Klassisches Sechspunktespiel geht an Red Bull Salzburg – Angekündigtes Offensivspektakel fand nicht statt
Bundesliga 23.September.2012 Rene Maric 0
Das Topspiel des Spieltages fand in Wien-Favoriten statt. Die Austria empfing Red Bull Salzburg und wollte mit einem Heimsieg schon jetzt wichtige Punkte für das Meisterschaftsrennen gegen den wohl größten Konkurrenten einfahren. Trainer Peter Stöger versprach ein Offensivspektakel seiner Mannschaft, während die Salzburger ohnehin mit ihrem Spielermaterial und Standing kaum eine andere Möglichkeit als eine offensive Ausrichtung besitzen. Allerdings sollte die Austria dann doch defensiver als versprochen auftreten und vorrangig durch Konter oder Standards gefährlich werden. Red Bull hingegen zeigte sich offensiv und hatte mehr vom Spiel, ob an Chancen aus dem Spiel heraus oder beim Ballbesitz. Diese Spielweise sollte erst kurz vor Schluss von Valon Berisha belohnt werden, welcher den einzigen Treffer in dieser Partie markierte. Dadurch sind es nur noch drei Punkte Abstand auf die Veilchen, bei einer Niederläge wären es neun gewesen – ein klassisches Sechspunktespiel also.
Die Aufstellung der Wiener Austria
Die Gastgeber starteten wieder im 4-3-3-System, in welchem Alexander Gorgon auf rechts und Tomas Jun auf links den Mittelstürmer flankierten. Zentral erhielt Philipp Hosiner den Vorzug vor Roland Linz und sollte mit seiner Bewegungsfreude und Laufstärke eine neue Dimension in die Angriffe der Veilchen bringen. Insbesondere gegen die Salzburger benötigten sie eine zusätzliche Anspielstation an vorderster Front als Hilfe für das Herausspielen aus dem Mittelfeld. Außerdem konnte mit Hosiner Jun öfter in die Mitte ziehen, da sich der Neuzugang gerne auf die Außen oder in die Halbpositionen bewegt.
Dahinter gab es mit James Holland eine tiefe Sechs vor zwei offensiven Achtern. Sowohl Tomas Simkovic als auch Dare Vrsic sollten sich in die Offensive miteinschalten und defensiv darum kümmern, dass weder Christoph Leitgeb noch Valon Berisha gefährlich nach vorne kamen. Die Viererkette bildeten auf links Markus Suttner und rechts Emir Dilaver, wobei letzterer bereits in der ersten Halbzeit verletzungsbedingt vom Platz gehen musste. Für ihn sollte Fabian Koch als positionsgetreuer Ersatz kommen. Zentral in der Innenverteidigung begann Kaja Rogulj mit Manuel Ortlechner.
Ein weiterer Schritt Richtung Stammelf von Red Bull Salzburg „neu“
Die Salzburger begannen nominell in einem 4-2-3-1-System, doch die gesamte Spielerbesetzung war überaus offensiv. Mit Jonathan Soriano gab es einen kompletten und mitspielenden Mittelstürmer ganz vorne, welcher von einem verkappten Mittelstürmer in Havard Nielsen auf rechts ergänzt wurde. Dies war ein Pärchen in der Offensive, welches die Bewegungen aneinander anpassen sollte. Das zweite Pärchen waren Sadio Mané und Kevin Kampl, zwei Neuzugänge. Kampl spielte auf dem Papier zentral, doch immer wieder kreuzten die beiden im Angriffsablauf oder Kampl ließ sich tiefer fallen. Die Ausflüge von Mané waren jedoch von wenig Effizienz geprägt, in der Halbzeit kam schließlich Georg Teigl für ihn.
Auch die Doppelsechs war überaus interessant besetzt. Sowohl Valon Berisha als auch Christoph Leitgeb können das Spiel ankurbeln und Kreativität in das Offensivspiel bringen. Dennoch gab es eine klarere Rollenverteilung, als bei der Doppelacht der Austrianer. Berisha spielte stärker vertikal und suchte den Anschluss an die Offensivspieler an vorderster Front, während Leitgeb sich eher zurückgezogen hielt und aus der Tiefe kam, beispielsweise in Form von Pässen. Hinten sicherten Martin Hinteregger und Franky Schiemer ab, letzterer kam nach der Sperre von Isaac Vorsah in die Mannschaft. Andreas Ulmer und Florian Klein bildeten einmal mehr die defensive Flügelzange.
Vorsichtiges Pressing bei neuer Formation
In der Arbeit gegen den Ball formierte sich Austria vorrangig in einem 4-1-4-1. Sie stellten sich tief und großteils in der eigenen Hälfte auf, während Hosiner die Innenverteidiger anlief. Damit wollten sie die Bullen zu schnellen Pässen in kompakte Zonen zwingen und dann gegen die aufgefächerte Formation der Gäste kontern. Das Ziel war es, dass der Gegner nicht hoch aufrücken konnte und sich breit auseinanderstellen konnte – gegen diese Anordnung sollte dann schnell gespielt werden. Davon erhoffte sich die Stöger-Elf defensive Stabilität und eine Vielzahl von einfachen und qualitativ hochwertigen Chancen.
Red Bull umgeht den gegnerischen Pressingwall
Wirklich funktionieren tat dies nicht. Bei den Salzburgern bauten Hinteregger, Berisha und Leitgeb vorrangig das Spiel auf und taten dies gut. Durch die Mannorientierung von Simkovic und Vrsic auf Leitgeb und Berisha konnten diese oftmals Lücken reißen und flache schnelle Vertikalbälle kamen direkt zu Kampl. Dieser positionierte sich in den Halbräumen und es gab im Verbund mit seinen Partnern in der Offensive sofort schnelle Angriffe. Dies erklärt auch Manés inverse Rolle, welcher bei solchen Vertikalpässen sofort in die Mitte zog und mit Kampl kreuzte. Das Ziel von Red Bull war es, in die Halbräume zwischen Abwehr und Mittelfeld zu kommen und dadurch die Formation der Veilchen auseinanderzureißen. Danach sollten die Offensivspieler möglichst schnell kombinieren und zum Abschluss kommen.
Die Salzburger waren gefährlich, aber nicht zwingend
Die Folge davon war aber auch, dass Red Bull eine Vielzahl von Abschlüssen, jedoch relativ wenigen Großchancen hatten. Nur ein Drittel der Versuche kamen letztlich auch auf das Tor und trotz des höheren Ballbesitzes war es eine knappe Partie. Gastgeber Austria verteidigte bisweilen auch bewusst passiv, um zu solchen Schüssen aus ungünstigen Situationen einzuladen, während Red Bull die schnellen Gegenstöße sofort verhindern wollte – daraus resultierte die Foulstatistik von 12:24, was doppelt so viele Fouls der Bullen bedeutet.
Fazit
Im Gegensatz zur Ankündigung Stögers war es weder ein offener Schlagabtausch noch eine offensiv ausgerichtete violette Elf. Stattdessen waren die Gäste spielbestimmend und offensiver, aber die Austria fuhr gelegentlich Konter oder wurde nach ruhenden Bällen gefährlich. Beide Mannschaften hatten aber in der Umsetzung ihrer taktischen Ideen einige Mängel und mussten dem Tribut zollen – erst ein Fehler beim Herausspielen wurde in der Schlussphase von Red Bull bestraft und zum 1:0 gemünzt.
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Rene Maric
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