Óscar García unterschreibt in Salzburg: Der 18-Monats-Vertrag und seine Fragezeichen
Bundesliga 29.Dezember.2015 Daniel Mandl 1
Er ist erst 42 Jahre alt, kommt aus Katalonien und Red Bull Salzburg ist seine vierte Profistation als Trainer. Óscar García Junyent unterschrieb beim österreichischen Meister einen Vertrag über 1 ½ Jahre. Heute um 13 Uhr stellte sich der neue Trainer im Rahmen einer Pressekonferenz den Fragen der Journalisten.
In 87 Pflichtspielen betreute Óscar García die Teams von Watford, Maccabi Tel Aviv und Brighton & Hove Albion. 44 davon gewann das Team des Spaniers, als dessen sportlicher Mentor die niederländische Legende Johan Cruyff gilt.
Anderer persönlicher Stil als der aktuelle Salzburg-Stil
Die erfolgreiche Spielweise der Teams von Óscar García steht allerdings ein wenig im Widerspruch zu dem, was Red Bull Salzburg in den letzten Monaten auszeichnete. Das schnelle Kombinieren durch die Mitte, derzeit getragen von Naby Keita und dem immer wieder stark einrückenden Valon Berisha, könnte nach den ersten Wunschtransfers des spanischen Coaches durch neue Flügelkräfte abgelöst werden. Dies wiederum erinnert etwas mehr an die Glanzzeiten der Bullen.
Eher ein echter als ein falscher Neuner
Óscar García ist eher ein Verfechter eines explosiven Spielstils, der weniger auf übermäßig hohe Ballkontrolle, sondern viel mehr auf Dynamik an den Flügeln aus ist. Bei den Salzburgern ist anzunehmen, dass Óscar auf einen echten Stürmer setzt, anstatt eine falsche Neun aufzubieten, die eher als Zuarbeiter für die Flügel fungiert.
Damari ein alter Bekannter
In seiner ersten Amtsperiode bei Maccabi Tel Aviv verfügte der spätere israelische Meister unter anderem über Omer Damari, der heute in Salzburg spielt. Allerdings war der Überschuss an hochklassigen Offensivspielern in dieser Saison so hoch, dass Óscar auch im 4-4-2 spielen ließ, das in Vorwärtsbewegung zu einem 4-2-4 wurde und Flügel, anstatt klassischer Mittelfeldspieler beinhaltete.
Zahavis Rolle in Tel Aviv vergleichbar mit Soriano unter Óscar García?
Speziell in der sehr erfolgreichen zweiten Hälfte der Saison 2012/13 mit Maccabi Tel Aviv fand sich ein interessanter Spieler beim Verein ein. Der damals 25-jährige Eran Zahavi, früher bei Hapoel Tel Aviv unter Vertrag, kam von der US Palermo und nahm eine Freigeistrolle im offensiven Mittelfeld ein. Der Zehner ist der kompletteste Fußballer der israelischen Liga und erzielte in 101 Ligaspielen für Maccabi bis heute 84 Tore. In der laufenden Saison dürfte er mit Leichtigkeit zum dritten Mal in Serie Torschützenkönig werden. Er nahm bereits unter Óscar bei Maccabi eine Rolle ein, die aufgrund des hohen Aktionsradius und der vielen Freiheiten in Salzburg für Jonatan Soriano denkbar wäre. Da aber auch in Salzburg ein personeller Offensivüberschuss herrscht, wäre ein solches 4-4-2 / 4-2-4 sicher auch in der Mozartstadt denkbar.
Eher Cruyff als Guardiola
Auch wenn Óscar García das offensive 4-3-3 präferiert, ist er kein Trainer, der stur an dieser seiner formativen Vorstellung festhält. Man spielt so, wie es das Spielermaterial zulässt, sehr wohl aber mit einem gewissen Fokus auf torgefährliche Flügelspieler. Dies lässt sich im Zuge seiner bisherigen Trainerlaufbahn recht deutlich ausmachen. Allerdings sorgten seine bisherigen Profistationen in Israel und England dafür, dass seine Grundidee doch eher in Richtung Cruyff, als in Richtung Barcelona kippte. Das Kreieren vieler Torchancen ist eher das Ziel, als den Gegner statistisch zu demütigen. Der totale Fußball begeistert die Massen nun mal mehr, als Guardiolas perfektionierte Kontrolle. Durch die Blume war dies auch schon auf der heutigen Pressekonferenz herauszuhören.
Kein sofortiger Umbruch
Dies spricht im Grunde für den Salzburger Stil der erfolgreichsten Bullen-Jahre. Fraglich ist jedoch, ob dies auch in Zeiten der defensiven Instabilität praktizierbar ist. Mit einem großen Umkrempeln des Kaders ist zumindest im Winter nicht zu rechnen, der eine oder andere Kicker – oft auch Spanier – kam allerdings doch „gleich“ zum jeweiligen neuen Klub Óscar Garcías. Wie Salzburgs Sportdirektor Christoph Freund heute bestätigte, wird es keine großen Veränderungen geben – wohl auch, weil die Königstransfers in Salzburg und erst Recht in der Winterpause allgemein seltener werden dürften.
18 Monate Zeit – Kalkül?
Sehr wohl mit einigen Veränderungen ist hingegen im Sommer zu rechnen. Einige Leistungsträger werden für die Salzburger nicht mehr zu halten sein und die Vertragslaufzeit des katalanischen Coachs spricht eine recht deutliche Sprache: Óscar García hat 18 Monate Zeit, um mit Salzburg zweimal Meister zu werden, Spieler weiter aufzubauen und schlussendlich doch noch das unerreichbar scheinende Ziel der Champions League Teilnahme zu ermöglichen. Dass er dies in Salzburg versucht, kommt wohl auch nicht von ungefähr.
Aufbautrainer?
Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, aber Ralf Rangnick steht RB Leipzig als Cheftrainer nach dem (wohl bevorstehenden) Aufstieg in die deutsche Bundesliga, aber auch bei einer möglichen Enttäuschung nicht mehr zur Verfügung. Er will sich bereits nach Ende der neuen Saison wieder auf seinen Posten als Sportdirektor konzentrieren. Undenkbar mutet es nicht an, dass der erst 42-jährige Óscar García in Salzburg für eine mögliche Deutschland-Karriere „aufgebaut“ wird.
Deutsch pauken – trotz keiner 100%igen Notwendigkeit
Immerhin betonte der Coach bei der heutigen Pressekonferenz so schnell wie möglich die Sprache lernen zu wollen, obwohl das beispielsweise in Israel „nicht nötig“ war und auch der gesamte Red-Bull-Kader sehr international angehaucht ist. Die personelle Infrastruktur ist in Salzburg so stark ausgeprägt, dass auch ein nicht sprachkundiger Trainer professionell arbeiten könnte. In Leipzig muss man sich zwar bereits im Frühling um einen Rangnick-Nachfolger umsehen, an einem in Salzburg erfolgreichen Óscar García wird man in Sachsen aber nicht vorbeisehen können.
18 Monate eher das Maximum als die Mindestzeit
Eine längere Amtszeit Garcías als 18 Monate ist in jedem denkbaren Fall sehr unwahrscheinlich. Im Erfolgsfall noch weniger als bei einer Enttäuschung. Aber genau deswegen wird der Trainer im Sommer Forderungen stellen, wie es noch jeder RB-Salzburg-Coach machte. An der personalpolitischen Philosophie junge Spieler zu verpflichten wird sich zwar nichts ändern, hohe Aktivität ist bei den Salzburger aber natürlich wieder zu erwarten, zumal der neue Trainer mit Sicherheit Spielerwünsche haben wird. Auch hier gilt: Im Erfolgsfall noch eher als im Falle eines Misserfolgs im bevorstehenden Frühjahr.
Keine gesundheitlichen Probleme
Auf eine Journalistenfrage über seinen Gesundheitszustand, bedankte sich der Spanier für die Nachfrage und gab Entwarnung. Nachdem er aufgrund eines Stechens in der Brust sein Engagement beim Watford FC beendete, ist er nun voll auf der Höhe und kann wieder problemlos trainieren. Die Auszeit war eine Sicherheitsmaßnahme, die dem jungen Coach definitiv Sicherheit gab.
Fanmeinungen vor der Antritts-Pressekonferenz mit Óscar García
Im Austrian Soccer Board, Österreichs größter Fußball-Community, haben wir die ersten Eindrücke der Fans zum neuen Trainer erfragt.
feulix: „Gute Entscheidung! Freue mich sehr darauf, bin sehr gespannt, wie er die Mannschaft für den Kampf um die Meisterschaft aufbauen wird. Denke auch, dass Soriano mit der Trainerentscheidung sehr glücklich ist.“
Campione: „Was ich auf jeden Fall gut finde. Kein Mann der Kompromisse. Scheint von seiner Arbeit und seinem Trainerteam so überzeugt zu sein, dass es für ihn eine Grundvoraussetzung ist, in dieser Konstellation arbeiten zu können.“
Vader: „Na da bin ich mal gespannt. Übermäßig glücklich bin ich nicht, negativ eingestellt aber auch nicht.“
mrbonheur: „Zumindest können sich jetzt gewisse Kicker nicht mehr über den Trainer lustig machen, weil er nicht gscheit kicken kann.“
syndicate: „Lustig natürlich, dass man sich von Hütter getrennt hat, weil er nicht 100% hinter der Spielphilosophie gestanden ist und jetzt, nicht einmal ein halbes Jahr später, Garcia holt der für eine komplett andere Art von Fußball steht.“
VALON14: „Wie mehrmals angedeutet freu ich mich sehr, dass es Garcia geworden ist. Bin gespannt, wie viel Freiraum er dann tatsächlich bekommt. Man wird das ja schon bei eventuellen Wintertransfers sehen. Interessant wäre wirklich, wie sehr Soriano an der Entscheidung beteiligt war.“
Plumbs: „Die 3 Schlagwörter Ballbesitz, Passgenauigkeit und Tormöglichkeiten zu kreieren beschreiben ihn wohl ganz gut. Wie das ganze ins Konzept passt, wird man sehen. Ich bezweifle aber, dass man den eingeschlagenen Weg ändert. Gegenpressing wird nach wie vor ein großes Thema bleiben.“
m4v3rick_mts: „Im Gegensatz zur Trainerverkündung bei Zeidler und Hütter bin ich wieder positiv gestimmt. Fast so wie es bei Schmidt der Fall war…mal schaun, wie er sich schlägt. Viel Erfolg!“
chrischinger86: „Ich habe an Garcia erst einmal keine bestimmten Erwartungen. Für mich ist er einfach eine große Unbekannte. Die anderen Kandidaten konnte man besser einschätzen, weil man sie zumindest von Deutschland kannte.“
mmh1: „Meine Stimmung ist positiv. Im Vergleich zur Bestellung von Zeidler, sehe ich es nämlich diesmal nicht mit Gleichgültigkeit! Bis Saisonende hat er für mich Zeit, sich zu konsolidieren. Cupsieger sollten wir trotzdem werden.“
Fanmeinungen nach der / über die Antritts-Pressekonferenz mit Óscar García
Da_Wösa: „bin sehr zufrieden. Es spricht neben Spanisch und Englisch auch noch Französisch und Portugiesisch, sicher kein Nachteil.“
lovehateheRo: „Auf jeden Fall selbstsicher, und voll auf den Erfolg fokussiert, der Herr. Ich hoffe, damit hat sich das selbst-kleinreden und jeden Gegner groß reden erledigt.“
Jon_Snow: „Scheint ja im Sommer wirklich nur ganz knapp gescheitert zu sein. Interessant auch, dass Garcia schon viele Spiele von uns gesehen hat, ich freu mich auf die Vorbereitung!“
Campione: „Die Ausstrahlung von Garcia gefällt mir. Hat eine gute Präsenz.“
mrbonheur: „Oscar Garcia, richtig schön diplomatisch, wie Soriano.“
Weitere Fanmeinungen über die Bestellung von Óscar García zum Coach von Red Bull Salzburg und die Antritts-PK findet ihr im RB-Salzburg-Forum des Austrian Soccer Board.
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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