Der Streit zwischen Ilco Naumoski und Stefan Maierhofer begann noch in den Rapid-Zeiten des 202cm großen Angreifers. Eine angebliche Spuckattacke Naumoskis auf Maierhofer entfachte... Naumoski vs. Maierhofer – wenn der Kicker auf den "Macher" neidisch ist

Der Streit zwischen Ilco Naumoski und Stefan Maierhofer begann noch in den Rapid-Zeiten des 202cm großen Angreifers. Eine angebliche Spuckattacke Naumoskis auf Maierhofer entfachte nicht unbedingt Sympathie zwischen den beiden Angreifern. Während Maierhofer sich nur selten zum Thema Naumoski äußert, lässt der Mazedonier kaum eine Möglichkeit aus, auf den „Langen“ hinzupecken.

Der Hauptgrund bzw. das Hauptargument für Naumoskis wiederkehrende Verbalattacken auf den Red-Bull-Salzburg-Stürmer: „Der kann nicht kicken, ich bin besser.“ Im Spaß (oder auch nicht?) bot Naumoski dem ehemaligen Premier-League-Legionär an, ihm Techniktrainingsstunden zu geben. Der hölzerne Maierhofer sei schließlich sowas wie eine Beleidigung für einen „echten“ Fußballer.

Naumoskis Neid…

In Wahrheit spricht aus dem Mattersburger Hitzkopf jedoch der Neid. Über den GAK, Malatyaspor und Catania Calcio landete Naumoski im Jahr 2005 beim SV Mattersburg – und spielt seitdem durchgehend im Burgenland. Über 200 Spiele bestritt der 28-Jährige für den östlichsten Bundesligaklub, wobei er 44 Tore erzielen konnte. Im mazedonischen Nationalteam ist der Mattersburger Ersatzkapitän mit 43 Länderspieleinsätzen und neun Toren ebenfalls schon ein alter Fuchs.

…auf Maierhofers Statistik

Dem gegenüber steht die imposante Statistik des Stefan Maierhofer: In 55 Bundesligaspielen für Rapid und Red Bull Salzburg erzielte er 33 Tore. Schon nach Maierhofers Wechsel vom SV Langenrohr zu den Amateuren des FC Bayern München wurde der baumlange Stürmer als fußballerischer Autodidakt bekannt. Zudem hätte Maierhofer den Instinkt und die richtige Dosis an Verrücktheit, um den Sprung in eine große Liga zu schaffen. Das meinte unter anderem Ex-Bayern-Bomber Gerd Müller.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm

Naumoski hat nicht die richtige Dosis an Verrücktheit, sondern eine verrückte Dosis. In 6 ½ Jahren in Mattersburg sah der in Prilep geborene Offensivmann 71 gelbe Karten und flog siebenmal vom Platz. Auch abseits des Platzes gab es immer wieder Unruhe um den grundsätzlich begnadeten Fußballer aus Mazedonien. Manchmal verlagerten sich die Probleme sogar auf den Platz, als er etwa seinen Teamkollegen Robert Waltner würgte. Eine andere Schauergeschichte mit Familie Naumoski als Protagonisten gibt es aus Naumoskis Zeit bei Rapid, wo er im Nachwuchs kickte: Als Jugendcoach Fritz Riedmüller Naumoski bei einem U19-Spiel auswechselte, sprang Vater Naumoski über die Absperrung, lief quer über das Feld in Richtung Trainerbank und versprach dem Rapid-Trainer, dass er ihm sehr weh tun würde, wenn er seinen Sohn noch einmal auswechseln würde.

Zwei unterschiedliche Häferl

Genauso wie Maierhofer ist Naumoski ein Produkt seiner Umgebung. Der Lange aus Gablitz wuchs bodenständig auf, machte eine Ausbildung zum Koch, gratuliert schon mal der Mama, wenn er zum Muttertag ein Tor erzielt mit einem eigenen T-Shirt, bekommt als Dankeschön von dieser, die vermeintlich beste Bananenschnitte der Welt zubereitet. Naumoski wuchs offenbar in einer etwas anderen Umgebung auf: Größerer Leistungsdruck und Aggressionen, die Ilco selbst auf den Platz umlegte. Häferl sind beide, aber auf zwei Weisen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.

Maierhofer „tragbar“, Naumoski nicht

Hier liegt die Antwort auf die Frage, wieso Stefan Maierhofer in Deutschlands zweiter Leistungsklasse ein fast unverzichtbarer Spieler war, auch in Englands Premier League und der deutschen Bundesliga kickte – und Naumoski eben seit bald sieben Jahren im Burgenland. In einer Zeit, in der Disziplin, Fairplay und Außendarstellung einen großen Stellenwert einnehmen, kommt der perfekte Schwiegersohn Maierhofer besser an, als Ilco Naumoski, den so mancher Schwiegervater aus dem Haus werfen würde, wenn er sich so aufführt, wie er es des Öfteren auf dem Platz macht. Naumoski verteilt in Interviews regelmäßig seine Bussis und macht gute Miene zum bösen Spiel, zählt aber dennoch zu den unprofessionellsten Fußballern der österreichischen Liga.

Logische Narrenfreiheit im Burgenland

…und Mattersburg lässt den Heißsporn immer wieder gewähren. Mal wird ein Skandal unter den Tisch gekehrt, mal wird er unmittelbar nach Unsportlichkeiten zum Kapitän der Burgenländer befördert. Diese Vorgehensweise ist jedoch absolut legitim, wenn man als Verein kleine Brötchen backen muss. Ein Grundsatz von Transfertaktik und Relocating ist, dass es manchmal besser ist, schwierige Charaktere zu verpflichten und diese dann entweder durch Disziplin umformt oder sie in Sicherheit wiegt und regelmäßig Streicheleinheiten verteilt. Derartige Spieler sind im Vergleich zu „pflegeleichten“ Spielern oder gar Musterprofis billiger, weil weniger Vereine an ihnen interessiert sind. Einen Kicker mit den Fähigkeiten eines Ilco Naumoski und der Einstellung eines Stefan Maierhofer wird der SV Mattersburg kaum finden bzw. sich nicht leisten können. Also lässt man Naumoski praktisch machen, was er will und ignoriert öffentliche Kritik an den Ecken und Kanten des extrovertierten Mazedoniers.

Erfolgreich in Mattersburg, aber einzementiert

Das „Projekt Naumoski“ in Mattersburg ist aber auf jeden Fall als Erfolg zu werten. Auf sportlicher Ebene kann man dem Angreifer nichts vorwerfen und nachdem er zuletzt über ein Jahr Ladehemmung hatte, bewies er beim 3:3 gegen Sturm Graz mit seinem Doppelpack, dass er das Toreschießen noch nicht verlernt hat. Allerdings hat das Bad Boy Image und seine „Definitivstellung“ beim SV Mattersburg auch den Nachteil, dass Naumoski auf Klubebene niemals in Stadien spielen wird, die Stefan Maierhofer schon von innen sah. Nicht weil Naumoski boshaft ist, privat etwas gegen Maierhofer hat oder dessen Leistungen geringschätzt, wettert er gegen den 202cm-Mann. Nein: Er hätte sich eine solche Karriere eben für sich selbst gewünscht – schon alleine die 23 Saisontore, die Maierhofer in der Saison 2008/09 für Rapid erzielte, wären für den ehemaligen Rapidler Naumoski ein Karrierehighlight gewesen.

Wichtige und besondere Spieler

Ein guter Fußballer, der es Zeit seines Lebens schwerer hatte, erreicht in seiner Karriere weniger, als ein schwächerer Fußballer, der wohlbehütet aufwuchs und auch in seinen Klubs zumeist hofiert wurde – und beginnt daher diesen über die Medien auszurichten. Solange das „Duell“ der beiden Vollblutkicker auf dem Rasen fair bleibt und sie wenigstens gegeneinander einen kühlen Kopf bewahren, sollte man das viele Bellen auch mit einem lächelnden Auge sehen. In einer Zeit, in der – wie vorhin beschrieben – vieles um positive Außendarstellung oder gute Medienarbeit geht, ist es schön Kicker in der Liga zu haben, die für Reibflächen und Extravaganz sorgen. Daher sind Maierhofer und Naumoski für unsere oft mäßig interessante Bundesliga wichtige Spieler – völlig unabhängig davon, wie man persönlich zu den beiden steht. Übrigens: Am 6.November trifft Red Bull Salzburg auswärts auf Mattersburg…

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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