Markus Schopp wird zukünftig beim LASK eine tragende Rolle spielen, da er nicht nur als Trainer, sondern auch als Sportdirektor verpflichtet wurde. Die meisten... Markus Schopp beim LASK: Doppelrolle mit Risiken und Chancen

Markus Schopp wird zukünftig beim LASK eine tragende Rolle spielen, da er nicht nur als Trainer, sondern auch als Sportdirektor verpflichtet wurde. Die meisten LASK-Fans sind sehr glücklich mit dieser Personalentscheidung und hoffen, dass ihr Verein nach dem Fehlstart in die neue Saison nun wieder möglichst schnell Punkte sammeln wird. Was spricht für die Bestellung des ehemaligen Hartberg-Trainers und was spricht dagegen? Wir haben uns einige Punkte angesehen.

Spielstil: Vom Pressing zum Ballbesitzfußball

Der LASK und der TSV Hartberg waren vor einigen Jahren wahrscheinlich die beiden Mannschaften, die sich von ihrer Spielidee am meisten unterschieden. Der LASK war über weite Strecken die Mannschaft in Österreich, die das intensivste Angriffspressing praktizierte. Man setzte auf hohe Ballgewinne und agierte in dieser Hinsicht teilweise intensiver als Red Bull Salzburg. Insbesondere Oliver Glasner und Valérien Ismaël verkörperten diese Spielidee, die den gegnerischen Mannschaften große Schwierigkeiten bereitete. Für Interessierte gibt es hier eine gute Taktikanalyse, die das LASK-Pressing in der Saison 2018/19 unter die Lupe nimmt.

Der TSV Hartberg wiederum setzte auf eine andere Philosophie. Markus Schopp verlangte von seinen Schützlingen immer spielerische Lösungen und kannte dabei keine Kompromisse, selbst gegen am Papier wesentlich stärkere Gegner. Er setzte auf ein sauberes Kurzpassspiel, das beim eigenen Tormann anfing und idealerweise im gegnerischen Strafraum beim Stürmer endete. Man nahm dabei gegen stark anpressende Mannschaften viel Risiko und nahm letztendlich beispielsweise auch hohe Niederlagen gegen RB Salzburg in Kauf. 2019 verlor man gegen RB Salzburg mit 2:7, im Jahr darauf gab es ein 0:6 und 1:7-Debakel. Die letzten beiden Partien im Frühjahr 2024 endeten jeweils mit einem 5:1-Sieg gegen RB Salzburg. Die nachfolgende Grafik verdeutlicht, dass die Oststeirer auch Ballverluste im eigenen Drittel in Kauf nahmen:

Je dunkler das Blau, desto mehr Ballverluste fanden in diesen Zonen im Vergleich mit den Liga-Konkurrenten statt. Quelle: Wyscout S.p.a.

Die obige Aufzählung der hohen Niederlagen gegen Red Bull Salzburg soll keine Kritik am LASK-Neotrainer sein, sondern nur verdeutlichen, dass er an seine Spielidee glaubt und keine Kompromisse eingeht. Auf der Habenseite stehen nämlich durchaus auch viele Partien, wo er gegen nominell stärkere Gegner dank eines guten Positionsspiels verdient gewann und den Zuschauern auch noch Kombinationen aus dem Lehrbuch zeigte. Der TSV Hartberg war im Grunddurchgang der vergangenen Saison die Mannschaft mit den längsten Ballbesitzphasen und hielt den Ball im Schnitt länger in den eigenen Reihen als Red Bull Salzburg. Speziell war dabei aber auch, dass die Hartberger im Aufbauspiel nicht nur gut den Ball in den Reihen halten konnten, sondern auch nach Ballgewinnen im Konter extrem stark waren. Das war im starken Grunddurchgang der Hartberger vielleicht die größte Stärke, dass man sowohl mit geduldigem Ballbesitzspiel als auch mit geradlinigen Aktionen nach Ballgewinnen zu Torchancen kam.

Aktuell sind die Unterschiede, was die Spielidee der beiden Mannschaften angeht, jedoch nicht mehr so groß, wie noch in der Vergangenheit. Der LASK strebt schon länger eine DNA-Veränderung an und will weg vom intensiven Pressing, zum gepflegten Ballbesitzspiel. Dieser Übergang verlief allerdings nicht reibungslos und kostete einigen Trainern den Job. Insofern ist es durchaus passend, dass mit Markus Schopp ein Trainer verpflichtet wurde, der einen gepflegten Ballbesitzfußball auch mit einem deutlichen billigeren Kader installieren konnte.

Die Doppelfunktion als Trainer und Sportchef

Markus Schopp war bereits beim TSV Hartberg Trainer und Sportdirektor in Personalunion und hält gerne die Zügel in der eigenen Hand. Allerdings wird diese Doppelfunktion bei einem Klub wie dem LASK, der sich in den letzten Jahren wirtschaftlich auch in anderen Sphären bewegt als in der Vergangenheit, um einiges herausfordernder sein Neben der täglichen Trainingsarbeit und den vielen Partien im Herbst wird es alles andere als einfach werden, die zahlreichen Aufgaben eines Sportdirektors bewältigen zu können. Und wenn man an Klubs wie den SK Sturm Graz und den SK Rapid denkt, sieht man, dass ein gutes Zusammenspiel zwischen den Sportdirektoren und den Trainern die Basis für eine gelungene Transferpolitik und letztendlich auch den Erfolg ist. Statt eines Doppelpasses setzt Markus Schopp hier zu einem kraftraubenden Sololauf an, der sehr viel Energie kosten wird. Natürlich könnte man hier noch nachbessern und einen Sportdirektor einsetzen, der den Vorstellungen von Markus Schopp entspricht – vorausgesetzt, er ist überhaupt bereit, einen Teil seiner Zuständigkeiten abzugeben.

Gruber und Annerl: Gegensätze in Person

LASK-Präsident Siegmund Gruber und Hartberg-Präsidentin Brigitte Annerl sind zwei Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Hartberg-Präsidentin ist verbindlich, integrativ und eher harmonisch veranlagt. Der LASK-Präsident Siegmund Gruber wurde von Medien freundlich als Mann mit Ecken und Kanten beschrieben und sagt von sich selbst, dass er nie „Everybody’s Darling“ werden wird. Er will einen Titel mit dem LASK holen und verärgerte mehrmals mit unpopulären Entscheidungen selbst die treuesten LASK-Fans. Mit ihm am Steuer kehrt selten Ruhe ein. Als Beispiele können die mehr als umstrittene Verpflichtung von Jerome Boateng, die „rosa-Dressen-Affäre“ und willkürliche Stadionverbote genannt werden. Auch bei der Bestellung von Trainern sorgte er für Ärger und Verwunderung bei den Fans, die beispielsweise sowohl bei der Bestellung als auch bei der Entlassung von Didi Kühbauer sprachlos waren.

Mit Markus Schopp und Siegmund Gruber treffen zwei „Alphatiere“ aufeinander. Man könnte es auch freundlicher formulieren und von starken Charakteren sprechen. Es bleibt abzuwarten, ob die Chemie zwischen den beiden stimmen wird, insbesondere in Phasen, wo der Erfolg auf sich warten lässt. Markus Schopp ist nämlich kein Trainer, der sich über Einflüsterer freut.

Stefan Karger