Qualität statt Quantität: Red Bull Salzburgs Plan gegen Rieds Defensive
Bundesliga 16.April.2016 Alexander Semeliker 0
Zum Auftakt der 31. Bundesligarunde holte Red Bull Salzburg daheim gegen die SV Ried drei Punkte. Obwohl das Spiel für die meisten Zuschauer wohl kein besonderer Leckerbissen war, war aus taktischer Sicht vor allem die Einstellung der Mozartstädter auf das System der Gäste Interessent. Mit diesem Aspekt wollen wir uns in diesem Artikel beschäftigen.
Die Tore beim 2:1-Sieg der Salzburger mögen zwar spektakulär gewesen sein, waren aber hauptsächlich das Ergebnis von individuellen Fähigkeiten bzw. Fehlern. Die wenigen hochkarätigen Chancen, die sich die Gastgeber herausspielten, gaben hingegen eher Aufschluss über die Idee, mit der sie wohl in die Partie gegangen sind.
Garcia zaubert Damari aus dem Hut
Schon vor dem Anpfiff rieben sich einige wohl verwundert die Augen, denn Bullen-Coach Oscar Garcia stellte Omer Damari auf – der erste Einsatz seit Runde 22. Damals spielte man ebenfalls gegen die SV Ried. Zufall? Kann sein. Möglicherweise war aber auch die Spielweise des Israelis entscheidend dafür. Damaris Aktionsradius beschränkt sich zwar auf das Angriffszentrum, bewegt sich dort aber außerordentlich gut und ist so ständig an gefährlichen Aktionen direkt beteiligt.
Die Rieder spielten nominell in einer 3-4-1-2-Grundordnung, die aber in der Defensive meist in ein 5-4-1 überging, bei dem der rechte Mittelfeldspieler ab und zu etwas höher als seine Nebenleute stand. Die Formation der Salzburger wich vom zu Beginn gezeigten 4-4-2 zuweilen sehr stark ab. Naby Keita und Valon Berisha agierten wie gewohnt sehr flexibel. Rechtsverteidiger Stefan Lainer spielte vor allem in Halbzeit eins wesentlich höher als Andreas Ulmer links. Jonathan Soriano ergänzte Damari im Sturm durch gelegentliches Ausweichen und Zurückfallen.
Schnell hinter die Abwehr spielen
Warum passen nun Damaris Eigenschaften so gut zum Rieder Spielsystem? Da die Innviertler mit einer Dreierkette spielen und Salzburgs offensive Mittelfeldspieler sehr dynamisch nach vorne stießen, standen die Abwehrspieler der Gäste immer wieder vor heiklen Entscheidungen. So gab es, wenn sie sich zu konservativ verhielten, entweder eine „unnötige“ Überzahl oder, wenn sie antizipativ handelten, eine gefährliche Gleichzahlsituation. In der ersten Hälfte hätte dies beinahe ein Gegentor zur Folge.
Einerseits sieht man hier die oben erwähnte Tatsache, dass Lainer höher spielte als Ulmer. Der Rechtsverteidiger läuft den Raum an, den das Herausrücken des linken Halbverteidigers öffnet. Im Zentrum kommt es in der Folge zu einem Ablauf, der seit Jahren zum Standardrepertoire der Salzburger gehört. Ein Stürmer – hier Soriano – kommt dem Ballführenden entgegen, der andere – hier Damari läuft in die Tiefe und wird durch einen Direktpass eingesetzt.
Weil Damari sich eben derartig gut in der Gefahrenzone bewegen kann, sind die Gegner dementsprechend bemüht, nicht Gleichzahlsituationen mit dem 27-Jährigen zu kommen. Auch die Rieder agierten meist konservativer und stellten alle drei Innenverteidiger für ihn ab. Das bedeutete andererseits jedoch, dass in anderen Zonen möglicherweise ein Spieler fehlte.
Qualität statt Quantität
Insbesondere weil sich die übrigen Offensivspieler Salzburgs meist zwischen den gegnerischen Zuordnungsbereichen positionierten, war das aus Rieder Sicht ein Problem und sorgte dafür, dass man kaum Zugriff hatte. So konnte die Garcia-Elf selbst trotz lokaler Unterzahl mit Tempo in die Tiefe spielen. In der obigen Szene gab es beispielsweise eine acht-zu-fünf-Stellung zugunsten der Gäste, dennoch kam Salzburg zu einem gefährlichen Abschluss. Ein weiteres Beispiel zeigt die nachfolgende Situation.
Wieder besetzt ein Salzburger – diesmal ist es Keita – den Zwischenlinienraum vor der Abwehr. Der zentrale Verteidiger der Rieder muss rausrücken, öffnet dadurch den Raum in die Tiefe. Der Guineer kann dank seiner überaus starken Technik mit dem ersten Ballkontakt auf Damari weiterleiten. Auch hier stehen die Rieder in Überzahl, die aber aufgrund der guten Staffelung der Salzburger komplett wirkungslos ist.
Die breiten Stellungen von Lainer und Soriano seien an dieser Stelle besonders herausgehoben. Sie positionieren sich nämlich so, dass Rieds Halbverteidiger nicht mit voller Konsequenz auf den in die Tiefe startenden Damari gehen. Würden sie das tun, würde das Salzburg ebenfalls in die Karten spielen. Lainer und Soriano würden zwar nicht vollkommen alleine stehen, sie hätten aber ein sehr gutes Sichtfeld, den etwaigen Gegenspieler „nur“ im Rücken und könnten dadurch die Spieldynamik weiter hoch halten.
Durch die guten Positionierungen der Offensivspieler zwischen den Rieder Positionen konnte man in weiterer Folge auch eine bessere Konterabsicherung gewährleisten, da man nicht mit so vielen Spielern angreifen musste. Dass das allerdings nicht vor individuellen Fehlern schützt, zeigte das Tor zum 1:1.
Alexander Semeliker, abseits.at
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Alexander Semeliker
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