Im Rahmen des Faninterviews „Das ASB trifft“ im Austrian Soccer Board hat abseits.at heute Wiener-Neustadt-Trainer Peter Stöger interviewt, der wie immer mit sehr ehrlichen... Peter Stöger: "Vorm Manfred Schmid habe ich mich als Spieler immer gefürchtet!"

Im Rahmen des Faninterviews „Das ASB trifft“ im Austrian Soccer Board hat abseits.at heute Wiener-Neustadt-Trainer Peter Stöger interviewt, der wie immer mit sehr ehrlichen und sympathischen Antworten aufwartete. Was er sich von Nikon El Maestro, Matthias Lindner oder Willi Evseev erwartet und welche Kicker er ungeschaut nach Neustadt holen würde, wenn er die Möglichkeit dazu hätte, lest ihr im folgenden Interview!

Cube: für die kampfmannschaft wurden ja einige spieler geholt. bin auch überzeugt das wir uns gut verstärkt haben und mit dem abstieg nichts zu tun haben.
aber wie sieht es mit dem nachwuchs aus? hat man das ziel die 2er mannschaft heuer zu verstärken um endlich aufzusteigen? bzw sind spieler aus dieser mannschaft gut genug um in der bundesliga zu bestehen?
Peter Stöger: Wir wollen auf Sicht natürlich mit der Amateurmannschaft weiter rauf, wollen aber trotzdem eine Plattform für die jungen Spieler sein und werden in der Meisterschaft Spieler bei der Amateurmannschaft spielen lassen, die in der Ersten nicht zum Einsatz kommen. Wir haben ja auch eine sehr junge A-Mannschaft, somit werden wir einige Spieler der Ersten in die Amateurmannschaft einbauen und auch umgekehrt. Meister werden ist aber in jeder Liga schwer, Mannsdorf und Absdorf zB sind schwer zu besiegen, haben sehr viel Erfahrung.

Cube: wir haben ja leider keine akademie ( die wurde uns wie ich gehört habe ja nicht genehmigt)! ist das ein großer nachteil? hat man nicht bedenken das junge spieler richtung mattersburg gehen?
Peter Stöger: Die Gefahr, dass Spieler davonlaufen hast du in Mattersburg genauso wie in Wiener Neustadt. Wenn Rapid ruft, wenn Austria ruft… da sind dir die Hände gebunden. In einer Akademie wird sehr viel Aufwand betrieben, aber der Status einer Akademie ist nicht so wichtig, so lange man Leute hat, die gut mit dem Nachwuchs arbeiten. Wir haben Schulkooperationen und ähnliches, wenn da gut gearbeitet wird, ist das in Ordnung. Ist etwa beim GAK genauso. Es geht nur um die Umsetzung.

Capo: Wo siehst du die Stärken aber auch Schwächen in deiner neuen Mannschaft?
Peter Stöger: Die Stärken sind, dass wir eine junge Mannschaft haben, wo sich viele Spieler etablieren wollen. Das könnte aber auch eine Schwäche sein. Dass es etwa zu Überforderungen kommt. Zum Unterschied zu den letzten Saisonen haben wir eine neue Situation, es kann sein, dass wir in einen Abstiegskampf geraten und viele Spieler, die wir geholt haben, haben vorher eher oben mitgespielt als gegen den Abstieg. Es ist eine neue Situation und kann daher durchaus schwer werden.

Eläkeläiset: Im ersten „ASB Trifft“ mit dir hast du geschrieben, dass du selbst im ASB mitliest. In welcher Regelmäßigkeit, in welchen Channels und vor allem mit welchen Beweggrund machst du das? Liegt es daran, dass hier der Fußballfan direkt das Geschehen auf und um den Platz reflektiert?
Peter Stöger: Ich lese nicht alle Foren im Internet, im ASB lese ich mehr. Ich habe im ASB die Möglichkeit mehr zu erfahren, als in einem Vereinsforum. Ein Blick in die Vereinsforen schadet nicht, um sich eine Grundtendenz zu holen, aber vereinsübergreifend ist wertvoller. Ich schaue normalerweise einmal wöchentlich die Foren durch.

broiler80: Wie lange hast du vor, in Wiener Neustadt das Traineramt auszuüben? Ist es eine längerfristige Sache von dir aus gesehn, oder ist Wiener Neustadt für dich so ne Art Zwischenstation?
Peter Stöger: Ich habe einen Zweijahresvertrag unterschrieben und das soll ein Zeichen sein, dass es nachhaltig sein soll. Das erste Jahr ist von Magna finanziert, das zweite Jahr nicht. Der Verein will mich also durchaus länger haben, dass ich hier etwas installieren kann, was Bestand hat. Für mich ist es hier eine Supersituation, es ist eine interessante und schwere Aufgabe, daher denke ich momentan nicht über anderes nach. Aber für mich wie auch meine Spieler gilt: Neustadt soll nicht die letzte Station sein.

Tukan: Lieber Peter, mich würde echt brennend interressieren, was du an den Mathias Lindner findest? Für mich ist er absolut nicht Bundesligatauglich und Fehl am Platz eines Bundesligisten. warum spielt er immer(zumindest in der Vorbereitung)?
Peter Stöger: Wenn man es als Mannschaft schafft, ihn in einen gefährlichen Bereich vors Tor bringt, ist er sehr kaltschnäuzig und gefährlich. Das gilt auch für Friesenbichler, Ciftci, Prskalo, Helly… Wir müssen mehr dafür tun, dass wir das schaffen, wir kriegen eben nicht viele Möglichkeiten, aber wir arbeiten dafür, dass sich das ändert. Er hat auch in Mattersburg in der Bundesliga schon getroffen, das kann er auch bei uns,

MD9: Was hältst du von Fitnesstraining alá Felix Magath? Siehst du dich eher auf dieser Seite oder auf jener Seite, wo ziemlich jede Übung mit Ball (Fußball, nicht Medizinball ;)) durchgeführt wird?
Peter Stöger: 90% mit Ball ist meines. Manches geht nur ohne. Aber ob er wirklich der „Quälix“ ist, kann ich schwer beurteilen, dafür müsste ich zum Beispiel eine Vorbereitung mit ihm ansehen.

MD9: Mit Nikon El Maestro habt ihr einen jungen Spieler geholt, der einst als „Wunderkind“ bekannt war. Was hältst du von ihm, wie hat er sich in seinen ersten Wochen in Wiener Neustadt präsentiert? Hat er das Zeug sich in der Bundesliga durchzusetzen?
Peter Stöger: Er präsentierte sich gut, seine technischen Möglichkeiten sind sehr gut entwickelt, körperlich hat er für den Erwachsenenfußball Aufholbedarf. Für uns als Trainerteam ist es reizvoll ihm eine Möglichkeit zu geben, sich zu entwickeln. Quasi eine ganz normale Möglichkeit im Erwachsenenfußball Fuß zu fassen. Ihn begleiten und beschäftigen (und ich denke blockieren) die vielen Geschichten, die es schon lange gibt, aber er soll sich in Ruhe entwickeln dürfen. Er ist jedenfalls sehr motiviert seine Schwächen auszumerzen (Zweikampf, Körperliches), er ist ein ruhiger, freundlicher Typ, passt charakterlich zu uns gut rein. Er ist jetzt nicht mehr das Wunderkind, sondern Spieler einer Profimannschaft, es muss Normalität in seiner Karriere einkehren.

MD9: Wen siehst du als Abstiegskandidat #1 für die neue Saison?
Peter Stöger: Es gibt viele Klubs die Probleme bekommen könnten. Alles von Innsbruck abwärts, wenn man so will. Es werden Kleinigkeiten ausschlaggebend sein, Verletzungspech, ein bisschen Glück… es wird nicht so klar sein wie letztes Jahr.

AxxL: Und würde eine Erweiterung der Liga auf z.B.: 16 Vereine deiner Meinung nach einen Sinn machen?
Peter Stöger: Wenn wir Letzter werden, wäre ich schwer dafür 😀
Zehn Vereine oben sind schon ok. In der zweiten Liga wären die 10 zu hinterfragen, da sind 16 Klubs und direkter Aufstieg aus den Regionalligen sicher besser.

DieVamummTn: Welche Rolle wird Prskalo in deinen Planungen einnehmen?
Peter Stöger: Er ist ein junger Perspektivstürmer, ein zentraler Stürmer, könnte sich neben Friesenbichler entwickeln. Ich habe ihn schon länger beobachtet, er hat im Frühjahr bei den Juniors sehr gut gespielt, sie wollten ihn auch behalten, aber er sah bei Red Bull keine Möglichkeit in die Erste zu kommen, daher sind wir froh, dass wir ihn bekommen haben.

Breitseite: Es wird oft, vor allem von den Fans, kritisiert, dass die heimischen Medien irgendwie zu „verhabert“ mit den Personen des Profi-Fussballs (auch zu Personen anderer Sparten) sind und so der ganze Journalismus eigentlich ad absurdum geführt wird. Jetzt bist du lange Zeit genau in beiden Bereichen gewesen, quasi dazwischen gestanden. Wie schwer empfandest du es bei manchen Analysen, oder Artikeln wirklich offen auch evtl. Freunde oder gute Bekannte zu kritisieren? Dachtest du oft, oder eben manchmal, eigentlich MÜSSTE ich jetzt DAS oder DAS sagen/schreiben, hast dann aber eine “ zu diplomatische“ Wortwahl getroffen (ich weiß, dass man einfach nicht immer wirklich sagen kann, was man denkt)?
Peter Stöger: Über mich kann man vieles sagen, aber in diese Gruppe kann man mich wohl nicht einordnen. Ich war immer vorsichtig mit der Kritik an Trainern, weil man als Trainer von vielen Mechanismen beeinflusst werden kann, wofür man manchmal nichts kann. Was Strukturen oder Kritik an Spielern angeht, habe und werde ich mich sicher nicht zurückhalten. Nur eben Trainern bin ich vorsichtig.

Breitseite: Was hat dich einfach am meisten gereizt am Posten in Wiener Neustadt (einfach wieder Bundesliga; kleines Umfeld, sehr begrenzte Mittel -> zu einem Neustart und Aufbau beitragen; viele Junge rauszubringen; endlich eine Euphorie in der Region zu entfachen,etc.. ) bzw. welche „Kleinigkeiten“ spielen dabei auch noch ein Rolle (vl. näher bei der Familie, etc.)?
Peter Stöger: Bingo, das alles war es 😀
Dazu noch der persönliche Draht zum Präsidenten, den ich schon sehr lange kenne und den ich bei seinem Vorhaben in Neustadt unterstützen will. Die Nähe zur Familie ist nicht wirklich der große Reiz, ich hatte in Graz auch eine tolle Zeit.

Breitseite: Was sagst du dazu, dass bald das alte Rapid-Erfolgsteam fast alle Bundesligatrainer stellt 😉 ?
Peter Stöger: Man könnte auch sagen: Es sind zwei Rapidler mit Kühbauer und Schöttel, und mit Kogler und mir zwei Austrianer 😉
Ist alles Ansichtssache. Es ist halt eine neue Trainergeneration. In zehn Jahren sind wir eh schon die alten Deppen und die Neuen kommen nach. Aber es ist schon witzig gegen ehemalige Kollegen zu spielen!

ElOdin: Hat man nicht noch auf ein bis zwei weitere Verstärkungen aus Hannover gehofft?
Peter Stöger: Willi Evseev muss man jetzt mal so aufbauen, dass es für uns, Hannover und Willi Sinn macht. Wenn das hinhaut, kann sich schon noch was weiteres entwickeln. Wir haben einen recht breiten Kader für unsere Möglichkeiten, vorerst passt das aber eh so. Hannover ist noch Zukunftsmusik.

ufo05: Wie ist deine jetztige Arbeit verglichen zu der beim GAK und bei der Austria?
Peter Stöger: In der Trainertätigkeit ist es immer ähnlich. Die Mannschaften können halt andere Dinge, auf was man sich im Training adaptieren muss. Bei der Austria hatte ich ca. 15 Teamspieler, da muss man mit den Leuten anders umgehen als in Wiener Neustadt oder beim GAK, wo ich eine sehr junge Truppe hatte. Beim GAK war ich für die Jungs quasi Entwicklungshelfer und Vertrauensmann. Bei Neustadt ist es eine Mischform aus diesen beiden Facetten. Die Unterschiede liegen im Umgang mit den Spielern, die Trainingsformen werden überall einfach so professionell gemacht wie möglich.

ufo05: Wer war als Trainer der, der dich wohl am meisten geprägt hat?
Peter Stöger: Gibt eigentlich keinen, der mich so geprägt hat, dass ich sein Trainingsprogramm oder ähnliches übernehmen würde. Jeder hatte seine Vorzüge und seine Nachteile, im Training und im Umgang mit den Spielern.

Platon: Wenn Sie sich fünf verschiedenen Bundesliga-Mannschaften einen Kicker aussuchen dürfen, der diese Saison bei ihnen spielt – welche Spieler würden sie nehmen?
Peter Stöger: Nicht so einfach. Qualität haben viele, es geht auch um Kicker, die ich selbst gerne mag. Und da fällt es schon sehr schwer, wen ich mir aussuchen würde. Von Salzburg würde ich den Roman Wallner nehmen, den Junuzovic würde sich wohl jeder nehmen, in Ried gefällt mir der Royer gut, ein starker Spieler mit Perspektive. Von Sturm am ehesten Roman Kienast, der sich super weiterentwickelt hat, nur weiß ich nicht, ob er spielen würde, wenn wir eh den Friesi haben 😀
Bei Rapid gäbe es einige, den Hofmann würde jeder nehmen, würde natürlich auch Salihi nehmen (aber dann hätten wir zu viele Stürmer 😉 ), aber auch in Innsbruck oder in Kapfenberg. Wie gesagt, sehr schwer zu sagen!

Platon: Gibt es bei Wiener Neustadt österreichische Spieler, denen Sie den Sprung in eine starke Liga zutrauen? Wenn ja, welche?
Peter Stöger: Wir haben so junge Spieler, die, wenn sie an sich arbeiten, auf jeden Fall einen solchen Sprung machen können. Gibt bei einigen noch viel Luft nach oben! Gibt viele, vielleicht sogar der Siebenhandl als Tormann (wenn er noch ein, zwei Goal macht 😀 )

Platon: Gab es zu Ihrer aktiven Zeit einen Gegenspieler in der österreichischen Bundesliga, vor dem Sie ein wenig Angst bzw zumindest gehörigen Respekt gehabt haben?
Peter Stöger: Mein aktueller Co-Trainer, vorm Schmid habe ich mich immer gefürchtet 😀

Diskussion zum Interview

Daniel Mandl | Stefan Karger, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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