In der heutigen Zeit ist es unüblich geworden, dass Spieler ihre gesamte Karriere bei einem einzigen Verein verbringen. Diese wenigen Ausnahmen zählen dafür stets... „One Club Player“: Die Mannschaft der vereinstreuen Bundesligakicker

Peter SchöttelIn der heutigen Zeit ist es unüblich geworden, dass Spieler ihre gesamte Karriere bei einem einzigen Verein verbringen. Diese wenigen Ausnahmen zählen dafür stets zu absoluten Vereinsikonen. Fritz Walter, der zwanzig Jahre lang für Kaiserslautern auf Torjagd ging, die beiden Manchester United Legenden Paul Scholes und Ryan Giggs, oder das langjährige Abwehrbollwerk des AC Milan Paolo Maldini und Franco Baresi gelten dabei als herausragende Vertreter dieser seltenen Zunft. Aktuell ist der Inbegriff für einen „One Club Player“ der Kapitän der Roma, Francesco Totti. Der Italiener spielt seit 1993 ausschließlich für den Verein aus der Hauptstadt und ist bereits 717-mal aufgelaufen. Auch in Österreich gibt es diese seltenen Ausnahmen, die Vereinslegenden, die nur für einen Klub gespielt haben. Ein Verein sticht dabei besonders hervor. Angesichts der aktuellen Entwicklungen sind wohl sämtliche Statistiken Rekorde für die Ewigkeit.

Für diese Kategorie wurden ausschließlich Spieler berücksichtigt, die ihre gesamte Karriere bei einem Verein verbracht haben. Einige prominente Namen wie Günther Neukirchner oder Karl Daxbacher fehlen somit in dieser Aufstellung, weil sie ihre Laufbahn bei einem unterklassigen Verein ausklingen ließen. Sämtliche Positionen werden in dieser Aufstellung von Österreichern bekleidet.

Die treuesten Akteure spielen in der Defensive

In der Geschichte der österreichischen Bundesliga haben sich vorwiegend Abwehrspieler auf den vorderen Rängen platziert, die Top-4 sind allesamt Defensivspieler.

Vorwiegend lässt sich dieser Umstand wohl damit erklären, dass seit jeher die Offensivkünstler im Fokus anderer Vereine im In- und vor allem Ausland stehen und die Klubverantwortlichen eher bereit sind, finanzielle Mittel in mutmaßliche Goalgetter zu investieren.

Einige Rekordspieler kommen zudem aus einer Zeit, wo es eher unüblich war, ins Ausland zu wechseln und jeder Verein nur eine geringe Anzahl an Legionären verpflichten durfte. Es waren also wesentlich weniger vakante Positionen vorhanden, die Vereine mussten sich die Auswahl sehr gut überlegen und konnten oder wollten es sich kaum leisten, einen Spieler einfach mal „auszuprobieren“.

Die nationalen Rekordspieler etablierten sich nach einer gewissen Zeit in ihrem Klub und hatten ihrerseits wenig Ambitionen auf einen riskanten Auslandstransfer, zumal die meisten Angebote aufgrund der Beschränkungen eher von durchschnittlich erfolgreichen Vereinen einlangten und national spielte man sowieso schon bei dem besten oder einer der besten Vereine.

Geopolitische Veränderungen und gelockerte Ausländerkontingente als unüberwindbare Hürden der Vereinstreue

Nach dem Fall des eisernen Vorhangs etablierten sich einige neue Großklubs, bei denen das Geld allem Anschein nach abgeschafft wurde. Zusätzlich war eine Konsequenz des Krieges in Jugoslawien in den 90er-Jahren die Bildung einiger neuer souveräner Staaten. Gemeinsam mit dem Fall der Spielerbeschränkungen wurden innerhalb weniger Jahre unglaublich viele neue Arbeitsplätze und Ressourcen geschaffen.

Die UEFA reagierte auf die Veränderungen in Europa und nahm laufen Adaptionen in den Europacupbewerben vor. Nahmen am UEFA-Cup 1990 noch insgesamt 32 Mannschaften teil, befindet man sich 25 Jahre später damit gerade einmal in der ersten K.O Runde nach der Winterpause.

Steigt ein Verein in der ersten Phase der Europa League Qualifikation ein, hat er zur Hälfte der Gruppenphase – also bereits im Oktober – so viele Spiele bestritten, wie die Kontrahenten des Finales 1990 im gesamten Bewerb.

Im Zeitalter der internationalen Vernetzung und dem wesentlich erleichterten Zugriff auf relevante Informationen, kann man entscheidend kostengünstiger aus einer Vielzahl an Spielern selektieren.

Sämtliche Spieler haben also im Vergleich zu früher schier unendliche Möglichkeiten, sich bei anderen Vereinen zu beweisen und nehmen diese Optionen auch in den meisten Fällen wahr.

Die Schnelllebigkeit des Fußballgeschäfts sorgt in Kombination mit dem stetig steigenden Leistungsdruck wohl dafür, dass kein Spieler dieser bemerkenswerten Kategorie seine Position in der „Stammelf“ wieder abgeben muss.

Die Torhüter

Österreich kann auf eine erfolgreiche Vergangenheit und viele großartige Torhüter zurückblicken. Doch nur die allerwenigsten konnten sich von Anfang an bei dem Klub etablieren, dem sie in der Folge manchmal die gesamte Karriere über die Treue schworen. Einem wäre dieses Kunststück fast gelungen. Franz Wohlfahrt absolvierte in 15 Jahren 351 Spiele für die Veilchen, wurde aber aufgrund seiner Ausnahmeleistungen 1996 vom VfB Stuttgart abgeworben und konnte die in ihm gesetzten Hoffnungen in der deutschen Bundesliga und auf internationaler Bühne erfüllen.

Der Umstand, wieso Torhüter selten nur für einen Verein spielen ist leicht erklärt. Im Gegensatz zu sämtlichen Feldpositionen, traut sich kaum ein Trainer, auf einen völlig unerfahrenen Jungspund zu setzen und dementsprechend müssen sich die Torhüter in der Regel zuerst bei einem kleineren Verein etablieren.

Es ist in der Praxis wesentlich schwieriger, den jungen Torhütern zu ihren ersten Einsatzminuten zu verhelfen und sie langsam an die Kampfmannschaft heranzuführen, weil in der Regel ein etablierter Spieler das Tor hütet und man ungern Wechsel für diese Position verschwendet. Fehler am Spielfeld können von zehn anderen korrigiert werden, passiert dem jungen Tormann ein Missgeschick, bedeutet dies meist ein Gegentor und es besteht die Gefahr, das Talent zu verheizen.

Eine der wenigen Ausnahmen hütete während seiner gesamten Karriere ausschließlich das Tor von Sturm Graz. Walter Saria verbrachte zwölf Jahre bei den Steirern und absolvierte bis 1987 insgesamt 319 Meisterschaftsspiele für die Blackies.

Die Verteidigung

Die Verteidigung ist das Prunkstück österreichischer Vereinslegenden. Die vier ausgewählten Akteure kommen auf 1699 Einsätze und damit durchschnittlich auf 424 Einsätze für ihren jeweiligen Klub.

Die meisten absolvierte die violette Ikone Erich Obermayer mit 483 Einsätzen, die wenigsten ein weiterer Spieler von Sturm Graz. Rudolf Schauss stabilisierte 15 Jahre lang die Abwehr der Blackies und brachte es auf 385 Einsätze.

Mit Anton Pfeffer schafft es ein zweites Veilchen in dieser Kategorie in die Stammelf. Der beinharte Verteidiger feierte in 15 Jahren vier Meisterschaften und eben so viele Cuptitel. Obermayer, der auch in der Gesamtliste der Ligaeinsätze auf Platz neun liegt, konnte in seinen 18 Jahren gar acht Meistertitel und fünf Cuptriumphe feiern. Damit war er an einem Drittel aller violetten Meistertitel beteiligt.

Auch beim Erzrivalen spielte der treueste Akteur der Klubgeschichte in der Defensive. Der langjährige Kapitän Peter Schöttel hielt seinem Verein 16 Jahre lang die Treue und durfte drei Meisterteller in den Hütteldorfer Nachthimmel stemmen und immerhin zwei Cupsiege feiern.

Das Mittelfeld

Vereinslegenden im Mittelfeld lassen sich schon schwerer ausmachen. Lediglich der ehemalige Rapid-Spieler Reinhard Kienast kann mit 392 Auftritten halbwegs mit den Statistiken der Verteidiger mithalten. Die wirklich namhaften Spieler der Bundesliga glänzen durch Abwesenheit. Wie bereits erwähnt, stellten die offensiven Positionen verlockende Auslandsangebote für die herausragenden Spieler bereit. Herbert Prohaska zum Beispiel hat zwar 458 Meisterschaftsspiele für seine Veilchen absolviert, wurde allerdings von Inter Mailand und der Roma abgeworben, bevor er seine begnadeten Beine noch einmal sechs Jahre in die Dienste der Violetten stellte.

Der Mattersburger Michael Mörz mit 315 und Helmut Wartinger von Voest Linz mit 302 Auftritten konnten sich ihrerseits zwei Plätze in dieser Kategorie sichern.

Der letzte Platz geht an ein Rieder Urgestein. Michael Angerschmid absolvierte für die Innviertler sämtliche Partien, insgesamt deren 287 in der höchsten Spielklasse. Auch in der zweiten Leistungsklasse hielt er den Wikingern die Treue und absolvierte zwischenzeitlich fast 100 weitere Spiele. Zwar wurde Angerschmid meistens in der Verteidigung eingesetzt, aber einige Leistungen im Mittelfeld rechtfertigen es durchaus, den letzten Platz an den Rieder zu vergeben.

Der Angriff

Die treuesten und erfolgreichsten Angreifer dieser Liste sind den jüngeren Fußballfans wohl kaum mehr ein Begriff. Zum dritten Mal schaffte es mit Gernot Jurtin ein Spieler von Sturm Graz in die erste Elf. Mit 378 Auftritten und 117 Toren schoss er sich in die Herzen der Fans. Sein Sturmpartner ging für VOEST Linz auf Torjagd. Gerhard Ulmer erzielte in 299 Spielen 24 Tore.

Beide Stürmer beendeten Mitte der Achtzigerjahre ihre Karriere. In den letzten 30 Jahren gelang es also keiner, der durchaus zahlreich vorhanden Speerspitzen, ihrem Verein über so lange Zeit die Treue zu halten.

Es ist angesichts dieser Statistiken und bereits verstrichenen Zeiträume überhaupt fraglich, ob die diversen Bestmarken jemals wieder auch nur im Ansatz gefährdet werden können.

Die offensichtlich treuesten Spieler verbrachten ihre Karriere bei Sturm Graz. Drei Akteure konnten sich aufgrund ihres Bekenntnisses zu diesem Verein einen Platz in dieser Kategorie sichern. Da ist es nur konsequent, dass der aktive Spieler, der am ehesten in diese Richtung unterwegs ist, ebenfalls bei den Blackies unter Vertrag steht. Der 24-jährige Christian Klem hat sämtliche 151 Spiele in der höchsten Spielklasse für die Grazer absolviert. Auf einen Platz in dieser Liste fehlen ihm damit fast noch einmal knapp 140 Spiele.

 

Jurtin (378) Ulmer (299)

Kienast (392), Mörz (315), Wartinger (302), Angerschmid (287)

Obermayer (483), Schöttel (436), Schauss (385), Pfeffer (395)

Tor: Saria (319)

 

Ersatzbank:

Tor: Gerhard Fleischmann/ Admira/ 265 BL-Spiele und 65 in der Nat.Liga/ 1969-1983

Verteidigung: Helmut Graf/ Admira/ 336 Spiele/ 1983-1999

Verteidigung: Johann Pregesbauer/ Rapid/ 283 Spiele/ 1974-1986,

Mittelfeld: Helmut Huberts/ Sturm/ 66 BL-Spiele und 166 in der Nat.Liga 166/ 1967-1977

Mittelfeld: Wolfgang Nagl/ LASK/ 249 Spiele/ 1977-1989,

Sturm: Gerhard Perlak/ Austria Salzburg/ 177 Spiele/ 1978-1985

 

Daniel Walter, abseits.at

Daniel Walter

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