Legende und Talente-Manager: Hofmanns neue Doppelrolle beim SK Rapid
Bundesliga 1.Juni.2017 Daniel Mandl 0
Steffen Hofmann, in Hütteldorf seit Jahren zum „Fußballgott“ erhoben, verlängerte rechtzeitig vor dem Cup-Finale seinen Vertrag beim SK Rapid um ein weiteres Jahr. Seinen Rekord wird die Rapid-Legende damit weiter ausbauen – aber auch eine zweite, sehr wichtige Aufgabe kommt auf den 36-jährigen Deutschen zu.
Hofmann wird neben seiner Tätigkeit als Rapid-Kapitän als „Talente-Manager“ fungieren. Dies ist eine Position, die zuletzt von Neo-Sportvorstand Fredy Bickel geschaffen wurde, um den Übergang vom talentierten Nachwuchsspieler zum gestandenen Profi zu begleiten und damit zu erleichtern.
Müller war ein „Kampfmannschafts-Sportchef“
Die Gründe für die Notwendigkeit einer solchen Position liegen bereits in der Vergangenheit. Andreas Müller war ein engagierter, wirtschaftlich erfolgreicher Sportchef – allerdings lag sein Hauptaugenmerk klar auf der Profimannschaft. Den Nachwuchs, gerade für einen Verein wie Rapid ein historisch gewachsenes Fundament, vernachlässigte er da und dort.
Der grün-weiße Spagat im Nachwuchs
Bei Rapid gibt es schon lange einen schwierigen Spagat zu bewältigen. Einerseits möchte man Top-Talente ausbilden, andererseits achtet man auch stark auf die Ergebnisse der einzelnen Nachwuchsmannschaften und der zweiten Mannschaft in der Regionalliga Ost. Diese werden bekanntlich auch immer stolz kommuniziert – Nachwuchsturniersieg da, die Größten Europas geschlagen dort. Es ist keine Seltenheit, dass nicht die größten Talente zum Einsatz kommen, sondern diejenigen, die für den kurzfristigen Erfolg sorgen. Oft bleiben die – meist sehr jungen – Top-Leute dadurch auf der Strecke, bekommen zu wenige Einsatzzeiten.
Wie plant Rapid – zum Beispiel – mit Arase?
Ein gutes Beispiel ist Kelvin Arase, der im Jänner 18 Jahre alt wurde, aber noch immer keinen langfristigen Vertrag bei den Hütteldorfern innehat. Obwohl der gebürtige Nigerianer und aktuelle U19-Nationalspieler bereits Bundesligaluft schnuppern durfte und als wohl größtes Talent vor dem unmittelbaren Sprung zum Profi gilt, kam er in der diesjährigen Regionalligasaison nur auf 659 Einsatzminuten – umgerechnet also keine acht vollen Spiele. Dennoch gelangen ihm drei Tore und drei Assists. In der U19-Bundesliga spielte er etwa ebenso lang.
Was ist der richtige Zeitpunkt für den nächsten Schritt?
Gerade Spieler wie er müssten allerdings systematischer und mit klarerem Plan ausgebildet werden. Der Spieler selbst sitzt durch das Hin und Her in Training und Match zwischen zwei Stühlen und der klar ausgesprochene Langzeitplan bleibt ein Geheimnis. „Immer weiter machen“ ist die Devise, dann wird sich schon eine Gelegenheit für einen Durchbruch bieten. Aber dennoch bleibt Ungewissheit, zumal der 172cm große Offensivspieler nicht mal bei den Amateuren eine fixe Größe war und erst im Frühjahr – also erst in Bickels Amtszeit – regelmäßig ran durfte. Und das obwohl er schon davor eine Stütze im U19-Nationalteam war.
Die Legende soll die Helden von morgen begleiten
Neben einem klareren Nachwuchskonzept und der Schaffung von klaren Fronten für Talente wie ihn, ist auch Hofmanns Rolle eine zentrale. Und kaum jemand könnte sie besser ausfüllen, als die lebende Rapid-Legende. Hofmann weiß, wie viel Arbeit und Commitment es braucht, um sich als Top-Spieler zu etablieren. Dieses Knowhow kann er nun an jüngere Spieler weitergeben. Der große Respekt vor dem Kapitän soll sein Übriges erledigen, um junge Spieler zu motivieren, im Rahmen eines klaren Planes geduldiger zu machen und auch von Unsinn abzuhalten.
Wenn der Absprung zu lange dauert
Ein klassisches Beispiel, wie man es nicht machen sollte, war Brian Behrendt. Als der Innenverteidiger erstmals für Rapids Kampfmannschaft ran durfte, war er bereits 22 Jahre alt. Aber schon mit 18 war er unumstrittener Stammspieler bei den Amateuren. 71 Spiele für den SK Rapid II und ein 17 Spiele andauerndes Leihgeschäft mit Horn benötigte es, um den Deutschen endlich in der „Ersten“ ranzulassen. Dadurch verpasste er allerdings die Gelegenheit, bereits früher Spielpraxis auf höherem Niveau zu sammeln. Stagnation war die Folge und womöglich auch eine Bremse für eine vielversprechende Karriere, die er seit zwei Jahren in den Niederungen der zweiten deutschen Bundesliga bei Arminia Bielefeld fortsetzte. Natürlich nicht schlecht, aber es war mehr drin.
Das lange Warten
Die zweite Mannschaft des SK Rapid ist voll von ähnlichen Beispielen. Während etwa in Salzburg bereits 17-, 18-jährige Top-Talente (natürlich auch mit dem Vorteil Liefering) gefördert und mit viel Verantwortung ausgestattet werden, spielt Rapids Nachwuchs „vor sich hin“ und wartet mal geduldig, mal weniger geduldig auf die eine große Chance. Osarenren Okungbowa bekam diese mit 22, ist nun 23 und mit einem Kreuzbandriss außer Gefecht. Armin Mujakic hatte ebenfalls große Probleme mit Verletzungen, allerdings auch vor knapp zwei Jahren eine konkrete Anfrage aus Altach. Einen möglichen Wechsel ließ er sich ausreden, weil er dort ohnehin nicht spielen würde, ein Bundesligaeinsatz bei Rapid sollte ihn mit Selbstvertrauen und Motivation für eine Zukunft füttern. Einen echten Langzeitplan gab es aber auch für ihn nicht – und das in einer Zeit als sich Rapid noch deutlicher als Ausbildungsverein deklarierte als jetzt. Nun hängt er erst recht in der Luft.
Schon in den 20ern, aber ohne klaren Plan
Vor ähnlichen Problemen steht Alex Sobczyk, der im Mai seinen 20.Geburtstag feierte und ebenfalls schon in der Bundesliga ran durfte. Der Aufstieg in die sky go Erste Liga wird für Rapids Amateurmannschaft 2017/18 ein wichtiges Thema sein und dafür wird man den Angreifer brauchen. Näher an die Kampfmannschaft zu kommen, wird demnach auch kommende Saison schwer werden. Topscorer Dino Kovacec, mittlerweile 23 Jahre alt, spielt da nicht mehr mit und wechselt gleich direkt in die zweite Spielklasse zu Wattens. Bei ihm kam noch das Problem hinzu, dass er einen Legionärsplatz einnehmen würde.
Bei den Jüngeren besser machen!
Für Hofmann werden vor allem die Talente zwischen 15 und 19 Jahren interessant werden, die realistische Chancen auf eine Profikarriere bei Rapid haben. Alleine in der Amateurmannschaft finden sich hier Namen wie die Innenverteidiger Szalai (19) und Sahanek (18), Kapitän Ljubicic (19), Edeltechniker Gashi (20) und der bereits erwähnte Arase (18) wieder. Während man die für die „Erste“ eingeplanten Thurnwald, Wöber und Malicsek nicht weiter mit mittel- bis langfristigen Karriereinfos füttern muss, wissen die meisten dieser Spieler nicht hundertprozentig wo sie stehen und was ihre persönlichen nächsten Schritte sein müssen. Das unglamouröse Gebolze auf Trainingsplatz „West 1“, um die Amateurmannschaft doch noch von Platz 10 auf Platz 7 bringen, kann auf Sicht nicht alles sein.
Ein Baustein von vielen
Und hier kommt Hofmann ins Spiel, der ein wichtiges Bindeglied zwischen Profis, Nachwuchs und den Spielern selbst sein kann. Um den Output des Rapid-Nachwuchses zu optimieren, benötigt es natürlich noch weitere Maßnahmen, wie etwa besagte langfristige Pläne für Top-Talente oder deutlich verbesserte Trainings-Facilities, aber Hofmann wird davon abgesehen ein wichtiger Baustein sein. Neben den erwähnten, logischen Ansprechpersonen, die sich in der zweiten Mannschaft bereits seit langem ihre Sporen verdienen, geht es speziell um die Spieler, die noch gar nicht im Rampenlicht sehen: So etwa U18-Stürmer Obermüller (18), Tormann-Talent Jenciragic (17), Mittelfeld-Organisator Lion Schuster (16), oder die Offensivspieler Nicholas Wunsch (16) und Oliver Strunz (16).
Mit Hofmanns Hilfe Talente binden
All das sind Spieler, die großen Zuspruch brauchen und eine intern deutlicher kommunizierte langfristige Karriereplanung, als die selbstverständliche Gewissheit, irgendwann in der zweiten Mannschaft spielen zu dürfen und dort womöglich auf eine glückbringende Verletzung einer Stammkraft in der Profimannschaft zu warten, um endlich eine Chance zu bekommen. Hofmanns Rolle könnte dazu beitragen, dass die Top-Talente nicht frühzeitig abhandenkommen, wie es früher schon bei Janeczek, Faletar oder Grbic, zuletzt bei Lienhart, Klarer oder Linsbichler der Fall war. Klar ist aber auch, dass der Talente-Manager alleine nichts bewirken kann. Ein Zusammenspiel zwischen allen beteiligten Funktionären im Rapid-Nachwuchs ist notwendig – der personelle Grundstein wurde aber hiermit gelegt.
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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