Der WAC konnte sich auswärts wichtige drei Punkte holen und die Negativspirale des SK Rapid dreht sich in der Liga somit weiter nach unten.... Prosenik als Goldtorschütze: Rapid beißt sich an kompaktem WAC die Zähne aus

_Philipp Prosenik - SK Rapid Wien

Der WAC konnte sich auswärts wichtige drei Punkte holen und die Negativspirale des SK Rapid dreht sich in der Liga somit weiter nach unten.

Hohes Rapid- Pressing

Im 4-4-1-1-1/4-4-2-Mittelfeldpressing agierten die Gastgeber situativ sehr intensiv und versuchten Rückpässe des WAC im Sprint zu verfolgen. Oft schob ein Flügelstürmer ebenfalls nach vorne, sodass es zu 4-3-3 Staffelungen kam. Aufgrund der Aufbauschwäche der Kärntner schaffte man es fast ohne Probleme die Gäste vom Zentrum wegzuhalten und oftmals Ballgewinne oder hohe Pässe der Wolfsberger zu provozieren. Diese Ballgewinne durchs Pressing waren auch die Hauptmöglichkeit für die Mannen von Mike Büskens zu Angriffen zu kommen, da man aus dem eigenen Aufbau nichts wirklich zustande brachte.

Rapids mühseliger Aufbau 

Im Aufbau versuchten die Rapidler ohne Abkippen auszukommen, um mehr Präsenz im Mittelfeldzentrum zu haben. Deswegen sollten Schösswendtner und Sonnleitner weit auffächern. Dies geschah jedoch nicht immer, die Innenverteidiger standen bisweilen zu eng aneinander, was ungünstige Passwinkel ergab. Pässe zu den Außenverteidigern kamen zu oft in den falschen Fuß, weshalb die Körperposition nicht optimal für den Ballvortrag war und deswegen war ebenjener auch nicht einfach auszuführen. Situativ bildete man eine verschobene Dreierkette, tat dies jedoch nicht dauernd.

Durch die Achter-artigen Rollen von Schaub und Szanto nahmen die Wiener immer 4-3-3 Staffelungen an. Das Dreieck im Mittelfeld sollte dabei helfen das Zentrum und die Mitte zu überladen, was jedoch aufgrund des zu selten erfolgenden Ballvortrages zu Beginn nicht viel Wirkung zeigte. Konnten sich die Rapidler jedoch mal nach vorne frei spielen, dann waren flüssige Kombinationen gut möglich.

WACs simples Angriffsspiel

Der WAC agierte im Aufbau gewohnt flügellastig. Zwar kippte Tschernegg situativ ab, um gegen das Pressing des SCR anzukommen, jedoch tat man dies auf eine Art und Weise, aufgrund derer sich kaum Staffelungsänderungen hervortaten. Die Anbindung ins Zentrum fand man zwar teilweise, jedoch  meist nur um wieder nach hinten prallen zu lassen. Man fand den „freien Mann“ im Positionsspiel nicht, weshalb man oft auch hoch auf die Flügel spielen und sich auf die Sprints von Nutz und Jacobo verlassen musste.

Zudem war der Fokus auf das Spiel um den zweite Ball deutlich erkennbar, aggressives Gegenpressing wurde nach jedem hohen Ball praktiziert und so konnte man auch immer wieder Angriffe zumindest ansatzweise starten, wenngleich auch eher selten und ineffizient.

Kompakte Kärntner

Im 4-4-2-Mittelfeldpressing wollte der WAC die Verbindungen in den Sechserraum kappen. Dafür wurde Grahovac stets von beiden Stürmern bewacht und abgedeckt. In der teils verschobenen Dreierkette der Rapidler im Aufbau wurde, wenn der Ball auf den Flügel gespielt wurde, aggressiv angesprintet.

Wurde ein Rückpass gespielt dann wurde dieser verfolgt, oft stachen auch die Flügelstürmer nach vorne, während die Sechser mit aufrückten und die Mitte sicherten. So verhinderte man saubere Aufbauszenen der Wiener, die sich oft nur mit hohen Bällen oder Pässen entlang der Flügel zu helfen wusste.

Pressingstarke Wolfsberger

Die Kärntner Gäste waren gegen den Ball sehr gut organisiert und störten den Aufbau des SCR gut, sodass diese kaum effektiv nach vorne kamen. Man ließ die Wiener zwar in der ersten Linie zirkulieren, stellte jedoch vertikale Optionen in die Halbräume und ins Zentrum zu. Man wartete geduldig auf Pressingtrigger, wie zum Beispiel schwach gespielte Pässe, schlechte Körperposition und Rückpässe.

Nach Ballgewinnen versuchte man selbst schnell umzuschalten, was jedoch selten sauber gelang. Die Kärntner Stärke liegt definitiv noch nicht im Spiel mit dem Ball, zu oft schlug man ungenaue Bälle nach vorne oder die Linie am Flügel entlang.

Kreativdreieck der Rapidler am gefährlichsten

Rapid war dennoch die Mannschaft mit den besseren Chancen. Denn durch das eigene Pressing schaffte man es öfter Ballgewinne zu erzielen und nun ohne Spielaufbau von hinten Angriffe zu starten. Durch ein hohes Maß an Kreativität konnte man in höheren Zonen den Kärntnern immer wieder Probleme bereiten. Murg, Schaub und Jelic rotierten ständig und hielten sich auch nah zueinander auf, was Kombinationen erleichterte.

Vor allem Jelic konnte mit diagonalen Dribblings für gute Situationen sorgen, Schaub konnte ebenfalls immer wieder im rechten Halbraum durchbrechen und brachte zwei-, dreimal gefährliche Stanglpässe, die jedoch keinen Abnehmer fanden.

Mit fortlaufender Spielzeit fanden die Rapidler immer einfacher den Weg nach vorne, das Pressing der Kärntner war vor allem auf den Flügeln nicht mehr intensiv genug, weshalb sich die Gastgeber immer wieder durch kurze Dribblings und Folgeaktionen nach innen befreien konnten. So erspielte sich rapid eine gewisse Dominanz, die sich jedoch nicht in Tore ummünzen konnte, weshalb man mit einem 0:0 in die Pause ging.

WACs zweite Bälle als Schlüssel

Das sehr direkte Spiel des WAC mit hohen Bällen auf Zielspieler Prosenik wurde unterstützt durch intensives und kompaktes Gegenpressing auf die zweiten Bälle. Diese konnte man immer wieder gewinnen und so die Abwehr von belastenden Defensivaufgaben gegen ballbesitzdominante Rapidler entlasten.

Diese setzten sich zusehends in der Hälfte der Gäste fest, konnten jedoch nicht in absolut ideale Schusspositionen kommen, da der WAC den Zwischenlinienraum gut verengte. Dennoch schossen die Wiener oft aufs Tor, was einige Eckbälle zur Folge hatte. Zwei Mal konnte sich Dobnik hierbei auch auszeichnen, als er aus kurzer Distanz Torschüsse abwehrte.

Rapid genervt, Kärntner gehen in Führung

Die Hereinnahme von Joelinton ließ auf mehr Flanken schließen, welche dann auch kamen. Der Brasilianer konnte prompt auch als Wandspieler eine Chance vorbereiten. Die Kärntner entnervten die Rapidler jedoch weiterhin mit konsequenter Strafraumverteidigung und vielen gewonnenen zweiten Bällen. Selbst wenn diese nur in Out-Einwürfen endeten, bedeutete dies Zeit und Ballbesitz für den WAC.

Als Draufgabe gab es dann in der 75. Minute sogar das 1:0 für die Wolfsberger, als diese per Freistoß in Führung ging. Offenbachers Stolperer vor dem direkten Freistoß schien einstudiert, Strebinger blockte den ursprünglichen Schuss ab, Prosenik verwertete jedoch den Abpraller. Die Hütteldorfer konnten diese Führung nicht mehr ausgleichen und die Kärntner fuhren mit drei Punkten nach Hause – was am nächsten Tag die Beurlaubung von Mike Büskens und Andreas Müller zur Folge hatte.

Fazit

Mit starkem Pressing in der ersten Halbzeit ließen die Kärntner den Aufbau Rapids stocken. Mit fortlaufender Spieldauer konnten die Gastgeber jedoch mehr Dominanz in des Gegners Hälfte erspielen, die Chancen die man hatte jedoch nicht nutzen. Zudem waren die erspielten Chancen nie zwingend genug. Der WAC konnte durch gezieltes Spiel mit hohen Bällen immer wieder seine eigene Abwehr entlasten und war dann beim Freistoß von Offenbacher zum richtigen Zeitpunkt eiskalt.

David Goigitzer, abseits.at

David Goigitzer

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