Kommentar: Der Rasen ist das Wichtigste im Fußball…
Bundesliga 11.Dezember.2018 Daniel Mandl 0
Rapid findet nicht auf die Euphoriewelle. Aber eh klar. Auch nach drei Spielen ohne Niederlage gibt es zu viele Probleme im Team und im Rundherum.
Das 0:0 gegen Sturm Graz war schwere Kost. Rapid war offensiv ein Lüftchen und im Spielaufbau massiv unsicher. Speziell in einer Woche ohne Europacuppartie musste man einfach mehr von Rapid erwarten.
Es geht immer noch mehr!
Nach dem Spiel verabschiedete sich die Mannschaft vom Block West, der „Kämpfen, Rapid, Kämpfen“ anstimmte. Gekämpft hat Rapid gegen Sturm durchaus – aber durchwegs nicht mit 100% Einsatz. Man hat immer das Gefühl, dass noch mehr ginge und gerade von Spielern, die sich in der sprichwörtlichen „Kist’n“ befinden, verlangt das Publikum deutlich mehr. Einerseits mehr Einsatz, andererseits aber auch mehr Mut. Hier seien wieder die üblichen Verdächtigen genannt: Schwab, Murg, Knasmüllner, Ivan, Barac…
Mit sich selbst hadern vs. Gemeinsam rauskommen
Gerade bei denen, die derzeit in einem Loch stecken, hat man nur selten den Eindruck, dass sie sich wirklich konsequent und über 90 Minuten aus selbigem befreien wollen. Helden aus der zweiten Reihe sprangen ein: Auer machte als Linksverteidiger eine ordentliche Partie, Martic war die Schaltzentrale im Mittelfeld und bester Rapid-Spieler. Bei vielen andern hatte man den Eindruck, dass sie mit ihrer eigenen Leistung beschäftigt sind und keinen gemeinsamen Ausweg aus der Formschwäche suchen. Mannschaftliche Geschlossenheit sieht weiterhin anders aus und so hieß es am Ende gegen eine schwache Sturm-Elf, in der nur Stefan Hierländer herausstach, 0:0.
Der unwürdige Rasen
Die jüngste Ausrede – nicht nur der technisch starken Spieler – ist durchaus legitim. Der Platz wirkt, als gehöre er einem albanischen Zweitligisten in der spielfreien Sommerpause. Maulwurfhügel fehlen noch, sonst hat der Rasen im Allianz-Stadion alle Merkmale eines Rübenackers. Richard Strebinger nahm sich nach der Partie ein Herz und sprach das Problem direkt an, einige andere zogen nach. Man solle in den Budgettopf greifen, um dieses Problem endlich zu lösen.
Nichts ist wichtiger als der Rasen
Das Schräge an der Sache: Das hat man bereits ordentlich, am Willen scheitert’s also nicht. Nach dem Bekanntwerden des Pilzbefalls wurde der Rasen um 100.000 Euro gewechselt. Eine Summe, die man in Edlinger-Zeiten nur schwer „nebenbei“ hätte stemmen können. Der KURIER fragte nach und erfuhr, dass der zu dichte Unterbau das Problem ist. Ein Spezialgerät aus Barcelona solle Abhilfe schaffen – die Frage ist nur wann. Dass der Rasen der Ort ist, wo sich im Fußball alles abspielt, dürfte ja bekannt sein. Da stellt sich unweigerlich die Frage, wieso Rapid sich gerade in diesem Bereich dilettantisch verhält und kein adäquates Team beschäftigt, das die offene Rasenproblematik nicht schon viel früher erkannte oder im Voraus verhindern konnte. Mit der professionellen VIP-Betreuung funkt’s ja auch und die ist – Kohle hin oder her – sicher nicht wichtiger als der Rasen. Genauer gesagt: Eigentlich ist nichts wichtiger als der Rasen…
Wer ist am Donnerstag im Vorteil?
Ebenfalls konstatiert der KURIER, dass das miserable Geläuf beim „Europa-League-Endspiel“ gegen die Rangers eher Rapid zugutekommen könnte, da die Rangers gewinnen und deshalb das Spiel machen müssen. Anders gedacht könnte der Rasen dennoch eher ein Vorteil für die Rangers werden, denn die Schotten sind eindeutig die kampfkräftigere Mannschaft als Rapid. Und wenn kein schönes Spiel zustande kommt und Rapids filigrane Techniker – die nun mal allesamt Schlüsselspieler sind oder sein wollen – an den Bodenverhältnissen scheitern, wird’s auf die entscheidenden Zweikämpfe ankommen. Und wie Rapid diese gegen Kampfmaschinen wie Tavernier, Morelos oder Arfield gewinnen will, ist fraglich.
Das Stadion kann emotionale Pluspunkte sammeln
Es braucht am Donnerstag schlichtweg einen magischen Abend. Dass ein Remis für den Aufstieg genügt, kann natürlich nicht die primäre Denke sein. Rapid muss gegen ein Team mit großer Mentalität auf Sieg spielen und das Heft in die Hand nehmen, auch wenn – oder sogar weil – die Rangers zuletzt ein wenig schwächelten und die vielen Spiele in den Knochen spüren. Der allgemeine „Hauptkritikpunkt“ am neuen Stadion sind die bis dato seltenen Rapid-Momente. Sternstunden gab es im Weststadion kaum. Das Rangers-Spiel ist eine Chance, um die Beziehung der Fans mit dem neuen Stadion zu stärken. Ankommen wird’s dabei aber mehr denn je auf den 12.Mann auf den Rängen, denn der „Arbeitsplatz“ der Spieler verspricht eine Partie, in der vieles auf Zufall aufgebaut sein wird.
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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