Die Wiener Austria  sorgte am Dienstag mit einem 0:0 bei Zenit St.Petersburg für Furore. Der hart erkämpfte Punkt in Russland sorgte für Euphorie im... Ortlechners Ehrung nach 38 Ballkontakten und die Gründe, warum es heute gegen Salzburg schwerer wird als gegen Zenit

Manuel Ortlechner (FK Austria Wien)Die Wiener Austria  sorgte am Dienstag mit einem 0:0 bei Zenit St.Petersburg für Furore. Der hart erkämpfte Punkt in Russland sorgte für Euphorie im Lager der Fans, die nicht oft genug betonten, wie stolz sie auf die Leistung ihrer Veilchen waren. Für einen, dem man sein aktuelles Leistungslevel lange Zeit nicht zutraute, war es ein ganz besonderes Vergnügen.

Manuel Ortlechner ist 33 Jahre alt, kickte im Laufe seiner Karriere für die SV Ried, den SV Pasching, Austria Kärnten und die Austria. Im österreichischen Nationalteam kam der charismatische Innenverteidiger insgesamt auf acht Einsätze. Seinen letzten Einsatz für die Nationalmannschaft hatte „Orti“ am 29.Februar 2012 gegen Finnland.

Ortlechner im Team der Runde

Am zweiten Spieltag der Champions-League-Gruppenphase wurde dem Austrianer eine besondere Ehre zuteil. Ortlechner wurde von der UEFA ins „offizielle“ Team der Runde gewählt. Die statistischen Werte, die der Austria-Kapitän dabei aufwies, waren für einen Spieler in der Königsklassen-Auswahl eher untypisch:

Minimalistisch und mit perfekten Passwerten

Ortlechner hatte gegen Zenit St.Petersburg nur 38 Ballkontakte und spielte 20 Pässe, davon einen lang und 19 kurz. Aber auch wenn diese Ausbeute sehr minimalistisch anmutet, war die Erfolgsquote eine hohe: Ortlechner brachte 100% seiner Pässe an den Mann. Theoretisch könnte man nun auch argumentieren, dass dies bei dieser geringen Anzahl an Spielanteilen keine große Kunst ist – doch man kann es auch umgekehrt betrachten. Klar unterlaufen einem Spieler mit 100 Ballkontakten und 80 Pässen mehr Fehler. Das Konzentrieren auf die wenigen aktiven Situationen, an denen man Teil hatte, kann manchmal sogar noch schwerer sein. Ortlechner schaffte es, ebendiese Konzentration aufrecht zu erhalten, obwohl er über weite Strecken „nur“ stellungstechnisch gefordert wurde.

Volle Konzentration

Weiters konnte Ortlechner insgesamt 13-mal in brenzligen Situationen klären – und 13-mal machte er es gut. Eine Balleroberung und zwei unterbrochene Pässe der St.Petersburger runden die makellose Statistik des Führungsspielers ab. Betrachtet man das Gesamtpaket und zieht vor allem den Faktor Konzentration heran, ist Ortlechners Einberufung ins Team der Runde mehr als verdient.

Ramsebner mit ähnlichen Werten

Ebenso verdient wäre eine Nennung im Team der Runde übrigens für Christian Ramsebner gewesen. Möglicherweise hätte er ohne sein hartes Gelb-Foul gegen Zenits Portugiesen Danny sogar den Vorzug gegenüber Ortlechner erhalten. Ramsebner brachte 94% seiner Pässe an den Mann, gewann jedes seiner drei Luftduelle. Ebenso wie Ortlechner eroberte er einen Ball, unterbrach zwei Pässe der Russen – allerdings klärte der 24-Jährige 15-mal und somit zweimal mehr als Ortlechner. Das Ganze bei nur 39 Ballkontakten. Welchen der beiden Austrianer man also in sein persönliches Team der Runde einberufen möchte, ist Geschmackssache.

Salzburg-Spiel wohl noch schwerer

Es mutet paradox an, aber beim heutigen Topspiel der tipp3 Bundesliga gegen Red Bull Salzburg, wird auf das Innenverteidiger-Duo der Austria insgesamt mehr Arbeit zukommen, als beim 0:0 in St.Petersburg. Nachdem Salzburg eine mühsame Woche mit einem ärgerlichen 2:2 gegen den Wolfsberger AC und einem mühsamen Cup-Erfolg über den FC Piberstein Lankowitz zu verkraften hatte, fanden die Bullen wieder zu alter Stärke. In der Liga wurde Wiener Neustadt mit einem glatten 8:1 aus dem Stadion geschossen und in der Europa League siegte man gegen den unangenehmen dänischen Vertreter aus Esbjerg mit 2:1.

Statistisches aus Wals-Siezenheim

Mann der Stunde ist in Salzburg der 24-jährige Brasilianer Alan, der in seinen letzten vier Pflichtspielen neun Treffer beisteuerte. Das entspricht einem Treffer mehr, als die Wiener Austria in den letzten acht Pflichtspielen insgesamt erzielte. Der Tabellenführer erzielte in seinen letzten acht Pflichtspielen übrigens 25 Tore und die letzte Pflichtspielniederlage musste Salzburg am 6.August in Istanbul gegen Fenerbahce hinnehmen. Die letzte Niederlage in der Liga setzte es am 24.November des Vorjahres – ein 1:3 in Ried. Die letzte Niederlage gegen die Austria gab es am 2.Oktober 2011, also vor zwei Jahren (2:3 in der Generali Arena). Seitdem gab sich Salzburg in sieben Spielen gegen die Austria keine Blöße.

Offensiveres Denken

Nochmal zurück zu den Innenverteidigern: Gegen Red Bull Salzburg muss die Austria in höherem Maße das Spiel machen, als auswärts gegen Zenit St.Petersburg. Somit kommt auf Ortlechner und seinen Innenverteidiger-Kollegen eine höhere Feldposition zu – und damit einhergehend auch mehr Ballkontakte und die Notwendigkeit das Spiel aufzubauen. Dies erfordert mehr offensives Denken als in St.Petersburg, wo die zentrale Abwehr der Veilchen geduldig und fokussiert auf ihre defensiven Aufgaben spielte. Die Austria-Defensive wird gegen Salzburg in wesentlich hitzigere Duelle gezwungen werden.

Facettenreicheres Spiel erforderlich

Hinzu kommt, dass die Salzburger Offensive die Austria-Verteidiger stärker aus der Reserve locken wird. Anders als Zenit, das mit offenem Visier spielte und sich auf seine qualitativen Vorteile im Mittelfeld verließ, werden die Salzburger Stürmer Soriano und Alan stark antizipieren und aktiv am Aufbauspiel ihrer Mannschaft teilnehmen. Dies erfordert von den Austria-Verteidigern einen höheren läuferischen Aufwand und Konzentration an mehreren Ecken und Enden. Spielten Ortlechner und Ramsebner gegen Zenit noch extrem fokussiert und geradlinig, wird ihnen das Spiel gegen den Vizemeister mehr Facetten abverlangen. Klingt komisch, aber: Salzburg zu Hause wird schwerer als Zenit auswärts. Zumindest für die Innenverteidiger.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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