Die vier Samstagspiele der österreichischen Bundesliga brachten keinen Sieger hervor. Vier Remis, dreimal 1:1, einmal 2:2 – und immerhin wurde zeitweise richtig erfrischender Fußball... Kommentar | Roland Linz und der egomanische Jubel zum vermeintlichen Siegestor…

Die vier Samstagspiele der österreichischen Bundesliga brachten keinen Sieger hervor. Vier Remis, dreimal 1:1, einmal 2:2 – und immerhin wurde zeitweise richtig erfrischender Fußball geboten, den man bisher im Frühjahr vermisste. Die pikantesten Geschichten schrieb jedoch die Schlussphase in der Generali-Arena, vormals Horrstadion, zu Favoriten. Dort gelang Roland Linz in der 89.Minute der Führungstreffer für die Wiener Austria, der jedoch nicht zum Sieg reichte.

Wieso sich die Sturm-Spieler nach dem Führungstor des FK Austria Wien bei Linien- und Schiedsrichter beschwerten, wissen wohl nur sie selbst. Der Austria gelang nach einer langen Drangperiode in der zweiten Halbzeit das verdiente, späte Tor zum 1:0, mit dem die Veilchen punktemäßig wieder mit dem SK Rapid Wien gleichgezogen hätten. Es war kein Abseits, kein Foul, kein Hands – und der Stadionsprecher gab den Tschechen Tomas Jun als Torschützen für die Austria an.

Eigentlich erzielte das Tor jedoch Roland Linz. Der temporär Ausgemusterte wurde von Tomas Jun angeköpfelt und erzielte eher unfreiwillig sein achtes Saisontor. Der Torjubel aller Beteiligten sprach Bände: Tomas Jun ließ sich von seinen Mannschaftskollegen feiern, immerhin gehörte der „Großteil“ des Treffers ihm. Roland Linz schaute auch kurz zum Feiern vorbei. „Vorbeischauen“ trifft’s in diesem Fall recht gut, denn auf einen gemeinsamen Jubel hatte der Routinier keine Lust. Stattdessen drehte der 30-Jährige zum Jubeln ab und lief wie von der Tarantel gestochen auf die Fantribüne zu. Tomas Jun und Co. wurden in ihrem Jubel unterbrochen, schauten dem Ur-Austrianer verdutzt nach, jubelten dann unbeeindruckt weiter.

Es war wieder mal eine Aktion der „Marke Linz“. Der Stürmer blendete die Welt um sich herum aus und frönte seiner unbändigen Egomanie. Der selbstzentrierte Roli schloss die Augen und sah übergroße Portraits von sich selbst, sah sich photoshopped in Werbungen für Sportartikelhersteller, sah sich bei seiner privaten Papstaudienz. Nach den schweren letzten Wochen war es höchste Zeit für einen echten Egotrip, da kann man keine Teamkollegen brauchen, mit denen man einen vermeintlichen „Last-Minute-Winner“ feiern könnte. Dass man innerhalb der Mannschaft von der Art des Roland Linz nicht immer hellauf begeistert ist, ist kein Geheimnis. Eine Demonstration des Zusammengehörigkeitsgefühls, das etwa Ivica Vastic in seiner erfolgreichsten Zeit beim SK Sturm lebte, war der einsame Gefühlsausbruch des Roland Linz freilich nicht.

Die schweren Zeiten des Roland Linz sind mit Sicherheit noch nicht vorüber, der Treffer gegen Sturm war vorerst ein Tropfen auf dem heißen Stein, hart weiterarbeiten lautet die Devise. Aber eine gute Geschichte war der „Scherzler“ des Roland Linz allemal. Eine weitere gute Geschichte schrieb jedoch Rubin Rafael Okotie wenige Minuten später. Einen ansatzlosen Befreiungsschlag nahm der Ex-Austrianer perfekt mit der Brust an und verarbeitete den Ball postwendend weiter. Seinen Pass nahm Pürcher an und dessen Idealpass fand Manuel Weber. Der Sturm-Mittelfeldspieler lupfte den Ball unter dem Einsatz seiner Gesundheit über den bis dato unterbeschäftigten Keeper Heinz Lindner in die Maschen.

Als Okotie den Ball annahm, Sekunden vor seiner passiven Torbeteiligung zum 1:1 (mit violetten Schuhen), lag eine seltsame Stimmung über Wien-Favoriten. Wenige Fans pfiffen, mehrere Fans bejubelten noch die Führung und die sichergeglaubten drei Punkte. Irgendwie wusste niemand so richtig, auf welche Stimmungslage man sich einlassen sollte. Es war eine dieser grausamen vierundneunzigsten Minuten, in denen man sich wünschte, niemals das Stadion betreten zu haben. Einfach weil’s weh tut. 90 Minuten lang überlegen gespielt, viele Torchancen erarbeitet, am Ende trotzdem nur einen Punkt gemacht. Und so wurde es nichts mit dem großen, einsamen Siegesjubel des Roland Linz, der sich wohl in Zukunft jubelnd lieber wieder als Mannschaftsmitglied sehen wird – wegen gutem Karma und so…

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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