Martin Bruckner im Fan-Interview: „Der Meistertitel ist mein ultimatives Ziel!“
Bundesliga 2.August.2020 Daniel Mandl
Im Zuge einer Runde „Das ASB trifft“ hat sich Rapid-Präsident Martin Bruckner den Fragen der Fans im Austrian Soccer Board, Österreichs größtem Fußballforum gestellt. Wie immer haben wir das Interview wörtlich für euch aufbereitet.
Das Gespräch wurde am 17.7. von Daniel Mandl („Dannyo“) und Stefan Karger („Steffo“) geführt, die immer wieder Zusatzfragen zu den Fragen der User (Username jeweils am Anfang der Frage) einstreuten.
sulza: Ist der Fortbestand des SK Rapid aktuell aus finanzieller Sicht für die nächsten Monate und Jahre gewährleistet?
Martin Bruckner: Es ist so, dass wir schon seit März ohne Einnahmen von Spieltagen über die Runden kommen. Dafür haben wir alle Maßnahmen gesetzt. Wir werden jetzt unsere Forderungen am NPO-Fonds anmelden. Natürlich haben wir aus der Corona-Krise finanzielle Schäden davongetragen, aber die Frage nach dem Fortbestand ist meines Erachtens kein Thema. Die SK Rapid GmbH, also unser operatives Unternehmen, ist ein Wirtschaftsunternehmen, wie jedes andere, das völlig unverschuldet zum Handkuss gekommen ist und entsprechende Kompensationsleistungen in Anspruch nehmen wird, genauso wie andere große Firmen, wie AUA und Co. Natürlich würde sich das ändern, wenn wir auch in der neuen Saison keine Zuschauer im Stadion haben dürfen.
sulza: Welche konkreten Maßnahmen wurden bzw. werden gesetzt, um die Liquidität aufrechtzuerhalten?
Wir haben Kurzarbeit eingeführt, wir haben alle Aktivitäten, die nicht unbedingt kurzfristig notwendig sind, zurückgefahren. Wie jedes andere Unternehmen auch. Dazu gehört zum Beispiel auch, dass du keine Reinigungsaktivitäten brauchst, wenn der Großteil des Stadions leer steht. Wir haben sofort mit den Banken Gespräche aufgenommen, um sofort die Liquidität zu sichern. Es ist außerdem sehr wichtig, dass wir einen Finanzverantwortlichen an Bord haben, der sich in diesem Thema vollinhaltlich auskennt, eine große Expertise hat und uns dementsprechend unendlich wertvolle Dienste geleistet hat.
sulza: Wurden die Bundesliga-Klubs bereits über weitere Unterstützungsmaßnahmen der Regierung informiert?
Es gab immer wieder Gespräche mit der Politik. Sowohl bilateral als SK Rapid, weil wir als größter Verein die Verantwortung gesehen haben, für den Fußballsport bzw. den Sport im Ganzen den Kontakt mit der Politik zu suchen, als auch abgestimmt mit der Liga. Wie genau diese Gespräche abgelaufen sind, kommentieren wir prinzipiell nicht nach außen, weil das nicht notwendig ist. Es wurde an allen Fronten diskutiert, soviel können wir versichern.
Dannyo: Ihr wisst aber noch nicht genau, wie hoch die Unterstützungssummen durch die Politik sein werden.
Wir berechnen es gerade. Bezüglich des angesprochenen Fonds werden die letzten Fragestellungen mit dem verantwortlichen Ministerium geklärt.
sulza: Wie würde Martin Bruckner die bisherige Arbeit des Präsidiums beurteilen? Welche Ideen sind besonders hervorgestochen?
Wir als Präsidium haben uns sehr schnell auf die Krisensituation eingestellt. Wir haben uns laufend in Form von Videokonferenzen ausgetauscht. Durch diese völlig neue Situation sind natürlich auch einige Themen in den Hintergrund gerückt. Einige Dinge, die wir bereits begonnen haben, waren dann auch mangels persönlicher Anwesenheit vieler Personen nicht mehr möglich. Die Zusammenarbeit im Team funktioniert aber sehr gut. Es ist eben gerade die Zeit, die Ideen, die man hat, vorzubereiten und sich damit auseinanderzusetzen. Ein gutes Beispiel ist der Satzungskonvent. Wir waren knapp davor loszustarten und dann kam Corona. So ein Konvent ist eben keine Sache, die du über Zoom, Teams oder Skype ausdiskutierst, da musst du in Ruhe alle Themen angehen. Das beginnt jetzt wieder, nachdem wir uns ja wieder treffen können. Das war also ganz klar ein Opfer der Umstände. Es ist klarerweise so, dass wir uns dem Thema sehr genau annehmen wollen, aber die Verzögerung war leider unmöglich zu verhindern.
sulza: Wie plant man, mit dem Trainingszentrum weiterzumachen? Welche zusätzlichen Arbeiten oder Bauten würden noch fehlen? Wann werden diese fortgeführt bzw. abgeschlossen sein?
Um mit einem großen Missverständnis aufzuräumen: Wir nutzen das Trainingszentrum jetzt schon. Natürlich gibt es Planungen für Aus- und Umbau, wir führen diverse Gespräche, aber auch da hat die Corona-Krise einfach ein bisschen Zeit gekostet.
Steffo: Was fehlt da noch besonders? Was müsste unmittelbar verbessert werden?
Es fehlt gar nichts, die Infrastruktur, die wir dort haben, wäre auch ohne eine einzige Mauerumlegung sehr gut und ein riesiger Fortschritt zu den Katakomben im Ernst-Happel-Stadion. Die Aufenthaltsräume, Ruheräume, Fitnessräumlichkeiten – das ist alles eine massive Qualitätsverbesserung für uns. Was die Umbauten betrifft, müssen wir ein bisschen neu kalibrieren, aber wir machen auch hier ohne Wenn und Aber weiter.
Dannyo: Aber aufgrund der Krise kann man jetzt auch nicht unbedingt damit rechnen, dass innerhalb von ein, zwei Jahren größer umgebaut wird, oder? Also man wird das Trainingszentrum schon vorerst so nutzen wie es ist…
Work in progress. Ich möchte mich da noch weder auf ein Ja, noch auf ein Nein festlegen. Ziel ist sicher, dass wir es in den nächsten ein, zwei Jahren umbauen. Wir sind mit diversen Immobilienspezialisten im Gespräch, um die richtige Struktur hineinzukriegen.
sulza: Gab es deines Wissens nach beim SK Rapid je ein Problem, freie Sponsorenplätze halbwegs zeitnah nachzubesetzen? Gibt es durch Corona aktuell überhaupt Unternehmen, die prinzipiell an einem (neuen) Sponsoring bei Rapid interessiert wären?
Die momentane Situation ist herausfordernd, keine Frage. Aber wir sind mit neuen und bestehenden Partnern im Gespräch, um deren Engagements zu vergrößern. Die wirtschaftliche Situation macht’s sicher nicht leichter, aber es ist nicht so, dass hier ein Vakuum droht.
sulza: Herr Peschek sprach meines Wissens nach von einem bisherigen Corona-Schaden in der Höhe von ca. 6 Mio. für Rapid. Beinhaltet diese Summen den Umsatzentgang oder die Summe der entgangenen Deckungsbeiträge?
Umsatzentgang. Der SK Rapid erzielt über 50% seiner Erlöse an den Heimspieltagen. Das Merchandising ist an diesen Tagen extrem stark, Tageskarten- und VIP-Karten werden verkauft, Gastronomie, da gibt es viele Bereiche – das spielt sich alles im Stadion ab und das fehlt uns. Wir sind deshalb der wahrscheinlich am stärksten von der Krise betroffene Verein, weil du als ordentlicher Kaufmann eben genau mit diesen Einnahmen planst. Wenn du an manchen Spieltagen mehr Zuschauer hast, als die anderen Partien gemeinsam, dann ist klar, dass das uns am härtesten trifft. Brigitte Annerl hat beispielsweise gesagt, dass die TV-Gelder für Hartberg 30 – 40% der Einnahmen ausmachen. Für uns sind das 7%. Im Endeffekt hat der SK Rapid eine ähnliche Situation wie der Stadtsaal oder das Orpheum, wenn diese die Künstler angestellt hätten. Also einen vollständigen Einnahmenausfall, aber trotzdem angestellte Künstler.
Jackson: Besonders interessieren würde mich der Sponsorensektor, weniger wegen den angedrohten Ausstiegen, mehr wegen dem Sponsorvorgriff bei Wien Energie. Gemeinsam mit Cashback World fehlen hier ja 3-4 Millionen. Wie denkt man das auszugleichen, in einer Saison, wo vermutlich auch Hospitality, Tickets, Merchandising usw. stark geringer werden?
Der Vertrag mit myWorld ist zum Ende der Saison ausgelaufen, das war bereits vorher klar. Wir haben auch mit myWorld nicht für die Zukunft geplant, insofern ist dieser Ausfall zwar nicht unmittelbar kompensierbar, aber in den Planungen widergespiegelt. Ansonsten haben wir gute Möglichkeiten alles abzufedern, das ist normales Business. Aber dass die Rahmenbedingungen für neue Sponsorpartner schwieriger geworden sind, ist auch klar.
sulza: Will man mit Rapid II auch in der kommenden Saison – wenn möglich – aufsteigen?
Gute Frage. Das müssen wir intern noch mit Geschäftsführung und Präsidium ausdiskutieren. Es ist aktuell nicht die höchste Priorität, wird mit Beginn der neuen Saison zum größeren Thema. Es ist definitiv auch eine finanzielle Frage, aber auch eine Frage, wie es der zweiten Liga in Summe geht. Die Regionalliga Ost ist kein schlechtes Pflaster, wenn man sich anschaut, wie unsere Burschen die Löcher in der Kampfmannschaft gefüllt haben. Es ist beides denkbar, aber im Lichte von Corona muss man hinterfragen, ob man die höheren Kosten, die in der zweiten Leistungsklasse anfallen, ein bisschen aufschiebt. Durch die potenzielle Relegation von SV Mattersburg haben wir plötzlich die Chance, mit unserer Mannschaft in die 2. Liga aufzusteigen. Das wird jetzt intern sehr genau analysiert und wir werden sehr schnell eine Meinung haben. Natürlich hat uns das jetzt etwas überrascht, aber wir sind schon mittendrin in der Analyse.
Doena: Was wäre Ihnen persönlich für 2020/21 lieber: Rapid erreicht die CL-Gruppenphase oder Rapid gewinnt die Meisterschaft 20/21?
Der Meistertitel ist für mich ein ultimatives Ziel. Der würde dem Verein und auch mir so unendlich viel bedeuten, also wäre mir der Titel lieber. In finanzieller Hinsicht würde ich mich natürlich auch über eine Champions League-Teilnahme freuen, aber wenn ich es mir aussuchen dürfte, wäre es der Meistertitel.
Lichtgestalt: Hochrechnung 2019/20 – Hochrechnung 2020/21 – Bitte aufgegliedert nach Verein und GmbHs, sowie mit separatem Ausweis der Corona-bedingten Änderung 2019/20 im Vergleich zur letzten Hochrechnung vor Corona (Datenstand Ende Februar). Danke.
Diese Trennung in Verein und GmbH ist grundsätzlich eine etwas artifizielle Übung, weil der Verein zu 100% Eigentümer der GmbH ist und im Wirtschaftsleben musst du als Obergesellschaft immer alles konsolidieren. Wir sind symbiotisch verwoben und dementsprechend ist diese Trennung eher künstlich. Darum berichten wir auch immer auf konsolidierter Basis. Das ist die True and Fair View, die Konsolidierung ist eben die echte Wahrheit. Die Hochrechnung 2020/21 würde ich auch gerne machen, wir planen verschiedene Alternativszenarien, zum Beispiel mit 10.000 Auslastung, aber auch mit 0 Auslastung, weil wir nicht wissen, wie sich die Pandemie entwickelt. Da ist vor allem das erste Europacupspiel informationstreibend für uns, weil dann die Planungssicherheit größer werden könnte. Alles weitere, also vor allem die Frage nach den Publikumsbedingungen, kann leider noch niemand beantworten. Es ist einfach derzeit nicht darstellbar. Unsere Planungsrechnungen gehen aber weit nach vorne und nicht nur für eine Saison, die allerdings dennoch ein zentraler Faktor ist.
Jackson: Was sagen Sie zu den Meldungen, dass sich nach dem Wahlkampf die „Verliererseite“ ignoriert fühlt, konkret Mitgliederinitiativen Terminabsagen kriegen?
Ich habe keiner Mitgliederinitiative eine Terminabsage gegeben, ich weiß nicht, wo diese Mär herkommt. Ich habe auch keinem Fanklub abgesagt, sondern bin zu allen, die mich angefragt haben, hingefahren. Was wir tatsächlich abgesagt haben, war eine Beiratssitzung. Der Ersatztermin war für Woche 1 nach Corona-Start angesetzt, demnach haben wir versucht diesen Termin über Videokonferenzen abzufedern. Wir hatten aber auch schon eine physische Beiratssitzung. Ich habe mich außerdem mit dem Beiratsvorsitzenden und mit dem Kuratoriumsvorsitzenden häufig ausgetauscht.
Jackson: Können Sie zu den Gerüchten Stellung beziehen, dass Andy Marek ein Comeback im Verein gibt? Angeblich gab es deswegen ja ein Treffen mit Marek, Krammer und Ihnen, ich würde gerne wissen was oder ob an dieser Geschichte etwas dran ist.
Es gab kein Treffen zwischen Marek, Krammer und mir. Wir sehen uns immer wieder, nachdem Andy ein guter Freund von mir und auch des Hauses ist und er unterstützt uns immer gerne. Aber nach Andys Abschied gab es keine Gespräche in diese Richtung.
Jackson: Welche Wege der Mitgestaltung durch Mitglieder sehen Sie im Verein in Zukunft?
Es gibt viele Möglichkeiten der Mitgestaltung und im Satzungskonvent werden wir versuchen, diese Möglichkeiten vernünftig aufzubereiten. Es gab schon in der Vergangenheit sehr viele gute Ideen und diesen stehen wir immer offen gegenüber.
Jackson: Wie sieht aktuell das Verhältnis zur Politik aus? Es gibt ja Gerüchte, dass das Verhältnis zur Stadt Wien und speziell Herrn Hacker eher schlecht ist.
Wir haben mit der Stadt Wien eine gute, aufrechte Beziehung. Auch das Einvernehmen mit Herrn Hacker ist gut, der Sportstadtrat ist natürlich ein wichtiger Gesprächspartner in vielen Dingen für uns und für den Sport in Wien allgemein. Aber im Moment hat Herr Hacker, nachdem er auch die Gesundheitsagenden verantwortet, viele andere Themen am Tisch. Da verstehe ich natürlich auch, dass es für ihn derzeit wichtigere Themen gibt, als sich mit uns über den Sport an sich auszutauschen.
Santiago82: Was werden für konkrete (!) Maßnahmen gesetzt, um solche Transparente in Zukunft zu verhindern?
Wir sind mit den Fans in intensivem Austausch und nehmen das Thema sehr ernst. Natürlich müssen wir uns aber auch die Prozesse dieses Matchtages genauer ansehen. Aber eines muss auch klar gesagt werden: Wenn ein Spiel als Geisterspiel abgehalten wird, dann laufen die Dinge ein bisschen anders, weil nicht so viele Leute und Mitarbeiter vor Ort sind und auch nicht sein durften.
Santiago82: Welche Konsequenzen hat das Transparent für die Verantwortlichen (d.h. für die Fanclubs)?
Die Konsequenzen sind die, dass wir uns intensiv austauschen und Sensibilität schaffen. Ich hatte zu dem Thema außerdem Gespräche mit dem Ethikrat, es war Thema in diversen Gremiumssitzungen und da kamen auch einige Anregungen, die ich mitnehme und einfließen lasse. Die aus vielen Ideen zusammengetragenen Maßnahmen werden wir umsetzen und die Ergebnisse dann präsentieren.
Santiago82: Dies ist bereits der zweite Vorfall mit einem Transparent (Wöber Transparent VIP), werden die Rechte der Fanclubs im Stadion starker begrenzt in Zukunft?
Wir stehen dazu, dass das Stadion ein Ort der freien Meinungsäußerung ist, keine Frage. Aber wir werden sensibilisieren und sicherstellen, dass Dinge, die verletzend, diskriminieren könnten bzw. zu angriffig oder unpassend erscheinen, im Voraus mit den Fans besprochen werden.
Dannyo: Aber es gibt keine Verbote?
Ein Verbot setzt immer voraus, dass es etwas genau zu definieren gilt. Ich halte es für wichtiger, das Gespräch mit den Fanclubs zu suchen, um ein Miteinander und ein gemeinsames Verständnis und Selbstverständnis zu finden. Sonst werden die Grenzen in Bezug auf das Verbot ausgetestet. Ich persönlich verhalte mich gegenüber anderen so, wie ich erwarten würde, wie sie sich mir gegenüber verhalten und bin ein grundsätzlicher Befürworter von Begegnung auf Augenhöhe und nicht von Geboten oder Verboten. Wir sind alle mündige Bürger und deshalb halte ich das für die richtige Art miteinander zu kommunizieren. Außerdem führen Verbote immer zu einer Reaktion. Ein Miteinander ist für beide Seiten auf lange Sicht besser, aber wahrscheinlich auch herausfordernder. Dem stellen wir uns.
Dannyo: Ich habe vor kurzem ein Interview mit Stefan Singer geführt, in dem der nötige Selbstreinigungsprozess innerhalb des Blocks ein Thema war.
Der findet gerade statt! Und zwar sehr intensiv. Das ist eben der genau der Punkt: Wenn der Block diese Veränderung von sich aus anstößt, hat das viel mehr Kraft, als wenn ich das von außen aufoktroyiere. Ich habe auch in den Interviews mit den Tageszeitungen gesagt, dass die Diskussion über den Block eine Solitärdiskussion ist. Unser Block ist mit 5000, 6000 Leuten größer als das Fassungsvermögen mancher Stadien und diese Dimension muss man auch sehen. Insofern kann man uns mit den anderen großen, deutschsprachigen Mitgliedervereinen vergleichen, also beispielsweise Basel und dann schon mit den großen Klubs in Deutschland. Und wenn ich mir anschaue, welche Probleme dort herrschen, dann haben wir ein sehr gutes Auskommen. Wir haben keine Politik in der Kurve, ein Problem, das viele andere Klubs gerne gelöst sehen würden. Wir haben Themen wie Böller, Leuchtstifte und Pyro gemeinsam mit dem Block zu einer guten Lösung gebracht, worum uns auch viele beneiden. Wenn wir uns mit anderen Vereinen austauschen, erkennen wir, dass wir viele Dinge in der Kommunikation sehr gut machen und diese Art des Umgangs ganz klar ein Erfolgsmodell ist. Schon Paul Watzlawick hat gesagt: Du kannst nicht nicht kommunizieren.
Dannyo: Und zum konkreten Anlassfall: Was hört man da derzeit aus der Kurve? Wie laufen diese Gespräche, wie läuft dieser Prozess ab?
Wie immer sehr konstruktiv und offen und in einer sehr guten Qualität. Aber das sind schon Dinge, die ich mit den führenden Köpfen der Fanszene und vielen weiteren Fans im Block führe und nicht über Tageszeitungen oder sonstige Medien. Diese Dinge sind in meinem Verständnis Rapid-Interna. Es ist nett, dass es viele interessiert, aber es geht sie nichts an. Das ist ein Thema, das wir hier im Verein mit den vielen unterschiedlichen Protagonisten gut und genau diskutieren.
Dannyo: Sind bei diesen Gesprächen Frauen dabei?
Ja, natürlich. Nur mal als Beispiel: Nurten Yilmaz ist die Vorsitzende unseres Ethikrats. Wir haben zwei sehr erfolgreiche Frauen im Präsidium. Es ist ja nicht so, dass dieser Verein Frauen auf irgendeine Art und Weise ausgrenzt.
Santiago82: Wie wurden die bei der Wahl präsentierten Mitglieder, etwa Frau Kaltenborn, bisher eingebunden?
Monisha Kaltenborn sitzt in der Schweiz und konnte aufgrund der Reiserestriktionen längere Zeit nicht reisen. Wir sind aber laufend im Austausch. Monisha ist derzeit für uns ein „Change Agent“, auch ganz speziell für mich. Sie konfrontiert mich und uns mit sehr vielen Dingen und sagt: Machen wir das! Monisha kennt schwierige Situationen aus Unternehmersicht, noch dazu mit Sportbezug und ist aktuell absolut eine derer, die immer wieder sagt: Weiter, weiter, pushen, gemma! Sie ist wirklich eine Inspiration und hilft uns mit dieser Direktheit und den vielen Inputs schon sehr stark durch die aktuelle Krise. Sie kennt einfach durch ihre Vita und ihre Erfahrung in der Formel 1 solch schwierige Situationen, auch ohne Corona.
Steffo: Konnte Monisha Kaltenborn schon Kontakte zu Unternehmen herstellen, an die man sonst nicht herangekommen wäre?
Ja, konnte sie. Aber auch hier muss ich mich wiederholen: Mit dem Beginn des Lockdowns wurde alles verzögert. Es geht hier aber konkret um Dinge, die wir gerade wieder aufnehmen.
Santiago82: Es wäre höchste Zeit für ein Frauenteam. Werden sie das in ihrer Amtszeit umsetzen?
Es wird in meiner Amtszeit definitiv die Frauenakademie geben. Mir ist das Thema der Frauenmannschaft viel zu wichtig, als dass ich irgendwelche billigen Schnellschüsse machen will. Wenn ich als SK Rapid diesen Schritt gehen möchte, dann mache ich ihn ganz oder gar nicht. Ich will da nicht mit einer Lösung für die Galerie starten, weil das niemandem etwas bringt. Also zu irgendeiner Mannschaft gehen, denen ein grün-weißes Trikot umhängen und sagen „jetzt seid ihr Rapid“ – nein, sicher nicht, das würde dem nicht gerecht und ist nicht Rapid. Wenn ein Frauenteam bei Rapid beginnt, dann sofort mit demselben Anspruch und demselben Spirit wie das Herrenteam.
derfalke35: Man könnte mit zwei Siegen in der CL-Quali (Q2 und Q3) alleine mit den Antrittsgeldern, inkl. jener der EL-Gruppenphase über 8 Millionen Euro generieren. Wie wahrscheinlich ist es, dass die Mannschaft zumindest bis zum Ende der Qualifikation zusammenbleibt um diese Chance zu wahren? Das Transferfenster hätte ja auch danach noch geöffnet, Rapid würde zudem ohne EC-Gruppenphase sehr wahrscheinlich jegliche Setzung in Q3 und im Playoff verlieren.
Das Thema der Transfers stellt sich derzeit noch nicht, wie auch Zoki zuletzt schon gesagt hat. Wenn es Anfragen geben sollte, setzen wir uns damit auseinander, aber da vertrauen wir schon darauf, dass Zoki das Richtige tut. Wir hatten außerdem über mehrere Jahre immer wieder solche Spiele. Es ist ja nicht so, dass dieses eine Spiel in CLQ2 für uns ein Novum ist. Wir haben so viele Qualifikationen gespielt, wir haben uns nie direkt für eine Gruppe qualifiziert, wir mussten immer den Weg über das Playoff gehen. Wir sind schon auch solche Spiele gewöhnt und kennen den Druck, der auf diesen Spielen liegt.
Steffo: Nochmal kurz zu den Transfers. Vorher hast du gesagt, dass es verschiedene Corona-Szenarien gibt, die durchgerechnet wurden. Ist es so, dass in diesen Szenarien zum Beispiel auch steht, dass in Szenario A Spieler um drei Millionen verkauft werden müssen, in Szenario B um fünf Millionen und in Szenario C gar nicht?
Eigentlich nicht. Das Fragezeichen, das noch dahintersteht, ist, wie der NPO-Fonds aussieht. Was wird kompensiert? Wie viel wird kompensiert? Wenn ein Großteil kompensiert wird, schaut es wieder anders aus. Der Blumenstrauß an Optionen geht momentan sehr weit auf.
Dannyo: Das heißt, dass es im Vergleich zu anderen Saisonen – von der Corona-Krise und dem Umsatzentgang abgesehen – gar nicht so unterschiedlich ist, oder?
Stimmt insgesamt. Aber es gibt eben neue Variablen, wie den NPO-Fonds und das schlussendlich eintretende Szenario in Bezug auf die Pandemie. Die Planungsunsicherheit ist einfach in anderen Bereichen dramatisch größer. Was den Europacup oder Transfers betrifft, ist im Grunde nicht vieles anders, aber die Frage ob wir dauerhaft vor Zuschauern spielen dürfen oder nicht, hat sich in 121 Jahren Rapid eben noch nie gestellt. Das ist das, was wirklich neu ist.
Steffo: Ein Unterschied für die Fans ist sicher, dass gesagt wurde, dass keine neuen Spieler kommen werden bzw. Einkäufe derzeit unrealistisch sind.
Wenn du in so einer solchen Situation bist, Einnahmenausfälle etc., ist es klar, dass du keine großen Sprünge machen kannst. Aber: Warum auch? Wenn ich mir anschaue, wie sich die jungen Burschen speziell im Frühjahr entwickelt haben, lacht einem das Herz. Die Ups sind den Downs gegenüber klar in der Überzahl und mir ist nicht bange mit diesem Kader in die neue Saison zu gehen. In den letzten Jahrzehnten waren die Zeiten, in denen wir sehr fokussiert auf die Jungen gesetzt haben, nicht die schlechtesten.
Dannyo: Spielereinkäufe kategorisch ausgeschlossen?
Natürlich nicht. In dem Moment, wo es Bewegung gibt, kann immer was passieren. Es kann ja auch sein, dass das Trainerteam ein bestimmtes Spielerprofil benötigt, das wir aktuell nicht haben. Oder beispielsweise die Zusammensetzung Alt und Jung ein bisschen flexibler gestalten will. Wenn dem so ist, wird man sich dem natürlich widmen. Das sind Dinge, bei denen ich sehr agnostisch bin. Und in den zwei Monaten Transferfenster kann natürlich immer sehr viel passieren. Die Engländer sagen nicht umsonst „Silly Season“ dazu.
Dannyo: Glaubst du, dass die Corona-Zeit tatsächlich eine so große Auswirkung auf das internationale Transferfenster hat, wie es anfänglich suggeriert wurde?
Sehr spannende Frage. Auswirkungen wird Corona sicher haben, das sieht man schon jetzt, alleine wegen der Verschiebung des Transferfensters. In normalen Zeiten hattest du jetzt schon die ersten Riesendeals. Es gibt aber auch wahnsinnig viele Vereine, die sich stark zurückhalten und es gibt wenig Bewegung, mit Ausnahme der Premier League. Die sind natürlich an der Spitze der fußballerischen Nahrungskette und wenn sich dort viel bewegt, wird das nach unten durchdiffundieren. Wenn in England weniger passiert, passiert auch unten weniger. Wir sind in dem Thema nicht im Fahrersitz, das hängt schon stark davon ab, in welche Richtung die größten Ligen gehen. Die heurige Sommertransferzeit wird eine extrem spannende, aber wie so vieles derzeit auch nicht wirklich vorhersehbar. Da traue ich mir keine Prognose zu. Wir wissen auch, dass im Markt selbst, etwa bei Spielerberatern, eine große Unsicherheit herrscht.
Dannyo: Aber es ist so, dass Rapid weiß, nicht auf Dumping-Ablösesummen angewiesen zu sein, wie es zu Beginn der Krise auch schon mal geheißen hat.
Darauf sind wir sicher nicht angewiesen.
irgendeiner: Wie sehen Sie den langfristigen Plan für Rapid aus heutiger Sicht? Sind sportliche Zielsetzungen wie die Top 50 in Europa innerhalb der nächsten 3-5 Jahre für Sie ein Thema oder ist aufgrund der aktuellen Situation ein „Gesundschrumpfen“ in wirtschaftlicher Hinsicht und der Neuaufbau mit Jugendspielern im Fokus? Gibt es dazu schon (neue) Überlegungen im Präsidium?
Der Neuaufbau mit Jugendspielern und die Top 50 Europas sind kein Widerspruch. Als wir angetreten sind, haben wir gesagt, unseren jungen Spielern die Möglichkeit geben zu wollen, Spieler der Kampfmannschaft des SK Rapid zu werden. Wenn ich mir jetzt anschaue, dass wir das bisher, sicher auch aufgrund der vielen Verletzungen, gelebt haben, spricht ganz offensichtlich nichts dagegen, dass wir mit den jungen Burschen sportlich erfolgreich sein werden. Dazu reicht ein Blick auf die Endtabelle. Wir wollen nicht Mittelmaß sein, das ist nicht in unseren Genen.
irgendeiner: Rapid hat dem Vernehmen nach einen relativ großen Overhead im nicht-sportlichen Personalbereich. Ist dieser bereits für weiteres Wachstum angepasst oder wird mit zusätzlichen Aufgaben noch zusätzliches Personal gesucht? Ich denke da an die Akademie oder zusätzliche Möglichkeiten des Event-Sponsorings.
Stimmt nicht. Wäre interessant zu wissen, wer so etwas sagt. Wir haben als einer von zwei Vereinen in Österreich – im Moment – ein eigenes Stadion zu verwalten. Das kann ich selbst machen, oder ich kann’s auslagern. Und wir machen’s selbst. Wir haben einen eigenen Vertrieb, einen großen VIP-Bereich, viele Logen, viele Sponsoren. Das kann man entweder mit einer Agentur machen oder selbst und wir haben uns dazu entschieden das selbst zu machen. Dadurch habe ich viele Leute auf meiner Gehaltsliste, das ist ganz klar. Ich bin lange genug Unternehmer, um zu sagen, dass ich Personalkosten in Sachkosten tauschen kann, aber im Regelfall wird’s nicht billiger.
Fox Mulder: Wie würden Sie die Kosten-Nutzen-Relation der hohen Mitarbeiteranzahl einschätzen? Welche Vorteile hat Rapid, durch die große Anzahl an Mitarbeitern, im Vergleich zu den anderen Vereinen?
Gute Kosten-Nutzen-Relation. Wenn man sich überlegt, mit welcher hohen Qualität wir unsere Mitglieder betreuen und auf Wünsche eingehen, sehe ich das schon als sehr großes Asset. Das ist etwas wert. Wir wollen, dass sich unsere Mitglieder wertgeschätzt fühlen. Das könnte man natürlich auch alles abbauen. Dann dauert alles länger, es werden Beschwerden kommen etc. Das möchte ich nicht, weil mir die Mitglieder extrem wichtig sind und ordentlich betreut werden müssen. Außerdem haben wir drei Fanshops, Leute im Verkauf und so weiter. Das ist halt so, aber gleichzeitig sind wir dadurch in vielen Bereichen auch breit und sichtbar aufgestellt.
Fox Mulder: Man hört, dass die Fußballspieler bei Rapid, im Vergleich zu den anderen Bundesligavereinen, ein sehr hohes Gehalt beziehen. Stimmt das und würden Sie, ebenfalls verglichen mit den anderen Vereinen in der Liga, sagen, dass das Preis/Leistungs-Verhältnis gemessen an den Tabellenplatzierungen den letzten Jahren in Ordnung war?
Im Bundesligavergleich bezahlen wir ordentliche Gehälter. Darüber gibt es ausreichend Statistiken, in denen wir zuletzt immer in den Top-3 waren. Wir haben heuer den zweiten Platz erreicht und damit unseren eigenen Vorgaben entsprochen. Dass wir im vorherigen Jahr mit dem siebten Platz weit unter unseren eigenen Vorstellungen lagen, ist aber auch völlig klar. Ja, wir zahlen gute Gehälter, erwarten aber auch entsprechende Leistungen.
Fox Mulder: Warum musste das Trainingszentrum so rasch realisiert werden obwohl durch das Projekt Stadion das Fremdkapital noch sehr hoch war? Was sprach dagegen, zuerst zu sparen und dann das Geld auszugeben? Wurde für die Realisierung des Trainingszentrums tatsächlich ein Sponsorenvorgriff getätigt? Wenn ja, wo müssen wir dadurch nun Einsparungen vornehmen?
Weil die Möglichkeit bestand, den Kultur- und Sportverein der Wien Energie bis zu einem gewissen Stichtag zu bekommen. Danach wäre diese Möglichkeit weg gewesen. Wir haben das als einmalige Chance gesehen und uns für den Kauf entschieden. Wir haben mehrere Optionen geprüft, aber am Ende des Tages, war das für uns das richtige Objekt. Nochmal: Ohne Corona wären all diese Finanzierungsthemen im Rahmen einer ganz normalen Planung gewesen. Wir werden’s auch so schaffen. Punkt.
gloggi99: Was halten sie von einem Investor bezüglich Trainingszentrum?
Nichts. Ich möchte nicht, dass der SK Rapid seine Forschungs- und Entwicklungsabteilung mit einem anderen teilt und Hirnschmalz, Skills und Know-how jemand anderem gibt. Ich halte außerdem nichts von einem Investor für die SK Rapid GmbH.
Green_White Anfield Devil: Ist es richtig, dass Herr Landthaler gleich nach der Wahl und kurz vor seinem Abgang ein Finanzupdate präsentiert hat, welches nicht mehr so rosig war im Vergleich zuvor und eher in Richtung „Finanzwarnung“ ging?
Die Zahlen waren vorher und nachher gleich und jeder kannte sie.
Green_White Anfield Devil: Mit der Bestellung des Trauzeugen vom Geschäftsführer Wirtschaft ohne wirkliche Ausschreibung und Hearing, sowie der Festanstellung des Herrn Mitter, der zuvor noch als eigentlich „neutrales“ Mitglied im Wahlkomitee durch eine klare Positionierung für einen Präsidenten Bruckner und gegen Herrn Schmid (speziell bei der Fanszene, auch schriftlich festgehalten) aufgefallen ist, hört man wieder genug Kritik bezüglich der Optik. Können Sie das verstehen?
Gleich zum ersten Satz: Es stimmt nicht. Es gab einen strukturierten Prozess für die Auswahl eines Finanzverantwortlichen für den SK Rapid. Wir haben mit Hilfe eines Headhunters über mehrere Runden die Auswahl, die am Ende zur Bestellung von Peter Pick geführt hat, getroffen. Ich selbst war dabei, dazu noch Philip Newald, Christoph Peschek und Zoran Barisic. Peter Pick hat ex ante seine freundschaftliche Beziehung zu Christoph offengelegt und hat sich aufgrund seiner Qualifikation durchgesetzt.
Dannyo: Wie viele Bewerber hat es gegeben?
Anfänglich mehrere, am Ende sind noch vier Personen übriggeblieben, bei denen ich auch bei den Interviews dabei war.
schleicha: Zusatzfrage: Hat Rapid im Bewerbungsprozess auch eine Frau als Kandidatin nominiert?
Das wurde durch den Headhunter selektiert und in der letzten Runde waren es vier Männer.
Dannyo: Und Thema Helmut Mitter?
Es ist – und auch das ist ein Ergebnis des Austausches mit unseren internationalen Freunden, die große Mitgliedervereine führen – ein enormer Vorteil, jemanden aus der Fanszene zu nehmen, der sowohl die Akzeptanz unter den Fans, als auch im Unternehmen hat. Heli hat dieses Profil sehr gut erfüllt. Dass er vorher eine Position im Wahlkomitee hatte, darf man ihm nicht zum Vorwurf machen.
Green_White Anfield Devil: Zum leidigen Thema „Akademie – die CL Edition“: Von diversen Seiten hat man gehört, dass die Verzögerung nicht nur am Geld scheitert, sondern auch durch „vermeidbare“ Fehler, wie versäumen von Einreichfristen, Emails und sogar Terminen, wo man vergebens auf Rapid-Verantwortliche gewartet hat. Dies dürfte im Jahr 2019 passiert sein, können Sie das dementieren?
Ja, das kann ich dementieren. Wir haben alle erforderlichen Genehmigungen.
Green_White Anfield Devil: Vor paar Tagen hat es eine große Anschuldigung gegeben, dass ein Mitglied nach einem Jahr Beitragszahlung bereits das Stimmrecht erhalten hat (statt nach 3 Jahren) – ein User könne dies auch beweisen. Würden Sie dabei mitwirken diesen Fall eindeutig aufzuklären?
Ja, natürlich. Das haben wir schon in einem Fall, es ist aber nichts herausgekommen.
Green_White Anfield Devil: Zum Thema LASK-Betrug: wie ist das Verhältnis zu den anderen Bundesliga-Vereinen? Kam es hier aufgrund der lächerlichen Strafe durch die Bundesliga zu einer speziellen Solidarität – ist man hier näher zusammengerückt?
Die ganze Bundesliga ist in der Krise näher zusammengerückt. Auch alle gemeinsam mit dem LASK. Deshalb war es besonders enttäuschend, dass der LASK sich nicht an die Vereinbarungen gehalten hat, die wir unter Mühen mit der Politik vereinbart haben. Das war für uns ein massiver Fairplay-Verstoß. Aber man ist natürlich weiter mit dem LASK im Austausch, es ist ja immer noch ein Bundesligaverein. Man kann über die Höhe der Strafe diskutieren, aber sie ist ausgesprochen und ob man sie korrekt findet oder nicht, ist eine andere Sache. Aber es hat ja keinen Sinn, das jetzt wie eine offene Wunde das ganze Leben vor sich herzutragen. Auch in diesem Thema geht das Leben weiter. Es war nicht fair, aber wir arbeiten trotzdem miteinander nach vorne.
Dannyo: Mit den 75.000 Euro Strafe und den im Endeffekt vier Punkten Abzug ist die Sache für dich also erledigt, weil alles abgegolten ist? Oder ist das etwas, was man im Ligazusammensein nicht vergisst?
Es war für uns alle ein massiver Vertrauensverlust, gar keine Frage. Der LASK weiß es selbst am besten, aber ihnen deshalb jetzt keine weitere Chance zu geben oder ihnen für immer und ewig alles zu verwehren ist meines Erachtens auch nicht opportun.
GrimCvlt: Wie ist der aktuelle Status zum Satzungskonvent?
Zwar erschwert durch die Urlaubszeit, aber gerade jetzt und in den August hinein, geht die ganze Sache jetzt wieder los.
Dannyo: Was wäre, wenn es wieder zu einem Lockdown kommt?
Dann hätten wir großes Pech, dann wäre der Satzungskonvent ein weiteres Opfer bzw. muss aufgeschoben werden. Aber dann würden wir auch sicher ohne Zuschauer spielen und hätten somit noch ein größeres Problem.
GrimCvlt: Covid-19 hat gezeigt, dass Großveranstaltungen in geschlossenen Räumen möglicherweise für längere Zeit nicht durchführbar sind. Die Hauptversammlung ist nur etwas mehr als vier Monate entfernt. Welche Überlegungen hinsichtlich Abstimmungsmöglichkeiten (auch im Zuge zukünftiger Präsidiumswahlen) denkt man aktuell an?
Das ist leider aufgrund der aktuellen Unsicherheit sehr weit weg. Wir hoffen, dass wir eine ganz normale Hauptversammlung abhalten können.
schleicha: Stefan Singer galt in der „Liste Leitbild“ als Vertreter der Fans und wichtiges Bindeglied zur Fanszene – warum benötigt es in einer finanziell sehr angespannten Situation nun doch einen Vollzeitangestellten, wenn im Präsidium eigens ein Platz reserviert wurde für jemanden, der sich explizit um diese Themen annehmen sollte?
Es gibt mit den Fans viel mehr zu tun, als das, was wir als Präsidium tun können. Es braucht hier einfach einen hauptberuflich Tätigen, um für beste Betreuung zu sorgen.
schleicha: Helmut Mitter (ebenfalls SPÖ-affin), vormals im Wahlkomitee, wird angestellt als Fanbetreuer. Gab es ein Auswahlverfahren für diese Position und war dabei auch eine Frau Kandidatin?
Wir haben uns hier vor allem mit der Fanszene abgesprochen und auch gemeinsam ein genaues Profil abgesteckt. Heli hat sich hier sehr schnell als idealer Kandidat herausgestellt. Es war ein interaktiver Prozess mit den Fans, weil wir jemanden brauchten, den sie akzeptieren.
schleicha: Nach einem Viertel Ihrer Amtszeit: Können Sie bitte konkrete Weiterentwicklungen und Fortschritte zu den zahlreichen Punkten aus ihrem Wahlprogramm (z.B. externe Analyse aller sportlichen Prozesse, Ideenfabrik, Analyse der Arbeit vom GF-Wirtschaft, etc.) nennen. Dies kam bei der Mitgliederversammlung leider viel zu kurz.
Wir mussten das Thema der externen Analyse aller Prozesse Corona-bedingt weitgehend aufschieben. Von einer Analyse der Arbeit des Geschäftsführers Wirtschaft stand nichts im Wahlprogramm und das sehe ich in der Gesamtanalyse integriert. Die Ideenfabrik wird ein Thema für den Satzungskonvent sein, da muss eine vernünftige Struktur gefunden werden. Ich möchte diese Sache strukturell korrekt und richtig aufbauen, weil es auch keinen Sinn macht, hundert Gremien zu haben, die nicht mehr zu managen sind. Ich bin ein großer Freund von: Mach‘ den ersten Schritt vor dem zweiten. Um einen Haufen von potentiellen Missverständnissen zu vermeiden, brauchen wir einfach eine klare Struktur in Themen wie der Ideenfabrik. Das ist ein ganz zentraler Punkt des Satzungskonvents. Ich möchte keine falschen Versprechungen machen, weil enttäuschen und sich täuschen sehr nah beieinanderliegen. Insofern ist eine klare Struktur hier das allerwichtigste und daran arbeiten wir.
schleicha: In wirtschaftlich herausfordernden Zeiten ist guter Rat teuer. Sie haben in weiser Voraussicht eine Kompetenzgruppe Wirtschaft im Wahlprogramm versprochen.
Ebenfalls ein Thema für den Satzungskonvent. Ich kann mir nicht vorstellen, eine Kompetenzgruppe Wirtschaft neben den Beirat zu setzen. Stichwort: Zu viele Gremien.
schleicha: Wer sind die acht nominierten Personen und welche drei Sponsoren sind vertreten? Welchen Output gibt es aus dieser Gruppe bereits und wie hilft dies in Zeiten der Corona-Krise?
Das wurde noch nicht konstituiert. In unserem Konzept steht, dass wir Sport- und Wirtschaftsbeirat anpassen werden. Auch das gehört in dieses Gesamtthema und konnte noch nicht gemacht werden. Auch hier: Es geht jetzt wieder los.
schleicha: Ebenfalls angekündigt wurde die Kompetenzgruppe Sport.
Detto. Dazu will ich aber sagen, dass wir dank Gerry Willfurth die Kommunikation für Zoki Barisic mit dem Präsidium sicher verbessern konnten, weil er sich mit einem Profi über sportliche Themen austauschen kann. Auch der sportliche Beirat soll also bald konstituiert werden, aber es ist nicht so, dass es keine starke Kommunikation gibt, nur weil das offiziell noch nicht passiert ist.
Dannyo: Wer wird diese beiden Kompetenzgruppen de facto zusammensetzen?
Das wird sicher Präsidiumsaufgabe sein, weil diese Gruppen dem Präsidium zuarbeiten sollen. Weil uns diese Gruppen beraten, brauchen sie natürlich das Vertrauen des Präsidiums. Da geht es auch nicht um die Expertisen einzelner Präsidiumsmitglieder, sondern das wird von allen gemeinsam entschieden. Ich habe schlussendlich die Letztverantwortung und ich werde mich sicher nicht schlecht beraten lassen.
Dannyo: Was macht eigentlich Michaela Dorfmeister aktuell im Präsidium?
Sie hat sich im Frühjahr Termine mit allen möglichen Trainern ausgemacht, um einen besseren Einblick zu bekommen. Dann kam Corona und wie bei vielen anderen Themen, hat sich alles verschoben. Sie war ebenfalls immer wieder in Austausch mit Zoki, aber regelmäßige Treffen waren aus bekannten Gründen zuletzt einfach nicht drin.
Dannyo: Weil so viele Dinge aufgeschoben werden mussten: Ist es für dich persönlich nicht ärgerlich, dass du nicht schon im Jänner oder Februar etwas mehr Präsentationsmaterial von Neuerungen oder Errungenschaften hattest? Das würde die Sache heute in der Außendarstellung wohl auch einfacher machen.
Unsere Themen sind allesamt welche, die nicht in zwei Wochen erledigt werden können. Natürlich wär’s schöner gewesen jetzt sagen zu können, „da schaut’s, das haben wir schon gemacht“, aber gewisse Dinge im Leben kann man leider nicht ändern. Wir schauen nach vorne und werden unsere langfristigen Projekte sauber abarbeiten. Ich kann natürlich auch nicht Corona für alles verantwortlich machen, aber es ist nun mal leider eine neue Umweltbedingung, die manche Dinge verunmöglicht bzw. massivst erschwert hat. Die Themen, die seit März im Mittelpunkt stehen bzw. stehen müssen, haben wir uns leider nicht ausgesucht, müssen sie aber akzeptieren und professionell behandeln. Mein Lebensziel war es sicher nicht, mit Kogler, Blümel und Co. über Corona zu diskutieren, ich hätte viel lieber mit ihnen über die sportliche Weiterentwicklung des Standorts Österreich diskutiert.
little beckham: Wie hoch ist aktuell die Priorität, den Vertrag von Yusuf Demir vorzeitig zu verlängern? Im schlechtesten Fall verliert man ihn nach aktuellem Stand 2022 ablösefrei.
Zoki ist in permanenten Gesprächen mit ihm. Es gibt nicht viele Spieler, die in seinem Alter in einer Kampfmannschaft debütieren und es ist klar, dass er bei vielen großen Klubs am Radar ist. Aber im Detail kann man diesbezüglich noch nichts sagen.
Zanetti: User Dannyo hat unter anderem Marco Rose als Trainer vorgeschlagen, noch bevor der die UEFA Youth League gewonnen hat. Über sowas traut man sich halt nicht drüber, kein Funktionär, kein Hauptamtlicher, kein Consulter. Da ist das Verfahren völlig egal, wenn der Zugang nicht in den Köpfen ist. Müller und Bickel sind es deshalb geworden, weil Consulter nur genau solche Leute überhaupt zur Auswahl heranziehen, solche, die ähnliche Jobs schon einmal gemacht haben. Deshalb meine Frage: Wann wird Rapid endlich wieder aktiv, kreativ und interessant?
Zoran Barisic als Geschäftsführer war für viele sicher eine mutige und auch kreative Entscheidung und hat ein solchen Posten noch nie zuvor gehabt. Auch mein Konkurrent bei der Präsidentschaftswahl hat sich damals negativ über seine Bestellung geäußert. Allgemein haben wohl nicht viele Leute gedacht, dass das eine richtige Entscheidung sein wird. Wir sind diesen Weg aber in Verbindung mit dem Konzept des jungen Wegs und der Kontinuität gegangen, das war sicher kreativ und der Erfolg gibt uns, aber vor allem auch Zoki, dem Trainerteam und den Spielern Recht.
Stanley-Stiff: Wäre es – auch angesichts der aktuellen Ausnahmesituation – im Sinne der viel beschworenen Nachhaltigkeit des Fortbestands des SK Rapid, auch in wirtschaftlichen Planungsfragen, mittelfristig nicht absolut notwendig, die „nationale schwarze Null“ wieder zur obersten wirtschaftlichen Prämisse zu erklären?
Ja, das ist eine interessante Frage. Vor zwei oder drei Jahren haben wir die „schwarze Null“ ad acta gelegt. Wenn du die letzten Jahre, also eher fünf, als ein oder zwei Jahre, betrachtest und dort durch eine international bedingte tektonische Plattenverschiebung praktisch jedes Jahr einen neuen Rekord-Transfersaldo siehst und eine „schwarze Null“ planst und durch Transfers immer Gewinne machst, stellt sich die Frage, ob es für den sportlichen Erfolg das Richtige ist. Wir haben eine nachhaltige Entwicklung durchgemacht, dass man schlichtweg mit einem bestimmten Transfererlös planen kann, einfach, weil wir es historisch bewiesen haben. Insofern war das ein richtiger Schritt. Wenn es jetzt zur Situation kommt, dass die „schwarze Null“ uns nachhaltig Planungssicherheit gibt, dann werden wir danach streben. Deshalb auch die genaue Beobachtung des Transfermarktes. Das ist wirklich eine sehr gute und richtige Frage, die wir intern bereits ausführlich diskutiert haben und immer noch diskutieren.
Stanley-Stiff: Warum schafft man sich nicht selbst eine deutlich komfortablere Ausgangsposition und stellt den „Regelbetrieb“ des SK Rapid (GmbH und Verein) auf Beine, die mit einer nationalen, schwarzen Null auf Punkt und Beistrich zu finanzieren sind?
Wenn es die Situation gäbe, dass die Transfererlöse ein geringes Ausmaß haben, dann wäre das mit Sicherheit der richtige Weg. Wenn die Entwicklung so weitergeht, dass wir jedes Jahr einen 3-, 5- oder 7-Millionen-Transfer abwickeln, dann ist es aus Sicht dessen, dass wir der Sportklub Rapid und nicht der Sparklub Rapid sind, im Lichte unserer sportlichen Ziele nicht der richtige Zugang.
Dannyo: Das heißt, Rapid hat sich irgendwie selbst überholt.
Wir haben uns den neuen Umfeldbedingungen gestellt und angepasst. Wenn du ein Jahr mit lukrativen Verkäufen und Europa-League-Gruppenphase hast, kann’s dir schon mal „passieren“, dass du zehn Millionen Gewinn machst. Was dagegenspricht, die „schwarze Null“ als Planungsprämisse zu haben ist, dass wir ab 2021 die UEFA Europa Conference League haben. Die Wahrscheinlichkeit als österreichischer Vertreter, als Top-3 aus dem nationalen Bewerb, in diesem oder sogar der Europa League gesetzt zu sein, ist außerordentlich hoch. Das ist wieder eine neue Rahmenbedingung, die uns bevorsteht und an die wir unser Planen und unser Handeln anpassen müssen.
Steffo: Seht ihr diesen dritten Europacupbewerb fix als großen Vorteil für Rapid an?
Wir wissen, dass wir mit dem dritten Bewerb eine sehr viel höhere Wahrscheinlichkeit des Erreichens der Gruppenphase haben. Die Einnahmen aus der Europa Conference League werden außerdem durchaus auf hohem Niveau, vielleicht nur leicht unterhalb der Europa League sein, also wäre das natürlich auch sehr attraktiv für den SK Rapid.
Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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