Die Luft wird immer dünner, der Druck fast schon unerträglich hoch. Die Tiefseeexpedition des Kapfenberger SV 1919 geht womöglich bereits heute in die finale... Nachtragsspiel SC Wiener Neustadt – Kapfenberger SV 1919: Steigt der KSV bereits heute in einer Woche ab?

Die Luft wird immer dünner, der Druck fast schon unerträglich hoch. Die Tiefseeexpedition des Kapfenberger SV 1919 geht womöglich bereits heute in die finale Phase. Im Nachtragspiel gegen den SC Wiener Neustadt ist ein Sieg für die Elf von Thomas von Heesen absolute Pflicht. Aber selbst wenn man die Stöger-Elf besiegt, ist das rettende Ufer noch weit entfernt.

Sollte der KSV heute gegen Wiener Neustadt siegen beträgt der Rückstand auf die Neustädter zehn Punkte. Mattersburg läge dann neun Punkte vor dem Tabellenschlusslicht. Würde man den SV Mattersburg als größten Konkurrenten der Kapfenberger betrachten und den bisherigen Punkteschnitt der Burgenländer hochrechnen, käme man zu dem Schluss, dass Mattersburg bei stetigem Saisonverlauf noch 13 Punkte sammelt. Selbiges gilt für Wiener Neustadt. Demnach müsste Kapfenberg auch nach einem möglichen Sieg gegen den SC Wiener Neustadt 22 weitere Punkte machen, um mit den Mattersburgern gleichzuziehen. Aber auch dann hätten die Obersteirer mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die schlechtere Tordifferenz als die Lederer-Elf. Um den Klassenerhalt zu schaffen braucht Kapfenberg also inklusive einem „Dreier“ aus der heutigen Nachtragspartie noch 26 Punkte. Dies entspricht zumindest acht Siegen und ein paar Remis aus den letzten 13 Spielen. De facto darf Kapfenberg also nur noch maximal drei der verbleibenden 13 Spiele verlieren.

31 Punkte werden nicht reichen…

Rechnerisch bedeutet dies im Grunde, dass Kapfenberg bereits so gut wie abgestiegen ist. Natürlich Gesetz des Falles, dass Mattersburg und Wiener Neustadt ihrem bisherigen Punkteschnitt treu bleiben. In der Saison 2010/11 rettete sich der SV Mattersburg mit nur 31 Punkten vor dem Abstieg – dies ist jedoch der Tiefstwert der letzten 13 Jahre. Blättert man weiter zurück, findet man erst in der Saison 1998/99 einen Punktewert, der den Kapfenbergern Hoffnung macht: Damals schaffte Austria Lustenau mit nur vier Siegen und 23 Punkten den Klassenerhalt – eine inferiore Elf von Vorwärts Steyr stieg mit nur zwölf Punkten ab. Eine Situation, die heuer bereits im Bereich des Unmöglichen ist: Wiener Neustadt (27) und Mattersburg (26) halten bereits jetzt bei mehr Zählern als Austria Lustenau 1998/99.

Abstieg in acht Tagen?

In Kapfenberg will man von diesem Zahlenspiel freilich noch nichts wissen. Niemand sprach bisher davon, dass man sich mit dem Abstieg abfinden und für die zweite Liga planen müsse. Fakt ist jedoch, dass Kapfenberg bereits heute in einer Woche „weg“ sein könnte. Wenn das heutige Spiel gegen Wiener Neustadt nicht gewonnen wird und die schweren Aufgaben der nächsten beiden Runden (Salzburg zu Hause, Rapid auswärts) verloren werden, dürfte Kapfenberg praktisch keines der verbleibenden zehn Spiele mehr verlieren und sich zudem nicht zu viele Remis leisten, möchte man auch 2012/13 in der obersten Spielklasse dabei sein.

Verschwommene Meisterschaft durch frühzeitigen KSV-Abstieg?

Eine bereits jetzt berechtigte Frage, die man sich ligaweit stellen muss: Was passiert, wenn Kapfenberg in den nächsten Wochen tatsächlich den letzten Funken Hoffnung verliert? Die zahlreichen Spielertransfers im Winter würden bereits im Sommer wieder obsolet sein. Die Planung für die zweite Liga könnte bereits im Laufe der Saison 2011/12 starten – auch auf dem Platz. Kapfenberg wird dadurch möglicherweise vom berühmten „Zünglein an der Waage“ (das etwa mit 1:0 bei der Wiener Austria gewann) zum Kanonenfutter und im Zuge einer sehr engen Ausgangslage an der Tabellenspitze zu einem mitentscheidenden Faktor im Titelrennen. Ob sich ein praktischer Fixabsteiger auch für den Rest der Saison Spieler wie Lovin, Babangida oder Gerson leisten möchte, sei dahingestellt. In die zweite Liga werden diese Herren dem KSV mit Sicherheit nicht folgen. In der 34.Runde muss Kapfenberg nach Salzburg, in der 35.Runde empfängt das Tabellenschlusslicht den SK Rapid…

Torchancen kreieren vs. Abwarten und Tee trinken

Der SC Wiener Neustadt kann locker in das Duell mit dem KSV gehen. Die beiden bisherigen Saisonduelle gewann das Team von Peter Stöger jeweils mit 2:0, gegen Kapfenberger unter großem Zugzwang  können die Niederösterreicher abwartend spielen. Kapfenberg hingegen muss mit seinem mittlerweile etablierten 4-1-4-1 versuchen möglichst viele Torchancen herauszuspielen, Wiener Neustadt ab der ersten Minute unter Druck zu setzen. Die Tordifferenz ist angesichts eines 20-Tore-Unterschieds zwischen diesen beiden Teams kein Faktor – Kapfenberg muss siegen, egal wie und selbst dann braucht es noch fast wöchentliche Wunder, um den Absturz in die Ungewissheit zu verhindern.

Sieben Neustädter gelbgefährdet

Auch für Fans des FK Austria Wien ist das heutige Spiel interessant: Der nächste Gegner der Austria heißt Wiener Neustadt und bei den Niederösterreichern sind heute gleich sieben Spieler mit Gelb vorbelastet. Wenn A.Schicker, Stanislaw, Evseev (fällt ohnehin aus), Klapf, Wolf, Reiter oder Ramsebner Gelb sehen, fehlen sie beim Heimspiel gegen die Austria am kommenden Wochenende. Bei Kapfenberg, das am Wochenende Red Bull Salzburg empfängt, ist von den Stammspielern nur Elsneg gelbgefährdet. Auch Sharifi und Gregoritsch würden bei der nächsten Karte stehen, allerdings sitzen die beiden heute auf Bank oder Tribüne.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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