Kommentar: Schlager, der Leipzig-Transfer und die kuriose „Vereinbarung“
Bundesliga 28.Februar.2019 Daniel Mandl 2
Die Salzburger Nachrichten verkündeten gestern, dass Xaver Schlager seinem Teamkollegen Hannes Wolf im Sommer nach Leipzig folgen könnte. Es folgte ein promptes Dementi von Salzburg-Sportchef Christoph Freund – allerdings mit etwas seltsamer Begründung.
Etwa 15 Millionen Euro soll die Ablöse für den zentralen Mittelfeldspieler betragen, der in der Vergangenheit auch schon mit absoluten Topklubs wie Dortmund oder Barcelona in Verbindung gebracht wurde. Wie bei Wolf soll der Wechselzeitpunkt im kommenden Sommer liegen. Nun wurde aber eine Vereinbarung öffentlich, die dies verhindern soll.
Nur ein Transfer pro Periode
Laut mehreren Medienberichten, zuerst aufgeworfen von der „Krone“, ist der Wechsel Schlagers nach Leipzig sogar „verboten“. Es soll eine Vereinbarung zwischen Leipzig, Salzburg und der UEFA geben, wonach nur ein Spieler pro Transferzeit zwischen diesen beiden Teams transferiert werden darf. Dies geschah im Zuge der „Entflechtung“ der beiden Stallteams von Red Bull, die notwendig war, sodass beide Teams ohne Auflagen im Europacup antreten durften. Eine Struktur, bei der ein und dieselbe Person Eigentümer beider (bzw. beliebig: zweier) Vereine ist, wäre laut UEFA-Regulativ ein Ausschlusskriterium gewesen.
Wolf ab Sommer bereits fix in Leipzig
Mit Hannes Wolf ist ein Übertritt von Salzburg nach Leipzig im Sommer 2019 bereits fix. Wolf unterzeichnete einen langfristigen Vertrag beim deutschen Bundesligisten. Der Weg für Schlager nach Leipzig scheint durch diesen Transfer somit verbaut. Amadou Haidaras Wechsel nach Leipzig wurde, womöglich unter Berücksichtigung der Vereinbarung, bereits auf Winter vorgezogen.
Entflechtung bereits 2015
Deshalb wurden Pro-Forma-Änderungen durchgezogen. Red Bull tritt in Salzburg nur noch als Sponsor auf, nicht als Eigentümer. Bereits im Sommer 2015 wurden die Vereinsstatuten so angepasst, dass Salzburg und Leipzig formell nicht mehr in Verbindung zu stellen sind. Im Sommer 2016 wurde dies in einem Standard-Artikel ausführlicher beleuchtet.
Beidseitiges Dementi bezüglich Vorvertrag
Dass Schlager bereits einen Vorvertrag in Leipzig besitzt, wurde von Salzburg und Leipzig gleichermaßen dementiert. Auch der Spieler soll dies im Gespräch mit Christoph Freund bereits abgestritten haben. Das Dementi beider Vereine sollte genügen, um die Schlager-nach-Leipzig-Sache auch schon wieder vom Tisch zu wischen – aber ganz so einfach ist es dann doch nicht.
Aufgeschoben?
Vielleicht ist der Zeitpunkt schlichtweg nicht gut. Beide Teams stehen vor wichtigen Aufgaben, Salzburg auf europäischer Ebene, Leipzig in der Bundesliga. Der ebenfalls im Sommer bevorstehende Transfer von Leipzig-Star Timo Werner zu Bayern München übertüncht gerade alle anderen Transferangelegenheiten. Im Auge behalten muss man einen möglichen Transfer also sicher weiterhin.
Merkwürdige Vereinbarung zwischen so genannten „unabhängigen Vereinen“
Aber dann stellt sich die Frage nach der „Ein-Spieler-pro-Saison-Vereinbarung“, die in mancher Hinsicht äußerst kurios anmutet. Die Besitzverhältnisse und das gegenseitige Verhältnis beider Red-Bull-Klubs sind formell geklärt. Dass diese vermeintliche Unabhängigkeit den beiden Klubs niemand abkauft, steht auf einem anderen Blatt. Darüber hinaus würde es eine solche Abmachung – noch dazu unter Einbindung der UEFA – nicht benötigen, wenn es tatsächlich keine Fragezeichen mehr gäbe. Ganz im Gegenteil: Wenn die beiden Klubs wirklich voneinander unabhängig wären, sollten sie so viele Geschäfte miteinander machen dürfen, wie sie wollen.
Es gab bereits mehrere Transfers innerhalb einer Periode…
Wenn es diese Abmachung tatsächlich gibt, dann wurde wohl bereits dagegen verstoßen. Da die Entflechtung der Klubs bereits 2015 stattfand, ist davon auszugehen, dass auch diese Abmachung nicht erst ein paar Wochen alt ist. Im Sommer 2016 wechselten innerhalb einer Transferperiode Naby Keita, Bernardo und Benno Schmitz nach Leipzig. Erst letzten Sommer holte wiederum Salzburg Philipp Köhn und Kilian Ludewig aus Leipzig, wobei nicht klar ist, ob Nachwuchsspieler aus dieser Abmachung ausgeschlossen sind oder wären.
Also was jetzt?
Im Austrian Soccer Board wird diese Regelung von den Fans als Ganze angezweifelt und da auch beide Klubs etwas Derartiges nie kommunizierten, ist es gut denkbar, dass es sich um eine Fehlinformation handelt. Falls dem aber so ist, gilt es die Causa gleich noch genauer zu verfolgen, denn dann wird schlichtweg nach einem guten Zeitpunkt für Schlagers Leipzig-Wechsel gesucht. Das Gerücht, dass der perfekt ins Profil passende Schlager seinen nächsten Schritt in Leipzig machen soll, besteht auch nicht erst seit gestern, sondern seit Monaten und es ist mehr als unwahrscheinlich, dass gerade jetzt eine basislose Konkretisierung im Raum steht, obwohl sich angeblich niemand mit niemandem unterhalten hat. Dass die Vereine sich bisher nicht zu besagter Vereinbarung äußerten ist das andere interessante Thema…
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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