Der SK Rapid Wien ist wieder da. So lässt es jedenfalls die vergangene Woche mit zwei Siegen und acht erzielten Treffern vermuten. Auch die... Mitspielen vs „Teambus parken“: Auch Wolfsberg wählt falsches Konzept gegen technisch starken SK Rapid

Steffen HofmannDer SK Rapid Wien ist wieder da. So lässt es jedenfalls die vergangene Woche mit zwei Siegen und acht erzielten Treffern vermuten. Auch die bisherige Mannschaft der Stunde, der Wolfsberger AC, wurde von Rapid phasenweise an die Wand gespielt. Eher unerwartet begingen nach Wiener Neustadt auch die Kärntner den Majestätsfehler mit den Hütteldorfern mitzuspielen.

Nach dem erfolgreichen Heimspiel gegen Red Bull Salzburg durfte man eigentlich vermuten, dass Didi Kühbauer das Konzept „never change winning tactics“ verfolgen würde. Wolfsbergs großer Trumpf gegen Salzburg war neben der Effizienz vor allem die starke Defensive und die gute Staffelung. Davon sah man im Ernst-Happel-Stadion allerdings nur wenig. Kühbauers Team wollte mit Rapid mitspielen, konnte situativ Teilerfolge verbuchen und wurde dann für das Abweichen der erfolgreichen Spielidee, die man gegen die anderen „Großen“ praktizierte, eiskalt von technisch starken Rapidlern bestraft.

Löchrige Wolfsberger

Schon das Kettenspiel der Wolfsberger wies zahlreiche Mängel auf. Sowohl die Viererabwehrkette, als auch die vorgelagerte Mittelfeldkette wirkten löchrig, wiesen in entscheidenden Momenten Unordnung und Asymmetrie auf, was Rapid wiederum sehr gut bespielte. Rapid-Kapitän Steffen Hofmann sicherte sich einmal mehr recht früh im Spiel den Zwischenlinienraum und bewegte sich in diesem sehr intelligent und auch äußerst offensiv orientiert.

Top-Woche für Hofmann

Steffen Hofmann war in der vergangenen Woche einer der wichtigsten Faktoren für den aktuellen Höhenflug in Grün-Weiß. Der 34-Jährige leitet Rapids Pressingbemühungen, wirkt in seinem Laufspiel ohne Ball bzw. bei gegnerischem Spielaufbau wesentlich sicherer und auch spritziger als noch vor einigen Wochen. Dass Hofmann am Samstag mit sieben Torschussvorlagen genauso viele aufwies, wie all seine Teamkollegen zusammen, zeichnet ein deutliches Bild darüber, wer im Rapid-Mittelfeld der Chef ist.

Schwab und Hofmann finden gemeinsame Stabilität

Aber auch die Staffelung Rapids stabilisiert sich, was die Hütteldorfer im Gegenpressing stärker macht. Stefan Schwab spielt eine klar versetzte Position hinter Hofmann und kann sich bei gegnerischem Ballgewinn wesentlich besser in die „heißen Räume“ bewegen, als wenn er auf einer Linie mit dem Kapitän spielen würde. So setzte Schwab zwar nur wenige Offensivakzente, räumte aber hinter Hofmann ab und präsentierte sich vor allem zweikampfstark. Das Passspiel Schwabs ist weiterhin nur durchschnittlich, allerdings wird er rund um den Mittelkreis in seinen Aktionen sicherer und kontrolliert den ersten Kontakt besser als zu Saisonbeginn. Da schien ihm alles noch ein wenig zu schnell zu gehen.

Bessere Flügelpaare und die Unberechenbarkeit des inversen Schrammel

Auch die Flügelpaare Rapids kommen besser in Schuss. Während man vor einigen Wochen noch den Eindruck hatte, dass Außenverteidiger und vorgelagerter Flügelspieler keine große Bindung zueinander aufwiesen, kann der Tabellendritte nun immer besser die Flügel überladen. Diesem einstigen Manko schien Barisic mit dem „inversen Schrammel“ einen Riegel vorgeschoben zu haben. Die Variante mit dem Linksverteidiger auf rechts gibt Rapid etwas Unberechenbares. Zwei der drei Tore gegen den WAC bzw. beide Tore, die herausgespielt wurden, fielen über die rechte Seite. Besonders auffällig war dabei Schrammels punktgenauer Diagonalpass auf Florian Kainz vor dem ersten Treffer, der die defensive Ordnung Wolfsbergs mit einem Mal völlig auseinanderriss, weil mit diesem Stilmittel nicht zu rechnen war.

Beric und die „Strafraumkobra-Woche“

Hinzu kommt, dass Robert Beric eine Traumwoche erwischte und in 169 Minuten vier Tore erzielte. Nach verhaltenem Saisonbeginn platzte beim Slowenen der Knoten und in den letzten Tagen schien es so, als würde alles aufgehen, was er sich situativ vornahm. Eines seiner beiden Tore war wieder „einfach“ – wie schon gegen Wiener Neustadt – allerdings hat der 23-Jährige viel mehr Sicherheit in seinem Stellungsspiel und taucht regelmäßig dort auf, wo es gefährlich wird. Auch das hätte (bzw. hat!) es in den vergangenen Wochen nicht gegeben.

Was passiert gegen einen destruktiven SV Wallern?

Rapid bewies mit dem 5:1 gegen Wiener Neustadt und dem 3:0 gegen den Wolfsberger AC, dass man technisch mehrere Teams der Liga dominieren kann. Die letzten beiden Gegner kamen Rapid aber spielerisch sehr entgegen und spielten teilweise „zu aktiv“, was phasenweise auch schon zuvor auf Grödig zutraf. Qualitativ betrachtet sollte das morgige Cup-Spiel beim SV Wallern für die selbstbewussten Hütteldorfer kein Problem sein, aber taktisch könnte dies eine hochinteressante und konzeptionell richtungsweisende Partie werden. Der Regionalligist wird über Kampfkraft und Defensive einen Weg in die Partie gegen den Rekordmeister suchen und je tiefer die Grundausrichtung eines Gegners ist, desto schwerer tut sich Rapid. Nicht nur einmal fehlte gegen destruktive Gegner der passende Plan B.

Gegner, die sich nicht „locken“ lassen

Formativ und taktisch ändern muss Rapid vor dem Aufeinandertreffen mit Wallern freilich nichts – aber es könnte noch stärker auf die Tugenden ankommen, die in der bisherigen Saison noch fehlten. Hierbei seien vor allem Offensivzweikämpfe und das noch schnellere Seitenverlagern gegen eine kaum herausrückende „Menschenmauer“ genannt. Beric‘ Treffsicherheit, der wiedergefundene Esprit aller Flügelspieler und die Agilität Hofmanns können Rapid-Fans aber aktuell wieder positiv stimmen.

Sonntag: Offenes Visier zwischen Rapid und Salzburg?

Freuen darf man sich jedenfalls schon auf das sonntägliche Duell mit Meister Red Bull Salzburg. Die sind nach drei Bundesliganiederlagen und fünf erfolglosen Pflichtspielen in Serie zum Siegen verdammt und werden versuchen auch in Wien das Spiel zu machen. Genau das ist es aber derzeit, was man gegen Rapid tunlichst vermeiden sollte, um Erfolg zu haben. Dass Rapid gegen den auf Weltklasseebene von Chelsea geprägten „geparkten Teambus“ bestehen kann, bewies die Mannschaft heuer noch nicht. Wenn man allerdings mit Grün-Weiß mitspielt, dann ist diese Mannschaft zu sehr starken Auftritten fähig – natürlich wenn man das 1:6 in Runde 1 ausklammert, das Rapid am Sonntag endgültig vergessen machen will.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

Keine Kommentare bisher.

Sei der/die Erste mit einem Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert