Philipp Huspek ab Sommer Rapidler: Darum passt der Flügelspieler zu Grün-Weiß
Bundesliga 25.Januar.2015 Alexander Semeliker 0
Während andernorts in der tipico Bundesliga eifrig am Transferkarussell gedreht wird, verläuft die Wintertransferzeit beim SK Rapid Wien weitestgehend ruhig. Neuzugänge für die Frühjahrssaison schloss Sportdirektor Andreas Müller bereits früh aus. Dennoch tätigten die Hütteldorfer einen vielversprechenden Transfer.
Nach der Herbstsaison sah vieles danach aus, dass Philipp Huspek zum FC Ingolstadt in die zweite deutsche Bundesliga wechseln würde. Im Laufe des Winters wurden diese Gerüchte allerdings leiser und so konnte Rapid im zweiten Anlauf den Flügelspieler vom SV Grödig loseisen und sich ab kommenden Sommer seine Dienste sichern. Warum der 23-Jährige gut zum Spiel des Rekordmeisters passt, sehen wir uns in diesem Artikel an.
Geringe Dichte auf den Flügelpositionen
Qualitativ muss sich die Mannschaft des SK Rapid auf den ersten dreizehn, vierzehn Kaderplätzen vor niemanden verstecken, wie beispielsweise der 2:1-Auswärtssieg bei Red Bull Salzburg am Ende der Herbstsaison zeigte. Anders sieht es bei der Kadertiefe aus. Während man in der Mozartstadt oder auch bei der Wiener Austria die meisten Positionen doppelt besetzt hat, könnten zwei, drei Verletzungen bei den Grün-Weißen weitreichende negative Folgen haben. Andererseits hatte die geringe Leistungsdichte im Kader auch Auswirkungen auf die Konstanz im Herbst.
Ein Beispiel dafür sind die offensiven Außenbahnen, wo man im Sommer zugegebenermaßen auch empfindliche Abgänge hatte. Links holten die Hütteldorfer mit Florian Kainz einen sehr soliden Bundesligaspieler, der sich von Beginn an gut einfügte und zum Leistungsträger wurde. Die Leistungen des 22-Jährigen schwankten kaum, er sorgte mit seiner individuellen Qualität immer wieder für Durchbrüche und hält nach 18 Einsätzen bei drei Toren sowie vier Vorlagen.
Rechts spielte mit Louis Schaub eines der größten Talente der Liga, das jedoch – im Gegensatz zu seinem Gegenüber – sein Potenzial nur unregelmäßig abrufen konnte. Einerseits sah man von ihm in manchen Spielen seine schwer zu verteidigen Diagonaldribblings, andererseits tauchte er in anderen komplett unter. Bei etwa gleicher Einsatzzeit wie Kainz kommt der 20-Jährige auf ein Tor und zwei Vorlagen weniger. Ansonsten sieht das Statistikprofil der beiden weitestgehend gleich aus, wie die obige Grafik zeigt. Während Kainz hinsichtlich der Scorerpunkte effektiver war, verzeichnete Schaub mehr Balleroberungen.
Direkte Alternativen hatte Trainer Zoran Barisic quasi keine, sodass er, wenn er rotierte, meist mit Steffen Hofmann den Zehner auf die Seite zog und von seinem verhältnismäßig großen Angebot an Zentrumsspielern Gebrauch machte, indem er Stefan Schwab oder Dominik Wydra nach vorne schob und einen weiteren Sechser bzw. Achter von der Bank brachte. Der einzige verfügbare nominelle Flügelspieler war mit Philipp Schobesberger ein unerfahrener Sommerneuzugang.
Der 21-Jährige machte seine Sache den Umständen entsprechend keineswegs schlecht, fällt im Vergleich zu ersten Optionen andernorts aber ab. In der obigen Grafik sieht man zum Beispiel einen Vergleich mit Alexander Gorgon, der bei der Wiener Austria der Flügelspieler mit den drittmeisten Einsatzminuten im Herbst war.
Aggressiver und vielseitiger Flügelspieler
Mit Huspek tätigten die Verantwortlichen Rapids nun einen logischen Transfer, der jedoch keinesfalls als negativ zu bewerten ist – wie einige andere in der Vergangenheit, zumal er keine Ablöse kostet. Der 23-Jährige könnte aber nicht nur hinsichtlich der Kaderbreite eine Verstärkung für die Wiener sein, sondern bringt auch Qualitäten mit, die man in dieser Form weder bei Kainz noch bei Schaub im Herbst sah. Welche das sind lässt sich anhand der Statistikwerte ableiten.
Das Profil von Huspek wirkt gewissermaßen wie eine Überlagerung jener seiner zukünftigen Kollegen. Mit 3,20 Torschussbeteiligungen pro 90 Minuten liegt er beispielsweise knapp hinter Kainz (3,30), aber vor Schaub (2,74). Ähnlich sieht es bei den Scorerpunkten aus: Kainz (0,45 pro 90 Minuten) vor Huspek (0,41) und Schaub (0,26). Letzterer ist hingegen mit einer Passquote von 76% der statistisch sicherste Passspieler aus dem Trio (Kainz 72,7% und Huspek 68,8%).
Dass der Noch-Grödiger in dieser Kategorie so schlecht wegkommt, dürfte aber auch am Spielstil der Salzburger liegen. Während man bei Rapid oft den sicheren Pass spielt und den Ball halten will, versuchen es die Grödiger immer wieder mit riskanten Vertikalpässen. Dass Huspek die beiden Rapid-Flügel bei den Balleroberungsstatistiken abhängt, ist ebenfalls passend zum Stil der Grödiger. Pro 90 Minuten Einsatzzeit eroberte er im Herbst 4,32 Bälle und liegt damit klar vor Schaub (3,58) und Kainz (2,33).
Mit seiner direkten und aggressiven Spielweise erinnert Huspek zudem auch an Ümit Korkmaz, der beim letzten Meistertitel eine tragende Rolle am Flügel spielte. Der Spielstil der Rapidler war damals aber ein etwas anderer: sie agierten weniger ballbesitzorientiert, sondern spielten vielmehr einen überfallsartigen Fußball. Dieses Bestreben dürften die Hütteldorfer zwar noch immer haben, aufgrund einiger Faktoren können sie es aber nicht mehr durchsetzen, sondern sind gezwungen, das Spiel selbst zu machen.
Freiheiten in der Philosophiewahl
Barisic betont immer wieder, dass er ein schnelles Umschaltspiel bevorzuge; tatsächlich wirkten die Spiele unter seiner Leitung jedoch meist wenig spektakulär. Man hatte den Eindruck, dass Rapid aufgrund der Gegebenheiten – tiefstehender Gegner, viel eigener Ballbesitz – erst gar nicht versuchte Gegenpressingsituationen zu kreieren. Während sich im internationalen Spitzenfußball der „geplante Fehlpass“, wie es Frank Wormuth, Leiter der DFB-Fußballlehrerausbildung, nennt, als taktisches Mittel etablieren könnte, hat es den Anschein, dass bei Rapid jeder Fehlpass kritisch gesehen wird.
Andererseits offenbarte der SK Rapid im Spiel gegen den Ball auch immer wieder gruppentaktische Schwächen. Im Schnitt verzeichneten sie erst nach 8,75 Pässen des Gegners eine Balleroberung – Platz fünf in dieser Rangliste. Das Problem im Pressing war aber weniger die Aggressivität in Ballnähe, sondern die fehlende Absicherung, insbesondere durch die Innenverteidiger. Gelang es dem Gegner sich vom ersten Druck zu lösen konnte er einfach mit Tempo auf die Abwehr zu laufen.
Mit Huspek bekommt Rapid nun einerseits einen Spieler, der in Ballnähe wohl noch mehr Druck und lokalen Zugriff erzeugen könnte, andererseits aber auch für mehr Penetration und Flexibilität im Kombinationsspiel sorgen könnte. Seine Läufe sind nicht so eindimensional wie jene von Kainz, der meist linear agiert, und Schaub, der hauptsächlich zu Mitte zieht. Egal also, ob Barisic dem ballbesitzorientieren Stil treu bleibt oder auf das von ihm propagierte Umschaltspiel wechselt, Huspek dürfte sich bei den Grün-Weißen schnell zurechtfinden.
Alexander Semeliker, abseits.at | Statistikdaten by Opta
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