz zwischen den Linien und konnten von dort aus problemlos in den Strafraum kombinieren.
Auch beim 3:0 sah man, dass die Wiener Neustädter keinen Zugriff hatten und in den entscheidenden Momenten mannschaftlich nicht geschlossen agierten. Die Viererkette steht tief, die Mittelfeldspieler davor sind sich nicht einig darüber, ob sie den Ballführenden attackieren oder den Raum hinter ihnen verengen sollen. So hat Florian Mader zwischen den Linien viel Platz und kann ohne Druck auf den rechten Flügel spielen. Nach der Hereingabe fällt das Tor.
Zentrum fest in violetter Hand
Den größten Fortschritt der Violetten verglichen mit dem vergangenen Derby aufseiten konnte man im Zentrum erkennen. Gegen Rapid gab man es noch leichtfertig preis, hier war es der Grundstein für das dominante Spiel. Aufgrund des fehlenden Drucks konnte das Mittelfeldtrio das Spiel mit einer hohen Passfrequenz und Passgenauigkeit diktieren. Besonders Mader ragte mit 71 Ballkontakten und 91,8 Prozent angekommenen Pässen heraus, was unterstreicht, dass er mehr Passer als Dribbler ist.
Diese Aufgabe übernahm Simkovic, der einen großen Aktionsradius hatte. In erster Linie war es er, der die Passdreiecke im Mittelfeld herstellte und so die Kombinationen im Fluss hielt. Ein Beispiel dafür sieht man im obigen Bild. Simkovic kommt im Spielaufbau zunächst entgegen, geht dann nach vorne und dient als Anspielstation für Mader.
Hoher Mannfokus öffnet Räume
Die Austria profitierte im Zentrum zudem vom hohen Mannfokus des SC Wiener Neustadt. Dennis Mimm und Kristijan Dobras gingen immer wieder zum nächsten Gegenspieler und verfolgten diesen. Aufgrund der Tatsache, dass die Austria aber nominell einen Spieler mehr im Zentrum hatte und von den Seiten immer situativ Spieler einrückten liefen sie quasi im Kreis und wurde aus der Mitte weggezogen. Dadurch wurden Räume frei.
Auch hier spielte Simkovic eine entscheidende Rolle, wie etwa das obige Beispiel zeigt. Er setzt seinen Lauf aus der Tiefe fort und geht auf die linke Seite. Mimm folgt ihm, dadurch klafft ein großes Loch in der Mitte und der Passweg auf Kienast ist frei. Mimm geht anschließend wieder ins Zentrum, während Simkovic weiter auf der Außenbahn bleibt und flanken kann. Ein Mechanismus, der bereits in der Meistersaison oft Anwendung fand.
Alexander Semeliker, abseits.at
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