Rapid-Torhüter Niklas Hedl wurde nach einer vermeintlich obszönen Geste nun also vom Senat 1 der österreichischen Bundesliga für ein Spiel gesperrt. Unbedingt. Rapid legt... Kommentar: Die Causa Hedl, in der’s mal wieder keine Gewinner gibt

Rapid-Torhüter Niklas Hedl wurde nach einer vermeintlich obszönen Geste nun also vom Senat 1 der österreichischen Bundesliga für ein Spiel gesperrt. Unbedingt. Rapid legt Protest ein.

Nehmen wir die Quintessenz der Aufregung vorweg: Die Sperre wird in den nächsten Tagen auf eine bedingte Sperre reduziert oder ganz aufgehoben werden. Niklas Hedl wird also am Sonntag im Auswärtsspiel gegen den LASK im Rapid-Tor stehen.

Die Bundesliga und der ohnehin in vielerlei Hinsicht umstrittene Senat 1 haben aber mal wieder sämtliches Fingerspitzengefühl außen vor gelassen. Und plötzlich wird die neuerliche „Causa Hedl“ zu einem Schauprozess, der viel Staub aufwirbelt, obwohl man eigentlich einen idealen Präzedenzfall gehabt hätte, der den finalen Ausgang der Verhandlungen bereits vorweggenommen hätte.

Donis Avdijaj hatte sich bei Rapids Auswärtsspiel in Hartberg vor etwa einem Jahr provokant in den Schritt gegriffen, die Geste an die Fans gerichtet. Dafür bekam der Deutsch-Kosovare ein Spiel Sperre, die nach einem Einspruch durch die Hartberger auf eine bedingte Sperre reduziert wurde. Avdijaj war dabei in voller Pracht und live im Fernsehen zu bewundern – ebenso wie die Absicht seiner Geste:

(Kommentar wird unter dem Tweet fortgesetzt)

Dem gegenüber stehen nun die Aufnahmen einer Kamera aus der Generali Arena, die Rapid-Keeper Niklas Hedl bei einem ähnlichen Vergehen, einer ähnlichen Geste gegenüber Fans der Wiener Austria zeigen sollen. Die Szene dauert keine Sekunde, die Kamera (übrigens auch als „Scouting Cam“ bekannt) wäre nicht gerade für TV-Liveübertragungen geeignet.

Also wurde Hedl zum Rapport zitiert. Er beteuerte, dass es sich um keine bewusste Geste gegen Fans der gegnerischen Mannschaft handelte. Das können die „Richter“ der Bundesliga nun glauben oder nicht – aber Hedl aufgrund dieses Videomaterials böse Absicht und Unsportlichkeit zu unterstellen bzw. das praktisch als Tatsache hinzustellen, ist angesichts der Beweislage willkürlich und schlicht lächerlich.

Gerade dann, wenn man den direkten Vergleich zu Avdijaj als Präzedenzfall hat. Was erwartet man sich von dieser Sperre? Das Protestkomitee wird sie reduzieren oder aufheben. Ein Vergleich mit Avdijajs Aktion ist völlig unzulässig. Aber man sorgt eben wieder für ein bisschen mediales Aufsehen auf Kosten Rapids und in diesem Fall auf Kosten Hedls im Speziellen.

Wo kein Kläger, da kein Richter. In diesem Fall war der „Kläger“, respektive Anzeigende ein Sicherheitsmitarbeiter der Wiener Austria, der den Vorfall bei der Bundesliga zur Anzeige brachte. Wie man aus Insiderkreisen vernimmt, ohne die Letztverantwortlichen der Austria darüber zu informieren. Ein Alleingang, der in Wien-Favoriten bei weitem nicht alle glücklich macht. Es wurde überflüssiges Aufsehen erregt, das nicht auf die Austria zurückfallen sollte, so ebenfalls ein recht breites Echo aus dem Klub. Eine Anzeige zurückzuziehen ist im Instanzenweg der Bundesliga nicht möglich. Zumindest eine Stellungnahme wäre für die Beruhigung der Lage sicher hilfreich gewesen, die blieb aber – warum auch immer – aus. Schließlich hätte es auch im Interesse der Austria sein müssen, dass eine solche Causa nicht größer wird, als sie sein sollte. Auch die Veilchen haben nichts davon, speziell vor dem Hintergrund, dass es am Ende wohl sowieso keine Sperre wird.

Stattdessen gehen die Wogen zwischen den Fans der beiden Klubs erst recht wieder hoch und die gerade erst sanft beschwichtigte Beziehung zwischen den Wiener Großklubs bekam erneut unnötig Flecken ab, die schwerer rauszuwaschen sind, als sie verursacht wurden. Leider scheint das der Bundesliga und ihren Gremien herzlich egal zu sein und anstatt möglicherweise intern bzw. in Absprache mit Anzeigendem, Klubs und dem Spieler eine nicht plakative, dafür aber diplomatische Lösung zu suchen, gibt man wieder mal Bürokratie und Paragraphenreiterei den Vortritt. Vollkommen überflüssig und eine Entscheidung, die ausschließlich Verlierer hervorbringt.

Der größte Verlierer der Aktion wird aber Rapids Schlussmann sein. Obwohl er am Ende keine Sperre ausfassen wird, bleibt wieder etwas an ihm haften und seine Google-Suchergebnisse werden eine weitere Unsportlichkeit ausspucken. Das ist für einen jungen, einheimischen Spieler, der sicher irgendwann das Ausland als Ziel haben wird, natürlich kein Vorteil und rückt den ruhigen Rapid-Keeper in ein falsches Licht. Hedls Manager Max Hagmayr hat sich zur Thematik bereits medial zu Wort gemeldet und es bleibt abzuwarten, ob das seine letzte Reaktion zum Thema war.

Und der SK Rapid? Der wird die Sache bis in die höchste Instanz ausjudizieren. Denn die Hütteldorfer wollen sich auch kein Störfeuer mehr gefallen lassen.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen