Aufgrund der klammen Kassen bei der Wiener Austria, ist in dieser Sommer-Transferperiode mit nur wenigen Neuzugängen zu rechnen. Bislang verpflichtete man mit Torhüter... Neuzugänge aus den eigenen Reihen: Die größten Talente der Wiener Austria

 

Aufgrund der klammen Kassen bei der Wiener Austria, ist in dieser Sommer-Transferperiode mit nur wenigen Neuzugängen zu rechnen. Bislang verpflichtete man mit Torhüter Helac und Routinier Suttner nur zwei neue Spieler, während man gleichzeitig Akteure wie Turgeman oder Jeggo an den Mann brachte, um die Gehaltskosten zu senken. Da finanziell extern wenig möglich ist, blickt man vordergründig intern auf das vorhandene Personal, welches in gewisse Rollen schlüpfen könnte. Da trifft es sich gut, dass die Austria mit den Young Violets ein äußerst erfolgreiches Projekt aufgestellt hat und sich einige hochinteressante Spieler durch diese Plattform für höhere Aufgaben empfehlen konnten. Einige von ihnen wollen wir nun genauer vorstellen.

Es ist kein Geheimnis, dass der Output der Austria-Akademie in den vergangenen Jahren eher schwach ausfiel. Vergleicht man dies mit anderen Vereinen, schafften es zuletzt vergleichsweise nur wenige, sich richtig in der violetten Kampfmannschaft zu etablieren und eine größere Rolle zu spielen. In Anbetracht des Aufwandes, den man für die Akademie betreibt, ist natürlich nicht nur der Kosten/Nutzen-Faktor äußerst unzufriedenstellend, sondern tut auch sportlich weh. Doch diese Zeiten scheinen nun vorbei zu sein, denn hatte man bis vor kurzem nur einige wenige heiße Eisen im Feuer, scheint es nun beinahe einen Überfluss an hochinteressanten Talenten zu geben, die der Austria in den nächsten Jahren Freude bereiten könnten. Einige davon wurden bereits in die Kampfmannschaft hochgezogen und sind nun Teil der Profis, andere dürften wohl im Verlauf der Saison auch noch nach oben stoßen. So oder so können sich die Anhänger auf einige spannende Spieler freuen.

Stefan Radulovic, 18 Jahre, defensives Mittelfeld

Die Anordnung der Namen sollte zwar im Grunde keine Reihung beinhalten, doch dass der Name Stefan Radulovic ganz oben auf der Liste steht, daran führt bei der Erstellung dieser Liste kein Weg vorbei. Der Junioren-Teamspieler hätte sich eigentlich ein eigenes Portrait verdient, denn er gehört zweifellos zu den größten Talenten, die die Austria in den letzten Jahren nach oben gebracht hat.

Was macht „Radu“, wie er von seinen Mitspielern genannt wird, so besonders? Radulovic ist schlicht der Prototyp eines „Ankersechsers“. Sein Anspruch ist es schlicht, jeden Ball zu fordern und so viele Ballkontakte wie nur möglich zu sammeln. Das merkt man dem Mittelfeldspieler sofort an, denn er ist immer darauf bedacht, sich für seine Mitspieler anspielbar zu halten und sich so zu positionieren, um eine Verbindung zwischen der Abwehr und dem Mittelfeld herzustellen. Diese Grundhaltung und dieser Anspruch sind die Grundaspekte seines Handelns.

Wenn wir weiterblicken und die Liste seiner Fähigkeiten abarbeiten, merkt man schnell, was für ein besonderer Spieler hier heranwächst. Mit dem Ball am Fuß gibt es nichts, was Radulovic nicht kann. Seien es messerscharfe Vertikalpässe durch die Schnittstellen, oder punktgenaue Spielverlagerungen. Der Sechser spielt diese ohne jegliche Schwierigkeiten. Man wird von ihm keine 90 Prozent Querpässe sehen, denn der erste Blick des Jungspunds geht immer nach vorne. Besteht die Möglichkeit das Spiel nach vorne zu verlagern, so nutzt Radulovic diese meist auch prompt aus.

Entscheidend ist dabei auch seine Vororientierung, mit der er sich erst in diese Lage bringt. Radulovic scannt konstant das Spielfeld ab und verfügt über eine schnelle Auffassungsgabe, wodurch er meist schon vor dem Ballerhalt weiß, was zu tun ist. Vor allem dieses strategische Handeln macht ihm zu einem speziellen Spieler. Trotz seiner Jugend, verfügt er über das nötige Rüstzeug, um bereits in der zweiten Liga in kürzester Zeit zu einem der dominantesten Akteure aufzusteigen, auf den die Gegner ihre Matchpläne ausrichteten.

Insgesamt 21 Spiele machte Radulovic in der vergangenen Saison für die Young Violets, wobei er sein Debüt im zarten Alter von nur 17 Jahren gab. Doch auch da bemerkte man schon seine besonderen Fähigkeiten, speziell fußballerischer Natur. Dies führte dazu, dass Radulovic zunächst etwas überheblich wirkte, es bisweilen mit den Dribblings übertrieb und laufend auf einem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn wanderte. Die Folge waren auch teilweise leichtfertige und schwere Ballverluste, die dem Team schadeten. Doch nach und nach legte er dies mit der gewonnenen Erfahrung ab und vereinfachte sein Spiel, wodurch seine Fehlerquote abnahm und er mehr Ruhe in sein Handeln brachte.

Nach wie vor hat er zwar immer noch Szenen, in denen er schlechte Entscheidungen trifft und sich Ballverluste leistet, doch hat er dies deutlich minimiert und es gehört zum Teil zu seinem progressiv denkenden Spiel, welches gänzlich ohne Risiko wohl nicht funktionieren würde. Mit der Erfahrung wird er wohl auch in der Entscheidungsfindung noch sicherer, um sein selbstbewusstes Spiel nicht zu limitieren.

Radulovic wurde mittlerweile auch zu den Profis befördert und sofern er sein Potenzial in der Vorbereitung auch in der Kampfmannschaft bestätigt, braucht man kein Prophet zu sein, um die These aufzustellen, dass Radulovic am ersten Spieltag in der Startelf stehen wird. Genau dieser Spielertyp fehlt den Violetten im Kader und Radulovic ist auch in seiner körperlichen Entwicklung reif genug, um in diese Rolle zu schlüpfen. Er wird natürlich Schwankungen haben und mal ein schlechteres Spiel erwischen, doch wenn es Peter Stöger schafft, ihm das Vertrauen zu geben und seine Fähigkeiten zu Entfaltung zu bringen, könnte Radulovic auch in der Bundesliga schnell zu einem der dominantesten Spieler heranwachsen, an dem sich die Gegner orientieren müssen.

Matthias Braunöder, 18 Jahre, zentrales Mittelfeld

Ein weiterer Junioren-Teamspieler und zentraler Mittelfeldspieler gesellt sich zu dieser Liste – und das natürlich nicht von ungefähr. Es verwundert nicht, dass das zentrale Mittelfeld der Young Violets das Prunkstück der Mannschaft war, denn neben Radulovic, übernahm auch Matthias Braunöder eine wichtige Rolle in dieser jungen Truppe. Braunöder kam zwar erst in der Rückrunde in die Mannschaft, erspielte sich aber prompt einen Stammplatz und war von da an nicht mehr wegzudenken. Zumeist nahm er die Rolle als „Achter“ im Mittelfeld ein, was auch seine Lieblingsposition ist. Braunöders fußballerische Fähigkeiten sind ähnlich ausgeprägt, wie die von Radulovic und er beherrscht die technisch feine Klinge, wobei er sie mit noch mehr Dynamik verbindet. Daher kann er auch auf der „Sechs“ spielen und tat dies hin und wieder auch, allerdings kommen seine dynamischen Vorstöße wohl am besten als „Box-to-Box-Midfielder“ bzw. als Verbindungsspieler im Mittelfeld zur Geltung.

Wenn Braunöder Tempo aufnimmt, ist es schwer ihn aufzuhalten und er überspielt so auch mal mühelos den einen oder anderen Gegenspieler. Dank seiner starken Technik unterlaufen ihm dabei wenig Fehler und allgemein ist er dadurch sehr sauber in seinem Spiel. Dadurch gibt der Mittelfeldspieler seiner Mannschaft einen progressiven Mehrwert und schafft es, das Spiel nach vorne zu treiben. Auch als Pressingspieler macht sich Braunöder einen Namen und aufgrund seiner hohen Laufleistung, ist er nahezu ein prädestinierter Spieler für ein aktiv betriebenes Gegenpressing. Diese Fähigkeiten sind auch unter anderem dem deutschen Bundesligisten VfB Stuttgart nicht verborgen geblieben und die Schwaben wollten Braunöder zu sich lotsen.

Braunöder entschied sich jedoch für einen Verbleib bei der Austria und den violetten Karriereweg, weshalb er nun in den Profikader aufgerückt ist. Arbeiten muss Braunöder noch an seiner Physis, um auch körperlich auf Bundesliga-Niveau standhalten zu können und da konstant mit Balleroberungen punkten zu können. Auch an seinen direkten Torbeteiligungen muss er noch feilen und diesen Wert erhöhen. Da ist ihm sein Konkurrent auf dieser Position, Niels Hahn, noch ein Stück weit voraus. Nichtsdestotrotz bringt auch Braunöder alle Voraussetzungen mit, um schon bald eine wichtigere Rolle in der Kampfmannschaft zu spielen und mittelfristig das Problem auf der Achterposition bei der Austria zu lösen.

Csaba Mester, 18 Jahre, Stürmer

Der ungarische Junioren-Teamspieler ist mittlerweile auch dem breiteren Austria-Umfeld bekannt und rückte nach der Corona-Pause in die Kampfmannschaft auf. Mester haben wir bereits vor einem Jahr in unserer Serie über die größten Austria-Talente vorgestellt, wobei dem Angreifer zwischenzeitlich ein Kreuzbandriss im Wege stand. Diesen hat der Ungar mittlerweile auskuriert und er reiste auch im Herbst zur U17-WM, wo er Teil der Auswahl seines Landes war. Eine weitere Verletzung warf den Stürmer am Ende der Saison zurück, wo er die letzten sechs Spiele aufgrund einer Syndesmoseband-Verletzung verpasste, weshalb letztlich nur zwölf Saisoneinsätze zu Buche stehen.

Doch über sein Potenzial besteht trotz der verletzungsgeplagten Saison kein Zweifel und mit dem Ungar wird in naher Zukunft definitiv zu rechnen sein. Den Stürmer zeichnet nicht nur sein Torriecher und der gute Abschluss aus, er bewegt sich auch ansprechend in die Schnittstellen und auch seine Ballverarbeitung ist sauber, weshalb er dem Kombinationsspiel seiner Truppe nicht im Wege steht.

Physisch wird der Angreifer in den kommenden Monaten noch zulegen müssen, um auch körperlich in der Bundesliga bestehen zu können – wobei er auch jetzt schon den Ball gut abdecken kann. Gelingt ihm das, könnte er sich recht bald mit Edomwonyi um die Rolle als Back-up für Monschein streiten und bereits in der anstehenden Saison zu seinen Einsatzzeiten in der Bundesliga kommen.

Men to Watch:

Anouar El Moukhantir, 22 Jahre, rechtes Mittelfeld

Von der starken Saison der Young Violets, profitierte auch der Kapitän der Jungveilchen, der sich nun in der Vorbereitung bei der Kampfmannschaft beweisen darf. Dabei könnte man El Moukhantir als Spätstarter bezeichnen, war dessen Entwicklung doch lange Zeit so nicht vorauszusehen. Als „braver“ Arbeiter erkämpfte er sich zunächst seinen Platz bei den Young Violets, um in der vergangenen Saison zu einem Schlüsselspieler aufzusteigen. Zehn Scorerpunkte verbuchte der variable Mittelfeldspieler letztlich in 27 Spielen, was ein recht passabler Wert ist. Bei den Young Violets wurde er meist auf dem rechten Flügel aufgestellt, wobei er diese Position sehr flexibel interpretierte und sich viel in den zentralen Bereichen aufhielt.

El Moukhantir kann als grundsolider Spieler angesehen werden, der viele Bereiche beherrscht, aber in keiner Kategorie wirklich herausragt. In seinen Aktionen ist er dank seiner guten Technik meist sauber und auch die Beidbeinigkeit zählt zu seinem Repertoire. Er kann auf verschiedenen Positionen eingesetzt werden – wobei er auch schon als Außenverteidiger getestet wurde. Was Peter Stöger mit ihm letztlich vorhaben wird bzw. auf welcher Position er ihn sieht, bleibt abzuwarten. Wenn er den Sprung nach oben schaffen will, wird er sich jedoch noch weiter steigern und sein Spielerprofil schärfen müssen, um die richtige Rolle in der Kampfmannschaft zu finden.

Muharem Huskovic, 17 Jahre, offensives Mittelfeld

Auch über Huskovic berichteten wir schon in unserer letzten Talente-Serie ausgiebig und listeten ihn als einen der spannendsten Akteure, die in den kommenden Jahren nach oben stoßen werden. Und der Offensivspieler ließ auch prompt in seiner Debüt-Saison im Erwachsenenfußball keinen Zweifel daran ankommen, wo sein Weg hinführen wird. Dabei profitierte Huskovic zunächst von der Verletzung von Mester, wodurch er trotz seines zarten Alters in die Mannschaft rutschte und eine Chance in der Startelf erhielt. Diese Möglichkeit nutzte Huskovic prompt und kam so in den letzten sieben Spielen auf fünf erzielte Tore und drei Torvorlagen und mauserte sich so zu einem Fixpunkt bei den Young Violets.

Und das gelang ihm, obwohl er eine Rolle einnehmen musste, die seine Stärken nicht wirklich konstant zur Geltung brachten. Da es im 4-1-4-1 von den Violets keinen „Zehner“ gibt und die Außenpositionen auch vom Anforderungsprofil anders besetzt wurden, blieb nur die Solospitze übrig, wo sich der schmächtige Huskovic noch oftmals schwertat, die passende Bindung an das Spiel zu finden. Am stärksten ist Huskovic nämlich, sofern er sich im Zwischenlinienraum positionieren, viele Ballkontakte sammeln und seiner Kreativität freien Lauf lassen kann.

Fußballerisch gibt es keine Zweifel an den Qualitäten des Offensivspielers und der einzige Grund, warum er noch nicht bei den Profis ist, sind wohl die körperlichen Aspekte. Auch wenn „Muki“, wie er von seinen Kollegen genannt wird, in diesem Bereich bereits Fortschritte gemacht hat, wird er noch mehr Spielpraxis in der zweiten Liga benötigen, um sich auch in diesem Bereich noch mehr weiterzuentwickeln. Je schneller ihm das gelingt, desto eher sehen wir Huskovic in der Bundesliga, wo er schnell eine Rolle spielen könnte.

Can Keles, 18 Jahre, Linksaußen

Can Keles ist ein Name, den vor wenigen Monaten nur wenige wirklich auf dem Zettel hatten. Dem Offensivspieler fiel der Sprung in den Erwachsenenfußball im Vergleich zu seinen Alterskollegen eher schwer. Im Winter absolvierte Keles sogar ein Probetraining bei den Rapid Amateuren und hegte Abwanderungsgedanken, da auch die Austria-Verantwortlichen nicht zufrieden mit seiner Entwicklung waren. Man könnte es auch Frust bei den Verantwortlichen nennen, denn der hochveranlagte Keles konnte nur selten sein Potenzial abrufen, obwohl er doch bislang sämtliche Junioren-Nationalteams durchlief und stets zu den Besten seines Jahrganges zählte.

Doch nach der Corona-Pause, schien es bei Keles „Klick“ gemacht zu haben und der Offensivspieler war plötzlich nicht mehr wiederzuerkennen. Prompt bekam er auch seine Einsatzzeiten und erkämpfte sich dank seiner starken Leistungen sogar einen Stammplatz, wobei er in beinahe jedem Spiel zu den Aktivposten der Young Violets zählte. In nur 465 Spielminuten brachte es Keles dabei auf imposante neun Torbeteiligungen (vier Tore, fünf Vorlagen) und sorgte über den linken Flügel für viel Wirbel. Dank seines starken linken Fußes, verfügt Keles über eine tolle Pass- und Schusstechnik und sorgt so im letzten Drittel für viel Gefahr bzw. kann aus jeder Lage etwas Besonderes kreieren. Darüber hinaus bringt er eine gute Technik und Grundgeschwindigkeit mit und ist auch körperlich schon weiter als so mancher Alterskollege.

Den Grundstein hat Keles gelegt, nun geht es darum, diesen Trend auch in den nächsten Monaten zu bestätigen und konstant auf diesem Niveau zu performen. Sollte dies dem Offensivspieler gelingen und Keles diese wichtige Phase gut meistern, wird auch er nicht mehr lange in der zweiten Liga spielen, sondern sich für höhere Aufgaben empfehlen. Das Potenzial dazu hat der Kreativspieler zweifellos, jetzt geht es darum, dies auch den Verantwortlichen zu beweisen. Dann könnte das zu einem Happy End führen, was zwischenzeitlich nach einer Trennung aussah.

Dalibor Babic