Mehr Varianten für Franco Foda: Neuzugänge machen den SK Sturm variabler
Bundesliga 4.Februar.2017 Thomas Schützenhöfer 0
In der Wintertransferperiode hat sich bei Sturm Graz einiges getan. Mit Matic und Edomwonyi verließen zwei Leistungsträger die Grazer. Mit Martin Ovenstad, Baris Atik und Seifedin Chabbi konnte aber Ersatz verpflichtet werden. In einem Interview am Montag sprach Trainer Foda davon, dass die Mannschaft durch die Neuzugänge variabler geworden ist. Das möchten wir uns im Folgenden genauer ansehen.
Die Neuen unter der Lupe
Seifedin Chabbi ist Mittelstürmer und wechselte im Winter von St. Gallen zu den Grazern. Er kam im Herbst zu sieben Einsätzen und erzielte dabei lediglich ein Tor. Sein letztes Spiel für die Schweizer bestritt er Mitte September. Zuvor war er sehr erfolgreich bei Austria Lustenau in der zweiten Liga tätig und konnte 21 Socrerpunkte in der Saison 2015/16 verbuchen. Er wurde dort vorwiegend als Solospitze im 4-2-3-1 eingesetzt, war aber auch viermal im linken Mittelfeld im Einsatz.
Baris Atik wurde per Leihe von der TSG aus Hoffenheim verpflichtet. Bei der zweiten Garnitur der Hoffenheimer in der Regionalliga Südwest netzte er im Herbst in 16 Spielen zehnmal ein. Er agierte dabei meistens auf der linken, offensiven Außenposition im 4-3-3 System. Auch als zentraler Stürmer kam er zu fünf Einsätzen. Außerdem verzeichnete er drei Bundesligaspiele, bei denen er aber in zentraler Position im offensiven Mittelfeld eingewechselt wurde.
Martin Ovenstad kam vom norwegischen Erstligisten Strömsgodset IF und ist ein zentraler Mittelfeldspieler. Er agierte in den Systemen des 4-3-3 und des 4-2-3-1 stets in zentraler Position; teilweise übernahm er den defensivsten Part der Mittelfeldspieler. Außerdem spielte er einige Spiele auf der Doppelsechs in einem 4-4-2 System. Ovenstad schoss in der letzten Saison in 18 Spielen zwei Tore und konnte eine Torvorlage verzeichnen.
Sehen wir uns nun einige taktische Varianten an:
Variante 1: 4-2-3-1
Mit diesem System ließ Franco Foda nicht nur beinahe die gesamte Hinrunde spielen, sondern vertraute auch in der Vorbereitung, in fünf von sechs Spielen, auf diese taktische Ausrichtung. Ovenstad könnte in dieser Formation Matic eins zu eins ersetzen, und mit Jeggo die Doppelsechs vor der Abwehr bilden. Atik würde in dieser Formation die linke Außenbahn einnehmen. Dabei hat er durch Dobras, Schmerböck oder Gruber starke Konkurrenz. Außerdem müsste der quirlige Türke mehr zurückarbeiten, als in der 4-3-3 Formation der Hoffenheimer. Die Integrierung von Chabbi ist dabei etwas schwieriger. Wie in den meisten Spielen könnte Alar hinter der Solospitze agieren und eine Art „Zehner“ spielen. Da Chabbi aber nicht derselbe Stürmertyp wie Edomwonyi ist, könnte es zu einer Umstellung kommen. Eine Variante wäre, dass Alar in das Sturmzentrum rückt und der wiedererstarkte Stankovic, der auf Startelfeinsätze brennt, sich auf der Position im offensiven Mittelfeld wiederfindet. Außerdem hat Chabbi mit Kienast und Zulechner prominente Konkurrenz im Kampf um den Platz im Sturmzentrum. Wobei aber zu sagen ist, dass bei Kienast der Vertrag ausläuft und Foda im Herbst nicht so stark auf den Routinier gesetzt hatte.
Gratzei – Lykogiannis, Spendlhofer, Schulz, Koch – Jeggo, Ovenstad – Atik, Stankovic, Huspek – Alar
Variante 2: 4-3-3
Eine neue Variante, welche unter Foda im Herbst nicht gespielt wurde, ist die 4-3-3-Formation. Dieses System könnte vor allem Atik und Ovenstad entgegenkommen. Der Norweger könnte im zentralen Mittelfeld mit Hierländer spielen, der diese Position ebenfalls gut aus Leipziger Zeiten kennt. Hinter den beiden würde James Jeggo einen reinen, defensiven Mittelfeldspieler mimen, der den beiden Jungs vor ihm den Rücken freihält. In der Offensive hätte man mit Atik auf links und Horvath auf rechts zwei kleine, technisch äußerst versierte Spieler, welche die Defensive des Gegners permanent beschäftigen würden. Im Sturmzentrum würde Chabbi wohl nur die Ersatzbank bleiben, da Alar, der Führende der Torschützenliste, wohl gesetzt ist.
Gratzei – Lykogiannis, Spendlhofer, Schulz, Koch – Jeggo, Ovenstad, Hierländer – Atik, Alar, Horvath
Variante 3: 4-4-2 (mit Doppel-6)
Dieses System würde die Chancen von Chabbi auf einen Startelfeinsatz deutlich erhöhen, denn durch den zweiten Stürmer wird ein Platz frei. Um diese Stürmerposition neben Alar wird sich der Tunesier mit Zulechner matchen. Außer Acht lassen darf man bei diesen Überlegungen aber nicht den jungen Atik, der eine interessante Ergänzung zu Alar darstellen würde und den Platz im Sturmzentrum bereits kennt. Außerdem könnte Atik Probleme haben die Position im linken Mittelfeld zu bekleiden, da er einen zu großen Offensivdrang für diesen Platz in der Formation hat. Die vakanten Außenpositionen könnten Huspek und Dobras übernehmen. Auf der Doppel-6 könnte Ovenstad Matic ersetzen und mit Jeggo vor der Abwehr das Spielgeschehen bestimmen. Dabei darf man aber auf Jungstar Lovric nicht vergessen, der diese Position ebenfalls in den Jugendnationalteams und bei den Sturm Graz Amateuren spielt. Außerdem kommt mit Piesinger ein lange verletzter Spieler retour, dessen Stammposition das defensive Mittelfeld ist. Es wird sich zeigen, in welcher Verfassung der kopfballstarke Defensivspieler ist und ob er eine ernsthafte Alternative für die Stammformation darstellt.
Gratzei – Lykogiannis, Spendlhofer, Schulz, Koch – Dobras, Jeggo, Ovenstad, Huspek – Alar, Chabbi
Möglichkeit 4: 3-5-2
Dieses System, welches man seit einiger Zeit in verschiedenen Varianten bei zahlreichen Spitzenklubs findet, wurde von Franco Foda im Herbst bereits ausprobiert. Die Verteidigung bilden dabei Schulz, Spendlhofer und Schoissengeyr. Einziges Problem könnte dabei die Personaldecke werden, da mit Maresic ansonsten nur noch ein Innenverteidiger im Kader der Grazer steht. Martin Ovenstad könnte hierbei eine der drei Positionen im zentralen Mittelfeld einnehmen. Da er sowohl als defensivster Akteur der Dreierreihe, als auch offensiverer Mittelfeldspieler agieren kann, dürfte ihm dieses System am ehesten entgegenkommen. Auf der linken Seite wäre die erste Option für Foda wohl Lykogiannis, da der lauffreudige Grieche sowohl defensiv, als auch offensiv seine Stärken hat. Dasselbe gilt für Koch auf der rechten Seite, der hier wohl den Vorzug gegenüber Potzmann bekommen würde. Im Sturm hätte Foda erneut die Qual der Wahl. Alar wird recht sicher auch in diesem System gesetzt sein, und somit bleibt ein Platz für vier Spieler. Daher wird es vom Gegner abhängig sein ob der kleine Atik, der ehemalige Grödiger Zulechner, oder doch der robuste Chabbi einen Platz im Sturmzentrum finden wird.
Gratzei – Spendlhofer, Schoissengeyr, Schulz – Lykogiannis, Jeggo, Ovenstad, Hierländer, Koch – Alar, Zulechner
Fazit
Durch die Neuzugänge ist Sturm bestimmt in der Breite etwas besser aufgestellt, da vor allem mit Atik ein in der Offensive polyvalent-einsetzbarer Spieler verpflichtet wurde. Ob Ovenstad und Chabbi die ehemaligen Grazer Matic und Edomwonyi eins-zu-eins ersetzen können, wird erst die Zukunft zeigen. Das wohl Wichtigste für Trainer Franco Foda wird darin bestehen, den gesamten Kader bei Laune zu halten, da jede einzelne Position mindestens doppelt besetzt ist und einige Spieler, welche im Herbst zu nicht sehr viel Einsatzzeit kamen, darauf brennen, wieder in der Startelf zu stehen.
Thomas Schützenhöfer, abseits.at
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