Auf der Suche nach einem neuen Innenverteidiger wurde die Wiener Austria in Kroatien fündig. Der kopfballstarke Kaja Rogulj unterschrieb für zwei Jahre bei seinem... Kopfballungeheuer unter der Lupe: Kaja Rogulj

Auf der Suche nach einem neuen Innenverteidiger wurde die Wiener Austria in Kroatien fündig. Der kopfballstarke Kaja Rogulj unterschrieb für zwei Jahre bei seinem neuen Verein, wobei die Wiener Austria die Option auf ein weiteres Jahr hat. Ein großes „DANKE“ gleich vorweg an den technischen Direktor von Slaven Belupo, der mir bei dieser Artikel unterstützend zur Seite stand!

DATEN UND FAKTEN 

Name: Kaja Rogulj
Nationalität: Kroatien
Geburtsdatum: 15.06.1986
Geburtsort: Split
Position: Innenverteidiger
Größe: 190cm
Gewicht: 86kg
Starker Fuß: rechts
Momentaner Verein: Austria Wien
Bisherige Vereine: Hajduk Split (Jugend), Omis, Posusje, Segesta, Slaven Belupo

NACHWUCHSPIELER BEI HAJDUK SPLIT

Kaja Rogulj wurde am 15. Juni 1986 in Split geboren und durchlief als Jugendspieler sämtliche Nachwuchsmannschaften von Hajduk Split, einem Verein, der besonderes Augenmerk auf eine gute Ausbildung seiner Nachwuchsspieler legt, da der Verkauf starker Talente einen nicht unwesentlichen Wirtschaftsfaktor darstellt. Robert Jarni, Igor Stimac, Igor Tudor und Slaven Bilic sind nur ein paar bekannte Spieler, die bei diesem Verein ihren Beruf erlernten. Von der starken kroatischen Nationalmannschaft, die bei der Weltmeisterschaft 1998 erst im Halbfinale gegen Frankreich ausschied, kamen gleich fünf Spieler der Stammmannschaft aus dem Nachwuchs von Hajduk Split. Auch wenn momentan Dinamo Zagreb das Maß aller Dinge in Kroatien ist, exportiert Hajduk Split weiterhin junge Spieler in starke Ligen, wie etwa den 23-jährigen Nikola Kalinic, der vor einem Jahr bei den Blackburn Rovers unterschrieb.

Kaja Rogulj schaffte allerdings nicht den Sprung vom Nachwuchsteam in die Kampfmannschaft, da Hajduk Split zu diesem Zeitpunkt die Liga dominierte und starke Abwehrspieler wie Hrvoje Vejic, Luka Vucko und Vlatko Djolonga in ihren Reihen hatten. Ein paar Saisonen später hätte Rogulj bessere Chancen auf einen Stammplatz in der Kampfmannschaft gehabt, da der Verein in finanzielle Schwierigkeiten geriet und vermehrt auf junge Spieler setzen musste. Nachdem der Klub in den Saisonen 2003/04 und 2004/05 beide Male die Meisterschaft für sich entschied, setzte man auf erfahrene Spieler für die internationalen Bewerbe und Talente wie Rogulj mussten schauen, dass sie bei anderen Vereinen in der Region unterkamen.

DER HARTE WEG NACH OBEN

Nachdem es klar wurde, dass Rogulj keine Partie für Hajduk Split bestreiten würde, wechselte er zum NK Omis. Omis ist eine bezaubernde Stadt in Mitteldalmatien, die zwischen Split und Makarska liegt. Für Touristen ist diese Stadt in jedem Fall empfehlenswert, für Fußballer eher nicht, da sie im kroatischen Fußball keine Rolle spielt. Rogulj blieb dennoch eineinhalb Jahre bei dem drittklassigen Verein. 2005 wechselte er für kurze Zeit in die zweite kroatische Liga zu NK Croatia Sesvete, nahm jedoch kurz darauf ein Angebot aus der dritten kroatischen Liga von HNK Segesta Sisak an. Auch bei diesem Verein blieb er nur ein halbes Jahr, hatte aber immerhin einen Stammplatz und absolvierte neun Partien von Beginn an. Bei diesem Klub feierte er auch sein erstes Erfolgserlebnis, denn nach einem Eckball erzielte er per Kopf seinen ersten Treffer in einer Kampfmannschaft.

Zu Beginn der Saison 2006/07 machte er endlich seinen ersten größeren Schritt nach vorne und unterschrieb beim bosnischen Erstligaklub NK Posušje. Wer einen Blick auf deren Webseite werfen möchte, der wird allerdings enttäuscht sein, da er eine Fehlermeldung bekommen wird. Der Verein ging nämlich im Jahr 2009 in Konkurs und musste nach 69 Jahren seinen Spielbetrieb komplett einstellen. Kaja Rogulj erlebte also die letzten Saisonen dieses Vereins mit und schaffte von Beginn an den Sprung von der dritten kroatischen in die erste bosnische Liga. In seiner ersten Saison absolvierte er von 30 Meisterschaftsspielen 21 Partien von Beginn an. Ein Jahr darauf war er 22 Mal im Einsatz und erzielte seinen ersten und einzigen Treffer für seinen Verein. Auffällig ist, dass er in den 22 Spielen 11 gelbe Karten und eine rote Karte bekam. Rogulj ist kein Kind von Traurigkeit und geht gerne dorthin, wo es dem Gegner weh tut. Der Innenverteidiger war in Bosnien und Kroatien bekannt für seine harten Tacklings. Rogulj landete in beiden Saisonen mit NK Posušje auf dem elften Tabellenplatz (16 Mannschaften).

LEISTUNGSTRÄGER BEI SLAVEN BELUPO

NK Posušje kam nach der Saison 2007/08 in große finanzielle Schwierigkeiten und musste sich von zahlreichen Leistungsträgern trennen. Kaja Roguljs solide Leistungen sprachen sich auch in Kroatien herum, sodass er ablösefrei zu Slaven Belupo wechselte. NK Slaven Belupo spielte seit 1997 in der höchsten kroatischen Liga und konnte sich seitdem im vorderen Mittelfeld der Liga etablieren. Der Verein landete eine Saison vor Roguljs Wechsel auf dem starken dritten Platz und konnte diese beachtenswerte Leistung im Folgejahr beinahe wiederholen. Slaven Belupo erreichte hinter Dinamo Zagreb, Hajduk Split und HNK Rijeka den vierten Tabellenplatz und verpasste die Europa League nur um einen Punkt. Rogulj absolvierte 29 von 33 Partien von Beginn an. Er hätte wohl alle Spiele absolviert, wenn er nicht nach einem brutalen Foul gegen Mario Mandžukić die rote Karte gesehen hätte. Für dieses Foul wurde er nicht nur vom Platz gestellt, sondern musste zudem auch noch 700€ Schmerzensgeld zahlen.


Böses Foul gegen Mario Mandžukić

Auch in den kommenden zwei Saisonen war Kaja Rogulj immer einer der Leistungsträger bei Slaven Belupo. In der Saison 2009/10 absolvierte er abermals 29 Partien für seinen Klub und schoss wieder zwei Treffer. Vergangene Saison wurde er in der siebenten Runde gegen Varazdin nach 17 Minuten ausgewechselt, da er, wie ich vom technischen Direktor Robert Kerovec erfahren habe, Probleme mit seinem Rücken hatte. Er probierte es in der neunten Runde noch einmal, hatte aber nach dieser Partie große Schmerzen und setzte in weiterer Folge 10 Runden aus, weshalb er “nur“ 18 Spiele in der vergangenen Saison absolvierte. Laut Robert Kerovec sollten die Rückenprobleme behoben sein und er bedauert, dass er seiner Mannschaft nicht mehr zur Verfügung steht.

Rogulj stellte schon vor Monaten klar, dass er seinen Vertrag nicht verlängern werde, sondern zu einem ausländischen Verein wechseln möchte. Es gab einige Angebote aus der Türkei, am Ende sicherte sich aber die Wiener Austria das Rennen um den Abwehrspieler, der seinen alten Verein ablösefrei verlassen darf. In den drei Saisonen bei Slaven Belupo absolvierte er 76 Meisterschaftsspiele und schoss 4 Tore. In dieser Zeit bekam er 16 gelbe und eine rote Karte.

DAS SAGT DER TECHNISCHEN DIREKTOR ROBERT KEROVAC

Da ich wissen wollte warum der Innenverteidiger zwischen der neunten und der neunzehnten Runde keine Partie absolvierte, habe ich mit Slaven Belupo Kontakt aufgenommen. Obwohl heute Trainingsauftakt war und die Mitarbeiter alle Hände voll zu tun gehabt haben, hat sich der technische Direktor Robert Kerovec ein wenig Zeit für mich genommen, wofür ich ihm hier noch einmal danken möchte. Wie schon oben erwähnt hatte Rogulj Probleme mit dem Rücken, wobei diese nun als ausgeheilt gelten. Kerovec glaubt, dass Rogulj eine Bereicherung für die Wiener Austria sein wird, da auf den Innenverteidiger immer Verlass war und er von Anfang an eine große Stütze in seinem Verein war. Gerne hätte er ihm einen neuen Vertrag angeboten, aber Rogulj wollte unbedingt in das Ausland. Laut Kerovec liegen Roguljs Stärken in der Luft und in seinem Zweikampfverhalten.

FAZIT – SEINE STÄRKEN UND SCHWÄCHEN

Thomas Parits beschreibt seinen Neuzugang mit folgenden Worten:
“Rogulj ist enorm sprungstark, hat ein tolles Timing im Zweikampf und im Tackling. Er hat darüber hinaus ein sehr gutes Auge und spielt den Ball klug aus der Abwehr heraus. Für sein Alter ist er insgesamt schon ein sehr kompletter Innenverteidiger, der bei uns einen starken Eindruck hinterlassen hat.”

Was die Kopfballstärke betrifft, muss ich Parits recht geben: Kaja Rogulj ist nicht nur 190cm groß, sondern verfügt zudem auch noch über eine starke Sprungkraft, sodass hohe Bälle in den Strafraum ein gefundenes Fressen für ihn sind. Ein Journalist aus Kroatien bestätigte mir heute via Telefon, dass Rogulj in der vergangenen Saison sicherlich zu den fünf besten Kopfballspielern der kroatischen Liga gehörte. Diese Qualitäten kann er natürlich auch bei Standardsituationen einbringen, denn insbesondere bei Eckbällen werden die gegnerischen Mannschaften Rogulj nicht aus dem Auge verlieren dürfen. Sturmläufe á la Lucio darf man sich jedoch keine erwarten, denn Rogulj schaltet sich aus dem laufenden Spiel heraus nur selten in einen Angriff ein.

Ein weiterer positiver Punkt ist sein Einsatz. Rogulj gibt immer hundert Prozent, schont weder sich und schon gar nicht seine Gegenspieler. Seine Tacklings sind nicht erst seit dem schlimmen Foul gegen Mandžukić gefürchtet, auch auf anderen Schienbeinen hat der Innenverteidiger schon mit seinen Stoppeln unterschrieben. Dass er also ein tolles Timing bei seinen Tacklings hat ist ein wenig übertrieben – Mandžukić würde sich bei dieser Aussage auf den Kopf, bzw. auf das Schienbein greifen. Trotz seiner 190cm wirkt Rogulj selten schlaksig oder ungelenkig, wobei er trotzdem naturgemäß gegen schnelle, wendige Spieler seine Probleme hat und sich oft nur mit einem Foul helfen kann. Parits schreibt, dass Rogulj den Ball klug aus der Abwehr herausspielen kann. Rogulj ist technisch besser als viele seiner österreichischen Innenverteidiger-Kollegen und ist sicherlich brauchbar für den Spielaufbau aus der Abwehr heraus. Zauberpässe, oder andere Wunderdinge sollte man sich jedoch auch nicht erwarten. Rogulj kann gegnerische Pässe gut antizipieren und abfangen, hat aber was das taktische Verhalten betrifft noch Platz nach oben.

Die Wiener Austria musste für Rogulj keine Ablöse bezahlen und der Innenverteidiger wird das Gehaltsgefüge des Vereins sicherlich nicht sprengen. Besonders unter diesem Gesichtspunkt ist Rogulj ein interessanter Spieler, der durchaus eine Verstärkung für die Austria sein könnte. Roguljs Karriere nahm zwar erst spät Fahrt auf, aber die letzten drei Jahre machen Hoffnung.

P.S.: Kaja Rogulj hat morgen Geburtstag!

Stefan Karger

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