In unserer neuesten Serie blicken wir bis zur Jahrtausendwende auf einige Spieler der österreichischen Bundesliga zurück, die eine Saison lang ihr volles Potential ausschöpften, ihre guten Leistungen aber nicht längerfristig bestätigen konnten. Hauptaugenmerk legen wir dabei auf die Torjäger. Das sind die „One-Season-Wonders“ des 21. Jahrhunderts in Österreichs höchster Spielklasse!
Leonardo da Silva
2006/07 beim SC Rheindorf Altach – 14 Saisontore
Im Herbst 2006 verzückte ein Brasilianer die österreichische Bundesliga: Leonardo Ferreira da Silva heuerte kurz vor seinem 26. Geburtstag in Altach an und anfänglich wusste niemand so richtig, was die Vorarlberger mit dem No-Name aus Brasilien anfangen wollen. Der Angreifer spielte zuvor bei mehreren unterklassigen Klubs in Brasilien, floppte in jüngeren Jahren in Polen bei GKS Katowice und hatte auch schon ein kurzes Saudi-Arabien-Intermezzo bei Al-Shabab hinter sich. Speziell in der ersten Halbsaison 2006/07 zeigte der bullige, 182cm große Stürmer dann aber, was in ihm steckt.
Kaum ein Stürmer der Bundesliga war in dieser Saison so dominant und konkret wie Leonardo. Der Brasilianer knipste quasi nach Belieben, deckte Bälle perfekt ab, leitete sie oftmals mit nur einer Berührung ideal weiter. Auch in der Luft war Leonardo eine Wucht und allgemein sprach seine gesamte Strafraumpräsenz für ihn. In seinem zweiten Bundesligaspiel im Hanappi-Stadion gegen Rapid traf er erstmals, in seiner dritten Partie gelang ihm ein Dreierpack gegen Sturm Graz. Bis zum 14. Spieltag hielt der Brasilianer bei elf Saisontoren, wobei er seine Tore 10 und 11 bei einem Heimsieg gegen Rapid zuerst mit der Ferse, dann mit einem Elfmeter mit richtig viel Selbstvertrauen machte.
Leonardos Doppelpack beim 3:1-Sieg Altachs über Rapid am 14. Spieltag der Saison 2006/07
Unterm Strich war der Torjäger dann aber fast nur noch sowas wie ein „Half-Season-Wonder“, denn im Frühjahr traf Leonardo nur noch dreimal, fiel mit Disziplinlosigkeiten auf und meldete sich auch schon mal verfrüht verletzt. In Altach hoffte man dennoch, dass er 2007/08 noch einmal durchstarten würde – daraus wurde aber nichts. Leonardo spielte noch 16-mal für die Altacher, sammelte aber statt Scorerpunkten nur noch vier gelbe und eine rote Karte wegen einer Tätlichkeit. Nach zwei Jahren in Altach wechselte er leihweise zum norwegischen Klub HamKam, wo er aber ebenfalls keinen Treffer erzielen konnte.
Im Jahr 2009 kehrte Leonardo noch einmal nach Österreich zurück: Für den damaligen Zweitligisten Grödig traf er in 13 Spielen noch dreimal, ehe er Österreich Anfang 2010 endgültig verließ. Sein weiterer Weg führte ihn nach Hong Kong zu South China AA, danach nach Myanmar zu Yangon United und nach Ägypten zu Al-Smouha. Später spielte Leonardo wieder in Brasilien für RB Brasil und Avenida, dann aber auch wieder im Ausland – zuerst in Thailand für Chiangrai United und Phitsanulok, danach in Liechtenstein beim FC Balzers.
Im Sommer 2017 kehrte Leonardo 37-jährig aber tatsächlich noch einmal nach Vorarlberg zurück: Ein halbes Jahr verbrachte er beim SC Göfis, ehe er sich im Jänner 2018 wieder vereinslos meldete und für acht Monate ohne Verein dastand.
Wer aber glaubt, dass „Léo“ seine Fußballschuhe an den Nagel hing, der irrt! Eine neue Heimat fand das Enfant terrible in Italien: Ab August 2018 verbrachte er drei Jahre lang unterklassig bei Hatria Calcio und der ASD Angelese. Im Sommer 2021 machte der Brasilianer erneut eine Pause von vier Monaten, heuerte dann aber im November desselben Jahres bei Hadranus Calcio an. Auch heute spielt Leonardo beim abruzzesischen Klub aus der achten italienischen Liga. In der laufenden Saison hält der mittlerweile 42-Jährige übrigens bisher bei zwei Saisontreffern…
Leonardo Ferreira da Silva im Trikot des italienischen Amateurvereins Hadranus Calcio
Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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