Mieses 2:2 gegen Mattersburg: Rapid verliert jegliche Bindung – taktisch, spielerisch und auf den Tribünen
Bundesliga 10.März.2013 Daniel Mandl 2
Die Krise des SK Rapid geht weiter. Beim 2:2 gegen den SV Mattersburg wirkte das Team einmal mehr ideenlos, verunsichert und auf einigen Positionen nicht engagiert genug. Mattersburg nützte die Schwächen des krisengeschüttelten Rekordmeisters eiskalt und muss sich über das Remis im Hanappi-Stadion, angesichts dessen, dass mehr drin war, eher ärgern.
Rapid-Trainer Peter Schöttel überraschte mit seiner Aufstellung nur auf einer Position: Der Brasilianer Gerson blieb auf der Bank und weichte Markus Heikkinen, der jedoch nicht auf seiner angestammten Position im defensiven Mittelfeld, sondern als Innenverteidiger aufgeboten wurde. Im defensiven Mittelfeld spielte mit Harald Pichler ein etatmäßiger Innenverteidiger – was aber zu erwarten war.
Innenverteidigung instabil
Das Innenverteidiger-Duo Heikkinen-Sonnleitner fand gegen aggressive und vor allem körperlich stabile Mattersburger (vor allem Ingo Klemen verstand es den Ball mit dem Rücken zum Tor gut zu behaupten) nie in die Spur. Der sonst stabile Sonnleitner leistete sich gleich mehrere Schnitzer und Heikkinen wurde eine „Sechser-Krankheit“ zum Verhängnis. Gerade beim zweiten Tor verfolgte er Assistgeber Patrick Farkas nur, anstatt ihn zu attackieren oder weiter abzudrängen. Ein Szenario, das in diesem Spiel nicht zum ersten Mal zu beobachten war.
Alar für Pichler
Umso unverständlicher war Schöttels erster Wechsel vier Minuten nach dem 0:2. Er brachte – logischerweise – Deni Alar ins Spiel, nahm aber Harald Pichler, einmal mehr noch einer der engagierteren, aus dem Spiel. Zielführender wäre es hier gewesen Heikkinen runterzunehmen und Pichler, der mittlerweile auch als der bessere Spieleröffner als Heikkinen zu bezeichnen ist, in die Innenverteidigung zurückzubeordern. Dies hätte auch auf der Zentralachse mehr Stabilität ermöglicht, zumal Dominik Wydra eine fast schon verträumte Partie spielte, kaum Esprit ins Rapid-Spiel brachte und immer wieder mit Pässen auffiel, die seine Mitspieler in Bedrängnis brachten.
Außenverteidiger zu tief, Bindung nach vorne nicht gegeben
Das Flügelspiel Rapids funktionierte nach wie vor nicht gut, was auch an der zu tiefen Spielanlage der Außenverteidiger lag. Christopher Trimmel ließ sich auf der rechten Abwehrseite vom starken Patrick Farkas allgemein zu weit zurückdrängen, anstatt ihm sein eigenes Spiel aufzuzwingen. Thomas Schrammel, in einer schwachen Rapid-Elf einer der Besten am gestrigen Abend, spielte im Schnitt etwa fünf Meter zu tief und verlor daher immer wieder die Bindung zu Guido Burgstaller (gerade bei Situationen, in denen Schrammel Burgstaller hinterlaufen sollte, wurde dies augenscheinlich). Erst in der zweiten Halbzeit fand Schrammel besser ins Spiel und servierte Terrence Boyd prompt das 1:2. Dass sich diese Veränderung am linken Flügel aber erst ergab, als Rapid die Brechstange auspackte, sagt vieles über die Linie bzw. Nicht-Linie im Spiel der Hütteldorfer aus.
Falsche Staffellung im zentralen Mittelfeld
Ein weiteres Sinnbild für das fehlende taktische Konzept im Mittelfeld war das Stellungsspiel bzw. der Aktionsradius von Kapitän Steffen Hofmann. In der ersten Halbzeit orientierte sich Hofmann weit in die Offensive, stand beim Spielaufbau nicht selten auf einer Linie mit Terrence Boyd und den Flügelspielern. Rapid fädelte sich immer wieder in einer Kette aus vier bis fünf Mann am gegnerischen Strafraum auf, um die Mattersburger weit in die eigene Hälfte zu drängen. Sinnvolle Spielzüge ergeben sich auf diese Weise aber nur selten, weil einmal mehr die Bindung zwischen offensivem und defensivem Mittelfeld verloren geht. Pichler und Wydra wurden des Öfteren zu unnötig komplizierten Pässen gezwungen, weil die Staffellung im Rapid-Mittelfeld nicht passte – der Ball musste von Station zu Station zu weite Wege zurücklegen. Anstatt die drei zentralen Mittelfeldspieler in der Tiefe versetzt, aber doch in gegenseitiger Bindung aufzubieten, wie es aktuell etwa die Austria oder Red Bull Salzburg gut praktizieren, sorgte das Positionsspiel der drei Spieler für ein klaffendes Loch in der offensiven Mittelfeldzentrale.
Positionsuntreuer Alar als Katalysator
Erst in der zweiten Halbzeit wurde das Spiel in der Zentrale etwas besser, weil die Innenverteidiger weiter hinausrückten und das Spiel somit an Hofmanns Aktionsradius angepasst wurde. Die allgemeine Verunsicherung Rapids, die sich in ungewöhnlich vielen Abspielfehlern niederschlug, erschwerte jedoch ein gepflegtes Spiel gegen clever und stabil agierende Mattersburger. Erst die Hereinnahme von Offensivfreigeist Alar, für den seine massive Positionsuntreue diesmal eher Vorteil als Nachteil war, machte Rapid bissiger. Dennoch wurde der Tabellendritte nach Alars Ausgleich zum 2:2 nur noch in Ansätzen gefährlich und fand gegen eine leicht veränderte Spielanlage der Mattersburger, die nun konsequent versuchten Tempo aus dem Spiel zu nehmen, keine Mittel.
Variable Mattersburger Flügel
Mattersburg spielte schnörkellos und vor allem flügellastig. Patrick Farkas und Thorsten Röcher, zwei der besten Spieler am Platz, überzeugten mit abwechslungsreichem Spiel und dynamischer Laufleistung, sowohl auf der Linie, als auch invers. Mit dieser Unbekümmertheit kam Rapid nie zurecht und ließ sich vor allem zu sehr vom starken Spiel der jungen Mattersburger beeinflussen. Rapid sollte gerade im eigenen Stadion versuchen, gegen Spieler wie Farkas oder Röcher nach vorne zu verteidigen, ließ sich stattdessen aber von ihnen zurückdrängen. Es wirkte so, als hätte Rapid Angst über die Flügel in Konter zu laufen, wodurch das Spiel der Hütteldorfer immer vorsichtiger und tiefer angelegt wurde. Dass die Flügellastigkeit der Mattersburger, die sich aus dem praktizierten 4-4-1-1-System automatisch ergab, Rapid zahlreiche Gelegenheiten gegeben hätte durch die Mitte anzugreifen, war zwar offensichtlich, aber für Rapid aufgrund der planlosen Staffellung auf der Zentralachse praktisch nicht umsetzbar.
Zwischenfazit einer Trainerära
Für Rapid fühlt sich das 2:2 gegen Mattersburg wie eine Niederlage an und die Fans sind im Begriff zu meutern. Die Empfänger der Schmährufe sind Vorstand, Funktionäre – und seit neuestem auch der Trainer. Immer wieder hört man auf den Tribünen „Schöttel raus“-Rufe und das wenige Wochen nachdem sein Vertrag bis Sommer 2015 verlängert wurde. Die spielerische Verunsicherung Rapids wird wieder abnehmen und mit den dringend benötigten Erfolgen wird auch wieder eine gewisse Stabilität einkehren. Allerdings ist dies nur als Strohfeuer zu werten, denn ohne Spielphilosophie und taktischem Konzept – beides Eckpfeiler, die gegen Mattersburg einmal mehr völlig unsichtbar waren – wird Rapid auf Dauer im heimischen Fußball nur eine untergeordnete Rolle spielen. Schöttel hat dank seines neuen Vertrags genug Zeit, um seinem Team eine Philosophie einzuimpfen. Andererseits hatte er auch bis heute schon genug Zeit und trotz Wunschkaders wird Rapid auf lange Sicht gesehen eher schlechter als besser.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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