Kreativspieler gesucht – Red Bull Salzburg testet Niederländer und Spanier
Bundesliga 4.Oktober.2011 Stefan Karger 0
Da sich Christoph Leitgeb einen äußeren Seitenbandeinriss im linken Sprunggelenk zuzog und Simon Cziommer nur unter großen Schmerzen spielen kann, ist Red Bull Salzburg auf der Suche nach einem kreativen, offensiven Mittelfeldspieler. Trainer Ricardo Moniz wird in den nächsten Tagen entscheiden, ob der Spanier Jorge Larena (30), oder der Niederländer Luigi Bruins (24) dem Klub kurzfristig helfen können.
Egal welcher der beiden Spieler verpflichtet wird – länger als drei Monate wird er aller Voraussicht nach nicht bei dem Verein bleiben, da Moniz deutlich machte, dass er lediglich bis zur Winterpause einen Ersatz für Leitgeb und den angeschlagenen Cziommer braucht. Aber wer von den beiden Offensivspielern ist die bessere Lösung für Red Bull Salzburg?
JORGE LARENA – EINE VIELVERSPRECHENDE KARRIERE VERLÄUFT IM SAND
Jorge Larena wurde vor fast genau 30 Jahren auf Gran Canaria geboren und spielte in sämtlichen Nachwuchsmannschaften von UD Las Palmas. Mit 16 Jahren debütierte er in der Amateurmannschaft, bis er schließlich drei Jahre später seinen ersten Einsatz in der Kampfmannschaft absolvierte. Der Verein durchlebte einige Jahre zuvor eine schwierige Phase und hatte mit wirtschaftlichen und sportlichen Problemen zu kämpfen. Im Jahr 1992 stieg Las Palmas sogar in die dritte Liga ab und schaffte erst vier Saisonen später den Aufstieg in die Segunda División. Eine Saison bevor Larena sein Debüt gab, stieg der Klub jedoch wieder in die oberste Spielklasse auf, sodass Larena sein Können gleich in der Primera División unter Beweis stellen konnte.
Larena absolvierte im ersten Jahr 31 Einsätze, wobei er 23 Mal von Beginn an auf dem Platz stand. Er erzielte ein Tor und sah acht Mal die gelbe Karte. Las Palmas schloss die Saison auf dem elften Platz ab, was für den Verein ein sehr ordentliches Ergebnis war. Eine Saison später lief es für Larena selbst noch besser, sein Verein belegte allerdings nur den 18. Tabellenplatz und stieg ab. Der offensive Mittelfeldspieler, der über einen guten Distanzschuss verfügt, spielte 35 Mal von Beginn an und schoss sieben Treffer. Dank dieser starken Leistungen wurde er für das spanische U21-Nationalteam nominiert und er unterschrieb in weitere Folge einen Vertrag bei Atlético Madrid.
Bei seinem neuen Verein gab es weitaus mehr Konkurrenz und in den folgenden drei Jahren musste er hart um seinen Stammplatz kämpfen. In drei Saisonen spielte er insgesamt 37 Mal von Beginn an und kam 46 Mal von der Bank in die Partie. Larena erzielte insgesamt vier Treffer und sah 12 gelbe und eine rote Karte. Der Spanier wurde an Celta de Vigo verliehen, wo er in der ersten Saison seine Sache gut machte und auf 26 Einsätze kam. Der Verein, der ein Jahr zuvor gerade erst in die Primera División aufstieg, erreichte den überraschenden sechsten Tabellenplatz. Nach diesem Jahr erlebte Larena eine Seuchensaison. Hristo Stoichkov übernahm als Trainer das Kommando und führte den Klub wieder in die Segunda División. Jorge Larena kam meist als Joker in die Partie und stand nur fünf Mal von Beginn an in der Startformation. Stoichkov wurde entlassen und Larena wurde wieder Stammspieler. Er absolvierte 26 Einsätze von Beginn an, wurde neun Mal eingewechselt, schoss fünf Tore und sah acht gelbe Karten. Der Klub erreichte allerdings nur den enttäuschenden 16. Tabellenplatz.
Eine Saison darauf nahm er ein Angebot von seinem Stammverein Las Palmas an, wo er die letzten drei Saisonen spielte. Der Verein kämpfte jedes Jahr gegen den Abstieg. In den ersten beiden Jahren war der Mittelfeldspieler noch Stammspieler, vergangenes Jahr absolvierte er insgesamt nur 13 Einsätze, wobei er acht Mal von Beginn an spielte. Sein Vertrag wurde nicht verlängert und der Spanier fand bis heute keinen neuen Arbeitgeber.
Las Palmas spielte zuletzt sowohl unter Trainer Paco Jemez, als auch unter Juan Manuel Rodríguez meistens ein 4-4-2-System. Larena kann sehr vielseitig eingesetzt werden: Er kam in den letzten Jahren meist als zentraler, offensiver Mittelfeldspieler zum Einsatz, begann aber auch häufig im linken und im rechten Mittelfeld. Unter Rodríguez kam er zudem zwei Mal als hängende Spitze zum Zug.
LUIGI BRUINS – EHEMALIGER U21-EUROPAMEISTER AUF ARBEITSSUCHE
Luigi Bruins wurde am 09. März 1987 geboren und besuchte bereits mit sechs Jahren die Akademie von Excelsior Rotterdam. Zuvor absolvierte er ein Probetraining bei Feyenoord, wurde dort aber nicht angenommen. Mittlerweile betreiben beide Vereine äußerst erfolgreich zusammen eine Nachwuchsakademie.
In der Saison 2005/06 stieß der Mittelfeldspieler zur Kampfmannschaft dazu und sicherte sich gleich einen Stammplatz. Er absolvierte 35 Einsätze von Beginn an und schoss vier Treffer. Der Verein stieg von der Eerste Divisie in die Eredivisie auf und hielt sich trotz geringem Budget im kommenden Jahr in der obersten Spielklasse. Luigi Bruins zeigte auch in der Eredivisie sein großes Talent und schoss sechs Tore in 30 Partien. Aufgrund der starken Leistungen bekam er eine Einberufung in das niederländische U21-Nationalteam, mit dem er 2006 prompt das Finale der Europameisterschaft gegen Serbien mit 4:1 gewann. Luigi Bruins, dessen Vorfahren aus Italien stammen, erzielte den letzten Treffer der Niederländer.
In der Saison 2007/08 unterschrieb er einen Vierjahresvertrag bei Feyenoord Rotterdam, wo er trotz großer Konkurrenz im Mittelfeld 27 Einsätze absolvierte und sechs Treffer erzielte. Er ersetzte die Sprintrakete Royston Drenthe im linken Mittelfeld und spielte unter anderem gemeinsam mit Nuri Sahin, Denny Landzaat, Jonathan de Guzman und Roy Makaay in einer Mannschaft. In dieser Saison gewann Bruins mit dem niederländischen Pokal seinen ersten Titel auf Klubebene.
Aufgrund von Verletzungen verpasste er in weiterer Folge immer wieder einige Spiele und er tat sich schwer, seinen Stammplatz in der Mannschaft zu behaupten. Immerhin verpflichtete der Verein mit Mario Been einen Trainer, unter dem Bruins schon bei Excelsior starke Leistungen brachte. Dennoch spielte er nur neun Mal von Beginn an und wurde zwölf Mal eingewechselt. In der vorigen Saison brachte er es auf immerhin 18 Einsätze von Beginn an, da er in der Hinrunde gesetzt war. Nach der Winterpause wurde er jedoch nur vier Mal eingesetzt – das letzte Mal am 20.02.2011. Seit diesem Tag hat Bruins kein Pflichtspiel mehr in den Beinen. Sein Vertrag wurde im Sommer nicht mehr verlängert und Bruins ist seitdem auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber.
FAZIT
Beide Spieler haben einige Gemeinsamkeiten: Sie hatten zu Beginn ihrer Karriere exzellente Zukunftsaussichten, sind vielseitig im Mittelfeld einsetzbar und haben einen gefährlichen Distanzschuss. Beide Kicker sind im Laufe ihrer Karriere auf verschiedenen Positionen zum Zug gekommen. Jorge Larena wurde meistens als zentraler, offensiver Mittelfeldspieler aufgestellt, spielte aber auch in einem flachen 4-4-2-System auf beiden Flügeln. Bruins, der vor einigen Jahren auch zu den Tottenham Hotspurs, Ajax Amsterdam, oder PSV Eindhoven wechseln hätte können, spielte bei Excelsior in einem 4-3-3-System im rechten Mittelfeld, was bis heute seine Lieblingsposition ist. Bei Feyenoord ersetzte er zunächst Drenthe im linken Mittelfeld, kam später aber immer öfter zentral im Mittelfeld zum Einsatz (ebenfalls in einem 4-3-3-System).
Es ist eher unwahrscheinlich, dass der 30-jährige Spanier Jorge Larena noch einmal voll durchstarten wird. Zuletzt konnte er sich bei seinem Heimatverein Las Palmas nicht mehr durchsetzen, einem Verein, der in der zweiten spanischen Liga in den hinteren Tabellenregionen anzutreffen ist. Im Gegensatz zu Larena wäre Bruins aber eine durchaus interessante Option, denn dem 24-jährigen Kreativspieler ist es zuzutrauen, dass er entscheidende Akzente in der Offensive der Salzburger setzen kann. Sollte er von Verletzungen verschont bleiben, wäre er sicherlich auch ein interessanter Mann über die drei Monate hinaus.
Der Niederländer ist ein Instinktfußballer, der über das gewisse Etwas verfügt und Situationen oft schneller als seine Gegenspieler antizipieren kann. Er ist immer wieder für überraschende Momente gut, kann den tödlichen Pass spielen und auch selbst aus der zweiten Reihe abziehen. Negativ ist jedoch, dass er verletzungsanfällig ist, über keine Spielpraxis verfügt und sensibel ist. Er ist ein Spielertyp, der Schwierigkeiten hat gute Leistungen zu bringen, wenn er das Gefühl hat, dass das Trainerteam und die Fans nicht zu hundert Prozent hinter ihm stehen. Unter diesem Gesichtspunkt wäre ein Vertrag über drei Monate ohne Chance auf Verlängerung problematisch. Trotzdem wäre er, verglichen mit Jorge Larena, die bessere Wahl.
Stefan Karger, www.abseits.at
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Stefan Karger
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