Nach sechs Jahren verlässt Jan Novota den SK Rapid. Der 199cm große slowakische Torhüter wechselt in die ungarische Liga zu Debrecen. In der vergangenen... Novota geht: Rapid verabschiedet seinen „Mannschaftspapa“ tränenreich

_Jan Novota - SK Rapid Wien

Nach sechs Jahren verlässt Jan Novota den SK Rapid. Der 199cm große slowakische Torhüter wechselt in die ungarische Liga zu Debrecen. In der vergangenen Saison bestritt der 33-Jährige nur noch elf Pflichtspiele und war im Frühjahr praktisch aussortiert. Allerdings hinterlässt Novota menschlich eine Lücke im Kader von Goran Djuricin.

Einige seiner Mitspieler hätten geweint, als sich der grimmig aussehende Slowake von der Mannschaft verabschiedete. Novota war vielleicht nicht der sicherste Keeper im grün-weißen Trikot, dafür aber eine wichtige Integrationsfigur innerhalb der Mannschaft. Der „Mannschafts-Papa“ quasi.

Ein Gegentreffer pro Spiel

142-mal stand Novota für den SK Rapid im Kasten. Ebenso viele Gegentreffer kassierte er, also durchschnittlich nur einen pro Spiel. In 37% seiner Spiele behielt er eine weiße Weste. In den letzten zwei Jahren machte ihm seine Schulter zu schaffen, weshalb er über neun Monate ausfiel. Aber Novotas Wert lag auch in dieser Zeit abseits des Platzes.

Glücklich in Wien

Der stets höfliche, zuvorkommende Torhüter schien sein Glück gar nicht fassen zu können, als er im Sommer 2011 nach Wien wechselte. Er ließ keine Gelegenheit aus, zu betonen, wie stolz er auf seinen Platz im Rapid-Kader ist. Als er in seinem dritten Pflichtspiel, einem glatten 5:1-Sieg gegen Kapfenberg, beim Gegentreffer nicht gut aussah, spürte man seinen Ärger förmlich. In seiner ersten Saison kam er nur auf acht Einsätze, weil zuerst Helge Payer und danach Lukas Königshofer das Einserleiberl hatte.

Fahrtendienst Novota

Aber der Familienmensch Novota machte auch anders auf sich aufmerksam – ohne, dass die Öffentlichkeit viel Wind davon bekam. Er brachte schon mal die jüngeren Spieler, die noch keinen Führerschein hatten, nach dem Training nach Hause, nahm sich alle Zeit der Welt für seine Kollegen. Der Routinier war immer um die schnelle Integration neuer Spieler ins Team bemüht, blieb auch positiv, wenn er wieder für einige Zeit die Bank hüten musste.

Verzicht zugunsten seiner Kollegen

Dass Novota ein großer Teamplayer ist, bewies er mehrmalig. So verzichtete er einst auf einen Platz im Trainingslager, weil er nicht topfit war. Die Begründung des Slowaken war, dass er ohnehin nur Einzeltraining machen könnte und es deshalb besser wäre, wenn ein jüngerer Kollege mitfährt, um Erfahrung zu sammeln.

Ballspiele von der Bank

Auch auf dem Platz bzw. zumindest im Stadion hatte man mit dem langen Keeper da und dort Spaß. Etwa beim Abschiedsspiel von Katzer, Kulovits und Heikkinen gegen die SV Ried, als Novota von den Fans – damals auf der Westtribüne des Hanappistadions – bei jeder Ballberührung gefeiert wurde. Ohne sichtbaren Grund. Oder auch beim engen 2:0-Heimsieg gegen Vojvodina Novi Sad in der Europa-League-Qualifikation, als Novota beim Stand von 1:0 für Rapid – ein Ergebnis, das knapp für den Aufstieg reichte – reihenweise Bälle ins laufende Spiel warf, um die Partie zu „bremsen“. Was wiederum dem damaligen Coach Peter Schöttel nicht dauerhaft gefiel: In der Hitze des Gefechts, tat Novota dies auch noch im Zuge einer Konteraktion, die jedoch dann ohnehin zum 2:0 durch Terrence Boys genützt wurde. Der etwas merkwürdige Schiedsrichter bekam davon an jenem Europacupabend nichts mit…

Kein großer Torhüter, aber ein großer Profi

In der langen und großen Hütteldorfer Torhütertradition, die in der jüngeren Vergangenheit in Feurer, Konsel und Maier ihren Höhepunkt fand, hat Novota keinen Stockerlplatz. Da und dort griff er daneben, das Wegfausten von Flanken trotz häufigem Größenvorteil gegenüber seinen Gegenspielern wurde zum zweifelhaften Markenzeichen. Dennoch kommt es nicht von ungefähr, dass der Ungarn-Slowake Rapid sechs Jahre lang erhalten blieb. Die Top-Einstellung machte es möglich.

Wechsel nach Ungarn

Novotas neuer Verein ist der Debreceni VSC, letztjähriger Achter der ungarischen Liga. Dort dürfte dem vierfachen slowakischen Teamtormann ein Einserleiberl recht sicher sein. Branislav Danilovic, der bisherige „Einser“ war nur ausgeliehen, István Verpecz wird sich gegen Novota mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht durchsetzen.

Wie geht’s im Rapid-Tor weiter?

Bei Rapid ändert die Entscheidung, den bis 2018 laufenden Vertrag mit Novota nicht zu erfüllen, nichts an der Torhütersituation. Djuricin mischte die Karten zuletzt neu und verkündete, dass der Kampf ums andersfarbige Leiberl wieder bei null startet. Das wiederum bedeutet, dass Richard Strebinger wieder die Chance bekommt, an Tobias Knoflach vorbeizuziehen. Der bisherige Starter Knoflach hat dennoch die besseren Karten. Dritter Torhüter wird entweder Paul Gartler (möglicherweise aber auch ein weiteres Jahr in Kapfenberg) oder Christoph Haas.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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