Die Interviews nach Rapids 1:2-Niederlage bei Austria Klagenfurt spiegelten gut wider, was vielen – wenn nicht sogar den meisten – Fans beim SK Rapid... Kommentar: Burgstaller, Barisic und die Sache mit der ehrlichen Kommunikation

Die Interviews nach Rapids 1:2-Niederlage bei Austria Klagenfurt spiegelten gut wider, was vielen – wenn nicht sogar den meisten – Fans beim SK Rapid derzeit sauer aufstößt. Sieht man sich die Statements von Top-Stürmer Guido Burgstaller und Trainer Zoran Barisic nacheinander an, so sieht und spürt man Welten aufeinanderprallen. Und das obwohl die Meinungen der beiden Protagonisten höchstwahrscheinlich gar nicht so weit auseinanderliegen.

Burgstaller sprach davon, dass die Mannschaft den Charaktertest verloren (sic!) hätte. Der Kapitän der Hütteldorfer nahm kein Blatt vor den Mund, nahm niemanden aus der Schuld aus. Klare und wahre Worte. Zudem betonte Burgstaller, dass er sich im Anschluss an dieses Spiel nicht unmittelbar über den vierten Platz freuen könne, sondern eher enttäuscht ob der Darbietung sei.

Barisic sprach davon, dass das Erreichen des vierten Platzes ihn „sehr erleichtert“ und darüber, dass der vierte Platz am Ende auch verdient sei. Weiters sprach Barisic auf Nachfrage von einer Kontertaktik, die sich aus dem Spiel heraus ergab und von technischen Fehlern. Quasi ein Eingeständnis, dass der eigene Matchplan nicht gut genug war, um Austria Klagenfurt das eigene Spiel aufzuzwingen.

Die Wahrheit darüber, was sich beide wirklich dachten, war wohl eine Art Mittelwert aus den Interviews. Natürlich ist Burgstaller auch erleichtert, natürlich Barisic auch unzufrieden ob der Darbietung. Dass Rapid sportlich betrachtet (wegen des Punktabzugs der Austria) eigentlich nur fünftstärkste Mannschaft der Saison war, erwähnte erwartungsgemäß niemand. War auch nicht notwendig und ist nur eine Randnotiz.

Aber: Rapid ist ein Klub, in dem die Wahrnehmung einer breiten Unterstützerbasis (nicht nur Fans!) eine wesentlich größere Rolle spielt, als bei anderen Vereinen. Bei Rapid kommt’s noch einmal um das Euzerl mehr auf das „Wie“ an. Unter den Fans bekam demnach das Interview von Guido Burgstaller bessere „Rezensionen“. Der Führende der Torschützenliste legte auf den Tisch, was offensichtlich war. Er gab den Fans das Gefühl, dass sie in ihrem Groll gegen diese Mannschaft nicht alleine sind, sondern, dass sich der Ärger bis in die Mannschaft hineinzieht. Burgstaller sorgte mit seinen klaren Ansagen dafür, dass man sich im selben Boot wähnte.

Barisic sprach so, wie er es immer tut. Auch schon in seiner ersten Amtszeit als Rapid-Trainer und später auch als Sportdirektor. Ruhig, zurückhaltend, ergebnisorientiert – viele sagen auch: beschönigend. Während man zumeist weiß, dass es eigentlich in ihm brodelt. Polemisch gesprochen: Hätte Barisic’ Mannschaft ein so klares, unumstößliches Konzept, wie der Trainer in seinen Interviews, würde man sich über andere Tabellenplätze unterhalten.

Aber hier kommt das „Wie“ zum Tragen, das bei Rapid eben so wichtig ist. Die Fans wollen in ihrer Wahrnehmung zumindest teilweise bestätigt werden. Etwa, indem sich Barisic einmal nicht vor seine Schützlinge stellt, sondern klarere Worte findet (zumindest wenn dies nach einer hundsmiserablen Darbietung auch angebracht ist). Stattdessen sind die Statements des Trainers nach dem Spiel zu 90% dieselben. In so mancher WhatsApp-Gruppe gibt es bereits das „Spiel“, die Kernaussagen des Trainers vor Beginn des Interviews vorherzusagen. Trefferquote: Sehr hoch.

Nach Jahren bis Jahrzehnten von Mangel an sportlichen Konzepten bzw. keiner großen Umsetzungskreativität, sehnen sich die Rapid-Fans nach Flexibilität. Und das zieht sich bis in die Kommunikation. Wenn der Trainer im Anschluss an eine Katastrophenpartie, unmittelbar nach der Besiegelung einer der schlechtesten Saisonen der Vereinsgeschichte, einer Saison, in der man 62,5% seiner Spiele nicht gewann und einen Punktschnitt von 1,31 holte, von „Erleichterung“ spricht, dann fühlt sich der Normalverbraucher, der schwer verdientes Geld in das Hobby (oder mehr) Rapid steckt, zurecht gefrotzelt.

Und natürlich: Eine Erleichterung ist der vierte Platz ja wirklich! Er bringt Rapid in vielerlei Hinsicht in eine bessere Ausgangslage für den notwendigen, bevorstehenden, neuerlichen Umbruch. Nur kommunizieren sollte man’s eher wie Burgstaller. Täte niemandem weh. Wäre nach einer derartigen Leistung berechtigt gewesen. Hätte einen Aha-Effekt zur Folge gehabt.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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